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1 1/2 Jahrhunderte
Grafitbergbau
in Mühldorf    
von Ing. Alois Reifmüller

Teil 2 (Seite 3 bis Seite 7)

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Die Graphitgewinnung war seither von einer Belehnun durch die Bergbehörde, das heißt, durch den Staat abhängig. Die bisherigen Gräbereien der Grundbesitzer nach Graphit waren damit beendet und das Mineral konnte auf Grund des Gesetzes fachmännisch und unter behördlicher Aufsicht gewonnen werden.

Der in der Natur gefundene Graphit ist fast immer durch eine Reihe von tauben Gestein und anderen Mineralien verunreinigt. Beim Verglühen bleiben diese Verunreinigungen als Asche zurück. Die Größe des Aschengehalts ist daher mitbestimmend für die Güte des Graphites.

Über die Entstehung des Graphites wurden im Laufe der Zeit mehrere Hypothesen aufgestellt. Heute gilt jedoch als sicher, daß alle Graphite organischen Ursprungs sind und durch die Umwandlung kohliger, bituminöser Beimengungen der Sedimente bei ihrer unter Einfluß von Druck und Temperaturen erfolgten Umprägung entstanden sind.

Manche Graphitarten, wie die von Ceylon, Madagaskar, Bayern, aber auch Fürholz bei Persenbeug, zeigen ein blätteriges, schuppiges Aussehen und diese silbrig glänzenden Blättchen bezeichnet man entsprechend ihrer Größe als Flocken oder Flinze. Ein anderes, nämlich dichtes, teilweise sogar erdiges Aussehen haben Graphite anderer Lagerstätten, denen auch die im niederösterreichischen Waldviertel vorkommenden Graphite zuzuordnen sind.

Rohgraphit      

Die Härte des Graphites ist eins ( nach Mohs ), die Dichte 2 - 2,3, die Farbe stahlgrau bis schwarz, der Strich grauschwarz und glänzend.


Rohgraphit
aus dem Richard - Stollen
bei 50 m Stollenlänge.

 

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Der Grafitbergbau in Mühldorf war einer der ältesten Bergbaubetriebe diese Art in unserem Lande. Es wurde nachweisbar von 1832 bis 1968, also 136 Jahre lang mehr oder weniger intensiv betrieben.

Das Grafitvorkommen, auf welchem der Berbau basierte, gehörte der grafitführenden Gebirgszone an, deren Gesteine in ihrer Aufeinanderfolge wechselnd sind, jedoch durchweg kristallinisches Gefüge erkennen lassen und die unter dem Namen Schiefergneise zusammengefaßt werden. Diese Scliefergneise erstrecken sich an der Donau beginnend durch das ganze Waldviertel in einer Breite von 15-20 km bis Drosendorf unJ weiterhin his Nordmähren. Sie werden von Quarziten, kristallinen Kalken und Amphiboliten (Hornblendefels) in fast parallelen Streifen durchzogen und der Graphit findet sich Beimengung vieler Gneise und Kalke und verursacht deren Graufärbung. Die Grafitbeimengung werden stellenweise so angereichert, ( 40 bis 60% C ) daß die Lager und Linsen als Rohgrafit angesprochen werden und abbauwürdig sind. ( siehe geologische Karte.)

Die Qualitdt des Grafites ist daher sehr großen Unterschieden unterworfen und hängt, wie bereits frührer erwähnt, von der Art und der Menge der Begleitgesteine und Mineralien ab. So sind beispielsweise die Rohgrafite in den tagnahen Partien meist weich, pyritfrei, dafür kalkhältig und haben einen größeren Gehalt an Kohlenstoff. Dies würde den Schluß rechtfertigen, daß die Rohgrafite primär von gleicher Qualität warn und im Bereich der oberen Zone durch Einfluß der Verwitterung, insbesondere des Pyrites, sozusagen eine natürliche Aufbereitun stattgefunden hat. Der unverwitterte Grafit der tieferen Lagerzonen zeigt durchwegs dichte, zum Teil gebänderte Struktur mit mehr oder weniger hohen Pyritgehalt.

Es ist weiters bemerkenswert, daß die Grafitlager sich immer in der Nachbarschaft der kristallinen Kalke finden.

 

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Geologische Karte

Geologische Karte, DIN A4.


 

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Das Grafitvorkommen von Mühldorf war sicher seit undenklichen Zeiten bekannt, da der Grafit hier vielfach zutage tritt (sogenannte Ausbisse) und durch die Färbung des Ackerbodens eine allbekannte Erscheinung ist; nachweisbar aber seit dem Jahre 1813.

In diesein Jahre hatte, wie Friedrich Reil im Jahre 1835 in seiner Abhandlung " Das Donauländchen " berichtet, ein Unternehmer namens Thym in Unterranna, angeregt durch das nahe Grafitlager, eine Schwarzgeschirrbrennerei angefangen, aber sehr bald wieder aufgegeeben. Andere nach ihm fanden den Grafit zu sandig, im Feuer leicht springbar und stellten daher ihre Versuche bald wieder ein. Es wurden damals nur geringe Mengen Rohgrafit gewonnen. Nach dem Produktionsausweis von Franz Friese wurden im Jahre 1827 von den Grafitgruben in Mühldorf 163 Centner (etwa 8 Tonnen) Rohgrafit gefördert.

Dagegen erregte Ranna im Jahre 1831 neue Lust zur Unternnehmung. Im Oktober dieses Jahres machte Franz Florel, Vorhäuer in Spitz, sich mit dem Bergverwalter Bernhardty in Thallern bei Krems dahin, um bei den brandhöfischen Dörfern Ötz und Amstall und in der Wegscheid neue Schächte abzuteufen.

Sie fanden Hoffnung zu reicher Ausbeute, sodaß Bernhardty um die Bergbauerlaubnis ansuchte. Vom k.k.österreichischen Berggericht in Steyr wurde er im Jahre 1832 mit dem Grubenmass "Bernhardty" in der Wegscheid, dem Grubenmass "Aloisius" in Ötz (Lindberg) und dem Grubenmass "Francisci" in Amstall belehnt.

Im Ansuchen um Verleihung des Grubenmasses "Bernhardty" in der Wegscheid wurde die Errichtung einer Grafitstampfe erwähnt und deren beiläufige Lage in der Skizze vermerkt. Sie sollte westlich des Hauses Ötz Nr.2 in der Weggcheid errichtet und, das für die Pochung erforderliche Wasser zum Betrieb der Stampfe einer nördlich des erwähnten Hauses befindlichen starken Quelle entnommen werden.

Zur Errichtung dieser Stampfe ist es jedoch nicht gekommen, da die Grubenmasse ein junger, tätiger Handelsmann in Wien namens Anton Kersa ankaufte. Dieser war gesonnen sein Vermögen an das Emporkommen einer inländischen Schwarzgeschirr- und Schmelztiegelfabrik zu setzen.

 

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Zu diesem Zwecke kaufte er von dem Pächter der Mollenburger Herrschaft namens Weidmann, den Platz und die Gebädereste des im Jahre 1782 aufgelassenen Paulanerklosters in Unterranna und errichtete eine Grafitstampfe (Pochwerk) mit sechs Stoßkolben, sowie andere zur Gewerkschaft gehörige Bauten.

Pochwerk      

Der Antrieb des Pochwerkes erfolgte durch ein vom Klosterbach hetriebenes unterschlächtiges Wasserrad. Er beschäftigte schon im Jahre 1832 über 30 Arbeiter, von denen die besten von Hafnerzell in Bayern waren und lieferte in kurzer Zeit das Geschirr von verschiedener Form und Bestimmung nach Wien bedeutend wohlfeiler, als das bisher aus dem Auslande bezogene.

Nach Blumenbach ( 1835 ) verfertigte Anton Kersa in seiner Fabrik in Unterranna Schmelztiegel bis 1500 Mark, feuerfeste Ziegel, Feuerrohre, Öfen, Büsten, Urnen und Vasen.

Kloster Unterranna

Altes Klostergebäude in Unterranna

Dieses Postkartenbild entspricht weitgehenst dem Bild in der Originalschrift.


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Diese Seite wurde am 20. November 2003 erstellt.