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1 1/2 Jahrhunderte
Grafitbergbau
in Mühldorf
von Ing. Alois Reifmüller

Teil 3 (Seite 8 bis Beilage zwischen den Seiten 11 und 12)


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Die Grafitgewinnung erfolgte damals ausschließlich im Bergbau in der Wegscheid sowohl im Tag- wie auch im Grubenbau. Man ging dabei immer den weicheren Grafitpatien nach, weil die härteren mit der vorhandenen Einrichtung nur schwer verarbeitet werden konnten. Überdies waren die weichen Grafite kohlenstoffreicher, was für die Herstellung von Schmelztiegeln besonders wichtig war. Auf die spätere Abbaumöglichkeit der Lagerstätte wurde wenig Rücksicht genommen.

Nach Plesser kam der Betrieb mit dem alten Klostergebäude im Jahre 1855 in den Besitz von Prau Friederike Höchsmann in Wien. Es ist anzunehmen, daß zu jener Zeit die Schwarzgeschirr- und Schmelztiegelfabrik nicht miehr in Betrielb war und die neue Besitzerin nur geringe Mengenn Rohgrafit fördern ließ. Der Grafitbergbau in Mühldorf brachte schon damals keinen Naturgrafit in Verkehr, sondern nur gestampfte Grafite, wie den Verwaltungsberichten der Berghauptmannschaft in St.Pölten zu entnehmen war.

Von Friedrike Höchsmann kam der Betrieb in Mühldorf an Johann Schekelberger, der ihn stillegte.

Im Jahre 1868 übernahm den Bergbau um einen kleinen Schuldbetrag der Sohn des Obersteigers Merz, der die Förderung wieder aufnahm, wobei ihm Bergingenier Holler behilflich war. Im Zuge der Schurfarbeiten, die zu jener Zeit von der Firma Dr. Haas & Comp. in Mähren und im Waldviertel betrieben wurden, stellte Ing. Rohata, der diese Schurfarbeiten leitete, fest, daß die Grafitlager in der Umgebung von Mühldorf zu den reichsten der grafitführenden Paragneiszone gehörte. Auf Grund dieser Erkehntnis wurde über Veranlassung vor. Ing. Rohata die "Österr. mähr. Grafitgewerkschaft" gegründet, die den Bergbaubesitz in Mühldorf ankaufte, mit der Absicht, die Grafitgewinrung zu forcieren und weiter auszubauen. Noch im Jahre 1870 begann man mit dem Bau einer neuen Aufbereitungsanlage unter der Leitung von Ing. Rohata. Als Betriebsstandort wählte man das Haus Mühldorf Nr. 2, die sogenannte Trenningsmühle.

 

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Im alten Mühlengebäude wurden Pochwerke mit insgesamt3o Stoßkolben aufgestellt. Sand- und Schlammabsetzkästen wurden gebaut und damit als Aufbereitungsmethode das Schlämmverfahren angewendet, das l00 Jahre in Gebrauch war, allerdings mit Einsatz modernerer Maschienen. Außerdem wurde ein Plantrockenofen (auch Schwefelofen genannt) mit einer Arbeitsfläche von etwa 5o mē und einem Rundschornstein mit einer Höhe von 12 m sowie Dörrbänke errichtet. Zur Beheizung des Trockenherdes wurde klafterlanges Scheitholz verwendet. Die Dörrböden hatten ein Ausmaß von 4 x 4 Meter. Sie waren zumeist mit Rädern sehen, die auf Schienen liefen. Dadurch konnten sie bei Schönwetter leicht aus dem Schuppen geschoben werden und bei Schlechtwettereinbruch wieder zurückgeholt werden. Der in den Absetzkästen abglesetzte und soweit dies möglich war eingedickte Grafitschlamm wurde mit Schöpfpfannen auf die Dörrböden oder auf die Herdplatten gebracht (wie es hieß "gebatzelt") und dort solange belassen, bis das Wasser abgedampft und der Grafit trocken war. Zur Beschleunigung der Trocknung wurde der Grafit mehrmals umgeschaufelt, d.h. gewendet.

Raffinerie 1902

Raffinerie der Mühldorfer Grafitwerke
Bild aus dem Jahre 1902

 

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Zum Antrieb der Pochwrke wurde das oberschlächtige Wasserrad der ehemaligen Mühle benützt. Diese Anlage ist in Jahre 1873 in Betrieb genommen worden.

Die Jahreserzeugung an Raffinadegrafit betrug in den ersten Jahren 500 - 700 Tonnen pro Jahr.

Seit 1874 war der Bergingenieur Ernst Vergani als Werkleiter beim Unternehmen tätig. Laut Kaufvertrag vom 22. XI. 1882 kam die Liegenschaft Mühldorf Haus Nr 1 und 2, somit das ganze Unternehmen in seinen Besitz. Es scheint dies ein sehr dynamischer Herr gewesen zu sein. Die Grafitlagerstätte in der Wegscheid wurde durch ihn weitgehendst aufgeschlossen, was besonders durch den Vortrieb des Erbstollens geschah, der 120 m in elliptischer Ausmauerung steht.

Schmeltiegel
Schmelztiegel von Ranna
     

Er nahm in Unterranna die Schmelztiegelerzeugung wieder auf und erweiterte diesen Betrieb durch ein Reißbleifabrik. Vergani wirkte aber auch im öffentlichen Leben Mühldorf,s bestimment mit. Er war jahrelang Bürgermeister der Marktgemeinde und Reichsratabgeordneter,sowie Herausgeber des "Deutschen Volksblattes". Die Errichtung der Raiffeisenkasse in Mühldorf, der ersten der österr. ungar. Monarchie war durch seine Initiative zustande gekommen.

Wegen seiner politischen Tätigkeit war Vergani mancherlei Anfeindungen ausgesetzt. Er war gezwungen einen für ihn sehr kostspieligen Prozess zu führen (die Überlieferung spricht von 8000 Gulden) und die Nichtanerkennung seiner Tätigkeit für den Ort, verleidete ihm anscheinend Mühldorf.

Er stellte den Betrieb in Unterranna ein, vertauschte das Unternehmen laut Vertrag vom 9. IX. 1897 an den Wiener Architekten Adolf Jäger und verließ Mühldorf.

 

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Der neue Besitzer führte den Betrieb vorerst im bestehenden Umfang weiter. Laut Kaufvertrag vom 14. 9. 1903 kaufte er von Leopold Denk in Spitz die Mühle Mühldorf Nr. 4 und benützte diese Wasserkraft zur Errichtung einer Ofenschwärzeerzeugung.

Werksanlage 1902

Werksanlage - im Vordergrund der Besitzer -
Aufnahme aus dem Jahre 1902

Die Grafitgewinnung erfolgte im Bergbau in der Wegscheid sowohl tagbaumäßig wie im Grubenbetrieb. Die Zufuhr des Rohgrafites von der Wegscheid ins Werk und die Verfrachtung des Raffinadegrafites nach Spitz wurde von den landesüblichen Fuhrwerken des Trenninghofes besorgt der zum Unternehmen gehörte.

Die zunehmende Verwendung des Grafites für verschiedene Zwecke, besonders in der Eisenindustrie und die daraus resultierende vermehrte nachfrage nach Grafit, wurde nicht Anlass zür Modernisierung der Aufbereitungsanlage, oder zur weiteren Beschürfung der Lagerstätten, um das Unternehmen auf eine breitere Basis zu stellen. Auch die Inbetriebnahme der Donauuferbahn im Jahre 1907 konnte an dieser Einstellung nichts ändern.

 

- Beilage zwischen den Seiten 11 und 12 -

Grubenkarte von 1912

Grubenkarten Kopie der Österr. mähr. Grafitgewerkschaft
in Mühldorf M 1:1000


Im Original DIN A3.

Vermessen und Aufgetragen im Mai 1912, Karl Steiener m. p.


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Diese Seite wurde am 20. November 2003 erstellt.