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1 1/2 Jahrhunderte
Grafitbergbau
in Mühldorf
von Ing. Alois Reifmüller

Teil 9 (Seite 32 bis Seite 35)


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Zur natürlichen Trocknung stand ein Lufttrockenhaus mit einer Länge von 30 m und einer Breite von 5 m zur Verfügung. Die Kosten der künstlichen Trocknung waren letztlich sehr hoch und konnten bei den bestehenden Grafitpreisen nicht mehr untergebracht weruen. Man war daher Gezwungen nach und nach drei Lufttrockenhäuser zu bauen, die zusammen eine Länge von ll0 m hatten. Alle Lufttrockenhäuser wurden auf drei Meter hohe Pfeiler gestellt, sodaß unter den Trockenräumen auch der getrocknete und versandbereite Grafit gelagert werden konnte.


Lufttrockenhaus

L u f t t r o c k e n h a u s

Die aus dem Presshaus kommenden Plateauwagen mit den Grafitkuchen wurden wechanisch hochgezogen und zu den Kammern der Trockenhäuser gefahren. Dort wurden die Kuchen auf drei Teile zerschnitten und auf Holzlatten gestellt, wo sie bis zu ihrer Trocknung ( 2 - 4 % H20 ) verblieben. Nach erfolgter Trocknung wurde der Grafit in die Lagerräume gestürzt. Die Trocknungedauer betrug nach Massgabe der Witterung 2-5 Wochen. Die

 

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Kapazität der Trockenhäuser war im günstigsten Fall mit 1600 Tonnen pro jahr begrenzt. Der getrocknete Grafit wurde so wie er bei der Deponierung anfiel als sogenannter Stückengrafit verpackt und versandt. Dies geschah bis zum Jahre 1945 in Weichholzfässern zu 250 und 500 kg. Die Fassgarnituren wurden bezogen, die Zusammenstellung der Fässer erfolgte in der eigenen Binderei.

Fasslager

F a s s l a g e r

Ab 1946 ging man auch bei Stückengrafit auf die Verpackung in vierfachen Natronpapiersäcken über, da die Fasspackung zu teuer war und weil sich auch die Abnehmer für Papiersackverpackung umgestellt hatten. Um den hedarf der Gießereien für die Arbeit mit dem Staubbeutel befriedigen zu können, wurden nach Bedarf der Stückengrafit wieder fein vermahlen. Es war dies eigentlich keine richtige Mahlarbeit, sondern nur ein Lösen der Grafitteilchen aus der Verkittung, die durch den hohen Pressdruck entstanden ist.

 

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Diese Arbeit besorgten zwei Simplex Schlagkreuzmühlen mit feinen Blechsieben, die in einem eigenen Gebäude untergebracht waren.


Simplex - Schlagkreuzmühle

Simplex - Schlagkreuzmühle

Die Mehlgrafite wurden sbhon immer in Säcken verpackt geliefert. Zuerst in Jutesäcken a l00 kg, ab 1946 ebenfalls in vierfachen Natronpapiersäcken a 50 kg. Die Zufuhr des RohLrafites erfolgte, wie bereits erwähnt, von der Grube am Trenning mit Hunden über den Bremsberg direkt in die Aufbereitung. Von den anderen Lagerstätten mit werkseigenem LKW. Der Trsport der Lieferungen zur Bahn- und Schiffsstation in Spitz mit einem LKW bis 193l, darnn durch drei Frächter mit Pferdegespann bis zum Jahre 1945. Ab 1946 wieder mit eigenem Lastkraftwagen.

Der große Anfall von Abfallgrafit, fast die hälfte des zur Verarbeitung gekommenen Rohgrafites, war schon immer ein Problem für das Unternenhen. Es wurden verschiedene Versuche zur Verwertung des Materials gemacht, die aber nie zielführend waren. - Bereits in den Jahren 1929/30 versuchte man die anfallenden Schlämmereiabgänge durch Flotation aufzubereiten.

 

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Als Flotation wird jenes Aufbereitungsverfahren bezeichnet, das auf der Fähigkeit mancher fein zerkleinerten Mineralien beruht, unter geeigneten Bdingungen aus einer wässerigen Trübe unter Einfluß von Gasblasen, entgegen der Schwerkraft, an die Trüboberfläche aufzuschwimmen. Diese Eigenschaft geht anderen Mineralien, hauptsächlich den Gangmineralien ab, sodaß sie in der Trübe zurückbleiben. Die aufgeschwominenen Teilchen können dann von der Trübeoberfäche entfernt werden.

Der in Betrieb genommene "Ekof-Flotationsapparat" bestand aus l0 Kammern mit j3 500 mm, Länge und Breite, die hintereinander geschaltet waren. Die Belüftung der Trübe erfolgte durch ein Rotatiorisgebläse und zur Erhöhung der Schwimmfähigkeit wurde Flotol beigesetzt.

Diese Versuche liefen monatelang, zeitigten aber nicht das erwartete Ergebnis. Es wurde zwar ein Konzentrat mit 65% C-Gehalt erzeugt, aber das Ergebnis war trotzdem unbefriedigend, weil sich der Apparat sehr oft verlegte und entleert und gereinigt werden mußte. Die Folgen waren Zeit- und Materialverluste und der erzielbare Preis dieser Marke war bei weitem nicht kontendeckend. Man kam schließlich zu der Überzeugung, daß dieser Weg nicht gangbar war. Diese Ansicht wurde nunmehr bestens bestätigt, da eine in jüngster Zeit mit größtem Kapitaleinsatz und modernsten Apparaten errichtete Grafitflotation als unrentabel stillgelegt wurde.

Eine weitere Möglichkeit der Abfallverwertung zeigte sieh in den letzten Betriebsjahren. Eine deutsche Firma interessierte sich für die Abnahme größerer Mengen von Grafit für die Glasindustrie. Da die Probelieferung günstig war, wurde ein Trommeltrockner, eine Kugelmühle mit Sieben und Windsichter montiert und in Betrieb genommen. Die Kugelmühle mußte bald stillgelegt werden, weil der immense Verschleiß der Mahlkörper die Arbeit unrentabel machte. Die Trocknung und Sichtung des Abfallproduktes war im Gange. Die Lieferungen dieser Grafitsorte fiel aus und der Abnehmer teilte mit, sein Kontrahent hätte ein billigeres Mittel für seine Zwecke gefunden.

Die im Mühldorfer Grafitwerk angewandte Aufbereitungsmethode arbeitete nach dem Prinzip der Gleichfälligkeit schwerer Teilchen in fließenden Wasser, d.h. daß gleich schwere oder



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Diese Seite wurde am 20. November 2003 erstellt.