Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 5

Krankheit - Krieg
Hungersnot
Heft Nr. 5 (Doppelheft)

Teil 5

von Sage 38 bis Sage 49



38

DER SCHWARZE GATTERN

    Als wieder einmal die Feinde in Österreich hausten, trat ihnen der Graf von Grafenegg mutig entgegen und nahm sich aller Bedrängten an. Der Führer der feindlichen Truppe setzte auf seinen Kopf ein hohes Kopfgeld aus, das dem zufallen sollte, der den Grafen töte oder fange. Der Feind umzingelte auch das Schloß. Ehe die Einschließung aber vollendet war, versuchte der Graf noch zu fliehen. Als schlichter Bauer verkleidet und unter einer Fuhre Heu versteckt, verließ er das Schloß. Bangen Herzens sah die Gräfin den Wagen gegen Grafenwörth fahren. Da überfiel eine feindliche Schar das Fuhrwerk, durchsuchte es und fand den Fliehenden. Er wurde gefesselt und fortgeschleppt. Droben am Schloßtor zu Grafenegg stand aber seine bangende Frau und sah das Unheil nahen und sich vollziehen. Sie konnte das Geschehene gar nicht fassen und wollte es auch nicht glauben, daß ihr teurer Mann nun nicht mehr kommen sollte. Sie wich darum auch nicht von der Stelle, von der aus sie ihn zum letzten Male erblickt hatte. Unermüdlich sah sie in die Ferne, um doch noch die Wiederkehr des Grafen zu erleben. Immer noch sieht man heutigen Tages die Gräfin mit ihren Kindern, zu Stein geworden, auf den Verschollenen warten. Die Untertanen des Grafen hatten mit seiner untröstlichen Frau großes Mitleid und nannten das Tor, durch das der Graf Familie und S

Gew.: Karl Knapp, Grafenwörth, Aufzeichnen Dr. H. Plöckinger, 1925.

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FÜR VATERLAND UND HEIMAT
STARB ER DEN BITTREN TOD.
ERBARM IM HIMMEL SEINER,
SICH UNSER HERR UND GOTT.
(Spruch auf einem Wegkreuz)

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39

DER SCHWEDENTISCH BEI
FALKENSTEIN

    Einst wurde die Burg Falkenstein von den Schweden belagert. Die Feinde hatten gegenüber der Feste auf einem gleichhohen Berg ihr Lager aufgeschlagen. Mit gewaltigen Geschossen bombardierten sie die Burg und zerstörten große Teile der festen Mauern, sodaß die Eingeschlossenen flüchtend die nicht mehr Schutz gewährenden Mauern verließen. Dies wurde aber vom Feind bemerkt, der ihnen sofort nacheilte und die Fliehenden gefangennahm. Wie Tiere wurden sie ins feindliche Lager getrieben, dort geschlagen und gemartert. Blutiggeschlagen wurden sie hernach zur Richtstätte des Schlosses geschleppt und hingerichtet. Auf einer am Richtplatze stehenden großen Steinplatte wurden sie einer nach dem ändern hingeschlachtet. Der Stich eines großen Schwertes war ihre Erlösung von aller Pein, ihr sicherer Tod. Ihr Blut floß durch eine tiefe ausgemeißelte Steinrinne vom Steintische und versickerte im Sande. Viele verloren dort ihr Leben. Seit diesem schrecklichen Ereignis heißt dieser Stein der "Schwedentisch".


Gew.: und Aufz.: Josef Herz, in Eisarn i. Straßertal.

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2. Erzählform:

    Als die Schweden ins Strafiertal kamen, hinderte sie die Feste Falkenstein am Weitermarsche. Der führende General befahl daher, die Burg zusammenzuschießen. Während das Vernichtungswerk vor sich ging, nahm der Offizier am gegenüberliegenden Berg auf einer mächtigen Steinplatte seine Mahlzeit ein. Seit dieser Zeit heißt der Felsblock der "Schwedentisch".


Aus "Frau Saga", 9. Reihe, Nr. 26, Seite 24.

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40

DER „SACHSENBERG“ VON
GOBELSBURG

    Als einst Karl der Große die Awaren, die an der Kampmündung ihren großen Wall (Avarenringe!) angelegt hatten, bekriegte, lagerten die mitziehenden Sachsenkrieger am "Sachsenberg" bei Gobelsburg. Hier wurden auch getötete und verstorbene Krieger des Sachsenhaufens beerdigt.


Keine Quellenangabe im Sagenheft.

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41

DIE HERSTELL BEI DÜRNSTEIN

    Zur Zeit, als Karl der Große gegen die Awaren zu Felde zog, lagerte ein Teil des Heeres nächst Dürnstein in der Herstelle. Am Nord u f er der Donau zogen die am Heereszuge teilnehmenden Bayern flußabwärts. An das Heerlager erinnern noch heute die einzelnen Flurnamen, wie der   "K a i s e r",   "D e r   S c h i l d",   "D i e   W a r t"   und   "D a s   W e r h a u p t".   Die beiden letztgenannten Namen kannte man noch um 1399, sind jedoch heute verschollen.


Nach "Frau Saga", 3. Reihe, Nr. 48, Seite 53 und Gew.: Riedel R., Dürntein.

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42

DIE AUSGESTORBENE GEGEND

    Als der schreckliche Dreißigjährige Krieg auch das Waldviertel arg heimsuchte, hausten die Schweden in der Gegend des Kamptales bei Krumau, Preinreichs, Eichhorns, Strones, Thaures und Reichhalm so schrecklich, daß alles Volk verdarb. So blieben in Krumau, wo die Schweden die Burg ganz zerstörten und deren Kapelle entweihten, nur ein Mann und zwei Frauen am Leben, von denen alle heutigen Bewohner abstammen sollen. Diese blieben deshalb am Leben, da sie sich in drei hohlen Linden verborgen hielten, solange der Feind im Orte hauste. Die argen Übeltaten des Feindes blieben aber nicht ungesühnt, denn viele plündernde Krieger wurden von den herabfallenden brennenden Dachbalken erschlagen. Ihre ruhelos umherirrenden Seelen sollen noch heute in stürmischen Nächten, wenn der Wind durch das Gemäuer heult, zu hören sein.


Aus "Frau Saga", 8. Reihe, Nr. 52, Seite 38.

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43

DIE SCHWEDEN VOR DOBRA

    Die Schweden zogen auch durch das Kamptal und belagerten die Burg Dobra. Da der Widerstand sehr gewaltig war, wollten sie die Besatzung durch Aushungerung zur Übergabe zwingen. Schon waren die Lebensmittel bis auf einen einzigen lebenden Stier aufgebraucht, da verfiel der ßurghauptmann auf eine List. Er ließ den Stier mit Fackeln brennen, der darob ein solch mörderisches Gebrüll anhob, als würden zehn Rinder auf einmal geschlachtet. Die Schweden waren nun - da sie schon wochenlang vor der Burg lagen - der Meinung, daß die Burgbewohner durch unterirdische Gänge immer neue Nahrungszufuhr erhielten und gaben die Belagerung auf.


Gew.: Direktor Hans Faulland, Rastenfeld. Au£z.: derselbe, 1952.

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44

WO EINST RIEDWEIS STAND

    Auf halbem Wege zwischen den Orten Groß-Motten und Pallweis lag zur Zeit vor dem Schwedeneinfall die Ortschaft Riedwies. Sie war zwischen sanften Höhen eingebettet und scharte sich mit ihren Häusern um die Kirche des Ortes. Als die Schweden in das Land hereinbrachen und viele Markte und Dörfer vernichteten, da wurde auch Riedweis dem Erdboden gleichgemacht. Die Bewohner wurden verjagt oder erschlagen, sodaß diese Stätte für keinen Menschen mehr Heimat war. Als wieder Friede ins Land einkehrte, erbauten einige dem Tode entgangene Riedweiser an einer benachbarten Stelle ihr neues Dorf. Esvergingen aber viele Jahre, bis der neue Ort an der Verbindungsstraße nach Brunn neu erblühte. Man gab ihm den Namen Pallweis. An den Hängen einer Talmulde liegen die schmucken Häuschen, während vom alten Riedweis nur noch kümmerliche Mauerreste zu finden sind, deren Herkunft sich niemand erklären konnte. Erst allmählich verbreitete sich die Kunde von der verschollenen Ortschaft. Bei einer zufälligen Grabung fand man angeblich einmal eine Monstranze. Nach der Überlieferung des Volkes soll dortselbst die Kirche des Ortes gestanden haben.


Gew.: Denk Ernest. Aufz.: Landertshammer Walter, 1952:

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45

DIE SCHWEDENNOT IN MORITZREITH

    Am Ende des Dreißigjährigen Krieges fiel eines Tages der Ort Moritzreith einer plündernden Schwedenschar zum Opfer. Andere Gegenden waren durch die schrecklichen Kriegswirren schon lange verarmt und verwüstet. Nur hie und da auf wenig begangenen Straßen hatten sich unberührte Orte erhalten. Die Not des Kriegsvolkes gebot diesem nun auf ihren Beutezügen solche Gegenden aufzusuchen, um einen besseren Happen zu erhaschen. Und so war es auch um Moritsreith gekommen. Der Schwedentrupp überfiel den Ort und vernichtete im ersten Anlauf alle kleinen Höfe, während sich die größeren verteidigen konnten. Doch als das Wehklagen hart gepeinigter Menschen und das Johlen des Kriegsvolkes am Abend beim flackernden Schein des brennenden Dorfes den Unbezwungenen das Grauen über den Rücken laufen ließ, gaben diese auch ihre Hofstätten auf und suchten ihr Heil in der Flucht, als die Nacht über dem Lande lag. Die Schweden hatten ihr Lager zum Glücke für sie etwas abseits des Ortes aufgeschlagen, sodaß sie unbemerkt entfliehen konnten. Als der Feind am Morgen nochmals zurückkehrte, um entgangene Beute zusammenzuraffen, gewahrte er zu seinem Erstaunen die verlassenen unbezwungenen Höfe, die nunmehr auch geplündert und niedergebrannt wurden. Der große Ort war in Trümmer gesunken und nur mehr zum Teile in späterer Zeit wieder erbaut worden. Noch in späten Jahren stieß der Pflug des Landmarines auf Reste des alten Dorfes, die Zeugnis für die große Not der Heimat ablegten. Hie und da reißt bei einem Wolkenbruche abströmendes Wasser tiefe Wunden in den Leib der Mutter Erde und diese gibt dann manches Geheimnis preis, das sie lange gehütet.


Gew.: Winkler Martha, Aufz.: Landertshammer Walter, 1952.

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46

KRIEGSNOT IN LOIWEIN

    Bevor einst Loiwein vom Feinde, man weiß es nicht mehr ob es der Schwede oder Hussitte war, zerstört wurde, war es eine große Stadt mit einer Wallfahrtskirche. Der Feind wütete aber so arg, daß kein Stein am ändern blieb und nur wenige Menschen die Schreckenstage überlebten. Der Kriegsgreuel waren nicht wenige geübt worden. Man goß den Bewohnern Jauche in den Mund, "sekierte" die Frauen der Stadt Loiwein und plünderte sowie brandschatzte. Durch die arge Verwüstung und die anderen Kriegsfolgen, welche das Land trafen, konnte die einstige Stadt sich nicht mehr erholen und blieb ein kleiner Marktflecken im lieblichen Waldviertlerland.


Nach "Frau Saga", 6. Reihe, Nr. 183, Seite 111.

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47

SCHWEDENNOT IN KOTTES

    Vor ungefähr dreihundert Jahren war eine schwere Zeit über das Waldviertel gekommen. Zuerst hausten die Rebellen aus Böhmen hier im Land, und als diese vertrieben waren, kamen die kaiserlichen Truppen. Die rebellischen Böhmen, die man auch als Schweden bezeichnete, trieben es oft sehr arg, aber die Kaiserlichen trieben es in manchen Orten noch ärger. Beide waren die Kämpfer für hohe oder fremde Herren. Alle Krieger waren Landfremde. Sie nahmen dem heimischen Volke zu Kottes nicht nur alles was es besaß, sondern auch Weib und Mann, Kind und Gesinde wurden von ihnen halb nackt davongejagt und versprengt, sodaß sich die meisten nie wieder zu sehen bekamen. Niemand wurde verschont. Wen sie immer ausforschen konnten, ob hoch oder niedrig, Weib oder Mann, wurde gerädert, gebunden, erhängt, gebrannt, viele auch wie Hunde erschlagen oder erschossen. Zuletzt steckten sie viele Häuser in Brand und verbrannten darinnen viele Personen zu Asche. Die Leichname vieler Erschlagener oder Verhungerter wurden von verwilderten Hunden und Katzen, sowie anderem Getier aufgefressen.


Nach Pfarrer Eichmayr, entnommen dem Kremser Kalender 1880.

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48

DER BAUER UND DIE SOLDATEN

    Als im Schwedenkrieg einst sechs plündernde Soldaten einen Einschichtbauern zu Unterranna überfielen, geriet derselbe durch diese in arge Bedrängnis. In seiner Not rief er die Muttergottes um Beistand an. Da ließen die Soldaten von Raub und Gewalttat plötzlich ah, da sie durch augenblickliche Erblindung hilflos geworden waren. Der mitleidige Bauer brachte die Hilflosen mit Hilfe seines Wagens in ihr Quartier zurück.


Aus "Frau Saga", 8, Reihe Nr.9, Seite 18.

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49

DIE „WEBERLUCKA“ BEI IDOLSBERG

    In der Felswand, oberhalb des Stolleneinganges des Wasserkraftwerkes Thurnberg-Wegscheid, bemerkte man eine Felshöhle. Diese ist aber heute bereits eingestürzt, bot aber noch im Preußenkrieg des Jahres 1866 eine Zufluchtsstätte. In diese Höhle flüchtete, als die feindlichen Preußen ins Dorf kamen, ein alter Mann namens Weber. Er versorgte sich reichlich mit Mundvorrat, besonders mit Brotlaiben. Das zum Leben erforderliche Wasser holte sich der Mann aus dem Kampflusse. Er hauste in dem Felsloch lange Zeit unbemerkt von Freund und Feind, verriet sich aber einmal, als er gerade sein Mahl bereitete. Der Rauch gab Kunde von der Bewohntheil der Höhle und die Preußen hoben ihn aus und verabreichten dem alten, furchtsamen Mann arge Schläge.


Volksgut aus dem Orte Idolslbrg. Aufgezeichnet von den Schülern der Volksschule Idolsberg. 1952.

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Diese Seite wurde am 15. Februar 2003 erstellt.