Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 5

Krankheit - Krieg
Hungersnot
Heft Nr. 5 (Doppelheft)

Teil 4

von Sage 26 bis Sage 37



26

DIE SCHÄNDUNG DES HEILIGEN
IGNATIUS

    Ganz merkwürdig war das Ende des schwedischen Majors  V e r t r a m u s  S t r a l s u n d a n g,  welcher acht Tage vor dem Feste des heiligen Ignatius in Trunkenheit sein Pferd wild aufpeitschte und zum Staunen und Entsetzen aller auf der Stiege zur Marienkirche hinaufritt. In dieser schändete er die Bildnisse der Mutter Gottes, des heiligen Ignatius, des Franz Xaver und anderer Heiliger durch Ausstechen der Äugen. Das Standbild des Ordensstifters zerschlug er überdies mit dem Säbel in wilder Tollheit von der Brust bis zu den Knien. Am Festtage des heiligen Ignatius selbst kam der Major abermals wie ein Wilder gegen das Jesuitenkollegium angeritten, wo gerade der Kommandant mit den übrigen Offizieren das Mittagmahl einnahm. Er bestieg einen Turm, um von diesem aus die Arbeiten in den Gräben zu leiten. Dabei wurde Stralsundang von einer Granatenkugel der Kaiserlichen zu Tode getroffen, welche einen ganz unerklärlichen Weg genommen hatte. Sie war auf einer Donauinsel abgeschossen worden und flog über zwei Stadttürme hinweg in ungerader Richtung auf den Major zu, welchem sie die Brust und alle jene Körperteile zerriß, die er am Bilde des heiligen Ignatius beschädigt hatte. So empfing der Frevler seine Vergeltung.

    Nach seiner Bestattung in der Pfarrkirche soll ein großer Lärm gehört worden sein und sein Geist sei gezwungen, von Flammen umgeben herumzureiten und die Wachtposten der Soldaten immer zu besichtigen.


Wörtliche Übersetzung aus den Jesuitenannalen durch Hofrat Z. v. Sponner im Jahre 1925.

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27

DIE BESTRAFUNG DES
FREVELHAFTEN SOLDATEN

    Beim Begräbnis des Majors Stralsundang hatte einer der schwedischen Krieger seine Muskete nicht ausgeschlossen. Auf dem Heimwege über den Dominikanerfriedhof (Theaterplatz!) schoß er gegen das Standbild des heiligen Paulus, welches sich an der Außenseite der Klosterkiexhw befand. Er traf es mitten in die Brust. Audi dieser frevelhafte Übermut wurde sofort bestraft. Schon am nächsten Tage traf den Soldaten auf dem Wege durch jenen Friedhof eine Kugel der Kaiserlichen in die Brust, wodurch er schwer verwundet wurde. Als er sich wieder erholt hatte, versicherte er selbst den Dominikanern, daß er die Verwundung als Gottesstrafe für sein Verbrechen ansehe. Er bat um Verzeihung.


Aus den Jesuiten-Annalen übersetzt von Hofrat Zdenko v. Sponner. 1925.

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28

DIE GÖTTLICHE RACHE

    Drei Krieger höheren Ranges, welche sich angetrunken hatten, drangen zu Pferde in ein Haus ein in dessen oberem Teile sich eine Mutter Gottes mit dem Jesukinde, sowie ein Kruzifix befanden. Beide schössen sie in ruchloser Weise herab. Kurze Zeit nachher wurden diese Offiziere zur Belagerung Brunns abberufen. Dort ereilte sie die Strafe Gottes, indem ihnen als Allerersten die Kugeln der Belagerten ein trauriges Ende bereiteten.


Aus den Jesuiten-Annalen übersetzt von Hofrat Zdenko v. Sponner. 1925.

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29

DIE SCHWEDEN IN STEIN (1645)

    Als die Schweden am 25. März 1645 die Stadt Stein zu belagern begannen, stellten sich ihnen die Bürger der Stadt voll kühner Entschlossenheit und Siegeszuversicht entgegen. Allein bald zeigte es sich, daß sie der großen Übermacht nicht gewachsen waren. Auch das schwere Geschütz der Belagerer machte ihnen großen Kummer, denn jeder Schuß brach ein großes Loch in die sonst so starken Mauern der Stadt und Feste. Bereits am nächsten Tage, an einem Sonntage, wurde Stein von den Schweden im Sturme genommen. Die kaiserliche Besatzung samt ihrem Hauptmann und alle waffenfähigen Männer der Stadt erlagen der Wut des eindringenden Feindes. Nur fünf Männer sollen, wie die Sage zu berichten weiß, am Leben geblieben sein. Den kaiserlichen Hauptmann tötete der Feind mit seinen eigenen Waffen, der Pfarrer war zu Tode verwundet worden und den Bürgermeister hatte man bis auf das Hemd, das er am Leibe trug, ausgeplündert. Die Not in der Stadt war daher sehr groß und der Schwede herrschte mit roher Gewalt zu Stein.


Aus Dr. Plöckingers "Wachausagen", Nr. 86, Seite 93.

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30

DIE UNGLÜCKSANKÜNDIGUNG

    Das wundertätige Marienbildnis beim Gnadenbründl im Kapuzinerkloster zwischen Krems und Stein hatte bereits ein Jahr vorher das hereinbrechende Unglück angekündigt. Als zuerst ein Fußkranker und später auch ein völlig Gelähmter Fürbitte wegen Heilung erflehten, zeigte es beiden ein schwer trauerndes und klagendes Antlitz und befahl ihnen, dies kundzutun. Sie fühlten sich gezwungen, die Heilstätte zu verlassen und fanden keine Ruhe bis sie "den Klostervorstehern davon Mitteilung gemacht hatten. Was man als böses Vorzeichen erkannt hatte, erfüllte sich schon am 25. März 1645. Tags vorher hatte sich der Feind am Morgen auf dem Berge zwischen beiden Städten gezeigt. Gerade am Marienfeiertage erschien nun eine Schweidenschar im Kapuzinerkloster, entfernte in frevelhafter Weise das Marienstandbild, verjagte die Mönche und ließ sich im geräumigen Gebäude häuslich nieder. Dabei wurde die Klosterkapelle in hohnvoller Weise als Pferdestall benutzt. Hievon erfuhr der feindliche General, der über dasunwürdige Verhalten erzürnt, durch den obersten Coppi die Soldaten aus dem Kloster vertreiben und einen Fähnrich als Sfhutxwache davorstellen ließ.


Aus den Jesuiten-Annalen wörtlich übersetzt von Hofrat Dr. Z. v. Sponner im Jahre 192S. Beigestellt von Dr. H. Plöckinger.

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31

DIE SCHWEDEN VOR HARTENSTEIN

    Als die Schweden das Schloß Hartenstein belagerten und glaubten, dufl die Belagerten bald ausgehungert wären, befahl der Burghauptmann die letzten Reste der Nahrungsvorräte auf einen Haufen zusammenzulegen, stellte dann den letzten Ochsen daneben und ließ hierauf die Schweden, welche dies alles sehen konnten, auffordern, sie möchten sich das feine Essen nur holen. Da glaubten die Schweden, daß in der Burg noch Überfluß an allem sei und hoben die Belagerung auf.


Aus "Frau Saga".

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32

DIE BELAGERUNG HARTENSTEINS
DURCH DIE SCHWEDEN
2. Erzählform:

    Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg Hartenstein von den Schweden belagert. Da die Burg gut verteidigt wurde, wollten die Schweden die Besatzung durch Hunger zur Übergabe zwingen. Die Vorräte in der Burg wurden knapp. Als nur noch ein Ochse und eine Katze vorhanden waren, griff der Burghauptmann zu einer List. Er ließ die Katze töten und mit ihrem Blute eine Kuhhaut bestreichen. Diese hing man auf die Burgmauer. Zugleich veranlaßte man, daß der Ochse kräftig brüllte. Auch ließ man die Windmühle klappern. Die Schweden glaubten, daß noch genug Lebensmittel vorhanden seien und gaben die Belagerung auf.


Volksgut aus Nöhagen. Aufzeichnung durch Direktor Alois Winkler in Nöhagen. 1952.

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33

DIE SCHWEDENFRAU IM KLOSTER
IMBACH

    Zu Imbach war schon vor mehr als fünfhundert Jahren ein berühmtes Frauen-Kloster. Aber durch die lockeren Sitten, die in der Reformationszeit überall einrissen, gerieten auch die Bewohnerinnen des Klosters auf Abwege. Deshalb beschloß Gott, sie vorerst zu warnen. Und eines Tages standen die Schweden in Imbach und wollten das Kloster stürmen. Die Klosterfrauen baten Gott um Hilfe. Da ereignete es sieh, daß die Frau des schwedischen Generals die Wehen bekam. Als die Äbtissin davon hörte, nahm sie die kranke Schwedin ins Kloster auf und ließ sie sorgsam pflegen. Deshalb wurde damals das Kloster von den Schweden geschont. Lange nach dem Schwedenkriege, an dem Johannestage, brannte jedoch das Kloster ganz aus, weil man wieder auf Gott vergessen hatte, und schließlich wurde das Kloster von der Wiener Regierung aufgehoben.


Aus "Frau Saga", 7. Reihe, Nr. 169, Seite 109.

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34

DIE FRAU VON REHBERG

    Zur Zeit als die Schweden das Waldviertel unsicher machten, vernahm man in Rehberg an der Krems die entsetzliche Kunde, daß die wilden Horden das Dorf Senftenberg geplündert, eingeäschert und die mächtige Felsburg zerstört hätten. Furchtbarer Schauder ergriff darob die Bewohner von Rehberg. In Angst und Schrecken eilten sie zu ihrer Burg empor, um innerhalb der starken Mauern vor dem gefürchteten Feinde geschützt zu sein. Es dauerte nicht lange und die Schweden standen vor der Feste. Der Feldherr forderte den Rehberger zur Übergabe der Burg auf. Dieser wollte den Zorn des Feindes nicht heraufbeschwören und ergab sich auf Gnade oder Ungnade. Er teilte seinen Entschluß den in der Burg Eingeschlossenen mit. Während sich alle vor dem Feinde versteckten, hatte eine Frau den Mut, vor den zornigen Feldherrn hinzutreten und für ihre Person freien Abzug zu erbitten. Zugleich bat sie auch, mitnehmen zu dürfen, was sie auf dem Rücken tragen und mit dem kleinen Finger wegführen könne. Die Unerschrockenheit der Frau gefiel dem Anführer derart, daß er ihre Bitte gewährte. Und siehe, bald darauf erschien, schwer schnaufend, die Frau in der Toröffnung und wankte, ihren Mann in einem Korbe auf dem Rücken tragend und einen Esel am kleinen Finger führend, von dannen. Das Tier war mit den Habseligkeiten des Hauses beladen. Als der Feldherr ihrer ansichtig wurde, lachte er über die List der schlichten Frau und ließ sie mit ihrer Habe ungehindert ziehen. Durch diese edle Gattenliebe wurde sein rauhes Herz so gerührt, daß er von der Besetzung der Burg abließ und, ohne jemand ein Leid zugefügt zu haben, gegen Krems zog. Die Unerschrockenheit der Frau hatte die Rehberger gerettet.


Aus J. Pöttingers nö. Volkssagen,. Seite 240, Nr. 143. (1950).

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35

AUS DER FRANZOSENZEIT REHBERGS

    Als im Jahre 1805 die Franzosen im Donautal die Herren waren, kamen fünf Marketender, und zwar drei Männer und zwei Frauen, nach Rehberg ins Quartier. Als nun nach der Schlacht bei Dümstein die Franzosen flüchten mußten, benützte ein Mann aus Rehberg namens M...r die Verwirrung, erschlug die Marketender und verscharrte die Leichen im Weingarten. Als um 1830 ein Mann namens Wunderbaldinger aus Imbach im Weingarten arbeitete, stieß er auf zwei Totengerippe, die noch Haare am Kopfe hatten. Dies sollen die beiden Französinnen gewesen sein. Man begrub später die Knochenreste im benachbarten Friedhof.


Aus "Frau Saga", 6. Reihe, Nr. 158, Seite 96.

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36

DER TANGLBAUM

    Auf der Straße von Langenlois nach Krems steht rechter Hand, unweit der Straßenbezirksgrenze, etwas feldeinwärts, der sogenannte  " T a n g l b a u m ", an den sich eine wahre, im Volksmund fortlebende Geschichte knüpft. Um die Zeit nämlich, als die Schweden unter Torstensons,  T h u r n s   u n d   M a n n s f e l d s Heerführung, im Jahre 1619 die Belagerung von Krems aufgaben, hielt sich ein schwedischer Überläufer in Gneixendorf versteckt und war bei einem Bauern als Knecht verdungen. Als die Schweden 1645 wieder in diese Gegend kamen, hörte Tangl, so hieß der Überläufer, eines Morgens, als er auf dem Felde ackerte, die ihm bekannten Töne der schwedischen Trompeter. Neugierig, seine ehemaligen Kameraden vorüberziehen zu sehen, stellte er sich mit seinem Gespann an den Rand der Straße. Er wollte vielleicht glauben, daß sie ihn nach so langen Jahren, und als Bauer gekleidet, nicht mehr erkennen würden. Doch er hatte sich getäuscht und mußte seine Neugierde bitter büßen. Einige seiner ehemaligen Kameraden riefen bei seinem Anblick sofort: "Sieh da, unser Tangl!" Als der Anführer seiner ansichtig wurde, war sein Schicksal entschieden. Er wurde als Deserteur nach Kriegsbrauch sogleich auf dem nächsten Baum aufgeknüpft, der von da ab der "Tanglbaum" hieß.


Aus "Frau Saga", 5. Reihe. Nr. 115, Seite 80.

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37

DER KRIEGSZUG GEGEN GNEIXENDORF

    Am 11. Jänner 1677 gelangte nach Langenlois die Nachricht, daß etwa 380 Schritte herwärts vom Gneixendorfer-Kreuze ein toter Tischlergeselle liege. Darauf ließ der Richter von Langenlois in hundert Häusern des Marktes einsagen, daß die Bürger und Inleute, alle bewaffnet, gegen Gneixendorf ziehen und den Toten nach Langenlois bringen sollten. Neunzehn Bürger und etliche Inleute nebst einigen Burgknechten folgten dem Rufe. Als die mit "Spießen, Röhren, Kollern und anderem Zeug" ausgerüsteten Langenloiser an die Stelle kamen, wo der Tote liegen sollte, fanden sie ihn nicht mehr-, denn der Richter von Gneixendorf hatte den Leichnam schon einholen lassen und hatte ihn bereits beerdigt. Einer der mit anwesenden Ratsbürger von Langenlois erhob nun gleich an Ort und Stelle Einspruch gegen das Entführen des. Toten, der noch in der Langenloiser Freiheit gelegen war, durch die Gneixendorfer, bezeichnete dies als eine unverantwortliche G'walt und bewertete das Vergehen mit 2000 Dukaten. Darauf zog die kriegerische Schar ohneweiteres ab. In Langenlois angekommen, wurde über Ratschlag des Kremser Stadtrichlers eine Anzeige an die Gutsherrschaft von Grafenegg, wohin damals Gneixendorf gerichtsmäßig gehörte, abgeschickt, die aber in der durch ihren Gerichtspfleger gegebenen Antwort den Gneixendorfern das Recht, den Toten zu bestatten zusprach und dafür die Langenloiser zu 2000 Dukaten verdonnerte, weil sie bewaffnet in die Freiheit der Grafenegger Dorfschaft Gneixendorf eingedrungen waren.


Nach "Frau Saga", 4. Reihe, Nr. 119, Seite 91.

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Diese Seite wurde am 15. Februar 2003 erstellt.