Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 5

Krankheit - Krieg
Hungersnot
Heft Nr. 5 (Doppelheft)

Teil 3

von Sage 17 bis Sage 25



17

DER FRANZOSENGRABEN

    Zur Zeit der Franzosenkriege gingen drei Männer aus Joching um Holz. Als sie im besten Holzhacken warm, kamen zwei Franzosen auf sie zu. Diese baten die drei Männer, daß sie ihnen nichts zu Leide tuen sollten. Diese nahmen aber ihre Taschenmesser heraus und erstachen beide Franzosen. Der Graben, in dem das geschah, heißt noch heute Franzosengraben. Das Bächlein, das durch ihn fließt, soll vom Blute der beiden Getöteten ganz rot gewesen sein.


Allgem. Volksgut. Aufgezeichnet 1952.

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2. Erzählform:

DAS FRANZOSENHÖLZL

    Vor dem Wüten des Feindes flüchteten die Jochinger in den Franzosenkriegen des 19. Jahrhunderts in die Wälder, um Schutz zu suchen. Eines Tages kamen zu ihnen drei französische Soldaten, welche von ihrer Truppe geflohen waren. Sie wollten in ihre Heimat zurückkehren. Doch die ängstlichen und über das bisher erlittene Ungemach erbitterten Jochinger glaubten sich verraten und wollten die Franzosen töten. Die drei Hausbesitzer Preleitner, Sucher und Sternöcker übernahmen die Aufgabe und fielen über die Feinde her, obwohl diese inständig um Schonung baten, weil sie verheiratet und Familienväter seien. Sie erklärten, gewiß niemand zu verraten. Die drei Jochinger aber glaubten ihren Beteuerungen nicht und stachen sie mit ihren Taschenmessern nieder. Die Franzosen sollen immerfort: "O mundi!" (soll heißen, O, Mon dieu, d. i. O, mein Gott!) gerufen haben. Ihr Blut floß, wie erzählt wird, in einen Bach, dessen Wasser den ganzen Tag über gerötet war. Die drei Mörder empfanden bald Reue über ihre grausame Tat und verpflichteten sich, daß sie zur Sühne in der Kirche sich nie mehr niedersetzen würden. Alte Leute kannten noch Zeugen, welche die drei Männer immer während der Messe beim Taufstein stehen sahen.. Sie sollen auch einen schrecklichen Tod genommen haben. Zur Erinnerung an jene Mordtat heißt der Waldteil, wo sie geschah, noch heute  " F r a n z o s e n h ö l z l ".


Aus Dr. Plöckingers "Wachausagen" Nr. 54, Seite 63, 1926. Gew.: Frz. Pernauer, 1925.

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18

DER FRANZOSENTOD IN WEISSENKIRCHEN

    Während der Franzosenkriege hatte Weißenkirchen unter Einquartierungen sehr zu leiden. Die durchziehenden Feinde brandschatzten und hausten auch entsetzlich. So drangen sie in das Haus Nr. 163 ein, dessen Besitzer einst ein sehr kräftiger Mann war. Er erschlug gleich die ersten Soldaten, welche in seinen Hof kamen, und warf sie in eine Grube. Weil die kühne Tat einmal gelungen war, machte er es mit allen weiteren Eindringlingen ebenso. Schließlich fiel es den französischen Offizieren auf, dafi aus diesem Hause kein Soldat mehr zurückkehre. Darum wollten sie den Besitzer herauslocken. Dieser aber versperrte und verrammelte sein Tor und machte sich über die Franzosen lustig. Da umstellten sie sein Haus, zündeten es an und glaubten, er müsse mit zugrunde gehn. Der wackere Mann kletterte aber rückwärts über die Felswände und entkam glücklich. Auch vom Müller auf der "Beinlmühle" wird eine ähnliche Tat erzählt. Zu ihm kamen drei französische Soldaten, denen er zu trinken gab, bis sie völlig betrunken waren. Dann erschlug er sie, nahm ihnen das viele Geld, welches sie hatten sehen lassen, ab, und vergrub die Ausgeraubten im gegenüberliegenden Weingarten.


Aus Dr. Plöckingers "Wachausagen" Nr. 57, Seite 66, Gew. und. Auf z.: Franz Pernauer aus Weißenkirchen

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19

KAMPF AUF DER SCHULSTIEGE

    Im Stifte zu Dürnstein war zur Zeit der Schlacht bei Loiben ein Notspital untergebracht. Als nun die Franzosen infolge der Umfassung durch die vereinigten Russen und Österreicher in heilloser Flucht im Städtchen Schutz suchten, drangen die nachfolgenden Russen ihnen nach und erspähten ihr Verschwinden im Stifte daselbst. Das alte Gebäu widerhallte vom Waffenlärm. Selbst auf der Stiege zur heutigen Volksschule Dürnstein wogte der Kampf. Dreimal wechselte diese den Besitzer. Die Gefallenen deckten bereits übereinanderliegend die Treppe zum ersten Stock, doch wollte der Kampf kein Ende nehmen. Da soll der Pfarrer des Städtchens dem Kampfe ein Ende bereitet haben, indem er mit hocherhobenem Kruzifix die Kämpfenden trennte. Lange Zeit nach dem Kampfe sah man noch die Einschläge der Gewehrschüsse im Gemäuer der Treppe.


Gew.: Josef Maurer und Georg Kernstock aus Dürnstein. Aufz.: Rud. Riedel aus Dürnstein, 1922.

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20

DIE WALLONEN AUF DEM JAUERLING

    Einst bedrängten ins Land gekommene wallonische Soldaten die Bewohner der Wachau und des Jauerlings. Die Not war groß, aber die Wachauer und Jauerlinger verzagten nicht. Sie besiegten au einem nebeligen Tage die fremden Krieger in einem harten Gefecht. Die Wallonen wandten sich, nachdem sie den Kampf als verloren erkannten, zur Flucht, soweit sie nicht im Kampfe den Tod gefunden hatten. Seit dieser Zeit soll es an der Stätte des Kampfes geistern und zu nächtlicher Zeit Waffengeklirre hörbar sein.


Aus Dr. Plöckingers "Wachausagen", Seite 29, Nr. 20. Gew.: Rudolf Thorwartl in Schwallenbach (1925).

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21

DIE BAUERNHERBERGE ZU SPITZ

    Auf der Straße, die vom "Roten Tor" in Spitz nach Wolfenreith führt, befindet sich an einer Wegbiegung eine kleine Unterstandsstelle, welche die "Bauernherberge" heißt. An sie knüpft sich eine Sage.

    Als zur Zeit des Türkenkrieges auch die Streifscharen der Osmanen vereinzelt bis ins Waldviertel vordrangen, trug es sich zu, daß ein Bauer von einem Türken angefallen wurde. Das Bäuerlein entwischte aber dem Krieger durch seine Flucht. Obwohl der türkische Soldat ihn mit gezücktem Säbel verfolgte, gelang es dem Bauer doch, sein Leben zu retten. Mit wildem Gehaben stürmte der Türke dem Bauer nach. Da gewahrte der Verfolgte die Unterstandsstelle an der Straße und verbarg sich in derselben. Der Verfolger übersah sie in seinem Eifer und stürmte an ihr vorbei. Der Bauer war dadurch gerettet. Seit dieser Zeit heißt der Unterschlupf " B a u e r n h e r b e r g e ".


Aus Dr. Plöckingers "Wachausagen", Seite 51, Nr. 41 Gew.: Staatsanwalt Dr. Franz Notz aus Spitz (1925).

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22

DER HERZOG UND DER BISCHOF

    Das Dörfchen und die Kirche Schwallenbach gehörten einst dem Bischöfe zu Passau. Da dieser Kirchenfürst weit entfernt und das Land groß war, konnte nicht immer sofort nach dem Rechten gesehen werden. Deshalb fühlten sich die Schwallenbacher Bischofsuntertanen von ihrem Herrn vernachlässigt, schlössen sich ohne Gewissensbisse dem Herzoge an und forderten gleich diesem, daß dem Lande selbst ein Bistum gegeben werde. Da der Landesherr der gleichen Ansicht wie das Volk war, vertrat er auch die Forderung der Schwallenbacher mit umso größerer Freude. Doch der Bischof von Passau verweigerte die Erfüllung des berechtigten Wunsches. So brach ein blutiger Kampf zwischen dem Herzog und dem Bischof aus, den aber der Passauer verlor. Als nun der Kirchenfürst unterlegen war, wollte man die Niederlage für ewige Zeiten festhalten und brachte an der Schwallenbacher Kirche ein Wappen an, auf welchem ein von zwei Schwertern durchbohrter Kopf dargestellt ist.


Unveröffentlichtes Sagengut aus der Sammlung Dr. H. Plöckinger, Krems. Aufz. und Gew.: Thorwartl Rudolf, Schwallenbach (1926).

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23

DER TOTE MANN BEI TRANDORF

    Im Lande herrschte Kampf und Not. Der Feind war tief ins Land gedrungen und verheerte es durch Brandschatzung und Mord. Da geschah es, daß nahe dem Orte Trandorf im Spitzergraben ein heftiger Kampf entbrannte. Vom Waffenlärm war das stille Tal im Norden des Jauerlings erfüllt und das Wehklagen der Bewohner stieg zum Himmel empor. Brände lohten auf und Blut unschuldiger Frauen und Kinder wurde vergossen. Der Feind hauste schrecklich in der Heimat. Nahe dem Dorfe kam es "Beim toten Mann" zu einer großen Schlacht, bei der viele Männer im mörderischen Kampfe den Tod fanden. Auf dem Schauplatze des Kampfes stand auch ein ansehnlicher Bauernhof, der den Namen "Lanzenhof" führte. Besonders um diesen wurde heftig gekämpft. Und als der Kampf zu Ende war, ragten von dem einst so stattlichen Bauernhöfe nur mehr rauchgeschwärzte Trümmer zum düsteren Himmel. Die Leichen vieler Kämpfer lagen auf dem Boden und tränkten diesen mit ihrem Blute. Scharen von Raben zogen zur Walstatt. Die Umgebung war trostlos öde geworden und wurde vom Volke gemieden. Keines Menschen Hand begrub die Toten und deren Gebeine bleichten in Regen und Wind. Um den sonst so arbeitsvollen Bauernhof lag das Land öde und niemand fand sich, der den einstigen stolzen Ansitz wieder aufbaute. Der Ort blieb verlassen und scheu nannte das Volk diese örtlichkeit "Toter Mann". Viele Jahrhunderte blieb der Ort gemieden, bis endlich sich einer fand und an der Stelle des einstigen Bauernhofes ein kleines Häuschen erbaute. Der örtlichkeit blieb aber zur Erinnerung an den Tod vieler Männer in mordender Schlacht der Name "Beim toten Mann" erhalten.


Aus Dr. Plöckingers unveröffentlichter Satjengutsammlung entnommen.

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Strenger Richter aller Sünder,
Treuer Vater deiner Kinder,
Der du in dem Himmel wohnst,
Drohest, strafest und belohnst
Höre gnädig unser Bitten,
Wende ab von unsren Hütten
Krankheit, Krieg und Hungersnot;
Gib uns unser täglich Brot.

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24

DER GERETTETE HERZOG IN DER
KAISERWAND

    Im Rothensteinerwald bei Raxendorf findet sich in der Kaiserwand eine Höhle. An der Wand ist, unter Moos verdeckt, ein "K" eingemeißelt sichtbar. Von dieser örtlichkeit kündet uns die Sage:

    Während eines großen Krieges mußte sich der österreichische Herzog vor den Feinden des Landes in Sicherheit bringen. Er kam von Aggstein und Aggsbach, eilte auf den Jauerling und weiter ins Tal nach Raxendorf. Zu Afterbach suchte er im Wagnerischen Hause Zuflucht. Da die Feinde gleich hinter ihm her waren, versteckte ihn die Bäuerin rasch unter dem Futterbarren des Stalles. Und schon ritten auch die Verfolger in den Ort und durchsuchten jedes Haus. So genau jene auch alles durchstöberten, fanden sie den Herzog aber doch nicht. Da sie sich im Orte längere Zeit einquartierten, war an ein weiteres Bleiben im Verstecke doch nicht zu denken. Der Wagnerbauer führte darum den Flüchtling, unter einer Fuhre Mist versteckt, aus dem Hause und brachte ihn zur Kaiserwand im Rothen-steinerwalde. Dort verbarg man den Herzog in einer Höhle, wo er nunmehr seinen Aufenthalt nehmen mußte. Die Bäuerin hatte aber insgeheim den Raxendorfern vom traurigen Geschick des Landesherrn erzählt und diese brachten ihrem hohen Gast aus Mitleid bis zur Befreiung Essen in das sichere Versteck. Nach dem Abzüge der Feinde reiste der Fürst nach Wien zurück und erhob aus Dankbarkeit das Dorf Raxcndorf zum Markte. Den hilfsbereiten und treuen Bauern des Ortes verlieh er aber viele Rechte und befreite sie von jeder Mautabgabe bei den herzoglichen Mauten des Landes. Erschien ein Raxendorfer Bauer am Herzogshofe, so wurde er vom Landesherrn selbst empfangen. Man führte den Ackergaul, auf dem er geritten kam, in den herzoglichen Stall und nahm, falls kein Platz sein sollte, seihst das Reitpferd des Herzogs aus diesem, um für des Bauern Pferd Platz zu schaffen. Der Bauer war Gast des Landeslierrn und speiste mit diesem an der Tafel.


Aus Dr. Plöckingers "Wachausagen", Nr. 22, Seite 31.

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25

DER SCHWEDENRAUB IM KLOSTER
IMBACH

    Einige herumschweifende Schweden drangen auch in das Kloster der lmhacher Dominikanerinnen ein, und spähten aus, ob nicht da auch etwas zu erbeuten sei. Sie rafften zunächst das Geflügel und alles andere Getier zusammen, welches sie für die Verköstigung brauchten. Obwohl die Feinde mit Beute voll beladen waren, wollten sie sich noch heilige Geräte aneignen und nahmen mit, was sich fand. Obwohl diese nur geringes Gewicht hatten, wurden die kräftigen Räuber doch bald so müde, als ob sie eine schwere Last zu tragen hätten. Ja, sie verloren ihre Kräfte völlig und stürzten zu Boden, sodaß das Forttragen der heiligen Geräte unmöglich war. Sie ließen daher diese mit geheimnisvoller Kraft ausgestatteten Sachen iin Kloster zurück und langten ohne Schätze in Krems ein.


Aus den Jesuiten-Annalen übersetzt von Z. v. Sponner; 1925.

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Diese Seite wurde am 15. Februar 2003 erstellt.