Heilige Maria De Mattias
1805 - 1866

Teil 3 (Seite 8 bis Seite 11)




 
Wer war Maria De Mattias?
 

Kindheit und Jugend
   Maria De Mattias wurde am 4. Februar 1805 im Bergstädtchen Vallecorsa in Mittelitalien geboren. Sie war der Liebling des Vaters, der sie auch glauben und beten lehrte. Mit der Mutter stand sie eher auf Kriegsfuß. Ihr erster Biograf, der sie über 40 Jahre geistlich begleitet und beraten hat, schreibt zwei Jahre nach ihrem Tod: "Maria hatte einen sehr lebhaften und feurigen Charakter.. Manchmal war sie ruhelos... Sie stürmte oft durch das Haus und stellte allerhand unschuldigen Schabernack an... Mutter Ottavia duldete solches Betragen ihrer Tochter nicht und tadelte sie scharf, auch mit Schlägen... Da wurde Maria rot vor Zorn und schrie: "Was tue ich denn Böses?"..."
   Die Ursache von Marias Ruhelosigkeit lag wohl in der politischen und gesellschaftlichen Lebenswirklichkeit jener Zeit. Vallecorsa war als ein Räubernest verrufen. Die Gefahr, von den Briganten überfallen und geplündert zu werden, war allgegenwärtig. Entführungen und Morde, Hausdurchsuchungen der Polizei und blutige Rache waren an der Tagesordnung. Als Tochter des Bürgermeisters war Maria besonders gefährdet, weshalb sie nie allein auf die Straße gehen durfte. Sie rebellierte wie ein gefangenes Tier.
   Keine Quelle berichtet etwas über Marias äußeres Aussehen. Wahrscheinlich war sie klein und zierlich wie alle italienischen Mädchen von damals. Sie muss sehr hübsch gewesen sein, da sich viele Burschen um sie bewarben. Eine Zeit lang frönte sie auch der Eitelkeit: Sie selber berichtet, dass sie stundenlang vor ihrem Spiegel saß, immer neue Frisuren versuchte, ihren Schmuck anlegte ... aber für wen?

Maria De Mattias
     

   Mit 17 verabschiedete sich Maria von ihrem Spiegel und fand im Bild der Gottesmutter, das in ihrem Mädchenzimmer


Muttergottes
      

hing, eine liebevolle und geduldige Mutter, nach der sie sich immer schon gesehnt hatte. In einem Brief an ihren geistlichen Begleiter Johannes Merlini schreibt sie:

"Sie baten mich, Ihnen zu schreiben, wie Gott mich zum ersten Mal gerufen hat. Das war so: Etwa drei Monate vor der Mission unseres Vaters (gemeint ist Kaspar del Bufalo) plagten mich heftige Gewissensbisse, weil ich den Eitelkeiten der Welt nachlief. Ich fühlte mich nicht wohl bei allem, was ich genoss, und wünschte sehnlichst, aus dieser Enge auszubrechen, nur wusste ich nicht wie. Ich sehnte mich nach jemandem, der mir dabei mit starker Hand helfen könnte... Der Herr verjagte aus meiner Seele alle Unwissenheit, indem er mir zeigte, dass ich in ihm allein Trost finden könne...

   Das Geschenk dieser Erfahrung wurde mir durch die Gottesmutter zuteil, die ich bat, mir Licht zu geben. Der Blick auf den Gekreuzigten verwundete mein Herz... Ich fühlte mich dann sehr heftig aufgefordert, jesus zu lieben... und hatte große Angst, ihn zu verlieren... Weinend sagte ich ihm, dass ich in ihn verliebt sei und ihn immer bei mir haben wolle... Im Geiste schaute ich etwas Wunderschönes, das mein Herz mit tiefem Frieden erfüllte und zu mir sagte: Fürchte dich nicht, ich werde dich nie verlassen.' Diese Schau und diese Worte, die ich in meinem Herzen vernahm, blieben in meinem Gedächtnis haften und stärkten mich in meinen Ängsten.
   Eine Stimme sagte mir auch, dass die erhaltenen Gnaden nicht für mich allein bestimmt seien, sondern auch zur Hilfe für andere... Ich war etwa 16 oder 17 Jahre alt. ... Als ich einen alten Missionar fragte, was ich tun soll, prüfte er mich und sagte, ich solle nach Hause gehen und sofort einige Eitelkeiten, die ich trug, weglegen... Ich ging, tat, was er mir gesagt hatte, und empfand großen Trost in meinem Herzen... "
(Brief 13, 25. Juli 1838)

8

9





 







 
Maria wird Missionarin
 

   1822 leitete Kaspar Del Bufalo eine Volks- mission in Vallecorsa. Maria fehlte bei keiner Predigt, bei keiner Prozession, bei keiner Andacht. Einmal schilderte der Missionar in glühenden Farben das Leiden Christi und
    Maria mit Kreuz
erklärte den Menschen, dass Jesus aus Liebe all sein Blut vergossen hat, damit alle Menschen gerettet werden. Er, Kaspar, möchte tausend Zungen haben, um von der Liebe Gottes zu sprechen, deren Zeichen und Maß das am Kreuz vergossene Blut Christi ist. Maria schien es, er schaue sie an und seine Worte gelten ihr ganz persönlich. Das erschütterte sie so sehr, dass in ihr der Wunsch entbrannte, diese Botschaft allen Menschen zu bringen. Dann wurde ihr bewusst, dass sie als Frau das gar nicht tun durfte, dass sie ja nicht einmal lesen und schreiben konnte... Aber die Sehnsucht brannte weiter in ihr, jesus, die gekreuzigte Liebe, allen bekannt zu machen, damit alle ihn lieben ...
   Wieder zu Hause, suchte Maria Trost und Licht bei ihrem Lieblingsbild. Sie schreibt Merlini auf seine wiederholte Bitte, ihm von ihrem Berufungsweg zu erzählen (Maria wählt dazu die 3. Person aus Vorsicht, falls jemand anderer den Brief in die Hände bekäme): "Sie konnte weder lesen noch schreiben und kannte nur die wenigen Buchstaben vom hl. Kreuz (INRI?). Eines Tages nahm sie ein Buch zur Hand... Ein Gebet zur hl. Jungfrau kam ihr unter die Augen. Sie schrie: "Ich kann dieses Gebet lesen!" Von da an fand sie Gefallen am Lesen guter Bücher... Sie betete: "Heilige Maria, hilf mir! Lass mich entbrennen in Liebe zu jesus und zu dir. Sag mir, was ich tun soll, um deinem Sohn zu gefallen!" - Maria zeigte ihr

Kalvaria und das Kreuz und lud sie ein, dort hinauf zu steigen. Zitternd antwortete sie: "O Gott, ich bin zu schwach, ich kann nicht..." Am meisten fürchtete sie, vor den Augen der Welt als sonderbar zu erscheinen... Die gute Mutter tröstete sie, indem sie sagte: "Hab keine Angst, ich werde dir helfen." Tief im Herzen fühlte sie einen Frieden, den sie nicht mit Worten beschreiben kann. Damals, so erinnert sie sich, opferte sie sich ganz Gott auf durch die vollkommene Hingabe an den Willen Gottes... Sie fühlte sich völlig verändert und voll Mut... In dieser Zeit eignete sie sich einen gewissen Ernst an und trug auf dem Grund ihres Herzens eine Kraft, die sie nicht erklären kann. Die heftigen Kämpfe (die Angst aufzufallen, ausgelacht zu werden) verließen sie nie. Sie kannte noch keine geistliche Führung... Sie wurde krank, weil sie fürchtete, alles falsch zu machen und Gott zu beleidigen... Sie fühlte in ihrem Herzen eine tiefe Sorge um die vielen verlorenen Seelen; sie hätte für diese am liebsten ihr Blut und Leben gegeben."... (Dieser Brief trägt kein Datum, stammt aber sicher aus der Zeit nach 1850, als Maria schon 50-jährig war.)
Dennoch fühlte sich Maria innerlich hin und her ge- rissen. Sie musste gegen den Strom schwimmen und wurde immer einsamer. In diesem aufgewühlten Zu- stand "empfing" Maria ihre      Ihr geistlicher Begleiter
Berufung zur Missionarin und Gott schenkte ihr in Merlini (3. Generaloberer der Missionare vom Kostbaren Blut und Weggefährte des hl. Kaspar) einen einfühlsamen, geduldigen, weisen, geistlichen Begleiter. Kaspar hatte in ihr den Wunsch geweckt, etwas zu tun, was gar nicht zu einer Frau ihrer Zeit und ihrer gesellschaftlichen Stellung passte, und Merlini begleitete sie staunend auf diesem Weg.
   Maria will, muss von innen her, Missionarin sein wie Kaspar. Es drängt sie unwiderstehlich, diesen

10

11






zum Teil 2

zum Teil 4


zur Home Page       zu den Katholischen Aktionen       zur Kleinschriftenauswahl


Hinweise zum Urheberrecht und Copyright ©
Diese Seite wurde am 23. Juli 2003
von Familie Wimmer erstellt.