Vorwort. |
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Für ein einfaches Bauerndorf eine zusammenhängende Geschichte
zu schreiben, erscheint mangels ausführlicher urkundlicher Unterlagen nicht durchführbar. Nur im Rahmen seiner Herrschafts- und
Pfarrgeschichte lassen sich die Schicksale solcher Orte und der
im Verlauf der Jahrhunderte darin lebenden und schaffenden Menschen zur Darstellung bringen.
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So habe ich in dreißigjähriger eingehender Beschäftigung mit der
Heimatforschung aus einschlägigen Büchern und Zeitschriften sowie
aus den mir zugänglichen Herrschafts- Pfarr- und Wiener Archiven
die Unterlegen für diese Arbeit gesammelt und ausgewertet. Krankheit und Mangel an Mitteln zur Herausgabe in Druck oder Vervielfältigung, aber auch die in den fünfziger Jahren gleichzeitig von
mir durchgeführten Vorarbeiten für die vom rührigen Bürgermeister
Lintner geplante und im Erscheinen begriffene Häuser- und Marktgeschichte von Langschlag verzögerten die Fertigstellung. So mußte
ich mich schließlich mit einer Ausgabe in Maschinschrift mit wenigen Durchschlägen bescheiden, welche ich nunmehr an die Gemeinde
bzw. Schule Ullrichs, an das n.ö. Landesarchiv, das Heimatmuseum
Gmünd aufteilen will, um das Ergebnis auch andern interessierten
Lesern und der Lehrerschaft des Bezirkes Gmünd zur Einsichtnahme
und Stoffverwertung zugänglich zu machen. Auch soll jeder Inhaber
der alten Lehenhäuser und älteren Kleinhäuser die Geschichte seines
Hauses erhalten zur Kenntnisnahme und dauernden Aufbewahrung mit
den Haus- und Familiendokumenten für die Nachkommenden.
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Den mitgeplanten und vorbereiteten dritten Teil, nämlich die Geschichte und die Stammtafeln der alteingesessenen Familien konnte
ich aus den angeführten Gründen nicht mehr in Reinschrift bringen
und daher dem vorliegenden Band nicht beigeben. |
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Zur Häusergeschichte |
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wurden sämtliche im Herrschaftsarchiv Kirchberg am Walde vorhandenen Urbare, Grundbücher, Protokolle, Fassionen und sonstigen urkundlichen Belege, wie Lehenbriefe, Robotverträge, Zehentverzeichnisse und Einzelschriften ausgewertet. Das älteste erhaltene Urbar
mit dem bis ins Einzelnste gehenden Aufzeichnungen des zur Herrschaft gehörigen Besitzstandes und der namentlichen Aufzählung
aller Untertanen (Grundholden) und Zehentpflichtigen stammt aus
1561. Aus der Zeit vorher fand sich nur ein summarisches Einkommensbekenntnis aus dem Jahre 1543 im alten Gültbuch. Ein in Abschrift
erhaltenes Pfarrurbar weist die Besitzernamen aus der Zeit nach
1580 auf, ist also um diese Zeit anzusetzen. Die Grundbücher beginnen 1573 und reichen bis 185o, d.i. bis zur Errichtung der
staatlichen Grundbuchsämter. Das letzte Hfts-.Grundbuch, ab 179o
laufend, wurde vom neuen Crundbuchsamt bis 1870 weitergefUhrt.
Während bis zu diesem Jahre alle Angaben ohne Ausnahme diesen
Quellen entnommen wurden, sind weitere Jahresangaben bis zur
Gegenwart nur nach persönlicher Erinnerung und mündlicher Überlieferung vermerkt, da ich in den letzten Jahren keine Möglichkeit
hatte, auch die neuen Grundbücher durchzugehen. Die Kauf- und Inventurrotokolle beginnen 1649 mit Band IX, die Vorläufer von
Band I bis VIII blieben unauffindbar und müssen als verloren betrachtet werden. Heiratsprotokolle sind erst ab 176o erhalten und
reichen gleich wie die Kauf-und Inventurprotokolle bis 185o. Im
Archiv für N.Ö. befinden sich die genannten Bücher ab 1743, insgesamt 81 Bände. |
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Ullrichs Nr. 1. |
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ain Hauß, ein ganzes Lehen
Grund- u. Dorfobrigkeit: Herrschaft Kirchberg am Walde.
Zehent zur Pfarre Kirchberg: “ein Erb.“
Verzeichnis der behausten Lehner seit 1573:
Im Urbar und Grundbuch 1561: nicht feststellbar.
Dienst- und Lehenbuch 1573 bis 16o1:
Hansl Schröffl, Thomas Standl, Lorentz Piestinger, Hans Fux,
Thoman Penl (Pentl), Christoph Schön (= Schenn).
Dienst: 1/8 Schmaltz, 3o Ayr, 1 schilling Wachtgeldt, 1 Faschungshenn, 1 Zehet hann, 1 schet har. |
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ab 16o2-1611-1619: Paul Poltzer; dieser überlebte die Zerstörung
des Dorfes durch das kaiserliche Kriegsvolk nicht, da sein Name
im neuen Grundbuch nicht mehr wiederkehrt. Alle Dörfer der protestantischen Landherren wurden damals geplündert und abgebrannt,
die erreichbaren Einwohner nieder gemacht. 162o-1624 als öde
Brandstatt geführt. |
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1625 “hat’s Hannß Perger um ein halbes Achtel 5chmaltz. |
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1626/27 “ hat’s Paul Zedletzperger um ein Achtl schmaltz. |
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1628/29 “hat’s Stefan Falkhner ebenso per 1/8 schmaltz. |
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ab 1636 hat’s Simon Pentl, vermutlich ein dem Blutbad am 1619
entkommener Sohn des obigen Thomen Pentl, zum Aufpau Übernommen
und notdürftig hergerichtet. |
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1636-1689: im neuen Grund-, Dienst- und Lehenbueh ist eingetragen: Dienst: ein Achtl Schmaltz, 1 Schilling Wachtgeld,
3o Ayr, 1 Faschinghenn, 1 schett haar, item Anfailgelt auf
Lichtmeß zu geben 2 Schilling. |
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Item wegen des Haar außmachen, damit er überhoben, gibt er
ain Pfund Hörbaß und 1 Pfund Rupfes gewaschenes Gahrn auf
Lichtmeß.
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Die Roboth betreff, Paun die Ulrichser ihre außgezeigte Praiten
(im Herrschaftsfeld). |
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Das Robothgald sollen sy jehrlich zu Sandt Jörgen dag bezahlen. |
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1666, am 28.VIII. verkhaufft Simon Pentl, Underthan zu Ulrichs,
sein lange Zeit innen gehabtes Lehen, so ganz paufällig, dem
Thomas Spuler per 15 Gulden; der zahlt 1. Wehrung 3 Gulden bar;
2. u. 3. Wehrung Georgi 1667 und 1668 mit je 6 Gulden; ein Jahr
soll er gabfrei sein außer Michaelidienst. Ein paar Oxen gibt
es um 13 Gulden zum Haus. |
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1667 2o.IV.: Thomas Spuler verkhaufft sein gehabtes Lehen dem
Mathias Wallner per 15 Gulden und 3o Kreuzer. |
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1677, 15.XII. Übergibt und verkhaufft Mathes Wallner sein gehabtes Leben per 1o Gulden und 3o Kreuzer. Leihkauf seinem
Sohn Georg Wallner. |
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1678, 22.IV. Georg Wallner verkhauft bereits nach 4 Monaten sein
eben übernommenes Lehen dem Paul Spannagl per 1o Gulden und 3o
Kreuzer Leihkauf. An Gewöhrtaxe zu zahlen 2o Kreuzer. Der Vertrag
mit 2 Ducaten verpönt. |
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1678, 9.V. Peul Spannagl, dem ein Baum einen Fuß abgeschlagen,
verkaufft sein Lehen an Mathias Laßperger um den gleichen Kaufschilling. Beschlossen in Beysein Jacob Wallner, Dorfrichter,
Paul Wändl, Perthl frey und Mathias Spannagl, Geschworene. |
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1685, 12.VIII! Inventarium nach weyland Mathias Laßperger,
gewester Unterthan in Dorf Ulrichs, gestorben 26.VII.1685,
beschrieben und geschätzt mit 49 Gulden. Erben hier zue die
Wittib Maria samt Leibesfrucht und Tochter Gertraud, 7 Jahre. |
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1685, Am 18.VIII. verkaufft die Wittib ihr gehabtes Lehen per
12 Gulden und 3o Kreuzez Leihkauf dem Johann Ortner, Inmann
zu Hollenstein. |
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1687, 29.I. lt. Hauß Kauf Protokoll gibt Johann Ortner sein
innen gehabtes Lehen den Philipp Schön per 16 Gulden und 1 Guldebn
Leitkauff. Darbey Jacob Nedtinger (= Edinger) Richter, Jacob
Wallner, Gregor Hoffpaur und Gregor barth, Geschworene. (= Gemeinderäte im heutigen Sinn!)
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1687, 17.IV. verkaufft sofort wieder Philipp Schön sein gehabtes Lehen dem Stephan Schmitt von Hollenstein per 2o Gulden.
Darbey Richter u. Geschworene wie vor, dazu der Vater Elias
Schön. |
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1692, 27.I. gibt lt. Kaufproth. Stephan Schmitt seine Behausung
dem Thomas frey ledigen Unterthan zu Ulriche per 3o Gulden. |
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1692, 9.III: Thomas Frey tritt laut Kaufproth. sein gehabtes
Lehen dem Philipp Schön von Hoheneich per 35 Gulden ab, der
Somit zum zweiten mal dieses Lehen besitzt, dagegen am 15.
III. 1892 seine Behausung in Hoheneich dem Paul Parth von
Ulrichs um 5o Gulden abgibt. |
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1712, 4.V. Üergeben und verkaufen Philipp Schön und Karla seine
Haußwürthin ihr innen gehabtes Lehen dem Eydam Michl Wallner u. Tochter
Maria per 4o Gulden. Beschehen in Beysein von Richter u. Geschworenen dazu euch Barthlmä Wallner, Mayer zu Pürbach. |
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1715, 26.I. wird die Inventur nach dem am 8.I.1715 verstorbenen
unbehausten Unterthanen weyl. Philipp Schön seelig beschrieben
und geschätzt; Erben hiezu die Wittib Maria, Tochter Maria und
Sohn Mathias, Summa der Schätzung 29 Gulden 19 1/2 Kreuzer, davon gebührt der Wittib die Hälfte und lo Gulden. |
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172o. 9.X. folgt das Invertarium nach weyland Michael Wallner,
gewesten Unterthanen zu Ulrichs, + 26.IX.172o. Erben hierzue:
die Wittib Maria und Kind Clara. Das Hauß so ein Lehen verbleibt
der Wittib durch Abhandlung. Beschehen in Beysein Michl Fizinger,
Richter, und Andre Riedl und Michl Traschl, beeder Geschworenen.
9.X.172o verkauft die Wittib Maria Wallnerin das Lehn ihrem
Bruder Mathias Schön, ledig, per 8o Gulden. |
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172o. 25.XII. Inventerium nach weyl. Maria Ana Schönin, Inweib zu
Ullrichs, Erben sind ihre Kinder Maria verwittibte Wallnerin und
Mathias Schön, ledig, je 8 Gulden 24 Kreuzer. |
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174o, 27.X11. Nach Ableben ihres Vaters Mathias Schön verkhauffen
dessen hinterlassene Khinder Stefan und Maria das ererbte Lehen
ihrem Vetter Gregor Pürbach und dessen Ehewürthin Clara geb.
Wallnerin.
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1759, 26.VI. Hauskauf Proth. Nr. 27 fol 18. Nach Ableben von
Gregor Pierbach verkauft die Herrschaft das seiner Witwe Clara
zugefallene Lehen wegen schwerer Verschuldung ex officio (= von
Amtswegen) um 120 Gulden dem Johann Parth jun. und Anna Maria
s. Hauswirthin. Der Käufer bleibt 3 Jahre robotfrey; er hat der
Verkäuferin von der heurigen Ernte 2 Metzen Korn und der Herrschaft den schuldigen Rückstand zu erststten; zahlt 4o Gulden
bar und weitere Währungen je 15 Gulden. Die am Lehen haftenden
Schulden belaufen sich auf 13o Gulden 29 1/2 Kreuzer, weshalb
sich für dieses herabgewirtschaftete Haus auch kein weiterer
Käufer findet und 1/IV 1769 der Herrschaft heimfällt. Diese
behält dise Behausung als Jägerhaus (Grdb.bz. Kf. Protokoll
Bd. 27 fol 493) samt Garten. Gemäß Kaufproth. fol 494 von
1.IV.1769 vergibt die Herrschaft die Hausgründe per 15o Gulden
an acht Unterthanen: |
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Laut Kaufproth. Bd. 28 fol 351 verkeuft die Herrschaft im Jahre
1781, am 17.XI. ihr gehabtes Jägerhaus zu Ulrichs, Nr. 1. dem
ehrbaren Joseph Rammel, ledig um einen licitande Kaufschilling
per 35o Gulden, bei einem Dienst und Dominicalbeitrag von 7
Gulden, dafür steuer- und rekrutierungsfrei; eine eventuelle
Schankberechtigung nur nach herrschaftlicher Bewilligung.
auch robet frei außer Stellung eines tauglichen Jagdtreibers,
für Weidegeld 1 Gulden. |
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1792, 17.IV. lt.Kf.Proth.Bd. 29 fol. 175 verkauft Joseph Rammel
das alte Jägerhaus per 4oo Gulden dem Johann Georg Anderl von
Weißenalbern u.s. Ehefrau Barbara mit Einschluß des Gastgewerbes. |
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18o1; Kf.Proth.Nr. 3o fol. 121, 11.XI.1801 vkft. Joh.Georg Anderl
u. Barbara sein zu Ulrichs liegendes Dominicialhaus mit Garten
dem ehrbaren Michael Steininger von Nondorf, led.Stds., um einen
wahren behandelten Kaufschilling benanntlich 13oo Gulden rheinisch,
zahlt zu Jacobi 3oo Gulden, zu Micheli 5oo Guleen, Rest von 5oo
Gulden: 1802. hiezu ist mitverkauft 3o Eimer Weinfässer im
Eisenband, und der große Tisch. Der Käufer hat für sämtl. Zehent-
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geld, Dienst, Robot u. Dominicialbeitrag zum Micheli-Grundbuch
7 Gulden zu leisten. Das Übrige wie die andern zu reichen. Dazu
hat die Herrschaft die Schankgerechtigkeit verliehen, so daß
neben dieser kein anderes Würtshaus in diesem Dorfe errichtet
werden darf. Dafür ist der Herrschaft Jährlich die Tätz (= Getränkeabgabe) per 1o Gulden ohne Steigerung zu leisten. auch
darf er eine Khue einstellen u. zahlt Weidegeld 1 Gulden. Andrerseits hat die Vorige Verkäuferin Anna Maria Rämlin im
Nebenstübel lebenslängliches Herbergsrecht, sonst jährlich
2 Gulden Herbergsgelt zu erhalten, sowie 2 Pifang im Garten
zur Bebauung vrrbehalten. |
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1833. Kf.Proth.Bd. 33 fol. 256: 26.I.1833 verkauft Michael
Steininger von seinen Dominical-Kleinhäusl dem minderj. Martin
Hammerling u. dessen angehenden Ehegattin Theresie geb. Pomeißl -
minderj. - unter Vertretung durch den Curator Josef Widhalm,
die aus einem Stökl ( = Stübl) entstandene Kleinbehausung samt
angezeigten Garten per 294 Gulden C M. (Grundb. I fo1 674). Sie
zahlen gleich aus der mütterlichen Erbschaft des Käufers, die
vom Vater auf loo Gulden erhöht wurde, und der Braut Heiratgut
1oo Gulden. Den Rest per 94 Gulden erlegen sie am 26.VII.1834.
Dieses neue Kleintäusl erhält die Conscriptions-Nummer 46. |
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1829: Nach Übersiedlung Steiningers nach Kirchberg ist in der
Steuerliste Johann Koppelhuber als Bestandwirt (= Pächter) geführt. |
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1832: Kf.Proth. 33, fol 216, 18.V111.1832. Michl Steininger und
Anna Maria zu Kirchberg verkaufen dem Franz Fichtenauer aus
Eggendorf am Wald, Uterthan der Herrechaft Horn ihr Dominical-
Kleinhaus mit Garten (Grdb.I/592) und Rustisal-Überländ (I/644)
per 1275 Gulden; Barzahlung voraus 34o Gulden, bis 1/IV. 1833:
526 Gulden + 11 Gulden u. 4oo Gulden durch Übernahme der Waisenschuld. |
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1834 Kaufproth. 33 fel 394 v. 2.XII.1834: Franz und Franziska
Fiechtenauer verkaufen dem Michael Buxbaum u. Anna Maria dessen
Hausfrau, Unterthanen der Herrechaft Rosenau zu Jahrings ihr
Kleinhaus Nr. 1 zu Ullrichs mit Gastgewerbe-Berechtigung samt
Garten per 114o Gulden.
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