Martinskirchen im Bamberger Land |
Daß der hl. Martin von Anfang an eine große Verehrung genoß, beweisen überall
die vielen Martinskirchen. St. Martin war der fränkische Nationalheilige. Selber ein
Kriegsmann, wurde er vor allem der Patron der französischen Waffen. Schon die
merovingischen Könige ließen sich Martins Mantel in die Schlacht nachtragen.
Später wählten die Reiter St. Martin als ihren Beschützer. Das Grab des Heiligen war
das Reichsheiligtum und der Mittelpunkt der fränkischen Heiligenverehrung
(Bernoulli p. 205). Martin war auch der Ausdruck des siegreichen christianisierten
Frankentums gegenüber den anderen deutschen Stämmen (Bossert, Kirchenheilige
p. 100, These 29). Dieser gewaltige Kult, dem gegenüber ein anderer Heiliger nicht
aufkommen konnte, beherrschte das fränkische Land und Volk. In Martins Namen
zogen die alten Franken in den Kampf, ihm bauten auch die Missionare in der
Fremde ihre ersten Kapellen. Eine ganze Reihe von Martinskirchen, besonders im
Westen Bambergs, sind ohne Zweifel Gründungen fränkischer Missionare.
Zentren der Christianisierung waren die alten Königshöfe Forchheim und
Königsfeld, die beide mit einem Kranz alter Martinskirchen umgeben sind. Im
Vergleich zu den Martinsheiligtümern verschwinden in unserer Gegend die Kirchen
der übrigen fränkischen Heiligen, weil diese in ihrer Heimat nur einen örtlich
beschränkten Kult genießen konnten, während Martin in den Herzen aller lebte
(Dorn p. 34). Die große Zahl der Kirchen des Heiligen von Tours im Bamberger
Lande weist entschieden auf die Tatsache hin, daß fränkische Missionare die
Bringer des Christentums waren (Lang, Schutzpatrone p. 8; Bossert Kirchenheilige
p. 285; Stückelberg p. 46). Aber es darf dieses Argument nicht übertrieben werden.
Die Martinskirchen samt und sonders als Gründungen der ersten Glaubensboten
aus dem Westen anzusehen, oder gar an Hand der Martinspatrozinien den Weg
festzustellen, auf dem die Glaubensboten kamen, um unseren Vorfahren den
Glauben zu bringen, geht zu weit. Viele Martinskirchen waren königliche
Eigenkirchen und verdanken diesem Umstande ihr Patrozinium. „Fast allenthalben,
wo sich Krongut befand, gab es auch Martinskirchen.“
In unserer Bischofsstadt Bamberg errichteten die Jesuiten im Jahre 1690 an der
Stelle, an der früher die alte Karmeliterkirche stand, eine Martinskirche. Aber schon
vorher stand in Bamberg eine alte St. Martinskirche auf dem heutigen Maxplatz;
diese Kirche soll um 1007 schon gestanden haben, 1265 wird sie erstmals erwähnt.
Im Jahre 1804/5 wurde diese alte St. Martinskirche abgetragen.
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