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ST. MARTIN

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Die Pfarrchronik von 1953

Teil 2 (Seite 7 bis Seite 12)

 


Lieder zum Martinsfest im Rheinland.
 
1.  Laßt uns froh und munter sein
Und uns heute recht erfreun,
Lustig, lustig, trallerallala,
Nun ist Martinsabend da.
 
2.  Nehmt die Fackel in die Hand,
Rasch das Kerzlein angebrannt.
 
3.  Tausend Lichter brennen heut',
Und es freu'n sich alle Leut'.
 
4.  St. Martinus, guter Mann,
Nahmst dich stets der Armen an.
 
5.  Heut' kommst zu den Kindern du,
Und sie jubeln laut dir zu:
Lustig, lustig, trallerallala,
Nun ist Martinsabend da.
 
 
1.  Holt das Lämpchen aus dem Haus,
Denn es ist St. Martin.
Daß es leuchte froh hinaus,
Denn es ist St. Martin,
: / : Tralala : /:
 
2.  Zündet euer Kerzchen an!
Denn es ist St. Martin.
Lieder tönen himmelan!
Denn es ist St. Martin.
: / : Tralala : /:
 
3.  Ziehet durch die Gassen hin!
Denn es ist St. Martin.
Hoch das Herz und froh der Sinn!
Denn es ist St. Martin,
: / : Tralala : /:
 
4.  Kuchen gibt's nach altem Brauch,
Denn es ist St. Martin.
Apfel, Nüsse, Mandeln auch,
Denn es ist St. Martin,
: / : Tralala : /:

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Die Martinsgans

Der Augustinereremit  P.  I g n a t i u s  E r t l  geht in einer seiner Münchener Predigten, die er 1702 unter dern Titel „Sonn- und Feiertägliches  T o l l e  L e g e“ herausgegeben hatte, auf diese Frage ein: „Warumen aber wird seiner Bischoflichen Bildnus zugleich eine Gans zugemahlet? So gar in gemeinen Bauern- Calender wird man statt seiner Bildnus eine Gans sehen. Warumen das? Was hat Martinus mit der Gans und die Gans bey Martino zu thun? Daß dem hl. Kirchenlehrer Hieronymo ein Löw / Corbiniano ein Bär / Aegidio ein Reh / Antonio ein Schwein / dem hl. Pabsten Gregorio ein Tauben / dem Heil. Oswaldo ein Amschel etz. zugemahlet werden, Diß hat sein Ursach und Ausdeutung / denn das seynd jene Thier / mit denen diese heilige Diener Gottes große Wunder gewürket / die ihnen gedient / viel genutzet und geholffen haben / Wo aber hat Martino einige Gans genutzt und gedienet? Wo hat Martinus ein Gansfleisch geessen. Das wird nirgends in seinem Leben gelesen . . . Warum wird dann eben seine Bildnus mit einer Gans vorgestellt? Vielleicht beliebt denen Mahlern jene Gansschlacht anzudeuten so auf heutigen Martintag vorbey gehet / zumahlen / wenn zu einiger Zeit des, ganzen Jahres die Gäns mit ihren Krägen herhalten / ihr Leben verlieren / sich schlachten / würgen, ropfen und braten müssen lassen; so geschieht es anheut, viel tausend Gäns müssen auf heut dem Kuchelfeuer zum Brandopfer werden. Sagt mir einer Reim dich / oder ich iß dich, reim sich die Gans mit Martinitag wie sie wolle / ich isse sie dennoch / das ist ein alter Brauch und Gewohnheit und alte Gebräuch muß man nicht abkommen lassen. Wohlan . . . ich begehre nichts Altes ab und nichts Neues aufzubringen: Ich begehre das Gansessen im wenigisten zu tadeln / es mag das Gäns-Tractament auf den heutigen Martinstag oder zu einer andern Zeit des Jahres hinum angestellt werden / liegt mir wenig daran / lasse ihm ein jeder sein Martinsgans wol schmecken, segne ihms Gott der Herr . . .“
 
*     *     *
 
Mit dieser freilich nicht ganz ernst gemeinten Deutung trifft  E r t l  doch das Richtige. Die Gans als Korn- und Fruchtbarkeitssinnbild hat bei den alten Erntefesten ihre Rolle gespielt. Und die Martinsgans ist bis auf unsere Tage herauf als der duftende Braten in weiten deutschen Landen erhalten geblieben.
 
*     *     *

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Zeitbild*)
 
  für jene Jahre, da St. Martin lebte (um 316-400).
 
312-337     Konstantin. der Große, römischer Kaiser.
Ein Traum hatte ihm verkündet: "in hoc signo vinces!"
(in diesem [Kreuzes]-Zeichen wirst du siegen!)
313     Das Christentum wird vom römischen Staate anerkannt.
Mailänder Duldungsedikt: Jedem Reichsangehörigen ist unbeschränkte Religionsfreiheit gewährt; alle beschlagnahmten Güter werden den Christen sofort zurückgegeben; alle Ausnahmegesetze gegen die Christen fallen.
324     Das Christentum wird Staatsreligion.
325     Erstes ökumenisches (= Welt-)Konzil zu Nicäa, von 300 Bischöfen unter dern Vorsitz des Kaisers abgehalten. Die Lehre des Arius („Christus ist g o t t ä h n l i c h“) wird verworfen, die des Athanasius („Christus ist Gott w e s e n s g l e i c h“) angenommen.
Um 350     Gotische Bibelübersetzung des Bischofs Ulfila(s) (Wulfila-Wölfchen), ältestes Schriftwerk der germanischen Literatur. Sie wurde zu Beginn des 6. Jahrhunderts in Italien (wohl für den Ostgotenkönig) auf purpurnes Pergament mit Silberbuchstaben geschrieben, 1648 von den Schweden aus Prag geraubt, nach Upsala gebracht und in Silber eingebunden, daher „Codex argenteus“, Silberhandschrift).
375     Beginn der Völkerwanderung.
393     Ende der Olympischen Spiele. (Erste Olympiade: 776 vor Chr. Wiedererwachen 1896 Athen, 1. Spiel.)
395-1453     Oströmisches Reich.
395-476     Weströmisches Reich.
Um 400     Japan: Einführung der chinesischen Schrift und des Konfuzianismus.
 
Die bedeutendsten Kirchenväter jener Zeit:
 
Athanasius (gest. 373), der „Vater der Orthodoxie“
Basilius der Große (gest. 373)
Gregor von Nazianz (gest. um 389)
Gregor von Nyssa (gest. um 395)
Johannes Chrysostomus (gest. 407)
Ambrosius     (340-397) der „Vater des Kirchengesanges“ und furchtlose Wahrer der Kirchendisziplin, der als Erzbischof von Mailand dem Kaiser T h e o d o s i u s  d e m  G r o ß e n (379-395) wegen des Blutbades von Thessalonich (Saloniki) (390) das Betreten des Gotteshauses verwehrte.
Hieronymus     (331-420), der gelehrteste Kirchenvater, übersetzte die Bibel ins Lateinische (Vulgata) und erklärte sie; wurde dadurch der Begründer der lateinischen Kirchensprache.
Augustinus     (354-430), der bedeutendste aller Kirchenväter; auch als Psychologe und Philosoph hervorragend. Hauptwerke: „Bekenntnisse“, „Das Reich Gottes“.
 
*) Vgl. des Verfassers Geschichtswerk „Panorama der Welt- u. Kulturgeschichtel“

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Martinskirchen im Bamberger Land

Daß der hl. Martin von Anfang an eine große Verehrung genoß, beweisen überall die vielen Martinskirchen. St. Martin war der fränkische Nationalheilige. Selber ein Kriegsmann, wurde er vor allem der Patron der französischen Waffen. Schon die merovingischen Könige ließen sich Martins Mantel in die Schlacht nachtragen. Später wählten die Reiter St. Martin als ihren Beschützer. Das Grab des Heiligen war das Reichsheiligtum und der Mittelpunkt der fränkischen Heiligenverehrung (Bernoulli p. 205). Martin war auch der Ausdruck des siegreichen christianisierten Frankentums gegenüber den anderen deutschen Stämmen (Bossert, Kirchenheilige p. 100, These 29). Dieser gewaltige Kult, dem gegenüber ein anderer Heiliger nicht aufkommen konnte, beherrschte das fränkische Land und Volk. In Martins Namen zogen die alten Franken in den Kampf, ihm bauten auch die Missionare in der Fremde ihre ersten Kapellen. Eine ganze Reihe von Martinskirchen, besonders im Westen Bambergs, sind ohne Zweifel Gründungen fränkischer Missionare.

Zentren der Christianisierung waren die alten Königshöfe Forchheim und Königsfeld, die beide mit einem Kranz alter Martinskirchen umgeben sind. Im Vergleich zu den Martinsheiligtümern verschwinden in unserer Gegend die Kirchen der übrigen fränkischen Heiligen, weil diese in ihrer Heimat nur einen örtlich beschränkten Kult genießen konnten, während Martin in den Herzen aller lebte (Dorn p. 34). Die große Zahl der Kirchen des Heiligen von Tours im Bamberger Lande weist entschieden auf die Tatsache hin, daß fränkische Missionare die Bringer des Christentums waren (Lang, Schutzpatrone p. 8; Bossert Kirchenheilige p. 285; Stückelberg p. 46). Aber es darf dieses Argument nicht übertrieben werden. Die Martinskirchen samt und sonders als Gründungen der ersten Glaubensboten aus dem Westen anzusehen, oder gar an Hand der Martinspatrozinien den Weg festzustellen, auf dem die Glaubensboten kamen, um unseren Vorfahren den Glauben zu bringen, geht zu weit. Viele Martinskirchen waren königliche Eigenkirchen und verdanken diesem Umstande ihr Patrozinium. „Fast allenthalben, wo sich Krongut befand, gab es auch Martinskirchen.“

In unserer Bischofsstadt Bamberg errichteten die Jesuiten im Jahre 1690 an der Stelle, an der früher die alte Karmeliterkirche stand, eine Martinskirche. Aber schon vorher stand in Bamberg eine alte St. Martinskirche auf dem heutigen Maxplatz; diese Kirche soll um 1007 schon gestanden haben, 1265 wird sie erstmals erwähnt. Im Jahre 1804/5 wurde diese alte St. Martinskirche abgetragen.

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Außerdem wurden in unserer Erzdiözese an vielen größeren und kleineren Orten Martinskirchen und Martinskapellen erbaut und zwar in
Ailersbach bei Höchstadt a. Aisch (erbaut vor 1468);
Ansbach (Martinskapelle neben der vom hl. Gumbert erbauten Salvatorkirche, schon vor 1277 erbaut);
Burghöchstadt bei Appenfelden;
Döringstadt b. Staffelstein;
Eggolsheim b. Forchheim (die dortige Martinskirche soll schon vor 976 bestanden haben);
Erlangen (vor 976);
Forchheim (vielleicht die älteste fränkische Gründung in unserer Gegend. Der dortige Königshof war das Zentrum und der Ausgangspunkt der Christianisierung);
Fürth (soll eine Gründung Karls des Gr. sein);
Geißlingen bei Uffenheim; - Gutenstetten; - Herrnsheim;
Herzogenaurach (nach der Tradition soll dort St. Kilian das erste Kirchlein erbaut und dem hl. Martin geweiht haben, so daß die dortige Martinskapelle spätestens gegen Ende des 7. Jahrhunderts, entstanden wäre);
Hohenmirsberg b. Pottenstein (die Kapelle stand bereits 1439);
lphofen (St. Martin bestand schon 1219); - Kautendorf bei Rehau (1498);
Kronach (die dortige Martinskapelle stand sicher schon 1404);
Leutenbach b. Forchheim (der Ort hatte um 1400 eine Martinskapelle);
Nankendorf bei Ebermannstadt; - Obersteinfeld;
Riedfeld (dort, wo heute Neustadt a. Aisch steht);
Roßstadt bei Trunstadt; - Schornweisach bei Scheinfeld;
Steinfeld b. Bamberg (St. Martinskirche vor 1393 errichtet);
Stübig bei Scheßlitz; - Tiefenpöltz bei Bamberg;
Töpen b. Gefelle (stand schon 1473);
Troschenreuth b. Eschenbach (vielleicht die zweitälteste Kirche des Bistums Bamberg, um 1145 zur Pfarrei erhoben);
Untersteinach b. Kulmbach;
Weichenwasserlos b. Bamberg (spätestens gegen Ende des 12. Jahrhunderts, errichtet);
Weißenohe (die Martinskapelle stand bei der Klosterkirche; sie wurde 1559 zur Schule umgebaut); - Weismain bei Lichtenfels;
Welbhausen bei Uffenheim; - Wernsbach bei Ansbach;
Willanzheim b. Kitzingen (die Kirche des hl. Martin stand schon im Jahre 741); - Windelsbach bei Geßlau;
Windsheim b. Uffenheim (die Kirche des hl. Martin stand schon im Jahr 741); - Wörnitz bei Rothenburg o. d. T.

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Altenfurter Kapelle
 
Altenfurter Kapelle
 
In Nürnberg und Umgebung soll es schon sehr früh Martinskirchen gegeben haben. Manche nehmen an, daß die im Bild gezeigte Altenfurter Kapelle auf Karl d. Gr. zurückgeht und von ihm zu Ehren des hl. Martin errichtet worden sein soll. Diese Annahme dürfte wohl von einer falschen Auslegung des Textes von Sigmund Meisterlin (1488) herrühren. Es ist nur davon die Rede, daß Karl d. Gr. in der Gegend von Altenfurt weilte und dabei den Mantel und Reliquien des heiligen Martin, wie auch sonst oft, bei sich trug.

Dagegen berichten sehr alte, glaubwürdige Quellen von einer Martinskapelle zu Fürth und einer Martinskapelle am Egidienberg. Demnach dürfte es feststehen, daß bereits im 12. Jahrhundert nicht weit von der jetzigen Martinskirche entfernt eine Martinskapelle am Egidienberg gestanden hat.

Als Nachfolgerin dieser alten Martinskapelle steht heute die Pfarrkirche zu St. Martin in Nürnberg, die 1935 erbaut, 1943 bei einem Fliegerangriff zerstört und 1947/48 wieder aufgebaut wurde.

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Diese Seite wurde am 27. Februar 2006 erstellt.