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DIE TEUFELSMAUER

1. E r z ä h l f o r m :
   Uralt ist die Sage von der Teufelsmauer. Wie Grimms "Deutsche Sagen" berichten (1863), wollte der Teufel die Donau abmauern, aber die Steine entglitten seiner Hand, wenn er sie zusammenfügen wollte.

Arndts Reise von Bayreuth nach Wien. Leipzig, 1801, Seite 169.



2. E r z ä h l f o r m :
   Auf die vielen Wundertaten des heiligen Albinus hin wurde die Kirche zu St. Johann im ganzen Donautal sehr bekannt und große Wallfahrerscharen zogen dorthin. Das war dem Teufel, der viel in der Wachau verweilte, ein Dorn im Auge und er beschloß eine Mauer vom Grat des Schloßberges unter Schwallenbach durch die Donau bis zur Roten Wand unter St. Johann zu bauen, um so jeden Zugang nach dem Kirchlein abzusperren. Der Herr erlaubte es ihm unter der Bedingung, wenn er in einer Nacht bis zum ersten Hahnenschrei mit dem Aufbau der Mauer fertig würde. Der Teufel begann voll Mut eilends seine Arbeit, und beim Morgengrauen war er damit fast fertig, als ein Hahn vom Kirchturm in St. Johann sich hören ließ und damit dem Teufel seinen Plan zerstörte. Wütend über das Mißlingen schoß der Teufel dem Hahn einen Pfeil in den Hinterleib. Seit dieser Zeit hat der Hahn des Kirchturmes einen Pfeil durch den Leib.

Aus Mailly Nö. Sagenschatz Nr. 224



3. E r z ä h l f o r m :
   Als der Teufel in der Wachau die Donau aufstauen wollte, baute er zu diesem Zwecke eine Mauer durch die Donau. Als er sie aufführte, krähte ein weißer Hahn drei mal und am andern Tag ein schwarzer Hahn. Der Teufel meinte, er höre nur zu bauen auf, bis ein roter Hahn krähe. Da erschien am dritten Tag ein roter Hahn am Kirchturme zu St. Johann und krähte dreimal. Nun mußte der Teufel sein Werk aufgeben und aus Zorn schoß er dem Hahn einen Pfeil durch den Hinterleib, der noch heute zu sehen ist.

Nach Vernalecken, Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Wien, 1859, Seite 369, Nr. 5.



4. E r z ä h l f o r m :
   Die Ritter von Aggstein und Hinterhaus bewarben sich um die schöne Tochter des Ritters von Aggsbach. Da ihr beide gleich lieb und wert waren, entschied ein Turnier, wem die Holde zur Frau gehören sollte. Der Aggsteiner siegte und schon am nächsten Tag durfte er Hochzeit feiern. Der Herr von Hinterhaus war über all das so betrübt, daß er sich in die Donau stürzen wollte. Da vertrat ihm der Teufel in Gestalt eines seltsamen Männleins den Weg und machte sich erbötig, quer durch die Donau eine Mauer zu hauen. Bis zur Burg Aggstein sollte dadurch die Donau emporgeschwellt und mit jener zusammen der Nebenbuhler vernichtet werden. Dann könne die schöne Aggsbacherin doch noch des Hinterhausers Frau werden. Freudig willigte dieser in den Teufelsplan, doch sollte die Mauer während der Nacht bis zum ersten Hahnenschrei fertig werden. Sofort ging der Böse mit seinen Handlangern an die Arbeit. Mächtige Felstrümmer wurden von den Bergen unter gewaltigem Getöse herabgestürzt. Der Teufel selbst türmte hastig die Steine aufeinander. Unheimlich schnell schritt das Werk vorwärts. Doch fehlte noch ein gutes Stück, als der Turmhahn von St. Johann den neuen Tag ankündigte. Wutentbrannt schoß ihm der Teufel einen Pfeil in den Hinterleib und kehrte in die Hölle zurück. Der Hinterhauser Ritter bereute seine böse Absicht sehr, machte zunächst eine Bußfahrt in das Heilige Land und trat dann ins Kloster Aggsbach ein, wo er als frommer Mönch hochbetagt starb.

Aus Dr. Plöckingers "Wachausagen" Seite 49, Nr. 39, 3. Absatz; und Pöttinger, Nö. Volkssagen, Seite 189.



5. E r z ä h l f o r m :
Die Teufelsmauer bei St. Johann in der Wachau
Nicht bald war dem Teufel etwas so zuwieder wie das Kirchlein von St. Johann in der Wachau. Dort hatte der heilige Albinus, der Patron der Donauschiffer, seinen Wohnsitz aufgeschlagen und lockte durch den Ruf der vielen Wundertaten, die seiner gnädigen Fürbitte beim Herrn zu verdanken waren, viele Gläubige, ja ganze Prozessionen an, die ihm ihre Verehrung darbrachten und seine Fürsprache erflehten.

"Dieses ganze fromme Getue, flatternde Fahnen, geistliche Gewänder, Bittgesänge, Dankeshymnen - das alles wächst mir schon zum Halse heraus", fluchte der Höllenfürst eines Tages grimmig vor sich hin, als er, hinter einem Felsblock kauernd, wieder einen langen Zug betender Wallfahrer wandern sah. "Nun will ich ernstlich darangehen, diesem ärgerlichen Treiben, das mir ständig die Laune verdirbt, ein Ende machen." Und er faßte den Entschluß, oberhalb Spitz eine Mauer quer über die Donau bis zur roten Wand unter St. Johann aufzurichten, damit die aufgestauten Wasser des Stromes das Kirchlein überschwemmen und jeden Zuzug unmöglich machten. Der Herr erlaubte ihm seinen Plan unter der Bedingung, daß der Bau während einer Nacht bis zum dritten Hahnenschrei vollendet sei. Der Teufel aber gedachte, dem lieben Gott ein Schnippchen zu schlagen, und kaufte alle Hähne in der Umgebung auf, um durch ihr Krähen in seinem Werk nicht behindert zu sein. Nur eine alte Frau in St. Johann ließ sich um alles Geld nicht bewegen, ihren Hahn herzugeben. "Der einzige Hahn kann nicht mehr viel schaden", dachte der Teufel und gab den Versuch auf, die Alte umzustimmen.

Wohlgelaunt machte er sich am Abend an die Arbeit; viele höllische Geister mußten ihm dabei helfen. Das war in dieser Nacht ein Gerumpel und Gepolter, wie man es ihn der Wachau noch nie gehört hatte. Die schwarzen Handlanger des Satans brachen mächtige Felstrümmer von den Höhen des Jauerlings los und schleuderten sie mit furchtbarem Getöse ins Tal hinab, daß das Gebirge erbebte. Der Teufel packte mit seinen kralligen Tatzen mit unerhörter Hast zu und türmte Stein auf Stein. Unheimlich schnell wuchs die gewaltige Mauer, und als der Morgen graute, war das riesige Werk fast vollendet.

Plötzlich aber krähte der einzige Hahn, der in St. Johann übrig geblieben war. Er hatte sich sogar auf den Kirchturm gesetzt. Wütend verdoppelte der Teufel seinen Eifer, da krähte der Hahn zum zweitenmal. Und als bald darauf der dritte Hahnenschrei ertönte, schleuderte der Schwarze in grimmigem Zorn über das Mißlingen seiner Arbeit den Felsblock, den er eben in Händen hielt, mitten in die Donau, daß das Wasser hoch aufspritzte, und schoß dem Hahn auf dem Kirchturm fluchend einen Pfeil in den Hinterleib, der heute noch im Körper des Turmhahns steckte. Dann fuhr er heulend zur Hölle.

Von seinem verunglückten Werk ist ein kleines Stück am linken Donauufer stehen geblieben, das die "Teufelsmauer" genannt wird.

Gefunden bei http://gutenberg.aol.de im Januar 2000.
Folgende Angaben wurden dort zu dieser Version gemacht.
Eingesendet von harald.aichmayr@netway.at und am 10. 5. 1999 ins Internet gebracht.
Als Verleger ist Ueberreuter 1947 und als COPYRIGTH ist Verlag Carl Ueberreuter, Wien angegeben.



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Diese Seite wurde am 15. April 2000 erstellt.