A. Gerold

Hund und Jäger


Teil 19
Von Seite 123 bis Seite 130,
Ende „3. Stöbern”


Die Abführung im Walde.

1. Birsch, Ansitz, Ablegen, Standruhe.

    Auch auf Birsch und Ansitz will man seinen Hund gern bei sich haben. Man braucht ihn zum Ausarbeiten allfälliger Schweißfährten, Wundspuren und zum Bringen. Überdies wird ein Hund um so besser und zuverlässiger, je mehr er im Revier verwendet wird und Erfahrungen gewinnt. Nebstbei wünscht man einen treuen, aufmerksamen Begleiter.

    Das ist nur möglich, wenn der Hund so abgerichtet ist, daß er nicht stört, Wild nicht vergrämt. Er soll seinem Herrn in gleicher Gangart folgen, gehen, schleichen, laufen, angeleint oder frei beim Fuß, er hat sich beim jedesmaligen Stehenbleiben seines Herrn von selbst zu setzen — eine kleine Handbewegung muntert ihn dazu auf, falls er vergißt — er darf beim Anblick von Wild in keiner Weise laut werden und er muß sich dort, wo beim Birschen „Einer schon zuviel ist”, durch das Heben des rechten Armes oder auch bloß des Zeigefingers in die Platzlage befehlen lassen. Auf  d i e s e r  Stelle hat er so lange liegen zu bleiben, bis ihn sein Herr entweder abholt oder durch einen neuen Befehl abruft. Er darf seinem Herrn nicht nachschleichen und sich weder durch einen Schuß, noch durch Rufe fremder Personen beirren lassen. Der Hund hat während seiner Abrichtung gelernt, sich ablegen zu lassen, ohne daß ein Gegenstand (Rucksack oder dgl.), der seinem Herrn gehört, vor ihm hingelegt wird. Ein solches „Depot” beim Ablegen hätte nur dann praktischen Sinn, wenn ein lästig gewordener Rucksack oder Stock beim Hund bleiben soll und wenn der Hund imstande ist, den Gegenstand wirksam zu verteidigen. Manche Jäger, besonders solche, die einen Hund von kleiner Rasse führen, geben sich damit zufrieden, wenn sich der Hund statt eines ordentlichen Ablegens an einen Stamm anleinen läßt, ohne beim Weitergehen des Herrn Hals zu geben oder zu winseln. Das ist ein Abrichtungsfehler, eine Unterlassungssünde des Führers. Mit einem geringen Mehraufwand an Mühe hätte man dem Hunde das korrekte Ablegen beibringen können. Überdies darf man den Hund nur an einer Örtlichkeit festleinen, wo er nicht gestohlen werden kann. Und schließlich ist es bei solcher Art unmöglich, den festgelegten Hund heranzupfeifen, falls man ihn rasch und dringend

123


braucht, was in der Praxis mitunter vorkommt. Es kann dann ein unangenehmer Zeitverlust sein, wenn man den Hund jedesmal selbst holen muß.

    Pfeift man den abgelegten Hund heran, so wird er selbstverständlich flüchtig kommen, weil er es so gelernt hat. Das geht allerdings nicht geräuschlos ab. Will man dies vermeiden, muß man den Hund selbst abholen.

    Die ersten Birschgänge mit dem bereits abgerichteten Hunde wird man begreiflicherweise nur an Tagen und in Revierteilen vornehmen, wo einem am Ergebnis der Birsch wenig liegt. Das nämliche gilt für die ersten Ansitze. Es ist ja mit Sicherheit zu erwarten, daß der noch junge und unerfahrene Hund allerlei Störungen hervorbringen wird, selbst dann, wenn er sich völlig zuverlässig führen und ablegen läßt. Beim Anblick von Wild hat der Hund den Drang, seinen Herrn aufmerksam zu machen. Das kann, ja soll er; aber unhörbar. Gibt er Hals oder winselt er, muß man ihm durch einen Klaps verständlich machen, daß er unbedingt still zu sein hat. Er merkt sich das bald und findet ganz von selbst lautlose Mittel, um seinen Herrn auf etwas aufmerksam zu machen, z. B. durch Stupfen mit der Nase.

    Bei solchen „Abführungsbirschen” ist es gelegentlich sehr nützlich, in wildleeren Revierteilen die eine oder andere Versuchungsübung einzuschalten. Man läuft oder schleicht am abgelegten Hund vorüber, das Gewehr im Voranschlag, was auf den Hund sehr erregend wirkt, man verschwindet in einer Bodensenke und gibt dort einen Schuß ab. Oder man läßt durch einen vorher bestimmten Gehilfen den Hund rufen. Hat sich der Hund von der Stelle, wo er abgelegt worden ist, entfernt, und sei es auch nur um einen Meter, so gibt es ein „Pfui!”, man bringt den Hund  u n b e d i n g t   w i e d e r   a n  d i e   f r ü h e r e   S t e l l e  und besiegelt dort seine kleine Missetat mit einem Gertenhieb. Der Hund muß unverbrüchlich daran gewöhnt werden, daß er seinen Herrn oder dessen weiteren Befehl haargenau an jener Stelle zu erwarten hat, wo er abgelegt worden ist, und an keiner anderen. Diese Mühe soll kein Hundeführer scheuen, der Wert darauf legt, einen fermen Hund zu bekommen. Natürlich muß man sieh die Stelle, wo man den Hund abgelegt hat, genau merken, allenfalls diese zur Unterstützung des Gedächtnisses verbrechen.

    Bei den ersten Ansitzen wird man den Hund dicht neben sich ablegen, um jederzeit auf ihn einwirken zu können. Der Hund muß ruhig liegen bleiben, ältere, schon erfahrene Hunde können allenfalls auch sitzen. Der Hund darf sich weder kratzen noch die

124


Behänge schütteln, er muß sich auch beim Anblick von Wild ruhig verhalten. Solche Ruhe kann man selbstverständlich nur einem Hunde zumuten, der nicht von Ungeziefer oder Insekten gepeinigt wird und dessen innere Gehörgänge rein gehalten sind. Ehe man den Hund ablegt, muß man die Bodenstelle beachten, spitzes Astwerk entfernen und die Nähe von Ameisenstraßen vermeiden. Bei großer Mückenplage wird man den bereits zuverlässigen Hund in solcher Entfernung vom Ansitz ablegen, daß seine Bewegungen nicht mehr stören.

    Junge Hunde geraten während der Birsch, besonders an heißen Sommertagen, mitunter in solche Erregung, daß sie während des Gehens recht vernehmbar schnauben. Das kann man ihnen leider nicht verbieten, weil es in diesem Falle kein Mittel gibt, mit dem man ihnen das sagen könnte. Aber eine vorübergehende Abhilfe gibt es dennoch. Man kann den Hund zur Beruhigung und Abkühlung mit Hilfe des Platzbefehls eine Weile niederlegen lassen, was meistens eine zeitlang hilft, und man kann dem Hund auf Revierstrecken, wo das Schnauben oder Keuchen vergrämend wirken könnte, ein kleines Holzstück zum Tragen in den Fang geben. Damit hat er ausgeschnaubt. Auf längeren Strecken aber wird man dem Hunde das Holz so bald wie möglich wieder abnehmen, es verdrießt ihn sonst, und ist dort, wo es nicht unbedingt sein muß, eine unnötige Quälerei.

    Beginnt ein Hund auf dem Ansitz aus Langweile zu singen oder beim Anblick von Wild laut zu werden oder ums Weitergehen zu betteln, dann genügt gewöhnlich ebenfalls ein solcher „Knuff” oder ein leichter Gertenhieb, wie auf der Birsch. Vorübergehend wirkt ebenfalls ein in den Fang gereichtes Holzstück mit dem Befehl zum Halten („Faß!”). Man nimmt es ihm wieder ab, sobald es sein kann.

    Um den Hund an unbedingte Standruhe auch beim Anblick von Wild zu gewöhnen, gibt es kein besseres Mittel, als abendliche Ansitze an Waldrändern, wo viele Hasen zu Felde hoppeln oder sonstiges Wild austritt. Man hält dabei den Hund dicht neben sich, um mit der Gerte jederzeit Stille und Ruhe predigen zu können. Bleibt der Hund schließlich völlig ruhig und unbekümmert um jedes Wild liegen, so versucht man es, ihn allein an so einer geeigneten Stelle abzulegen, indessen man sich zuerst etwa fünfzig, dann hundert Schritte und weiter von ihm entfernt ansetzt und ihn dabei nicht aus den Augen läßt. Der Hund gewöhnt sich sehr bald an solche für ihn anfangs sehr aufregende Erlebnisse und sein Gehorsam wird dadurch staunenswert gefestigt. Ein so abgeführter Hund wird nicht nur von jedem Kenner bewundert werden, die Jagdausübung mit

125


einem solchen Gehilfen wird auch zum hohen Vergnügen für den Jäger, vorausgesetzt, daß die übrigen Leistungen auf gleicher Höhe stehen.

    Bei Waldtreibjagden hat der Hund gleichermaßen ruhig und zuverlässig neben dem Schützen auf dem zugewiesenen Stande zu liegen oder zu sitzen. Weder der Lärm der Treiber, noch das Geläufe der Stöberhunde oder die vielen Schüsse dürfen ihn aus der Ruhe bringen. Das ist leichter gesagt als erreicht. Am besten ist es, seinen Hund im e r s t e n  Felde zu Treibjagden noch  n i c h t  mitzunehmen. Die Fülle der Erlebnisse verwirrt ihn. Muß man es dennoch aus irgendeinem zwingenden Grunde tun, soll der Hund auf dem Stande an der Führerleine bleiben, wobei man freilich Gefahr läuft, daß er bei einem Schuß einspringen will und diesen verreißt. Allerdings kann man ihn auch dicht neben sich an einen Baum leinen. Will der Hund einspringen, bekommt er ein „Pfui!” und einen Gertenhieb. Bleibt er weiterhin dickschädelig, benützt man einigemale das Stachelhalsband. Schließlich gewöhnt sich der Hund daran, daß er ruhig bleiben muß und nur auf Befehl bringen darf.
 
2. Suchen unter der Flinte (Buschieren).
 
    Verwendet man einen Vorstehhund, der in der Feldsuche und im Vorstehen bereits durchgearbeitet ist, in buschichtem, demnach unübersichtlichem Gelände zum Suchen unter der Flinte, also auf kurze Entfernung, so bietet das keinerlei Schwierigkeit mehr. Im Gegensatz zu einer flächengreifenden Quersuche im Felde hat man nur dafür zu sorgen, den Hund im Buschwerk nicht aus den Augen zu verlieren, weil man ja sonst nicht sehen könnte, wenn er ein Haar- oder Federwild vorsteht. Man hat ihn kurz zu halten. Das erreicht man anfangs durch oftmalige Platzbefehle, die, je mehr der Hund seine neue Aufgabe begreift, immer seltener werden und schließlich mit zunehmender Erfahrung des Hundes beinahe ganz fortbleiben können. Der Befehl lautet wie bei der Feldsuche „Such aus!” — Der Hund soll vor dem Führer in einer Breite von zwanzig bis vierzig Schritten den geplanten Revierstreifen in einer Schlangenlinie absuchen und dabei keine Deckung unbeachtet lassen. Der Abstand zwischen Hund und Herrn bei dieser Arbeit beträgt höchstens dreißig Gänge, je nach der Übersichtlichkeit des Geländes und der eigenen Gewandtheit in der Handhabung der Flinte. Will der Hund weiter fort oder in eine falsche Richtung, pfeift man ihn heran, dirigiert ihn mit dem Arm und schlägt selbst die gewünschte Richtung ein. Anfangs macht man das recht pedantisch, der Hund muß lernen, daß er nicht weit von seinem Herrn hinweg darf. Bald

126


begreift er, worauf es nun ankommt. Öftere Aufmunterungen „Such aus, such weiter”, und Lob samt Belohnung wenn er gut arbeitet, beschleunigen das Begreifen des Hundes.

    Anders verhält es sich, wenn man nicht mit einem Vorstehhund buschiert, sondern mit einem Stöberhund. Stöberhunde werden nicht mit der Anlage zum Vorstehen gezüchtet. Wenn auch einzelne Ausnahmen vorkommen, bilden sie weder die Regel, noch ist das Vorstehen Aufgabe der Stöberhunde. Diese sollen ja das Wild herausstoßen und spurlaut ein Stück verfolgen. Beim Buschieren aber sollen sie das nicht. Man kann sie daran hindern, wenn man ihnen jedesmal „Platz” befiehlt, sobald sie Wild herausgestoßen haben. Ihrer Fähigkeit zum Stöbern tut das keinen merklichen Abbruch. Die Art der Suche bringt man ihnen bei wie den Vorstehhunden.
 
3. Stöbern.
 
    Beim Stöbern hat der Hund die menschlichen Treiber zu ersetzen. Daraus ergibt sich die Aufgabe des Hundes. Er soll einen  b e g r e n z t e n  Revierteil sorgfältig absuchen (Trieb, Bogen, Jagen), alles darinnen steckende Wild rege machen und an die Schützen bringen. Er soll dabei nicht weidlaut sein, also nicht willkürlich Laut geben, bevor er Wild oder eine Spur gefunden hat. Spuren und Fährten soll er mit lautem Hals anfallen, er soll sie halten, bis das Wild einen Schützen anläuft, und soll dann wieder in den Trieb zurückkehren und weitersuchen, also bogenrein sein. Der Hund darf nicht nach Brackenart einer Spur stundenweit folgen, durch andere Bevierteile hindurch. Schließlich soll ein Stöberhund  s e l b s t ä n d i g  sein, wenn er zugleich mit anderen Stöberhunden jagt, er muß der von ihm gefundenen Spur oder Fährte folgen und darf nicht anderen Hunden zufallen und diesen mit lautem Hals planlos nachhetzen.

    Das Stöbern ist also das schnurgerade Gegenteil vom Vorstehen. Der Hund darf n i c h t  vorstehen, sondern hat das Wild  h e r a u s z u s t o ß e n  und spurlaut zu v e r f o l g e n.  Mutet man solche Arbeit einem jüngeren Vorstehhunde zu, so wird er sie zwar bald und sogar begeistert erfassen, aber er wird dabei seine Eigenschaft, vorzustehen, verlieren. Man wird dann im Felde seine liebe Not haben mit ihm. Es ist darum besser, einen Vorstehhund überhaupt nicht zum Stöbern heranzuziehen; will man das aber dennoch, dann soll man es nicht vor dem dritten oder vierten Felde versuchen, also nicht früher, ehe der Hund nicht nur im Vorstehen völlig ferm, sondern auch schon so erfahren ist, daß er den Gegensatz zwischen dem Vorstehen im Felde und dem Herausstoßen und Verfolgen des Wildes beim Stöbern erfassen kann. Große und sehr flüchtige Hunde eignen

127


sich weniger zum Stöbern als kleinere und langsamere, weil sie das Wild zu rasch und flüchtig hetzen.

    Zur Stöberarbeit eignen sich vorwiegend jene mittleren und kleinen Hunderassen, welche die Eigenschaft ererbt haben, spurlaut zu jagen. Stumm jagende Hunde sind dazu wenig brauchbar. Man muß vernehmen können, wo sie jeweils jagen. Wer mit dem Wesen seines Stöberhundes vertraut ist, erkennt schon an der Art seines Geläutes, welchem Wilde er folgt. Behelfsweise verwendet man auch Erdhunde zum Stöbern.

    Bevor man daran denken kann, einem Hunde das Stöbern beizubringen, muß er leinenführig und gehorsam sein, und sich ablegen lassen. Dann muß man ihn, wie das angegeben worden ist, auf Gesundspuren und Gesundfährten gearbeitet haben, sowohl bei Morgenbirschgängen auf warmen, wie untertags auf kalten. An die eigentliche Abführung im Stöbern kann man erst im Spätherbst gehen, bis das Jungwild herangewachsen ist und vom Hunde nicht mehr gegriffen werden kann. Vorher wird man den Hund noch einige Male auf einer Hasenspur anlegen, wenn zwar der Jäger, nicht aber der Hund den Hasen eräugt hat, und es ist sehr zu empfehlen, mit dem Hunde dann noch ein Stück am Riemen nachzuhängen, ehe man ihn schnallt, damit der Hund an sorgfältige Nasenarbeit gewöhnt wird. Hat der Hund seine Hetze zu lang ausgedehnt und ist nicht auf den Pfiff oder das Huppensignal, das man vorteilhaft beim Stöbern als stellvertretenden Befehl zum Herankommen anwendet, zurückgekehrt, erhält er eine kurze Strafpredigt, wird angeleint und bleibt mindestens eine Stunde an der Leine, bevor er wieder auf eine Spur gebracht wird.

    Einen Stöberhund, der in diesem Fache noch nicht völlig ferm ist, darf man niemals in Gesellschaft anderer Hunde stöbern lassen. Er würde dadurch verdorben werden. Er würde als Neuling jedem anderen Hunde, der Hals gibt, zufallen, mit diesem weiterhetzen, ohne zu wissen was, und sinnlos mitkläffen: ein Vorgang, den man leider bei Stöberjagden oft wahrnehmen kann. Daß auch ein Stöberhund nicht anschneiden darf und zur Wald- und Wasserarbeit verwendbar sein maß, ist selbstverständlich.

    Am besten eignen sich zur ersten Abführung im Stöbern kleine Feldgehölze. Man bezieht an passender Stelle seinen Stand, schnallt den Hund und schickt ihn mit dem Befehl „Such aus!” und einer dirigierenden Armbewegung in den Unterwuchs. Natürlich soll in diesem Gehölze Wild zu finden sein, damit das Interesse des Hundes geweckt werde und er den Zweck seiner Suche verstehen lerne. Hat der Hund Wild rege gemacht und kehrt zum Herrn zurück, wird

128


er ausgiebig gelobt und, wenn es zweckmäßig ist, neuerlich in das Holz geschickt. Vernimmt man aber, daß er einer Hasenspur aus dem Gehölze hinaus folgen will, oder daß er sich zu weit entfernt, ruft man den Hund wieder heran und lobt ihn. Zur Hebung seiner Passion wird man schon mitunter einen Löffelmann auf den Balg legen oder einen Fasangockel herunterholen können. Ist der Hand bereits im Bringen abgeführt, wird man ihm, wenn das Wild seiner Größe und Kraft entspricht, in üblicher Weise (Verweisen des Anschusses, Wundspur) das Bringen befehlen. Andernfalls holt man das Wild selbst. Macht der Hund die ersten Stöberübungen recht, so schickt man ihn nicht mehr vom Stande weg in das Holz, sondern aus einiger Entfernung. Das heißt, man legt den Hund zuerst nur zwanzig oder dreißig Schritte vom Stande entfernt ab, befiehlt ihm, bis man seinen Stand wieder erreicht hat, „Such aus” und weist ihn mit dem Arm in die Richtung, in der er suchen soll, also in den Trieb. Diese Entfernung vergrößert man nach und nach bis zu hundert oder hundertfünfzig Schritten. Kluge Hunde begreifen das rasch. Man hat nun die Möglichkeit, selbst einen guten Stand, zu beziehen, etwa einen „Zusammenhang” mit einiger Deckung, und den Hund von einer geeigneten Stelle aus in das Holz zu senden. Bald geht dem Hunde auch  d i e s e  Art des Suchens ein, er merkt den Zusammenklang zwischen seinem Stöbern und dem Schuß, er weiß genau, wo sein Herr steht und kommt schließlich darauf, daß es günstig ist, wenn er das Wild in der Richtung seines Herrn hetzen kann. Die Rückkehr des Hundes hat man  i m m e r, selbst wenn einmal sein langes Ausbleiben verdrießlich ist, auf jenem Stande zu erwarten, von wo aus man den Hund zum Stöbern geschickt hat. Unterläßt man das, gewöhnt man dem Hunde die üble Freiheit an, seinem Herrn nachzukommen, bis es ihm beliebt.

    Eine sehr gute Methode des weiteren Einarbeitens des Stöberhundes sind kleine Stöberjagden mit einigen Schützen. Man lädt dazu etliche Jagdfreunde, sagt ihnen, daß man die Jagd nur wegen der Abführung des Hundes abhalten will, und bittet sie, den stöbernden Hund, wenn er den Trieb verlassen will, mit einem „Pfui, such aus” oder „such weiter”, und mit einer  h i n w e i s e n d e n   A r m b e w e g u n g  wieder in den Trieb zu schicken. Mit der Zeit merkt sich das der Hund. Schon wenn er auf die Fährte seines Herrn stößt, der die Schützen angestellt hat, wird er in den Trieb zurückkehren und mit zunehmender Erfahrung wird die Fährte der Schützen allein genügen, ihn zur Umkehr zu veranlassen. Der Hund wird damit bogenrein geworden sein. Sollte der Hund anfangs am Herrn „kleben”und nicht von ihm fortzubringen sein, geht man mit ihm, nachdem man die, Schützen angestellt hat, selbst durch den Trieb und muntert

129


ihn zum weiteren Suchen auf. Einige flüchtige Löffelmänner werden den Hund bald in Eifer bringen.

    Auf größeren Treibjagden mit anderen Stöberhunden soll man, wie bereits gesagt, einen Hund erst dann mitstöbern lassen, wenn man sich überzeugt hat, daß er nicht nur bogenrein ist, sondern daß er zuverlässig und selbständig arbeitet, jede von ihm selbst gefundene Spur oder Fährte sicher hält, ohne sich durch die anderen Hunde beirren und abbringen zu lassen. Dieser Reifezustand tritt bei den Stöberhunderassen gewöhnlich in ihrem dritten Lebensjahre ein; bei manchen auch früher, bei anderen später, was nicht nur von den Hunden selbst abhängt, sondern auch und vor allen Dingen von ihrer Führung und von der Häufigkeit ihrer Verwendung.

    Bekanntlich hat der Hase viel „Lokalpatriotismus”. Wenn er aus einer seiner zwei oder drei Sassen durch einen Hund herausgestoßen wurde und sich durch den auf seiner Spur laut hetzenden allzusehr und allzu flüchtig bedrängt fühlt, strebt er auf Umwegen, mit einigen sachkundig eingelegten Haken wieder nach seinem Ausgangslager zurück. Ein Jäger, der sich in der Nähe dieser Sasse oder auf des Löffelmannes Heimweg dorthin, halbwegs gedeckt angestellt hat, etwa in einem Zusammenhang zweier Gehölze oder sonstwo an geeigneter Stelle, kommt auf diesen Hasen sicher zu Schuß, wenn der Hund die Spur treu hält und nicht allzu flüchtig ist.

130



zum Teil 18

zum Inhaltsverezichnis

zum Teil 20


zur Home Page       zu Allgemeine Projekte       zu Hund und Jäger


Cat Logo

Copyright © Familie Wimmer. All rights reserved.
Diese Seite wurde am 26. Januar 2007 erstellt.