A. Gerold
Hund und Jäger
7. Schwimmen und Bringen aus dem Wasser auf Sieht. |
Befehle: Wie auf dem Lande. |
Ehe man einem Hunde das Bringen aus tiefem Wasser beibringen kann, muß er mit dem
nassen Element vertraut sein. Er muß die Erfahrung gemacht haben, daß ihm das Wasser
nicht gefährlich ist, weil er schwimmen kann. Das weiß der junge Hund noch nicht. Junghunde mit guten Anlagen, also mit Schärfe und Mut, was im Grunde dasselbe ist, nehmen im allgemeinen das Wasser gern an, |
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Spritzen, zu vermeiden. Die meisten Hunde, nehmen nach wenigen Badetagen mit
Vergnügen von selbst das tiefe Wasser an. In stärker fließendem Gewässer aber, wo der
Hund abgetrieben werden könnte, darf man die Schwimmübungen nicht beginnen;
desgleichen nicht im dichten Schilf oder zwischen zähen Wasserpflanzen, die sieh um die
Läufe schlingen könnten. Will man nicht selbst kalt baden, gebe man dem Hunde an warmen Tagen oftmals Gelegenheit, ins seichte Wasser zu gehen. Oftmals genügt dann ein ins tiefere Wasser geworfener Stein, den Hund dorthin zu bringen. Man wirft den Stein mit dem Worte „Such!”, was man auf dem Lande freilich nicht tun wird, denn ein Stein ist der Zähne wegen kein geeigneter Bringgegenstand. Dauert es allzulange, ehe der Hund seine Ängstlichkeit vor dem tiefen Wasser ablegt, dann gibt es ein gutes Mittel, ihm in wenigen Lektionen nicht nur alle Wasserscheu zu nehmen, sondern ihm auch ein zügiges und geräuschloses Schwimmen beizubringen nebst der Überzeugung daß der Wille des Herrn und dessen Befehle auch im Wasser gelten. Erforderlich dazu ist lediglich ein ruhiges Wasser mit wenigstens einer seichten Uferstelle, etwa ein Mühlteich, eine Bucht oder ein nicht zu breites Altwasser. Ferner braucht man eine lange leichte Leine und einen warmen Sommertag. Die Leine muß so lang sein, daß sie doppelt über die Breite des Wassers an der Übungsstelle reicht, An dieser sucht man am tieferen Ufer, möglichst nahe daran, einen glattrindigen Baumstamm, an dessen Borke sich die Leine nicht verklemmen kann, oder man schlägt an der passenden Stelle einen glatten Pflock lotrecht ein. Vorteilhaft ist es, an dem Baum oder Pflock einen Eisenring anzubringen, ungefähr einen halben Meter über dem Erdboden. Nun führt man die Leine gleitend durch den Hing, oder wenn keiner vorhanden ist, um den Stamm oder Pflock herum. Die beiden Enden der Leine knotet man haltbar an einen leichten Zangenkarabiner. Die Leine ist nun in sich geschlossen und läßt sich beliebig um den Pflock oder durch den Ring daran hin und her ziehen. Nun praktiziert man auf irgendeine findige Art die beiden zusammengeknoteten Leinenenden mit dein Karabiner über das Wasser an das andere Ufer und pflockt den Karabiner drüben mit einem zugespitzten Hölzchen fest, so daß die Doppelleine über dem Wasser schwebt. Sodann probiert man die Vorrichtung aus, ob der Karabiner wunschgemäß, ohne daß sieh die Leine irgendwo verklemmt, über das Wasser hin und zurück wandert, je nach dem, an welchem Teile der Leine man zieht. Gleitet die Schnur richtig, pflockt man den Karabiner einstweilen wieder fest und die Vorbereitung zum erfolgreichen Schwimmunterricht ist getroffen. |
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Dann holt man seinen Schwimmschüler, läßt ihn an der seichten Uferstelle setzen, hängt
den n i c h t w ü r g e n d e n Ring des Halsbandes in den Karabiner der „Endlosen Leine”, behält
diese in der Hand, schickt den Hand mit dem Befehl „Such!” und einer deutenden
Armbewegung in das seichte Wasser, das er wahrscheinlich annehmen wird, wenn er
überhaupt schon gern ins seichte Wasser ging. Er wird dann bis zur Brust oder noch etwas
weiter hineinwaten. Wie immer er sich verhalten mag: er bekommt neuerlich den Befehl „Such!”. Zugleich zieht man langsam, aber kräftig und unentwegt die Leine durch den Ring
am drüberen Ufer. Die Halsung, die am Karabiner der Leine befestigt ist, wird dann
langsam aber stetig hinüber gezogen und der Hund, der in der Halsung ist, natürlich mit.
Mitunter kann man staunen, wie lang und dünn vorübergehend ein sich sträubender
Hundehals werden kann. Diesem Umstande hat man Rechnung züi tragen und das Halsband
so einzustellen, daß es den Hund zwar nicht würgt, aber auch nicht über den Kopf gleiten
kann. Nun ist der Hund im tieferen Wasser und schwimmt, weil er nicht anders kann. Man wiederholt freundlich den Befehl „Such!”, worum sich der Hund den Kuckuck kümmert, weil er beleidigt ist. Aber auskneifen kann er nicht; daran hindert ihn die Leine in der Hand des Führers. Man zieht die Leine langsam, in jenem Tempo, in dem der Hund schwimmt, weiter durch den Ring. Ist der Hund über die Mitte des Gewässers hinübergeschwommen, erhält er den Befehl zum Herankommen „Hier!”. Es fällt ihm nicht ein, den Befehl zu befolgen. Er ist verärgert und außerdem mit diesem neuen, seltsamen Erlebnis innerlich noch nicht fertig geworden. Er strebt schwimmend und eifrig dem anderen Ufer zu, also aus e i g e n e m W i l l e n. Damit gewinnt er die erste Erfahrung, daß er schwimmen kann, wenn er will. Dieses nützliche Vergnügen läßt man ihn noch ein paar Meter weit genießen, läßt ihn aber das jenseitige Ufer n i c h t Einige Lektionen in dieser Art genügen, um dem Hunde nicht nur alle Wasserscheu zu nehmen, sondern ihm auch die Überzeugung zu verschaffen, daß der Wille des Herrn auch dann gilt, wenn der Zögling im Wasser und der Herr auf dem Trockenen ist. Nicht empfohlen kann werden, Hunde durch spielendes Werfen von Bringhölzern mit dem Wasser v e r t r a u t zu machen. In |
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