A. Gerold
Hund und Jäger
Die Arbeit am Hunde. |
1. Allgemeines |
Unsere frühreifen, hochgezüchteten Gebrauchshunde wachsen normalerweise mit dem sechsten und siebenten Lebensmonate in die Dressurfähigkeit hinein. Man beginnt mit den leichtesten Gehorsamsfächern: Gehen beim Fuß, Setzen, Herankommen. Dann folgen die schwierigeren: Bringen und Platz (Nieder auf Befehl). Auf die jeweilige geistige Reife und auf das zunehmende Gedächtnis ist sehr zu achten, ehe man dem Hunde Neues beibringen kann. Der Hund hat zum Glück keine Ahnung, was sein Führer mit ihm vorhat. Er kann nicht begreifen, wozu das gut sein soll, was sein Herr nunmehr von ihm fordert. Er wird sich darum mit vollem Hunderecht gegen alle Zumutungen sträuben; das ist verständlich und in Ordnung. Die einzige Ausnahme davon macht das Setzen, denn diese Stellung hat er ja von selbst schon oft eingenommen. Es ist ihm am leichtesten beizubringen. Jeder Hund, der Kostproben von der „Abrichtung des Jagdgebrauchshundes” bekommt, wird sich diesen Lektionen zu entziehen trachten, was sehr begreiflich ist. Man unterrichtet darum den Hund Man übermüde den Hand nicht. Übungen in der Dauer von zehn bis fünfzehn Minuten, mehrmals am Tage wiederholt, genügen immer und bringen rascheren Erfolg als langwierige Exerzitien. Auch langweile man den Hund nicht übermäßig. Er wird sonst verdrossen und abgestumpft. Kleine eingeschaltete Spaziergänge fördern den Lehrgang. Nach jedem ausgeführten Befehl ist der Hund anfangs zu Hunde sind nicht an jedem Tage und auch nicht zu allen Tageszeiten gleich aufnahmefähig. Sie sind mitunter indisponiert wie Bühnensterne. Aber sie können uns das nicht sagen. Man achte deshalb auf die Anzeichen und erspare damit sich und den Zöglingen |
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Verdruß und vergebliche Mühe. Bemerkt man, daß der Hund einen neuen Befehl
trotz richtiger Vermittlung des Begriffes noch nicht verstehen kann und ängstlich
wird, was nichts anderes heißt, als daß er daran ist, sein Vertrauen zu verlieren,
dann mache man sofort mit ihm eine leichte Übung, die er schon ganz sicher
kann, lobe ihn nachher Ein nachträgerisches „Bösesein” auf den Hund ist in der Natur nicht vorgesehen. Ebensowenig würde ein nachfolgender Arrest oder |
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Gesamtanlage, sein Temperament. „Klebt” ein Junghund gewissermaßen an
seinem Herrn und ist er von diesem nicht wegzubringen, ist er schwerfällig und
zeigt wenig Jagdleidenschaft, dann werden ihm etliche Sichthetzen hinter einem
Krummen sehr wohl bekommen. Sie werden seine Passion wecken. Gebärdet sich
aber ein Junghund beim Herausrutschen eines Löffelmannes wie eine Furie,
achtet auf keinen Pfiff und prescht ihm nach bis Ostern, selbstverständlich bald
seine Spur verlierend und anderen Hasen nachsausend, seinen Herrn wie eine
platzreife Bombe zurücklassend, dann wird man gut tun dafür zu sorgen, daß
diese Sichthetze wennmöglich eine der letzten des Zöglings war. Eines schickt
sich eben nicht für alle. Das ergibt die Erfahrung. Auch die Überlegung zeitigt
ein Ergebnis. Sehen kann der Jäger selber; dazu braucht er keinen Hund. Die
Nase ist es, die den Hund unentbehrlich macht. |
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