A. Gerold
Hund und Jäger
Eingeweidewürmer hat j e d e r Welpe und junge Hund, selbst wenn man in der täglich beschauten Losung keine Wurmabgänge bemerken kann. Stärkeren Befall erkennt man am aufgetriebenen Bauch und an eingefallenen Flanken. Man muß darum jeden Hund bis zum vollendeten ersten Lebensjahre alle drei Monate einer Wurmkur unterziehen, später nur mehr nach Bedarf, d. h., wenn man die genannten Merkmale wahrnimmt oder in der Losung Abgänge von |
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Würmern findet. Flöhe und Haarlinge sind Zwischenwirte in der Entwicklung
verschiedener Eingeweidewürmer. Wer noch nicht ausreichende Erfahrungen
gemacht hat mit der Wurmabtreibung bei Hunden, sowohl mit der Art des
Wurmmittels und der erforderlichen Menge, wie auch bezüglich den
Lebensaltern, der Größe und Rasse der Hunde, muß vom Tierarzt Mittel und
Menge verordnen lassen und ihm dabei auch den Hund vorführen. Desgleichen
tut man wohl daran, die Behandlung bei Milbenbefall (Räude, Haarausfall, Krätze
usw.) dem Tierarzt zu überlassen. Leichter, bald vorübergehender Durchfall kommt bei Welpen und jungen Hunden oft vor. Das kann nicht wundern in Anbetracht der unwahrscheinlichsten Substanzen, die-sie gelegentlich verschlingen. Solchen Durchfall bekämpft man durch eine kleine Hungerkur von 24 Stunden. Nachher füttert man dicken Bruchreis oder Grieß, mit etwas Milch gemengt. Zu trinken kann man dem Welpen während seiner Fastenzeit etwas schwach gesüßten, leichten Tee geben. Bei länger währendem Durchfall oder ernstlicheren Erkrankungen wende man sich unbedingt an den Tierarzt und badere nicht selbst an seinem Pflegling herum. Er könnte sich sonst vorzeitig in die ewigen Jagdgründe begeben. Krankheitserscheinungen sind: Fieber, Aufhören der Freßlust, übler Geruch, Husten, mehrmaliges Erbrechen, andauernder Durchfall, Verstopfung, Krämpfe oder Zuckungen, Lahmen, seelische Störungen (verändertes Benehmen, Teilnahmslosigkeit). Kleine Wunden, die der Hund belecken kann, soll man nicht waschen, schwache Blutungen nicht stillen. S p r i t z e n d e Gefäße bindet man, als erste Hilfe, Bei Verdacht auf Vergiftung gibt man dem Hund einen oder mehrere Eßlöffel gesättigter Kochsalzlösung in Wasser ein, um ihn zum Erbrechen zu reizen; wenn möglich auch ein Klistier. Zur täglichen Pflege der Decke und Haare genügen Kamm und Bürste. Besonders Hündinnen sind davon begeistert, wenn man diese Toilettesachen nicht allzu rauh anwendet. Nach Bedarf wäscht man seinen Hund mit warmem Wasser und Kernseife, wobei man auch etwas Kreolin zugeben kann. Mit viel kaltem Wasser schwemmt man ihn nachher gründlich ab, läßt ihn sich schütteln und reibt ihn mit reinen Tüchern trocken. Weil sich nach solch unhundlicher Behandlung jeder selbstbewußte Hund so rasch wie möglich nach einem Düngerhauf en oder noch Schlimmerem begibt, um sich gründlich darinnen zu wälzen und wieder anständig zu parfümieren, verhindert man das von vornherein. Im Sommer kann er sich auf einem ver- |
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zwecklose wie rohe Schweinerei wäre - sagt dabei wieder „pfui!” und bringt den
Hund an die Luft. Ist der Welpe alt genug, diesen Zusammenhang zu begreifen,
dann wird er, ebenso wie der Junghund, nach wenigen Tagen stubenrein
geworden sein. Er wird an der Türe kratzen, wenn er hinaus muß, oder das
sonstwie zu erkennen geben. Natürlich wird es dann immer noch etliche Rückfälle
geben, besonders am Morgen wird man solche finden. Das ist vorerst nicht zu
ändern, besonders dann nicht, wenn der Hund abends zu viel Flüssigkeit
aufnehmen konnte. Trotzdem muß man ihm selbstverständlich, obschon vielleicht
mit innerlichem Schmunzeln, mit ernster Miene und „pfui!” seine Untat
vorwerfen. Gut ist es, jene Stellen in einem Wohnzimmer, auf denen der Hund
sich gelöst hat, nach der Reinigung mit einigen Tropfen Lysol oder Ähnlichem zu
verwittern. Sonst fühlt sich der Hund durch den verführerischen Duft immer
wieder an derselben Stelle zu neuerlichen Untaten verlockt. Im Wohnzimmer gewöhnt man den Hund an einen bestimmten ruhigen Platz mit weicher Unterlage. Ein Welpe wird natürlich nicht lange dort bleiben, sondern, wenn er von einem zeitweiligen Schläfchen erwacht, spielen wollen. Nach und nach gewöhnt sich der heranwachsende Hund immer mehr an seinen Platz im Zimmer. Wenn man ihn auf diesen verweist oder hinbringt, gebraucht man gleichzeitig immer ein beliebiges bestimmtes Wort, das den künftigen Befehlswörtern ganz Übernommene Junghunde oder erwachsene, die man im Zimmer hält, legt man anfangs an ihrem angewiesenen Platze fest, mit einem leichten Kettchen. Man gewöhnt sie ebenfalls an ein beliebig gewähltes, immer gleichbleibendes Wort als Befehl zum Aufsuchen ihres Platzes. Wenn man konsequent ist, lernen sie bald sich auf ihrem Platze aufzuhalten. Speisekammer und Küche soll ein Hund nie betreten dürfen. Es bleibt ihm dadurch manche Versuchung erspart und seinem Herrn mancher Verdruß. Ein jedmaliges „Pfui!”, wenn er die Küche betreten will, und später, bis er verständig genug ist, ein „Pfui!” mit einem Gertenschwung auf die Hinterhand, wird ihm beibringen, daß eine Küche nicht betreten werden darf. Bei Tisch hat ein Hund nichts zu suchen. Er darf weder betteln, noch mit sehnsüchtigen Blicken seinen Herrn um jeden Bissen beneiden, den dieser verzehrt. Er hat auf seinem Platz zu bleiben, wenn dieser sich im selben Zimmer befindet, wo gegessen wird. Wünscht man dem jungen Hunde einen Happen zu reichen, ruft man ihn heran, worauf er sieh |
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solche „Tischgeschenke” überhaupt. Man füttert aber seinen Hund, Kinder, besonders fremde, sind keine gute Gesellschaft für Hunde. Kinder neigen in ihrem Unverstande nicht selten zu Tierquälereien. Frauen aber verzärteln die Hunde sehr oft und richten damit mehr Schaden an, als man später gutmachen kann. Fremde Personen sind dem Hund überhaupt fernzuhalten. Das Hinlaufen zu Fremden, das Anbetteln, freudigst begrüßen, oder gar das Annehmen von Brocken ist dem Hunde so frühzeitig wie möglich abzugewöhnen; anfangs durch „pfui”, später durch „pfui” mit Gertenbegleitung. Kluge Hunde aber kommen bald darauf, daß es ein „Pfui” und eine Gerte nur in Gegenwart ihres Herrn gibt. Merkt man das, verschafft man sich einige Helfer beiderlei Geschlechts, die dem Hunde unbekannt sein sollen. Sie nähern sich dem freundlichen Hunde - jeden Tag ein anderer - halten ihm mit der einen Hand einen Lockbissen vor, in der anderen aber tragen sie verborgen eine Gerte. Will der Hund den Bissen annehmen, ziehen sie diesen schnell zurück, dafür aber dem Hunde mit der Gerte eines über die Hinterhand. Die Vertrauensseligkeit des Hundes erlischt dann binnen weniger Tage. In diesem Falle führt Falschheit zum Ziel. Um mit dem Welpen oder Junghund das Haus verlassen zu können, muß man ihn an die Leine gewöhnen. Auf dem Lande wird man ihn zwar zumeist frei laufen lassen können, aber auch dort gibt es Anlässe, bei denen man ihn anleinen muß; z. B. wo er gefährdet wäre oder Unfug treiben könnte, oder auch um ihn von unerwünschten Hundebekanntschaften abzuhalten. Vorerst wird der Hand nicht entzückt sein von der Leine. Er wird alle möglichen und auch unmöglichen Stellungen und Lagen einem Gang an der Leine vorziehen, was man ihm nicht verdenken kann. Aber mit Geduld und Freundlichkeit, unterstützt von etlichen Leckerbissen, wird man ihn bald so weit bringen, daß er von selber mitgeht und sich nicht wie ein auf einem Brett mit Rädchen montiertes Kinderspielzeug nachziehen läßt. Das genügt fürs erste. Mit zunehmender Weisheit des Welpen trachtet man zu erreichen, daß er die Leine nicht bei jeder unpassenden Gelegenheit um die Füße seines Herrn schlingt. Nach und nach wird es möglich sein, den Gang des Hundes zu verbessern. Dressurversuche unterlasse man. Sie führen nur zu zwecklosem Ärger von Herr und Hund. Man reiße nie an der Leine, ein ruhiger Zug wirkt besser. Will man den Hund näher bei sich haben, verkürzt man die Leine. Ist der Hund vier Monate alt, kann man schon versuchen, während er so ungefähr an der linken Seite mitgeht, mit der linken Schulter dicht an einem Baumstamm oder einer Telegraphenstange vorüberzugehen. Beliebt es dem Hund auf der anderen Seite des Stammes |
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Die Die |
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