A. Gerold

Hund und Jäger


Teil 3
Von Seite 12, Grundlegendes Punkt 3
bis Seite 19, vorletzter Absatz



3. Anschaffung eines Hundes.

    Für welche Rasse man sich entscheidet, will man einen Gebrauchshund anschaffen, ist zum Teil Geschmacks- und Neigungssache. Bestimmend aber sollen für die Auswahl der Rasse die vorherrschenden Revierverhältnisse sein. Hat man sich für eine bestimmte Hunderasse entschieden, ist zu empfehlen, sich an den entsprechenden Zuchtverein zu wenden. Niemals soll man durch einen sogenannten Gelegenheitskauf Hunde erwerben, deren Abstammung man nicht oder nur zur Hälfte kennt, oder die irgendwie sagenhaft ist. Ebenso ist dringend abzuraten, einen Gebrauchshund von Tierhändlern zu kaufen. Man kann zwar mitunter hübsche Geschichtchen lesen von Kötern, die in irgendeinem Jagdfache Hervorragendes leisteten; das kommt gewiß, aber selten vor. Ein Jäger, der im Begriffe steht, einem erworbenen Hunde die große Mühe, Zeit und Geduld zu widmen, die eine ordentliche Abführung verlangt, wird kaum das Wagnis unternehmen wollen, gewissermaßen auf einen Lotteriegewinn zu hoffen. Die Mehrausgaben für einen eingetragenen Rassehund machen sich ohne Zweifel bezahlt, wenngleich nicht verschwiegen werden darf, daß die Natur, selbst bei Welpen bester Abstammung, Rückschläge hervorbringt. Der Hundekenner merkt solche Rückschläge leicht. Der Unerfahrene wird gut daran tun, sich bei der Auswahl eines Hundes von der Fachvereinigung oder sonstigen Kennern beraten zu lassen.

    Hündinnen sind im allgemeinen seelisch empfindsamer. Sie sind angenehmer und leichter zu führen als Rüden. Doch haben sie den Nachteil der zweimaligen jährlichen Hitze. Die zweite fällt nicht selten in die Zeit der herbstlichen Hauptjagden; man kann sie dann nicht mitnehmen.

    Man kann einen Welpen, einen Junghund, einen einjährigen Rohling einen nur auf Gehorsam oder einen vollständig abgeführten Hund kaufen.

    Wer Zeit, Lust und Fähigkeit hat, sich eingehend mit seinem Hunde zu befassen, dem sei die Anschaffung eines guten Welpen empfohlen. Man kann dessen Anlagen nach Belieben entwickeln, ihn erziehen und so ziemlich mühelos der späteren Dressur vorarbeiten, und sie dadurch wesentlich erleichtern.

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    Ähnliches trifft auch noch für einen etwa halbjährigen Junghund zu, doch wird ein solcher immerhin schon etliche ungute Gewohnheiten zeigen.

    Die Arbeit an einem einjährigen, vorher verwildert aufgewachsenen Hunde wird einem Anfänger in der Hundeführung selten zur Zufriedenheit gelingen. Der Hund ist fremd, meistens verbummelt und bringt eine Fülle übler Gewohnheiten mit. Diese auszutreiben und seinen meist schon stark entwickelten Dickschädel zu brechen, erfordert immerhin kräftige und nicht selten sogar drakonische Maßnahmen, durch die man aber einen Hund leicht verdirbt, wenn man sie nicht richtig abstimmt. Dazu aber ist praktische Erfahrung nötig, die ein Anfänger nicht haben kann. Ist man genötigt, aus irgendwelchen Gründen einen Hund in diesem Entwicklungsstadium zu kaufen, tut ein Anfänger am besten, ihn einem erprobten Hundeführer zu übergeben und den Hund vertragsmäßig nur in den Gehorsamsfächern dressieren zu lassen, wenn man ein Revier zur Verfügung hat für die weitere und praktische Abführung. Diese führt man dann selbst durch. Denn es ist einleuchtend, daß selbst der beste Hundeführer es nicht leisten kann, einen Hund in der zur Verfügung stehenden Zeit von -wenigen Monaten und gegen die übliche Ent- schädigung für den praktischen Jagdbetrieb tatsächlich brauchbar zu machen. Das ist eine nicht zu ändernde Tatsache. Braucht doch auch der Mensch einige Jahre, trotz Büchern und Lehrprinzen, bis ans ihm ein gerechter Jäger wird. Ungeachtet der frühen Reife unserer Rassehunde und ungeachtet des Umstandes, daß man mit ihrer Dressur und Abführung gewöhnlich schon im sechsten oder siebenten Monat beginnen kann, erreichen sie selbst bei täglicher Führung im Revier ihre Höchstleistung erst im dritten oder vierten Felde. Es ist eben die praktische Erfahrung, die den Hund vervollkommnet.

    Wer einen fertig abgeführten Hand kaufen will, kaufe ihn nicht in einer Kiste und nicht nur nach Punkten, die er als Suchensieger erreicht hat, sondern lasse sich den Hund in einem Revier vorführen, und zwar nicht nur als Vorsteher, sondern auch bei der Arbeit auf natürlicher Rotfährte oder doch wenigstens auf natürlicher Wundspur. Ist man zufrieden, lasse man sich vom Verkäufer ein Verzeichnis aller dem Hunde gegenüber gebrauchten Befehlswörter und Redewendungen geben, lasse sich dessen Besonderheiten mitteilen und frage auch nach seinen Fehlern und Unarten; solche hat nämlich jeder Hund. Kennt man sie, kann man vorbeugen, Dann schließe man Freundschaft mit dem Hunde, gewöhne ihn an die Stimme seines neuen Herrn und dessen eigene Unarten, und dann: Hinaus in die grüne Praxis mit ihm.

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4. Fütterung und Pflege

    Das meiste von dem, was in diesem Abschnitte zu sagen sein wird, ist für einen vernünftigen und anständigen Menschen, der sich Hunde hält, s e l b s t v e r s t ä n d l i c h   und könnte füglich wegbleiben. Aber um der Vollständigkeit willen sei alles wesentliche über Pflege und Fütterung eines Hundes angegeben.

    Die Haltung eines Hundes macht nicht nur Vergnügen, sie legt auch Pflichten auf. Einerlei, ob Welpe, Junghund oder erwachsen: ein Hund, der sich gesund, kräftig und arbeitstüchtig entwickeln und erhalten soll, braucht dazu die richtige Nahrung, Reinlichkeit, viel Bewegung in frischer Luft, Licht und Sonne.

    Welpen und Junghunde füttert man, sobald sie von der Mutter entwöhnt sind, im ersten   V i e r t e l   ihres ersten Lebensjahres täglich   v i e r m a l,   im zweiten
V i e r t e l   täglich dreimal, in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres täglich zweimal. Erwachsenen Hunden genügt einmalige ausreichende Fütterung am Tage. Die Fütterungszeiten halte man so pünklich ein, wie das möglich ist; Hunde kennen diese genau. Sie gedeihen bei Pünklichkeit besser als ohne diese. Das richtige Futter zu beschaffen, wird manchen Hundeführern wegen des Mangels an manchen Nahrungsmitteln nicht immer möglich sein. In Notzeiten wird man die folgenden Angaben als Richtlinien auffassen müssen und für Ersatz sorgen, so gut das angeht.
J e d e r   Hund braucht gesundes,   r o h e s   Fleisch als Zugabe zum Futter; 100 g täglich genügen. Rohes Fleisch liefert dem Hunde die notwendigen Aufbaustoffe für sein Gebäude, bewahrt ihn vor Rachitis und ermöglicht ihm die Bildung von Abwehrstoffen gegen ansteckende Krankheiten, insbesondere gegen die verschiedenen Formen der Staupe. Welpen reicht man das Fleisch geschabt, mit dem Futter mittags. Vom vierten Lebensmonate an genügt es, wenn das Fleisch nur mehr gehackt (faschiert) wird. Junghunden reicht man es in kleine Stückchen geschnitten. Erwachsenen Hunden zerschneidet man es in einige Stücke. Pferdefleisch ist gut geeignet. Älteren Hunden kann man abwechselnd auch zerschnittene   g e s u n d e   Lungenstücke geben. Die Fleischbeigaben dienen nicht nur der kräftigen Entwicklung des Hundes und seiner Gesundheit, sie fördern auch sein Temperament und seine Schärfe.

    Gute Futtermittel sind: Bruchreis, Haferflocken, Maisgrieß; für ältere Hunde auch geschrotete Getreidesorten und Graupen, die aber bei den meisten Hunden minder beliebt sind. Als weitere Futterbeigabe sind gereinigte, gekochte und zerschnittene Kuttelflecke gut. Das Futter wird mit Wasser und Milch, mit wenig Salz weich gekocht, mit einem Eßlöffel Lebertran und einem Stück   g e r i e b e n e r   roher Karotte als Mittel gegen Vitaminmangel vermengt,

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    bei mehr als halbjährigen Hunden allenfalls auch mit Speisenresten (nicht scharf gewürzt und ohne Essig!). Es wird höchstens handwarm gereicht. Zerreibt man die gelbe Rübe nicht, sondern läßt sie im ganzen, einerlei ob roh oder gekocht, wird man sie nach der Fütterung unberührt wieder auf dem Boden der Futterschüssel finden. Als Ersatz für Karotten kann man auch andere Rübensorten verwenden; doch sind Karotten besser, weil sie bei den Eingeweidewürrnern unbeliebt sind. Das Futter darf nicht zu suppig sein, es soll ungefähr die Dicke von Risotto oder Reisfleisch haben.

    Sobald sich bei einern Hunde das Nagebedürfnis einstellt, worüber man nicht lang im unklaren bleibt, gibt man ihm gekochte Kalbsknochen. Halbjährigen Hunden kann man dazu auch Jungschweinsknochen reichen. Erwachsenen Hunden kann man alle Knochen geben, ausgenommen harte Röhrenknochen, und insbesondere nicht Röhrenknochen von Geflügel, wegen der gefährlichen Splitter. Ob man rohen Wildbretabfall verfüttern will, ist Ansichtssache. Älteren Hunden, die nicht zum Anschneiden neigen, kann man es jedenfalls unbedenklich reichen. Der Verfasser hat auch bei Junghunden keine nachteiligen Folgen wahrnehmen können.

    Nach der Fütterung ist die Futterschüssel zu reinigen und zu verwahren. Außerhalb seiner Futterzeiten hat der Hund   n i c h t s   zu bekommen, ausgenommen etwaige Leckerbissen bei der Abrichtung oder Abführung.

    Empfehlenswerte, wiewohl teurere Futtermittel sind auch   g u t e   Hundekuchen in den verschiedenen bestehenden Formen. Für Welpen weicht man sie in Milch ein. Nach dem Zahnen kann man ihnen auch einzelne Stücke harten Hundekuchens zum Benagerl geben. Es ist gut, Hunde auch an diese Kost zu gewöhnen. Man hat dann später, für ganze Jagdtage im Revier, ein leicht im Rucksack mitzunehmendes Futter.

    Frisches Trinkwasser gibt man dem Hunde dreimal täglich, nicht öfter. Nach dem Trinken entfernt man die Schüssel wieder. Praktisch sind solche Futterschüsseln, die oben enger sind als unten. Sie schützen beim Fressen den Behang des Hundes vor Berührung mit dem Futter und können auch nicht leicht umgeworfen und verschüttet werden. Aber auch eine Kasserole, deren Größe dem Futterbedürfnis des Hundes angepaßt ist, tut genügende Dienste. Die oben engeren Futternäpfe jedoch bewahren die Behänge der Hunde besser vor einer Verunreinigung. Allerdings läßt sich solch kleines Übel durch Abwischen mit einem nassen Schwamm oder Tuch jeweils leicht beheben.

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    Schon bei der Welpenfütterung ist zu bedenken, daß der Geschmack eines Hundes   a n d e r s   ist als der eines Menschen. Man verwöhne ihn darum nicht. Was er nicht kennt und gewöhnt ist, verlangt er gar nicht. Hunde pflegen die leckersten Bissen, wenn diese nicht zu hart oder zu groß sind, ohne Umstände züi verschlingen. Feinschmecker in menschlichem Sinne sind sie also nicht, aber man kann sie leicht dazu erziehen, besonders gewisse kleine Hunderassen.   D a s   aber unterläßt man besser, um sie gesund zu erhalten und um sich später Ärger zu ersparen. Schokolade, feines Backwerk, Pralinés und dergleichen sind kein geeignetes Hundefutter, selbst dann nicht, wenn es hundeverliebte „Frauerln” dafür halten. Den Hund jedoch fallweise an kleine Zuckerstückchen oder gesüßte Keks als   B e l o h n u n g   zu gewöhnen, hat den Vorteil, diese Verstärkung des Lobes stets bequem in der Rocktasche mittragen zu können. Allerdings finden kleine Fleisch- oder Wurstücke mehr Anklang.

    Kann man für junge Hunde nicht genügend weiche Knochen bekommen, muß man, um das Kalkbedürfnis zu befriedigen, zu chemischen Hilfsmitteln seine Zuflucht nehmen, z. B. zu Vitakalk .oder sonstigem Fatterkalk. Solche Präparate sind in Apotheken und Drogerien erhältlich. Man mischt davon eine Messerspitze voll unter das Futter. Kalbsknochen jedoch sind besser. Lecken Welpen oder Junghunde an kalkigen Wänden, so ist das ein sicheres Zeichen dafür, daß ihnen Kalk zum Aufbau ihres Knochengerüstes mangelt.

    Mittags läßt man den Hund fressen, so viel er will. Die Futtermengen der anderen Tageszeiten, bei Welpen und jungen Hunden, bemißt man nach Bedarf. Abends verabreicht man. die geringste Menge, damit sich der Hund in der Nacht nicht lösen muß. Ein Hund darf nicht an Hunger leiden, aber auch nicht gemästet werden. Schlecht genährte Hunde kann man später, selbst wenn sie erwachsen sind, nicht dazu bringen, daß sie das Aufnehmen fremder oder herumliegender Brocken unterlassen.

    Wer seinen Hund in der   W o h n u n g   hält, wird ihm je nach den Haumverhältnissen einen ruhigen, zugfreien, weichen und genügend großen Lagerplatz bereiten. Als Unterlage genügt selbst für die großen Hunderassen ein fester, rein gewaschener breiter Erdäpfelsack oder etwas Ähnliches, entsprechend gefüllt mit Stroh, Heu - oder am besten - mit den gekräuselten trockenen Deckblättern vom Mais. Die Füllung muß auswechselbar sein und nach Bedarf erneuert werden. Für Welpen braucht man zwei solcher Säcke, damit immer der eine, über Nacht benäßte, im Freien gut getrocknet werden kann. Von Welpen kann man nämlich trotz der geringeren Futtergabe abends nicht verlangen, daß sie die Nacht durchhalten ohne zu nässen. Über Nacht soll jeder Gebrauchshund, damit er nicht verweichliche,

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    in einem ungeheizten Vorraum liegen; auch im Winter, auf seiner   w a r m e n
Unterlage. Wer seinen Hund tagsüber in einem Wohnzimmer hält, wird ihn auch dort an einen bestimmten Platz gewöhnen und ihm eine weiche Unterlage geben. Empfehlenswert ist es, die Unterlage nicht auf den Fußboden zu legen, sondern auf ein niedriges, leicht zu reinigendes Holzgestell. Dieses muß genügend groß sein, damit sich der Hund in jeder Lage ausstrecken kann. Die Plattform des Gestelles umgibt man mit rundkantig gehobelten handbreiten Brettern, die verhindern sollen, daß die Unterlage (der ausgestopfte Sack oder dgl.) herabgleite. Korbgeflecht ist schwieriger flohfrei zu halten als gehobeltes Holz.

Hundelager
 
Hundelager (Holzgestell für den Strohsack oder die Matratze).

    Hält man seinen Hund in einem Zwinger, was besonders bei Hündinnen in den Zeiten ihrer Hitze bequem ist, muß auch dort für Reinlichkeit gesorgt werden. Der Zwinger soll einen möglichst geräumigen freien Auslauf haben. Es ist gut, wenn er fremden Personen unzugänglich ist. Die Umzäunung muß so hoch sein, daß sie der erwachsene Hund nicht überspringen kann. Für ausreichenden Schutz des Hundes gegen Regen, Wind und Kälte, und für ein ungezieferloses Lager muß auch im Zwinger gesorgt werden. Wie man diesen Raum für den Hund anordnet, hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Am besten ist eine zerlegbare und darum leicht zu reinigende Hütte. Ihre Bodenfläche muß so geräumig sein, daß sich der erwachsene Hund bequem ausstrecken kann. Eine gute Unterlage ist wiederum der bereits angeführte gefüllte Sack. Er muß den Boden der Hundehütte ganz bedecken. Die Hütte soll aber auch nicht größer sein als nötig, sie wird sonst in den Winternächten zu kalt, selbst wenn man im Winter den Eingang mit einem schützenden Vorhang aus mehrfach zusammengelegtem Sackleinen oder Segeltuch beweglich verhängt. Bei strengem Froste wird man den Hund in einem wärmeren Vorraume des Hauses unterbringen.

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    Die Hütte soll nicht so aufgestellt werden, daß sie sommersüber während des ganzen Tages dem Sonnenbrand ausgesetzt ist. Man stellt sie nicht unmittelbar auf den Erdboden, damit nicht von unten Nässe eindringe, sondern auf zwei darunter gelegte, genügend dicke kantige Holzpflöcke oder auf vier Ziegelsteine.

    Geplagt werden Hunde von allerlei Schmarotzern. Flöhe, Läuse, Haarlinge, Zecken, Würmer und Milben können ihnen das Dasein sauer machen. Sie können sich all dieser Übel nicht selbst entledigen.

Hundehütte
 
Hundehütte mit abnehmbarem Dach oder ganz zerlegbar,
innen mit Anschlagleisten gegen Luftzug.

    Es ist darum nicht nur Menschenpflicht des Hundeführers, sie davon zu befreien und frei zu halten, sondern auch ein Gebot der Klugheit. Von Parasiten gequälte Hunde kümmern. Die verbreitetste Plage der Hunde sind die Flöhe. Läuse kommen seltener vor. Gegen beide Quälgeister gibt es verschiedene ungiftige Mittel. Sie sind in Apotheken und Drogerien erhältlich, zumeist in der Form fein gemahlener In sektenpulver. Um sie richtig anzuwenden, legt man trotz ihrer an gepriesenen Ungiftigkeit und Geruchlosigkeit den Hund mit seiner Nase   g e g e n   die Windrichtung auf eine Bank oder Tischplatte im Freien und stäubt mit einem Gebläse das Pulver zwischen die Haare auf allen Körperstellen, besonders auch auf dem Bauch, dem Oberkopf und auf der Rute, wohin sich viele Flöhe bei solchem „Jüngsten Gericht” retten wollen. Nase und Augen müssen vor jeder Berührung mit dem Insektenvertilgungsmittel sorgsam geschützt werden.

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    Nach der Bestäubung unternimmt man mit dem Hunde einen mehrstündigen Gang im Freien, wo es dann tote und betäubte Flöhe regnet. Spätestens eine Woche nachher muß man diese Behandlung wiederholen, damit auch frisch ausgeschlüpfte Brut vertilgt werde.   Z u g l e i c h   mit der Entflohung des Hundes müssen auch das Lager und die Hundehütte gereinigt werden, die Holzteile der Hütte durch Abreiben mit heißer Lauge; sonst würde der Erfolg der Reinigung gering sein.

    Zecken befallen in ihrer Wachstums- und Vermehrungsperiode die Hunde in bestimmten Revierteilen oftmals in großer Zahl. Man muß die festgebissenen Zecken sorgsam suchen, und zwar nicht erst dann, bis sie die Größe junger Melonen haben. Man betupft sie entweder mit einem ungiftigen Öl 1), das sie   n i c h t zum s o f o r t i g e n   Absterben bringt, sondern nur ihre Atmungsöffnungen verstopft. Sie ersticken daran langsam und fallen vorher ab, - nach ungefähr zehn Minuten. Vergiftet man die Zecken mit rascher Wirkung, bleibt beim späteren Abkämmen oder Absuchen des Hundes sehr oft der Zeckenkopf in der Decke stecken. Will man eine Zecke ablösen, ohne sie vorher einzuölen, so faßt man sie mit zwei Fingern an und dreht sie
l a n g s a m,   ohne ihr dabei den Hals abzureißen, von rechts nach links ungefähr bis zu 360 Graden, also in der Richtung wie eine herauszudrehende Schraube. In dieser Lage hält man die Zecke einige Sekunden lang fest und übt dabei einen leichten Zug aus. Die Zecke öffnet bei dieser für sie höchst unerfreulichen Manipulation ihre beiden Kieferzangen, vermutlich aus Schmerz, und man bekommt sie gewöhnlich samt dem Kopf in die Finger. Daß man die Zecke von rechts nach links drehen soll, ist kein Aberglaube, sondern in der Stellung ihrer Kiefer nach dem Festbeißen begründet; der linke greift bei den meisten Zeckenarten über den rechten. Will man also nach rechts herausdrehen, so dreht man den Kopf noch fester in die Decke. Die Zecke k an n nun gar nicht mehr loslassen. Man dreht ihr den Hals ab, und der Kopf eitert später unter mehr oder minder unangenehmen Beschwerden heraus.

    Haarlinge bekämpft man durch Waschungen des ganzen Hundes mit Kernseife und warmem Wasser, dem man Kreolin zugesetzt hat. Nachher spült man den Hund mit reinem Wasser gründlich ab. Auch diese Kur ist spätestens nach einer Woche zu wiederholen.


1)   

Zum Zeitpunkt, als dieses Buch geschrieben wurde, ca. 1950, waren Infektionen durch Zecken praktisch noch unbekannt. Heute (2005) sind die Zecken fast überall „durchseucht”. Eine langsame Abtötung der Zecken ist daher heute nicht mehr ratsam und muß bei Menschen auf alle Fälle unterbleiben, da dadurch das Infektionsrisiko erhöht wird. Wenn Sie Zecken bei Hund und Katze nicht herausdrehen können oder wollen, beraten Sie sich mit ihrem Tierarzt.

Beim Mensch soll/muß eine Zecke so schnell wie möglich durch herausdrehen entfernt werden. Alles Andere erhöht das Infektionsrisiko.

Beachten Sie auch unsere Zeckenseite.

Zusatz von R. Wimmer

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Diese Seite wurde am 6. Januar 2005 erstellt.