Hexentanz
Heft Nr. 10 (Doppelheft)
Teil 7
von Sage 440 bis Sage 455
440 FEUERMANDL IM FRAUENGARTEN
Eines Nachts mußte ein Weißenkirchner Weinhauer
nach Krems in die Apotheke eilen, um Medizin für sein
krankes Weib zu holen. Als er in den Frauengärten gegen
Dürnstein kam, da begegnete ihm ein Pferdefuhrwer. Weil
er mit diesem schneller nach Krems zu kommen hoffte, bat
er den Kutscher, sich aufsetzen zu dürfen. Da ihm die Bitte
nicht abgeschlagen wurde, nahm er auf dem Wagen seinen
Platz ein. Die beiden Männer waren noch nicht weit gefahren, als plötzlich aus einer Weingartenbütte ein feuriger
Mann trat und auf das Fuhrwerk zueilte. Er schwang sich
auf den fahrenden Wagen. Seine feurige Gestalt leuchtete
in die Nacht und darob fürchteten sich die beiden Männer
sehr. Der Kutscher trieb deshalb die Pferde zur Eile an,
sodaß das Gespann in rasende Fahrt geriet. Doch der Unheimliche war nicht loszubekommen. Da hieb der Wagenlegker mit der Peitsche über den Kopf des Feurigen. Nun sprang derselbe ab und lief in einen Weingarten. wo er
verschwand.
Gew.: Koppensteiner, Weißenkirchen, Aufz.: Dr. H. Plöckinger. 1926 |
441 DAS FEURIGE PFANDLT
Am Steilabfalle des Kienberges bei Rossatz geschah es früher oft,
daß bei Nacht sich eine Frau mit einem feurigen Pfandl zeigte. Sie
kam aus der Au und verschwand auch wieder dahin.
Altbekanntes Volksgut aus Rossatz. 1952. Eingesandt von der Schule
Rossatz. |
442 FEURIGE MÄNNER ZU ARNSDORF
In längst vergangener Zeit sah man oft zu Arnsdorf von der Roten
Wand Lichter herabkommen, die man als feurige Männer im Orte
dann bemerkte. Hernach verschwanden sie bei einem Bildstocke.
Die Leute vermuteten, daß sie auch von dort ihren Ausgang
nahmen. Auch die Bewohner von Spitz konnten die Feuermänner in
den gegenüberliegenden Bergen beobachten, wenn sie vom Berg zu
Tal stiegen.
Gew.: Staatsanwalt Dr. Notz, Spitz. Aufz.: Dr. H. Plöckinger. 1926. |
443
Einst ging ein Mann aus Spitz auf der Straße im Spitzergraben. Da
stand plötzlich ein feuriges Männlein vor ihm und sagte: „Wenn Du diesen Kotklumpen aufhebst, bekommst Du Geld“. Der
Mann tat es, wie ihm geheißen wurde, und als er den Kot wieder
wegwerfen wollte, sah er, daß sich. dieser wirklich in pures Gold
verwandelt hatte.
Gew.: Theres Hubmayr aus Spitz. Aufz.: Erich Schöner in Spitz. |
444
Ein Ochsenbauer von Münichreith fuhr einmal nach Mühldorf. Es
wurde spät. Und als er heimfuhr, war es schon stockfinster. Da sah
er in Ötzbach auf der Büchelleiten feurige Männer herumspringen.
Er rief einen davon an, er solle ihm leuchten. Sogleich lief das
feurige Mandl herunter und setzte sich auf den Wagen. Als sie ein
Stück gefahren waren, da fingen die Ochsen zu schwitzen an und wollten
nicht mehr recht gehen. Auch dem Bauer wurde ein wenig bang.
aber er schlug kräftig mit der Peitsche darauf los. Nun zogen die
Ochsen doch wieder an. Auf der Höhe von Münichreith
angekommen, sprang der feurige Mann ab. Der Bauer rief ihm nach:
„Vergelt‘s Gott, daß d‘ mir gleucht hast!“ – „Vergelt‘s Gott, daß d‘
mi erlöst hast!“ rief der feurige Mann zurück, dem nur das
Vergelt‘s Gott abgegangen war.
Gew.: und Aufz.: Hermann Auer, 7. Sch., Ötz im Spitzergraben. |
445
Wer in Loiben zwischen dem Abendgebetläuten und Ave Maria-
Läuten am Morgen mit seinem Wagen auf der Fahrt war, konnte oft
sehen, wie sich kleine Lichter, die feurigen Männer, auf den
Wagen setzten. Dieser war dann nicht zu erziehen, so beschwerte
ihn eine unsichtbare Last. Wenn aber der Fuhrmann sagte: „Alle
guten Geister loben Gott den Herrn, dank dir Gott tausendmal“, dann
verschwanden die Lichter sogleich und der Wagen kam wieder
rasch vorwärts.
Gew.: Therese Walzer, Unterloiben. Aufz.: Dr. H. Plöckinger. 1952. |
446
Ein Bauer aus Nöhagen fuhr mit einer Fuhre Hafer nach
Weißenkirchen. Bei der Rückfahrt wurde es schon dunkel. Als der
Bauer die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, war es so finster
geworden, daß er mit seinem Ochsengespann nicht heim finden
konnte. Da bemerkte er hinter sich ein Licht. Ein Mann schritt dem
Wagen zu. Der leuchtete wie glühendes Eisen. Der Bauer getraute sich nicht, ihn
anzusprechen. Der feurige Mann setzte sich auf den Wagen und fuhr
mit bis zum Bildstock vor Nöhagen. Hier stieg er vom Wagen. Der
Bauer faßte jetzt Mut und sagte zu dem Mann: „Ich danke dir, daß du
mir geleuchtet hast“. Der feurige Mann erwiderte: „Auch ich danke
dir, daß du mich erlöst hast“.
Die vom Onkel der Marie Stöger aus Nöhagen erzählte Sage wurde von derselben 1952
aufgezeichret. |
447
Außerhalb von Ober-Bergern liegen weite Felder und
sumpfige Wiesen.
Gew.: Schuster Hermine, Bergern. Aufz.: Schuster Johann. 1952. |
448
Die Bewohner von Rossatz sollen zu manchen Zeiten in den
Dürnsteiner Bergen und Weinbergen oft gespensterhafte Lichter
bemerken, die flackernd herumgeistern.
Gew.: Dech. P. Clemens Mück, Rossatz. Aufz. derselbe 1923. |
449
Als einstmals zu nächtlicher St unde einige Männer aus Rossatz
heimwärts gingen und zur besseren Zurechtfindung eine Laterne
angezündet halten, wurden sie auf unerklärliche Weise plötzlich
weitab in die Au versetzt. Von dort mußten sie in mühevoller Weise
erst den richtigen Weg heimwärts suchen.
Gew.: Dech. P. Clemens Mück, Rossatz. Aufz. derselbe 1923. |
450
Ein Mann namens Winkler ging einmal nachts von Trandorf nach
Povat (Gemeinde Elsarn am Jlg.). Als er beim Pappelgraben
vorbeikam, sah er vor sich einen Mann mit einem Lichte gehen. Er
wollte den Mann einholen, aber je schneller er ging, desto schneller
ging auch der Mann mit dem Lichte vor ihm. Winkler schwitzte
schon, aber er konnte den Unbekannten nicht erreichen. Auf einmal
verschwand das Licht und Winkler wußte nun weder ein noch aus. Das
Licht hatte ihn den Buchenwald hinaufgeführt und er hatte nicht
erkannt, daß es immer bergauf gegangen war. Winkler setzte sich auf
einen Baumstrunk, denn er war schon sehr müde und verschwitzte. Als er eine Weile so gerastet
hatte, hörte er die Hähne von Povat krähen. Es war jedoch noch ganz
dunkel. Als endlich der Tag anbrach, sah Winkler, daß er nur drei
Schritte von einem Felsabgrund entfernt war. Wäre er noch einige
Schritte gegangen, so wäre er abgestürzt.
Aufz.: Leopold Müller, 6. Schj., Niederranna. Eingesendet von der Schulleitung
Niederranna. 1952. |
451
Wenn die Bewohner Förthofs vor Tagesanbruch vom Förthof nach
Dürnstein in die Arbeit gingen, bemerkten sie stets am
gegenüberliegenden Donauufer in der „Donauleiten“ nächst der
„Ferdinandswarte“ Lichter, die sich unaufhörlich hin- und
herbewegten. Diese galten als ruhelose Seelen der Verstorbenen.
Man hielt sie auch als zur „Wilden Jagd“ gehörig.
Gew.: Nauführer Florian Bayer, Förthof Nr. 2. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, 1949. |
452
Im Wolfshoferamt lebte einst ein Jäger. Dieser ging alle Tage von der
Gew.: Dech. P. Clemens Mück, Rossatz. Aufz. derselbe 1923. |
453
Als einst ein Bauer spät abends mit seinem Ochsengespann
heimwärts fuhr, sah er auf dem Mutstalerberg bei Mühldorf feurige
Männer laufen. Da machte der Wagen einen Sprung und der
Landmann fiel kopfüber in den Bach. Die Ochsen gingen allein
nachhause. Der Bauer behauptete, die feurigen Männer hätten ihn
vom Wagen geschleudert.
Gew.: Barbara Kausl, Laaben bei Spitz. 1952.
Eingesandt von der Schule in Spitz. |
454
Nächst dem Dorfe Neusiedl zeigte sich vor vielen, vielen Jahren auf
der Seibererstraße ein Feuermännlein, das den Fuhrleuten gerne half,
wenn sie es riefen.
Aufz. Johann Seidl, Gr. Heinrichschlag, 1952, nach der Erzählung seines Großvaters. Eingesandt von der Schule Groß-Heinrichschlag. |
455
Als mein Urgroßvater einmal an einem Spätherbstabend, von
Weißenkirchen kommend, mit seinem Ochsengespann auf dem Wege
nach seinem Wohnort Hohenstein war, bemerkte er plötzlich in der
Ferne einen Feuerschein. Der Schein kam immer näher und zeigte
sich schließlich als feuriges Männchen. Dieses Feuermännchen stieg
auf den Wagen und setzte sich nieder. Sehr bald stellte der
Urgroßvater fest, daß die Ochsen nur mehr mit großer Mühe den
leichten Wagen ziehen konnten. Langsam brach die Nacht herein
und je näher der Ahnl seinem Wohnhaus kam, desto mehr glühte das
Männchen. Er hatte daher Angst, daß das ganze Haus bei der
Einfahrt Feuer fangen könnte. Vor dein Haustor stieg jedoch das
Männchen ab und sprach: „Ich danke dir, weil du mich erlöst hast“.
Der Urgroßvater antwortete: „Ich danke dir, weil du mir geleuchtet
hast“.
Ehe der Mann sich noch nach dem feurigen Wesen umsehen konnte,
war es verschwunden.
Gew.: Johanna Berger, Hohenstein. Aufz.: Berger Elfriede. 1952. |
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