Titelseite Hexentanz

Hexentanz
Heft Nr. 10 (Doppelheft)

Teil 6

von Sage 431 bis Sage 439


431

DIE SCHWARZE KUTSCHE

    Einst ging ein Mann nachts auf der Straße von Idolsberg nach Gföhl. Als er am "Große Wald" vorbeikam fuhr eine schwarze Kutsche mit lautem Getöse aus dem Walde heraus. Sie ward von schwarzen Pferden gezogen. Die Peitsche, mit der für gewöhnlich der Kutscher die Pferde antrieb, steckte aber bei diesem Gefährt im Pferdegeschirr. Der Mann blieb aus Angst wie angewurzelt stehen und, fürchtete sich sehr. Der heranrollende Wagen hielt knapp vor dem Furchtsamen. Eine laute Stimme rief plötzlich aus dem Wageninnern: „Setz Dich auf! Setz Dich auf!" Setz Dich auf!“ Da aber der Mann in der Kutsche niemand sitzen sah, lief es ihm eiskalt Über den Rücken. Von Furcht gelähmt, stand er am Straßenrand und hatte keine Lust, der Einladung in das Gefährt zu steigen, nachzukommen. Am ganzen Körper zitternd, preßte er stotternd zwischen den Zähnen, die ihm klapperten, die Worte hervor: „In Gottes Namen, was ist denn das?“ Kaum hatte er diese Worte über seine Lippen gebracht, machte die Kutsche kehrt und raste mitsamt den Pferden wieder in den Wald zurück. Als sie dort verschwunden war, brach ein Krachen und Bersten im Walde los, als würde dieser zusammenbrechen. In diesem Höllenlärm gingen auch Kutsche und Pferde in Flammen auf. Lichterloh brannten sie in der tiefen Nacht.

Aufgezeichnet von Schülern der Volksschule Idolsberg i. J. 1952, anläßlich der Sammlung des Sagengutes.

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432

WILDE JAGD IM EISENBERGERAMT

    Der Zimmermann Leopold Oberleitner aus dem Eisenbergeramt ging von der Arbeit nach Hause. Da hörte er über sich beim Kreuzweg ein arges Getöse. Er glaubte alle Tiere brüllen, wiehern und schreien zu hören. Als er zu einer ganz ganz verfallenen Ruine im Mottingeramt kam, stellte sich ihm ein Schimmel ohne Kopf entgegen, der im Saus daherkam und vor ihm stehen blieb. Dem Zimmermann schien es unheimlich und er rief: „Alle guten Geister loben Gott den Herren“. Im gleichen Augenblick war der Schimmel verschwunden, nur verhallendes Rufen und Schreien war zu vernehmen. Die „Wilde Jagd“ war ihm begegnet.

Gew.: Löffler Karoline, Eisenbergeramt. Aufz.: Dr. Plöckinger, Krems. 1953.

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433

WILDE JAGD VON AFTERBACH

    Ein Jäger aus Afterbach nächst Raxendorf ging einst zur Jagd. Da kam ihm ein Hase in die Quere. Er schoß ihn und steckte ihn in einen Sack. Froh seiner Beute ging er heim. Plötzlich hörte er aus dem Walde ein Rufen und Jagdlärm, ohne aber Jäger und Hunde zu sehen. Eine Stimme ließ sich aber vernehmen, die rief: "Häslein, wo bist du?" - Da rief der vom Jäger erlegte Hase im Sacke."Hier bin ich!" Da wurde dem Jäger bange, er warf Sack samt Hase und auch seine Flinte weg und rannte so schnell ihn seine Füße tragen konnten nach Hause. Seitdem blieb er jeder Jagd ferne, denn die wilde Jagd hatte ihm argen Schreck eingeflößt.

Gew.: Alois Stöberl. Aufz:. Erich Schöner.

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434

DAS WILDE GJAID AM MANHARTSBERG

    Vor vielen Jahren ging einmal ein Mann aus Gumping am Thomastag spät abends über den Manhartsberg. Als er zu einem Krezweg kam, hörte er die wilde Jagd dahertürmen. Er hörte das Getrappel der Rösser, die er aber nicht sah. Plötzlich stand ein kopfloser Schimmel an seiner Seite, der nicht von ihm wich. Erst als der „Wilde Jäger“ vorbeigestürmt war, sprengte der Schimmel mit lautem Hufschlag davon. Über diese Erscheinung erschrak der Mann so sehr, daß er krank wurde und bald darauf verstarb. Seit dieser Zeit ist aber die Erscheinung nie mehr gesehen worden.

Aus Kisslings „Frau Saga“, 5. Reihe, Seite 48, Nr. 63.

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435

DER WILDE JÄGER

    In der Andreasnacht (30. Nov.) wollte einst ein Mann bei der Teufelskirche (zu Wiellands) einen Schatz heben. Da kam die wilde Jagd dahergebraust. Pferdegewieher, Hufgetrappel und Hundegebell sowie Pfeifen und Schnalzen erfüllten die Luft. Der wilde Jäger zog über den einsamen Mann hinweg, der sich aus Furcht zu Boden geworfen hatte. Als er so lag, hörte er plötzlich eine Stimme. die aus der dahinstürmenden Schar drang und rief. "Schauts den schwarzen Schwammer an!" Der Mann fühlte eine kalte Hand Über sein Gesicht streichen und seinen Hut erfassen. Betend wartete der Schatzsucher auf das Ende des Vorbeizuges der wilden Jagd und erhob sich vor Angst bebend, als der Lärm verstummt war. Seinen verlorenen Hut suchte er wohl, fand ihn aber in der Dunkelheit nicht, obgleich sich kein Lüftchen geregt hatte. Erst beim Kirchgang am Sonntage darauf fand er ihn auf einem abgelegenen Feld über einen Grenzstein gestülpt.

Aus F. Kisslings „Frau Saga“, 1. Reihe, Nr. 48.

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436

WILDE JAGD VOM GÖTTWEIGER

    Zu Steinaweg am Göttweiger zeigte sich in früherer Zeit der wilde Jäger ohne Kopf, begleitet von Nachtvögeln auf einem Pferde ohne Kopf. Er trug seinen und des Rosses Schädel unter dem Arme. Manchmal ritt er auch ein feuriges Pferd. Er hieß der "Auff". Den wilden Jäger umschwärmten auch abscheuliche Nachtschmetterlinge und Eulen.

Nach Karl Landsteiner im Jahresbericht des Bundesgymnasium Krems vom Jahre 1869.

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Rosse jagen durch die Lüfte,
Wiebern, Peitschen knallen drein,
Und am Kreuzweg steht verlassen
Ein gequältes Menschelein.
Sturmumtost und ganz verlassen.
Krallt es seine Rechte ein,
Hält den Kreuzesstamm umfangen.
Denn er, er soll die Rettung sein!

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F E U E R M Ä N N L E I N


Husch, husch, husch, durch Baum und Busch.
Feuermännlein tanzen in feutwarmer Nacht
Und wiegen sich über den Wellen sacht.
Im Walde verstreut ein magisches Licht,
Sieh da, wie es aus dem Moore bricht.
Aus modrigem Holze an einsamen Ort
Steigen Gespenst und Bösewicht dort.
Sie gaukeln zu später nächtlicher Stund,
Wenn alles schweiget in unheimlicher rund.
Als Irrwich locken sie über den Sumpf
Und narren den Menschen bei diesem dumpf.
Der mutig, beherzt sie haschen will,
Mit dem treiben sie dann ein böses Spiel.
Sie ziehen hinab ihn auf den Grund,
Daß keiner der Brüder es merket zur Stund. -
Und ist er verschollen an einsamen Ort,
So sieht man sein Lichtlein auch glimmen dort.
Es hüpfet gleich andern zu nächtlicher Zeit,
Wenn Unheil verkündend der Totenvogel schreit.

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437

FEUERGEISTER

    Ein Bauer aus Scheutz wanderte einst zu später Stunde heimwärts. Als er auf dem abkürzenden Waldwege bei Lichtenau gegen Scheutz ging, sah er sich plötzlich feurigen Gestalten gegenüber. Diese tauchten aus dem Dunkel des Tannes auf, narrten ihn durch ihr Treiben und liefen einmal neben ihm einher, das ander Mal kreuzten sie seinen Weg. Aus ihren Leibern züngelten Flammen. Die Feuermännlein brachten den Bauern vom richtigen Wege ab, sodaß er nur unsicheren Schrittes seinen Heimweg fortsetzen konnte. Über Wurzeln stolpernd und hinschlagend, sank er nach geraumer Zeit. ermattet auf einen Baumstrunk nieder, um auszuruhen. Doch auch hier ließen sie ihm keine Ruhe. Fluchend wollte er nach den feurigen Geistern mit seinem Stocke schlagen, doch wichen diese den Hieben aus. Sie umtanzten und narrten ihn immer wieder, formten sich zu feurigen Reihen, die den schier verzweifelnden Mann gleichsam in feurige Waberlohe, einhüllten. Seine Fluchworte machten die Feuermännlein noch zudringlicher, sodaß sich der Bauer entschloß, dem nächtlichen Spuk zu entfliehen. Doch wie er sich auch mühte, er konnte ihrem Feuerkreise nicht entkommen. Da glaubte er endlich im Dämmerschein des nabenden Morgens den Waldrand erspäht zu haben. Er erhob sich und schritt in der erkannten Richtung vorwärts. Da schwärmten die feurigen Plagegeister zu langer Reihe aus und strebten einem Punkte zu. Den Bauern behielten sie aber stets in ihrer Reihe. Diesem wurde aber nun immer mehr angst und bange, als er sah, daß er den quälenden Feuermännlein nicht zu entfliehen vermochte. Es lief ihm kalt über den Rücken und ein Stoßgebet zu allen Heiligen entrang sich seiner Brust. Kaum hatte er dies gemacht, entschwanden die feurigen Männlein seinen Blicken. Sie wurden von ihm nie mehr gesehen.

Gew.: Gastwirt A. Fuchs, Lichtenau. Aufz.: Rudolf Riedel. 1929.

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438

FEUERMANDL VON ENGABRUNN

    Auf den Feldern zwischen Engabrunn und Grafenegg trieb ein nächtlicher Unhold sein Wesen. Alljährlich zur Adventzeit erschien er, und sie nannten ihn den feurigen Mann, weil ihn ein feuriger Schein umgab. Da geschah es, daß ein Urlauber nach Engabrunn kam. Als dieser vVon dein feurigen Manne hörte, faßte er den Entschluß, ihn kennen zu lernen, und, wenn er es just so wollte, nach Soldatenart mit ihm anzubinden. So zog er denn in der Mitternachtsstunde auf das Feld hinaus und gewahrte wirklich von der Weite einen Feuerschein, der immer näher und näher kam. Aber er ging unerschrocken darauf los, und siehe, mit eins hüpfte das Licht von dannen und verschwand in dem Kirchhof. Hans ihm nach, und mitten im Kirchhofe stand das Gespenst, die Hand mit der Leuchte emporgehoben. Der Urlauber trat noch näher an den Geist heran und gewahrte daß das Gespenst einen Topf trug, der durchlöchert war und aus welchem glühende Kohlen leuchteten.

Aus Franz Kisslings „Frau Saga“, 8, Reihe, Seite 38, Nr. 53.

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439

DER FEURIGE MANN VOM SANDL

    Einmal fuhr ein Bauer aus den Dürnsteiner Waldhütten auf der Sandlstraße über den Sandlberg. Als er bei einem Waldweg von der Straße abzweigte, gesellte sieh ein feuriger Mann zu ihm, der ihn bat, sieh aufsetzen zu dürfen. Der Bauer gewährte ihm die Bitte. Als der Bauer vor seinem Hause anlangte, sprang der Feurige vom Wagen und rief dein Fuhrmann zu: „Jetzt hast Du mich erlöst!“ Dann war er verschwunden und zeigte sich nie mehr wieder.

Gew.: Anton Steiner, Dürnsteiner Waldhütten. Aufz.: Epple Herrnine. 1952.

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Diese Seite wurde am 21. September 2006 erstellt.