Hexentanz
Heft Nr. 10 (Doppelheft)
Teil 3
von Sage 392 bis Sage 403
392 DER HEXENRITT Im Gföhlerwald sah in der Sonnwendnacht ein Bursche seine Mutter, die im Begriffe war, den Stiel der Ofenschüssel einzuschmieren. Als sie das getan hatte, setzte sie sich rittlings auf den Schüsselstiel und sagte: „Jetzt fahr i aus, jetzt fahr i aus ninnata r‘ann!“ und entfuhr dann durch den Rauchfang. Als der Bursche die Sache mitangesehen hatte, tat er desgleichen und richtig trug auch Ihn die Ofenschüssel zu jenem Platz im Gehege, wo die Hexen eben versammelt waren und beim Schmause saßen. Der Teufel trug ihnen die Speisen auf. Dein Buben aber kam es vor, als seien die Speisen lauter Kuhfladen. Manche der Hexen waren mit der Ofenschüssel, manche mit dem Besen angeritten gekommen. Denn.
Nach Kisslings „Frau Saga“, 5. Reihe, Seite 40, Nr. 49, 1920. |
392 DIE BUSCHANDLHEXE
Einst ging eine arme Mutter mit ihrer Tochter in den Wald. Sie wollten
nächst der Buschandelwand Kleinholz sammeln. Die Frau ließ das Kind bei der Wand zurück, um selbst an
einer anderen Stelle rascher eine Bürde zu sammeln.
Gew.: Anton Grötz aus Spitz. Aufz.: Erich Schöner in Spitz. |
394 DIE ROSSATZER HEXEN
Zu Rossatz trieben vor Zeiten einige Hexen ihr Unwesen. So haben sie
in dem Ortsteil Döhling gerne den Kendlgarten aufgesucht und von dort in den Schürzen den Tau von den
Gräsern um die Geisterstunde weggetragen, welchen sie dortselbst
gesammelt hatten. Aus diesem Tau rührten sie Butter. Mit dem
köstlichen Naß nahmen sie aber den Gräsern den Nährwert, sodaß die
Kühe, welche damit gefüttert wurden, keine Milch mehr gaben.
Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“ Nr. 64, Seite 73. |
395
Im Hornerwalde stand vor vielen Jahren eine Hütte. In dieser wohnte
ein Jäger und sein Weib. Da kamen Feinde ins Land, töteten den Jäger
und verbrannten die Hütte. Die Frau verbarg sich in einer
unterirdischen Höhle, wo sie eines Knäbleins genas. In ihrer Not rief
sie die heilige Notburga, Maria Geburt und ihre Namenspatronin um
Beistand an. Kaum hatte sie ihr Gebet beendet, da erschienen drei
Frauen. Die eine war weiß, die andere rot, die dritte Frau schwarz.
Zuerst nahm das Kind die Weiße in ihre Arme und wünschte ihm
Glück; da drängte sich die Schwarze vor und sagte: „Das Kind soll
eines schrecklichen Todes sterben!“. Nun kam die Rote und sagte:
„Wenn Du einmal heiratest und deinen Sohn fromm und brav erziehst, so wirst Du sanft in Gott entschlafen.“ Darauf verschwanden drei Frauen und
ließen der Frau eine Spindel zurück, voll mit goldenem Flachs. Die
Frau machte den Flachs zu Geld und baute sich das Häuschen wieder auf. Das Söhnlein wurde ein Jäger. Es ging ihm gut; alles
glückte ihm. Als seine Mutter gestorben war nahm er ein Weib und
eingedenk der Lehre seiner Mutter nahm er sich
vor, die Söhne Geistliche werden zu lassen. Aber kaum war
ihm ein Söhnlein geboren, so starb es. Endlich erfreute ihn
seine Gemahlin nochmals mit einem Sohne. Der hatte aber
auf der Stirne ein schwarzes Mal, wie ein Wildsaukopf;
deswegen sollte er ein Jäger werden. Einstmals jagte er in
der Nähe der Hütte. Da bemerkte er daß diese brenne. Er
kam gerade noch recht, um seinen alten Vater aus den
Flammen ins Freie zu tragen; dieser starb nach drei
Tagen eines sanften Todes. Als der Jäger einmal aus einer
Quelle trank, bemerkte er, daß der Schweinskopf von seiner Stirne verschwunden war. Er schrieb dies der Hitze zu,
die herrschte, als er seinen Vater aus dein Feuer getragen
hatte.
Aus F. Kisslings „Frau Saga“, 1. Reihe, Nr. 38. |
396
In Gneixendorf lebte einst eine alte Hexe, welche die Kühe
heimlich ausmolk, sodaß die Bäuerinnen mir wenig gar keine Milch
bekamen. Einst wurde das böse Weib auf frischer Tat ertappt, aber sie
verwandelte sich sofort in eine häßliche Kröte. Da ergriff der Bauer
eine Mistgabel und stach die Kröte in den linken Fuß. Als man des
andern Tages nach der Hexe Ausschau hielt, bemerkte man, daß ein
böses Weib aus Gneixendorf ihre linke Hand in der Schlinge trug. Nun
wußte man, daß sie es war, welche die Kuh des Bauern verhext hatte. Oft
hatte sie die Kühe so
verhext, daß sie statt Milch Blut gaben. Manche Bauern suchten
sich durch geheimnisvolle, abwendende Mittel die Hexe ans dem
Hause zu halten. So konnte die Teufelsschwester nicht in das Haus
oder in den Stall gelangen, wenn der Bauer den Besen auf den Stiel
stellte. Sie konnte erst dann eintreten, wenn Jemand den Besen
umwarf. Auch die Schweine waren vor ihr nicht sicher. Verhexte sie
diese, so hörten sie zu fressen auf. Man konnte sie nur dadurch
wieder von der Hexe befreien, wenn man ihnen ein großes Messer in den
Nursch steckte. Dadurch wurde die Hexe verwundet und mußte
entfliehen. War sie fort, fraßen die Schweine wieder.
Aus Pater W. Leebs Manuskript in Stift Göttweig. |
397
Die Gneixendorfer Hexe ging alljährlich auch zur Mitternachtsmesse.
Wenn sie die Mette anhörte, stand sie immer ganz rückwärts und nahm niemals einen Sitzplatz ein. Sie
entfernte sich aber stets vor dem Ende der Messe, denn
sie begab sich aus der Kirche zum mitternächtlichen Hexenanze. Sie
fuhr dann auf dem Besen zum Hexentanzplatz, wie sich ein solcher
auf dem Braunsdorfer befand.
Nach P. W. Leeb, Göttweig. Manuskript dortselbst. |
398
Die Hexe aus Gneixendorf wurde oft von Bauern der weiten
Umgebung beim Grasraube erwischt. Wollte man sie fangen so
entfloh sie blitzesschnell, sodaß man ihrer nie habhaft werden konnte.
Erreichte sie das Gebiet ihrer Heimatgemeinde, entschwand sie den Blicken der Verfolger zur Gänze,
denn da hatte sie ihre größte Macht.
Nach. P. W. Leeb, Göttweig. Manuskript dortselbst. |
399
In Spitz lebte einst ein Bauer, zu dem jeden Tag eine Kröte kam. Mann
und Frau beriefen, wie sie das häßliche Tier loswerden könnten. Da
riet ihnen die Magd, der Kröte siedendes Fett in den Rachen zu
gießen. Gesagt, getan, Und als am Abend die Kröte wiederkam, nahm
die Bäuerin siedendes Schmalz, stieg der Kröte auf den Rücken und
schüttete es ihr in das Maul. Am folgenden Abend kam die Kröte aber
wieder. Sie war über und über mit Geschwüren bedeckt und hatte ein
Kopftuch auf. Die Leute wußten gegen die Kröte nichts anzufangen
und meinten, sie wäre des Teufels Mutter.
Gew.: Theres Fertl aus Laaben. Aufz.: Erich Schöner in Spitz. |
400
Ein Hauer zu Spitz hatte einige Kühe, bei denen es nicht mit rechten
Dingen zuging. Sie hatten einst reichlich Milch gegeben, aber seit
einiger Zeit standen sie ohne Tropfen Milch zu geben im Stalle. Sie
waren verhext. Der Hauer lauerte daher mit seinem Knecht im
Viehstalle, um denjenigen zu ertappen, der die Kühe verhext hatte,
damit sie keine Milch gaben. Als er nachts wieder einmal auflauerte,
kam eine Kröte zur Türe hereingekrochen. Die Hauersleute nahmen
siedendes Fett und schütteten es der Kröte in den Rachen. Am andern
Tag kam statt der Kröte ein altes Weib, welches das Gesicht ganz
verbunden hatte. Dieses war die Hexe, welche die Kühe verzaubert
hatte.
Gew.: Anton Bracher aus Spitz. Aufz.: Erich Schöner in Spitz. |
401
Zu Tautendorf kam zur Diewald Bäuerin ein Weib namens Bimaßl,
um sie um Milch zu bitten. Die Bäuerin lehnte ab. Frau Bimaßl wollte
aber nicht von der Stelle weichen und bat immer wieder. Da, sagte ihr
die Bäuerin, daß sie heute keine Milch hätte, da die Kuh ihr zu wenig
gegeben habe, da so am Vortag Spanndienste leisten mußte. Sie
konnte daher dem Weibe mit bestem Willen nicht aushelfen. Als sich
Frau Diewald am Abend doch wieder mehr Milch erhoffte, da die Kuh
schon einen Tag im Stalle gestanden hatte, ward sie gar sehr
enttäuscht, da die Kuli nur ein paar Tropfen gab. Sehr gedrückt bat sie
ihre Nachbarin, die Balt-Bäurin, um Rat. Diese riet ihr, da eine
Verhexung der Kuh nicht ausgeschlossen sei, die erhaltene Milch so
lange mit einer Weidenrute zu schlagen, bis sie davon nichts mehr im
Sechter hätte. Die Diewaldin tat dies. Am andern Morgen kam die
Bimaßlin wiederum ins Haus und sagte. "Ha, Weib! Was hast du mir
getan?" Sie zeigte der Bäurin die Striemen an ihrem Leibe. Darüber
war die Bäuerin sehr erstaunt, erkannte aber daran die Hexe, welche
ihr am Vortag die Kuh verhext hatte.
Gew.: Diewald Franz, Tautendorf. Aufz.: Riegler Hilde, 1952. |
402
Vor langer Zeit lebte in Tautendorf eine gar seltsame
Frau, die alles schon im vorhinein wußte, was sich zutragen
würde. Einmal gingen Männer vom Gasthause heimwärts.
Einer derselben sagte: „Hansl, setz dich unter das Fenster
und wenn die Hexe herausschaut, gibst du ihr eine saftige
Dachtel!“ Hans tat es, wie es ihm geheißen wurde. Nicht lange währte er daß der Mann unter dem Fenster saß, so wurde auch
schon das Fenster geöffnet. Sofort sprach die Frau zu ihm: „Was,
Hansl, du willst mich schlagen?“ Darüber erschrak der Mann so sehr,
daß er davonlief.
Gew.: E. Steiner, Tautendorf. Aufz.: Emma Eckhart. 1952. |
403
Vor hundert Jahren lebte in Weißenkirchen ein Maurermeister. der auch eine kleine Wirtschaft besaß. Er beschäftigie den Sommer hindurch zwei Maurergehilfen. Der
eine davon kam ihm wie ein Hexenmeister vor. Nachdem
er einmal am Feierabend beiden Gesellen in der Stube den
Lohn ausbezahlt hatte. bemerkte er an der Wand einen
schwarzen Strich von dem Aussehen einer Säge. Sofort ver
mutete der abergläubische Meister eine Verhexung in seinem Hause. Wie dann seine Frau in den Stall ging, um die
Kuh zu melken, gab diese Blut statt Milch. Sofort bemühte
sich der Maurermeister den bösen Geist wieder aus der
Kuh zu vertreiben. Da wurde ihm ein Mann ans Gut am Steg Verraten, welcher Hexen austreiben und Verhexungen beheben konnte. Dieser wurde herbeigerufen, schaute das
Rind genau an und sagte, es müsse durch drei Nächte hindurch in der Geisterstunde von einem fremden Manne über
drei Bäche getrieben werden ohne daß es jemand sehe.
Genau nach der Weisung wurde die Kuh Über den Marktbach und den Schildbach getrieben. Von Tag zu Tag
besserte sich der Zustand des Tieres und am vierten Tag gab sie
wieder reichlich gute Milch.
Gew.: Hubert Herzog, Weißenkirchen. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, Krems. |
zum Teil 2 |