Titelseite Hexentanz

Hexentanz
Heft Nr. 10 (Doppelheft)

Teil 3

von Sage 392 bis Sage 403


392

DER HEXENRITT

    Im Gföhlerwald sah in der Sonnwendnacht ein Bursche seine Mutter, die im Begriffe war, den Stiel der Ofenschüssel einzuschmieren. Als sie das getan hatte, setzte sie sich rittlings auf den Schüsselstiel und sagte: „Jetzt fahr i aus, jetzt fahr i aus ninnata r‘ann!“ und entfuhr dann durch den Rauchfang. Als der Bursche die Sache mitangesehen hatte, tat er desgleichen und richtig trug auch Ihn die Ofenschüssel zu jenem Platz im Gehege, wo die Hexen eben versammelt waren und beim Schmause saßen. Der Teufel trug ihnen die Speisen auf. Dein Buben aber kam es vor, als seien die Speisen lauter Kuhfladen. Manche der Hexen waren mit der Ofenschüssel, manche mit dem Besen angeritten gekommen. Denn.

Daß wir den Knaben
Liefern den Raben,
Flink Besen heran
Durch den Schornstein
Nimm die Bahn!
Besen, Besen, Besen!
Ändere dein Wesen;
Sei nicht faul:
Werd zum Gaul;

Nach Kisslings „Frau Saga“, 5. Reihe, Seite 40, Nr. 49, 1920.

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392

DIE BUSCHANDLHEXE

    Einst ging eine arme Mutter mit ihrer Tochter in den Wald. Sie wollten nächst der Buschandelwand Kleinholz sammeln. Die Frau ließ das Kind bei der Wand zurück, um selbst an einer anderen Stelle rascher eine Bürde zu sammeln.

    Als das Kind allein bei dem Fels im Walde stand und emsig Hölzchen auflas, kam eine alte Frau des Weges und fragte das Kind, ob es ein Stück Brot haben wolle. Als das Mädelein bejahte, lud das Weib dasselbe ein, mit ihm zu kommen, da sie ihm auch ein Stück Fleisch dazugeben wolle. Da ging das Mädchen mit der Frau durch eine Türe in die Wand. Diese gab ihm nun Brot sowie Fleisch und behielt es in der Felshöhle.

    Nachdem die Mutter ihre Holzbürde gesammelt hatte, machte sie sich auf den Weg, um ihr Töchterchen abzuholen. Wie erschrak sie aber, als sie zur Wand kam und das Mädchen nicht antraf. Trotz eifriger Suche fand sie ihren Liebling nicht mehr. Da erfuhr die traurige Mutter, daß in der Baschandlwand eine Hexe hause, die Kinder einfange und sie für sich arbeiten lasse. Als die Frau später wieder einmal beim Holzsammeln in die Nähe der Wand kam, hörte sie ein heftiges Getöse und die Wand öffnete sich. Darinnen stand nun ein schönes Haus und vor diesem saß die verschwundene Tochter. Als sie das Kind holen wollte, schloß sieh die Wand wieder und die Mutter war abermals allein. -- Später versuchte sie das Kind zu befreien. Sie fand die Wand wieder offenstehen. Als die Frau jedoch zu ihrem Kinde gelangte, sah sie, daß es inzwischen eine alte Frau geworden war. Vor Gram und Schreck fiel die Mutter tot zur Erde.

Gew.: Anton Grötz aus Spitz. Aufz.: Erich Schöner in Spitz.

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394

DIE ROSSATZER HEXEN

    Zu Rossatz trieben vor Zeiten einige Hexen ihr Unwesen. So haben sie in dem Ortsteil Döhling gerne den Kendlgarten aufgesucht und von dort in den Schürzen den Tau von den Gräsern um die Geisterstunde weggetragen, welchen sie dortselbst gesammelt hatten. Aus diesem Tau rührten sie Butter. Mit dem köstlichen Naß nahmen sie aber den Gräsern den Nährwert, sodaß die Kühe, welche damit gefüttert wurden, keine Milch mehr gaben.

    Eine besonders bekannte Hexe war die Neuhatschin. In ihrem Zimmer war eine Mauernische, in der sie hinter einem Stein eine Kröte eingeschlossen hatte. Wollte nun diese Hexe etwas haben, so rückte sie den Stein weg und die Kröte kroch hervor. Sie spie der Teufelsschwester alles aus, was sie nur haben wollte, was sie wünschte.

    Eine andere Rossatzer Hexe hatte gleichfalls eine Kröte, die ihr zu Gebote stand. Sie verwahrte sie in einem Schmalzkübel. Dieser blieb stets vollgefüllt, denn am Grunde des Gefäßes saß die Kröte, die immer das verbrauchte Schmalz durch neu ausgespienes ersetzte.

Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“ Nr. 64, Seite 73.

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395

DER JÄGER MIT DEM MUTTERMALE

    Im Hornerwalde stand vor vielen Jahren eine Hütte. In dieser wohnte ein Jäger und sein Weib. Da kamen Feinde ins Land, töteten den Jäger und verbrannten die Hütte. Die Frau verbarg sich in einer unterirdischen Höhle, wo sie eines Knäbleins genas. In ihrer Not rief sie die heilige Notburga, Maria Geburt und ihre Namenspatronin um Beistand an. Kaum hatte sie ihr Gebet beendet, da erschienen drei Frauen. Die eine war weiß, die andere rot, die dritte Frau schwarz. Zuerst nahm das Kind die Weiße in ihre Arme und wünschte ihm Glück; da drängte sich die Schwarze vor und sagte: „Das Kind soll eines schrecklichen Todes sterben!“. Nun kam die Rote und sagte: „Wenn Du einmal heiratest und deinen Sohn fromm und brav erziehst, so wirst Du sanft in Gott entschlafen.“ Darauf verschwanden drei Frauen und ließen der Frau eine Spindel zurück, voll mit goldenem Flachs. Die Frau machte den Flachs zu Geld und baute sich das Häuschen wieder auf. Das Söhnlein wurde ein Jäger. Es ging ihm gut; alles glückte ihm. Als seine Mutter gestorben war nahm er ein Weib und eingedenk der Lehre seiner Mutter nahm er sich vor, die Söhne Geistliche werden zu lassen. Aber kaum war ihm ein Söhnlein geboren, so starb es. Endlich erfreute ihn seine Gemahlin nochmals mit einem Sohne. Der hatte aber auf der Stirne ein schwarzes Mal, wie ein Wildsaukopf; deswegen sollte er ein Jäger werden. Einstmals jagte er in der Nähe der Hütte. Da bemerkte er daß diese brenne. Er kam gerade noch recht, um seinen alten Vater aus den Flammen ins Freie zu tragen; dieser starb nach drei Tagen eines sanften Todes. Als der Jäger einmal aus einer Quelle trank, bemerkte er, daß der Schweinskopf von seiner Stirne verschwunden war. Er schrieb dies der Hitze zu, die herrschte, als er seinen Vater aus dein Feuer getragen hatte.

Aus F. Kisslings „Frau Saga“, 1. Reihe, Nr. 38.

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396

DIE HEXE VON GNEIXENDORF

    In Gneixendorf lebte einst eine alte Hexe, welche die Kühe heimlich ausmolk, sodaß die Bäuerinnen mir wenig gar keine Milch bekamen. Einst wurde das böse Weib auf frischer Tat ertappt, aber sie verwandelte sich sofort in eine häßliche Kröte. Da ergriff der Bauer eine Mistgabel und stach die Kröte in den linken Fuß. Als man des andern Tages nach der Hexe Ausschau hielt, bemerkte man, daß ein böses Weib aus Gneixendorf ihre linke Hand in der Schlinge trug. Nun wußte man, daß sie es war, welche die Kuh des Bauern verhext hatte. Oft hatte sie die Kühe so verhext, daß sie statt Milch Blut gaben. Manche Bauern suchten sich durch geheimnisvolle, abwendende Mittel die Hexe ans dem Hause zu halten. So konnte die Teufelsschwester nicht in das Haus oder in den Stall gelangen, wenn der Bauer den Besen auf den Stiel stellte. Sie konnte erst dann eintreten, wenn Jemand den Besen umwarf. Auch die Schweine waren vor ihr nicht sicher. Verhexte sie diese, so hörten sie zu fressen auf. Man konnte sie nur dadurch wieder von der Hexe befreien, wenn man ihnen ein großes Messer in den Nursch steckte. Dadurch wurde die Hexe verwundet und mußte entfliehen. War sie fort, fraßen die Schweine wieder.

Aus Pater W. Leebs Manuskript in Stift Göttweig.

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397

DIE HEXE BEI DER METTE

    Die Gneixendorfer Hexe ging alljährlich auch zur Mitternachtsmesse. Wenn sie die Mette anhörte, stand sie immer ganz rückwärts und nahm niemals einen Sitzplatz ein. Sie entfernte sich aber stets vor dem Ende der Messe, denn sie begab sich aus der Kirche zum mitternächtlichen Hexenanze. Sie fuhr dann auf dem Besen zum Hexentanzplatz, wie sich ein solcher auf dem Braunsdorfer befand.

Nach P. W. Leeb, Göttweig. Manuskript dortselbst.

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398

DIE DIEBISCHE HEXE

    Die Hexe aus Gneixendorf wurde oft von Bauern der weiten Umgebung beim Grasraube erwischt. Wollte man sie fangen so entfloh sie blitzesschnell, sodaß man ihrer nie habhaft werden konnte. Erreichte sie das Gebiet ihrer Heimatgemeinde, entschwand sie den Blicken der Verfolger zur Gänze, denn da hatte sie ihre größte Macht.

Nach. P. W. Leeb, Göttweig. Manuskript dortselbst.

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399

DES TEUFELS MUTTER

    In Spitz lebte einst ein Bauer, zu dem jeden Tag eine Kröte kam. Mann und Frau beriefen, wie sie das häßliche Tier loswerden könnten. Da riet ihnen die Magd, der Kröte siedendes Fett in den Rachen zu gießen. Gesagt, getan, Und als am Abend die Kröte wiederkam, nahm die Bäuerin siedendes Schmalz, stieg der Kröte auf den Rücken und schüttete es ihr in das Maul. Am folgenden Abend kam die Kröte aber wieder. Sie war über und über mit Geschwüren bedeckt und hatte ein Kopftuch auf. Die Leute wußten gegen die Kröte nichts anzufangen und meinten, sie wäre des Teufels Mutter.

Gew.: Theres Fertl aus Laaben. Aufz.: Erich Schöner in Spitz.

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400

DIE VERHEXTEN KÜHE VON SPITZ

    Ein Hauer zu Spitz hatte einige Kühe, bei denen es nicht mit rechten Dingen zuging. Sie hatten einst reichlich Milch gegeben, aber seit einiger Zeit standen sie ohne Tropfen Milch zu geben im Stalle. Sie waren verhext. Der Hauer lauerte daher mit seinem Knecht im Viehstalle, um denjenigen zu ertappen, der die Kühe verhext hatte, damit sie keine Milch gaben. Als er nachts wieder einmal auflauerte, kam eine Kröte zur Türe hereingekrochen. Die Hauersleute nahmen siedendes Fett und schütteten es der Kröte in den Rachen. Am andern Tag kam statt der Kröte ein altes Weib, welches das Gesicht ganz verbunden hatte. Dieses war die Hexe, welche die Kühe verzaubert hatte.

Gew.: Anton Bracher aus Spitz. Aufz.: Erich Schöner in Spitz.

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401

DIE VERHEXTE KUH

    Zu Tautendorf kam zur Diewald Bäuerin ein Weib namens Bimaßl, um sie um Milch zu bitten. Die Bäuerin lehnte ab. Frau Bimaßl wollte aber nicht von der Stelle weichen und bat immer wieder. Da, sagte ihr die Bäuerin, daß sie heute keine Milch hätte, da die Kuh ihr zu wenig gegeben habe, da so am Vortag Spanndienste leisten mußte. Sie konnte daher dem Weibe mit bestem Willen nicht aushelfen. Als sich Frau Diewald am Abend doch wieder mehr Milch erhoffte, da die Kuh schon einen Tag im Stalle gestanden hatte, ward sie gar sehr enttäuscht, da die Kuli nur ein paar Tropfen gab. Sehr gedrückt bat sie ihre Nachbarin, die Balt-Bäurin, um Rat. Diese riet ihr, da eine Verhexung der Kuh nicht ausgeschlossen sei, die erhaltene Milch so lange mit einer Weidenrute zu schlagen, bis sie davon nichts mehr im Sechter hätte. Die Diewaldin tat dies. Am andern Morgen kam die Bimaßlin wiederum ins Haus und sagte. "Ha, Weib! Was hast du mir getan?" Sie zeigte der Bäurin die Striemen an ihrem Leibe. Darüber war die Bäuerin sehr erstaunt, erkannte aber daran die Hexe, welche ihr am Vortag die Kuh verhext hatte.

Gew.: Diewald Franz, Tautendorf. Aufz.: Riegler Hilde, 1952.

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402

DIE SELTSAME FRAU

    Vor langer Zeit lebte in Tautendorf eine gar seltsame Frau, die alles schon im vorhinein wußte, was sich zutragen würde. Einmal gingen Männer vom Gasthause heimwärts. Einer derselben sagte: „Hansl, setz dich unter das Fenster und wenn die Hexe herausschaut, gibst du ihr eine saftige Dachtel!“ Hans tat es, wie es ihm geheißen wurde. Nicht lange währte er daß der Mann unter dem Fenster saß, so wurde auch schon das Fenster geöffnet. Sofort sprach die Frau zu ihm: „Was, Hansl, du willst mich schlagen?“ Darüber erschrak der Mann so sehr, daß er davonlief.

    Ein andermal hatte ihr Mann auf dem Felde gearbeitet wo sein Pferd tot zusammengestürzt war. Er ging deshalb, weil er nicht mehr weiterarbeiten konnte, heim und erzählte den Vorfall seiner Frau. Diese aber zeigte sich gar nicht erstaunt, sondern tröstete den Mann, indem sie ihm versicherte, daß sie das Ende des Rosses schon lange vorausgewußt hätte. Man sagte daher, sie sei eine Hexe.

Gew.: E. Steiner, Tautendorf. Aufz.: Emma Eckhart. 1952.

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403

DER HEXENMEISTER

    Vor hundert Jahren lebte in Weißenkirchen ein Maurermeister. der auch eine kleine Wirtschaft besaß. Er beschäftigie den Sommer hindurch zwei Maurergehilfen. Der eine davon kam ihm wie ein Hexenmeister vor. Nachdem er einmal am Feierabend beiden Gesellen in der Stube den Lohn ausbezahlt hatte. bemerkte er an der Wand einen schwarzen Strich von dem Aussehen einer Säge. Sofort ver mutete der abergläubische Meister eine Verhexung in seinem Hause. Wie dann seine Frau in den Stall ging, um die Kuh zu melken, gab diese Blut statt Milch. Sofort bemühte sich der Maurermeister den bösen Geist wieder aus der Kuh zu vertreiben. Da wurde ihm ein Mann ans Gut am Steg Verraten, welcher Hexen austreiben und Verhexungen beheben konnte. Dieser wurde herbeigerufen, schaute das Rind genau an und sagte, es müsse durch drei Nächte hindurch in der Geisterstunde von einem fremden Manne über drei Bäche getrieben werden ohne daß es jemand sehe. Genau nach der Weisung wurde die Kuh Über den Marktbach und den Schildbach getrieben. Von Tag zu Tag besserte sich der Zustand des Tieres und am vierten Tag gab sie wieder reichlich gute Milch.

Gew.: Hubert Herzog, Weißenkirchen. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, Krems.

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Diese Seite wurde am 21. September 2006 erstellt.