Hexentanz
Heft Nr. 10 (Doppelheft)
Teil 2
von Sage 386 bis Sage 391
386 DAS TEUFELSMANDEL
Einst wanderte ein. Bauer, der im Scheibenhof sein Anwesen hatte,
von der Kremserstadt heimwärts. Heiß war der Tag und daher der
Durst nicht minder. Er hatte beim Lampelwirt in Stein dem guten
Tropfen desbalb eifrig zugesprochen. Nun hieß es doch an. den
Heimweg denken. Er wanderte den Reisperbachgraben aufwärts, den
Waldweg, die heutige Straße nützend. Er kam nach langer Wanderung
zum "Roten Kreuz ", wo er ermüdet sich in das Gras legte und im
kühlen Waldesschatten einschlief. Erquiekend war der Schlummer für
den Bauern gewesen, da er zu später Stunde erwachte, als bereits die
Nacht hereingebrochen war. Es hatte ihn ein sonderbares Geräusch
geweckt. das aus dem Jungmais drang, der unmittelbar an
seiner Schlafstelle anhub. Als der Bauer in der Richtung blickte, aus
der das Geräusch kam, gewahrte er ein Männlein aus der Finsternis auf
ihn zuschreiten, das gar ein absonderliches Aussehen hatte. Wie von
lohender Wabe umgeben, hob sich seine Gestalt vom
Hintergrunde ab. Der Bauer wollte schon entfliehen, als ihn das
Männlein mit kichernder Stimme zum Stehenbleiben ermahnte.
Der Furchtsame faßte sich und lehnte sich an einen Baum, der am Wege
stand. Da sprach ihn das zwerghafte Männlein, auf dessen Kopf ein
spitzes Hütlein mit schwarzer Hahnenfeder sich deutlich vom
feurigen Hintergrunde abhob, abermals an. Es sagte in einem Tone,
der vermuten ließ, daß es über die Sorgen des Bauern und seine Not
gut Bescheid wußte, Hilfe zu. Es bot ihm seinen Beistand an, den der
Bauer, welcher nunmehr erkannte, daß das Männlein niemand
anderer als der Teufel sein konnte, ablehnte. Doch als der Höllenfürst
ihm großen Reichtum versprach, der es ihm möglich machen würde,
seine Schulden zu tilgen und auch mit geringerer Müh und Plage sein
Leben zu führen, ging der Bauer auf das Ansinnen des Teufels ein.
Der Gottseibeiuns führte ihn nun über Berg und Tal zu jener Stelle
des Vogelberges, wo heute der Blick über eine Felswildnis zur Donau
hinabschweift. Dort angekommen, zeigte ihm Luzifer alles, was er
ihm geben wolle, wenn er ihm seine Seele verschreibe. Doch der
Bauer konnte sich nicht zum Bunde entschließen und bekreuzigte
sich. Da entschwand der Teufel unter Donner und Blitz und die Erde
erdröhnte. Der Bauer sank zu Boden und war vom Schwefelgestank
betäubt. Als er am Morgen zu sich kam, bot sich ihm ein
fürchterliches Bild. Er stand inmitten der Felswildnis des
Vogelberges, hart am steilen Absturz eines hohen Felsens.
Gew.: Franz Harrer, ein Bäckergeselle aus Dürnstein. Aufz.: Rudolf Riedel. 1920. |
387 ER HAT MICH SCHON
Zu Maria Langegg lebte einst ein Förster, namens Kastl. Eines Tages
ging er auf den Anstand in die Nesselstaudner Wälder. Als er auf
einem Hochstand Vorpaß hielt, sah er, da sich sein Standort auf einer
Anhöhe oberhalb des Ortes Nesselstauden befand, wie sich ein
Häslein seinem Stand näherte. Es ließ sich in Schußweite vom Jäger
nieder und machte ein Männchen. Der Waidmann zielte und schoß.
Der Hase blieb aber ruhig sitzen und äugte herum. Der Förster griff
nochmals zur Flinte, zielte und schoß abermals, da scheinbar sein
erster Schuß gefehlt hatte. Wieder rührte sich der Hase nicht von der
Stelle. Was war das? Zwei Schüsse waren allem Anschein nach
schon fehlgegangen. Da das Tier noch immer sitzen blieb, lud Kastl
nochmals sein Gewehr, zielte und schoß, während er vor sich
hinmurmelte: „Wenn ich jetzt wieder nichts treffe, so soll mich der
Teufel holen und in der Luft zerreißen!“ Der Schuß ging
abermals daneben und im gleichen Augenblick fühlte sich der Jäger
hochgehoben und durch die Luft davongetragen. Der Teufel saß dem
Kastl im Genicke. Er hatte des Försters unbedachtes Verlangen zur
Wirklichkeit gemacht. Dieser rief und jammerte nun: „Jesus, Maria,
jetzt hat er mich schon!“ Bei Nennung dieser frommen Namen ließ
der Teufel aber augenblicklich los und Kastl stürzte aus der Luft
herab. Außer einigen Kratzern am Halse und im Gesicht war der
Furchtsame aber unverletzt geblieben. Freilich hatte ihn der Sturz arg
zerbeutelt. Über den Vorfall war der Jäger so erschrocken, daß er
sich vornahm, nie wieder den Leibhaftigen im Zorne anzurufen.
Gew.: Schüler der Volksschule Geyersberg. Aufz.: Schulleitung Geyersberg. 1952. Siehe terner: Nr. 322 u. 325, sowie „Kreuz am Wege“ Nr. 17. Seite 16. |
388 DER TEUFEL HOLT DEN FREIER
Einst lebte zu Zöbing ein reicher Müller. Als er starb, hinterließ er
nicht nur ein großes Vermögen, sondern auch ein spät gefreites
junges Weib. Darum währte es nicht lange, so kamen bald Männer in
die Mühle, welche um die Hand der jungen und schönen, aber auch
reichen Müllerin anhielten. Dies erfüllte die Witwe mit Zorn und sie
beschloß, sich die ungebetenen Freier vom Halse schaffen. So war der
Jäger von Reith als Freier gekommen, dem bald der Vogt vom
Falkenberg gefolgt war. Auch der Amtmann von Gobelsburg hatte
sich als solcher eingestellt. Der erstere war ein starker, großer Mann,
den aber die Gicht an den Gliedern quälte, der zweite war dagegen
ein hagerer und stolzer Freier. den es nach dem Reichtum der
Müllerin gelüstete. Dagegen war der Amtmann ein gemütlicher und
gutmütiger Herr, der aber ein sorgloses und behagliches Leben durch
die Gewinnung der Müllerwitwe erhoffte. Als sie so mit ihrem
Anliegen vor die junge Witwe traten, stellte diese jedem von ihnen
eine Aufgabe. Keiner wußte aber von der des andern. So sagte sie
zum Jäger, daß sie ihn zum Manne nehmen wolle, wenn er sich
getraue, den toten Müller auf den Friedhof zu tragen und dortselbst
mit dem Müller im Sarge dreimal um die Kirche zu laufen. Der Mann
sagte zu. Er kam zur festgesetzten Stunde und holte den Sarg ab, den
er auf seine bärenstarken Schultern lud. Dem Vogte hatte sie aber
auch ihre Hand versprochen, wenn er sich getraue, sich in den Sarg
des Müllers zu legen und darin auch um Mitternacht zu verharren.
Auch dieser kam der Aufforderung der Müllerin nach und legte sich
in den Sarg. Bevor der Jäger aber den Sarg aufnahm, um damit zum
Kirchhof zu wandern, stülpte sie ihm einen Teufelspelz über seinen
Kopf. So ausgestattet trat er seinen Weg zum Friedhof an. Dem
Vogte wurde es im Sarge bald angst und bange, doch fürchtete er
sich sehr, als er, vom Jäger getragen, hin- und herschwankte. Als
dieser am Totenacker seine Rundgänge erfüllt hatte, wie sie ihm die
Müllerin geheißen hatte, und sich anschickte, den Sarg ins Grab zu
senken, sprang er schreckensbleich aus dem Sarge und entfloh, da er
in der Teufelsfratze des Jägers den Leibhaftigen zu erkennen glaubte.
Auch dem Förster schwand der Mut und er enteilte in sein Revier.
Nach einer von der Schulleitung Zöbing eingesandten Sage ohne Gewährsmannangabe,
1952. |
H E X E N T A N Z
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389
Karl Schlögelhofer aus Jettsdorf begab sich mit mehreren
anderen Mähern eines Morgens sehr zeitlich auf die Theißer-Schütt.
Da es zur Arbeit noch zu dunkel war, setzten sie sich auf der Wiese
nieder. In der Mitte derselben stand ein Hollunderstrauch. Da hörten
die Männer mit einem Male Musik. Sie sahen. daß die Musikanten
Katzen waren. Hexen umtanzten, auf Besen reitend, den
Hollunderstrauch. Mit anbrechender Tageshelle verschwand der
Spuk. Als Schlögelhofer abends heimkam, saß sein großer schwarzer
Kater auf dein Fensterbrett. Der Mann sprach mit diesem: „Na,
Michl, heute Nacht hast du aber schöne Musik gemacht!“ Der Kater
auf dem Fensterbrett blickte seinen Herrn finster an und sprang zur
Türe hinaus. Er kam nie mehr zurück. Die Hollunderstaude wurde
später umgehauen, aber heute soll wieder ein solcher Strauch dort
stehen, wo sich die Hexen ein Stelldichein gegeben hatten.
Aus dem „Tullner Gau“, 1926. |
390
Die Frau des Wösendorfer Schneiders stand in dem Rufe eine Hexe zu sein.
Gew.: Therese Walzer aus Unterloiben, einst Dienstmagd in Wösendorf.
Aufz.: Dr. H. Plöckinger, Krems (1925). Entnommen Dr. Plöckingers „Wachausagen“ Nr. 51, Seite 61. |
391
Einige Mäher aus Jettsdorf am Kamp kamen auf die Theißer-Schütt.
Dort sollten sie eine Wiese abmähen. Da sahen sie viele Hexen. Diese
tanzten, sangen und aßen Kuchen. Die Mäher hatten Hunger und baten
auch um ein Stück Strudl. Diese Bitte wurde ihnen erfüllt. Als sie
jedoch von dem Gebäck abbissen, hatte sich der Kuchen in
Kuhfladen verwandelt. Die Hexen aber waren verschwunden.
Dein Bringer Michl hatten die bösen Frauen den Kuchen in das Zögerl
gesteckt. Daheim fand er aber gleichfalls nur Kuhfladen darinnen vor.
Die Mäher waren über die erhoffte gute Speise sehr enttäuscht.
Aus dem „Tullner Gau“ 1926. |
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