Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 9

Teufelswerke
Heft Nr. 9 (Doppelheft)

Teil 6

von Sage 348 bis Sage 360


348

DIE TEUFELSMÜHLE

   Die ehemalige Wohlschlägermühle im Kremstale hieß einstmals Teufelsmühle. Den Teufel sollen aber daraus die Jesuiten vertrieben haben. Doch vorher zwangen sie ihn, die große Umfassungsmauer des stattlichen Besitzes zu bauen. In dem dazugebörigen Wäldchen, wo von Krems her mehrere unterirdische Gänge ausgemündet haben sollen, darunter einer aus dem ehemaligen Jesuitenkloster heraus, ist es aber jetzt noch nicht ganz geheuer. Namentlich in der Adventzeit zeigen sich dort bei Nacht feurige Männer.

Nach Dr. Plöckingers unveröffentlichtem Sagengut. Gew.: Therese Rotter und Martin Rupp, Krems. Aufz, 1925.

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349

DA SITZT DER TEUFEL DRIN

   Als das erste Dampfschiff am alten Fergenhof zu Förthof vorbeifuhr, wandten sich die alten Schiffleute ab Uud behaupteten allen Ernstes, als sie das Schiff ohne Ruder fahren sahen: „Da sitzt der Teufel drinn und dreht um!“

Gew.: Florian Bayer, Förthof. Aufz.: Dr. Plöckinger, 1949.

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350

DIE TEUFELBUCHE

   Einst ging ein Wanderer auf dem Kremsersteig durch den Dunkelsteinerwald. Da es Nacht war eilte er sehr, um sein Heim in Wöbling rasch zu erreichen. Als er in die Nähe des „Weißen Kreuzes“ bei Oberwölbling kam, hörte er von einer großen Buche, die ihr mächtiges Laubdach über den Weg breitete, ein sonderbares Klingen. Da sprang der Teufel mit einem Male aus der sonderbar geformten Krone des Baumes, wo er mit einem großen Sack voll Gold gesessen hatte. Im fahlen Schein des Mondes trat er an den Bauern heran und versprach ihm den reichen Goldschatz, wenn er ihm seine Seele verschreibe. Zur Besiegelung des Bundes müsse er aber den Vertrag mit seinem Blute unterschreiben, das aus der Wunde fließe, die bei dem Abschlagen eines Fingers entstehe. Doch der nächtliche Wanderer wurde von solcher Angst ergriffen, daß er eilends entfloh und glücklich war, als er sein Heim erreichte. So manchem war der Leibhaftige schon an jener Stelle erschienen, wo sich diese Buche erhob. Die mit ihm den Bund geschlossen hatten, erkannte man am fehlenden Finger. Nur in Vollmondnächten zeigte sich Luzifer bei der Buche, die man die Teufelsbuche nannte.

Aus Dr. Plöckingers Sagensammlung (unveröffentlichtes Sagengut). Gew.: Fr. Pamberger. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, 1926.

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351

DER TEUFELSSITZ AM IRBLING

   Es war zur Zeit, als in unserer Heimat die meisten Leute der Lehre Martin Luthers anhingen. Nach Stiefern, das die einzige katholische Kirche in der ganzen Umgebung hatte, kamen die Bewohner der umliegenden Orte zum Gottesdienst. Auch die Leute von Mollands gingen nach Sfiefern in die Kirche. Ihr Weg, er heißt heute noch, „Kirchsteig“, führte an den Steilabhängen der Irblingfelsen vorbei, die fast senkrecht zum Kamp abfallen. An einem trüben Wintermorgen sahen sie plötzlich auf einem flachen Felsen ein unheimliches Wesen sitzen, dessen Augen wie zwei Feuerkugeln leuchteten. Entsetzt flohen die Leute. Das sei der Teufel, sagten sie. Oft und oft konnte man dieses unheimliche Ding auf dem Stein sitzen sehen. Einem Reiter, der vorbeiritt, wurde das Pferd scheu und es sprang mit ihm in die Tiefe, wo beide zerschmettert liegen blieben. Ein Förster, vielleicht hatte er den vermeintlichen Teufel erkannt, tötete diesen mit einem wohlgezielten Schusse. Es war ein Uhu. Noch heute nistet dieser so seltene Vogel in den Wänden des Irblingfelsens. Oft kann man seinen schaurigen Ruf bei Nacht vernehmen. Der Fels, auf dem einst der vermeintlidie Teufel saß, heißt heute noch der „Teufelssitz“.

Gew.: einige alte Leute aus Stiefern. Aufz.: Dir. Franz Milota. 1953. Ober-Meisling.

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352

DAS TEUFELSLOCH VON KRUMAU

   Auf der Burg Krumau ist ein Loch im Gemäuer, das in einen finsteren Keller führt, aus dem Modergeruch zu spüren ist. Es heißt das Teufelsloch. Folgende Geschichte wird davon erzählt.

   Einmal ging ein Mann auf die Burg Krumau. Da sah er im Burghofe aus der Richtung des Mauerloches einen Lichtschein. Er ging dem Lichte zu, fand das Loch offen und stieg hinein. Er befand sich nun in einem Saale, in dessen Mitte ein Tisch mit allerlei Schätzen stand. Er betrachtete die Kostbarkeiten und wollte davon einige nehmen. Kaum aber griff er darnach, da stand der Tod vor ihm. In seiner Not begann er laut um Hilfe zu rufen. Viele Leute aus der Umgebung der Burg sollen diese Hilferufe gehört haben, aber niemand konnte helfen. Der Totengeist soll der Geist eines Selbstmörders gewesen sein, der in dem Grabe und in der Hölle keine Ruhe finden konnte. Er hatte sich wegen einer Untat einst selbst gerichtet.

Eingesendet von der Schulleitung Krumau. Aufg.: von den Schulen dortselbst. 1952.

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353

DER TEUFEL IN DER LEDERERGASSE

   Am Kienbacherhause zu Krems, in der Lederergasse Nr. 19, war früher ein schönes Heiligenbild zu schauen, das nun schon lange übertüncht ist. Als dies noch zu sehen war, kam einmal der Teufel aus der Stadt herausgeritten, da er das Kremstal besuchen wollte. An dem Bilde aber konnte er nicht vorbei und kehrte wieder um. Mehrmals versuchte er vorüber zu reiten, aber immer mußte er zurück.

Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“, Seite 106, Nr. 106. Gew.: Karl Bogner, Krems, Lederergasse 8, 1925.

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354

DER HAUSTEUFEL

   Einmal hatte ein Mann, namens Heimerl, in seinem Hause einen Teufel, den er nicht wegbringen konnte. In seiner Not ging er zum Pfarrer des Ortes und erzählte ihm die Sache mit dem Hausteufel. Der Priester riet ihm, er solle den Teufel in eine Schachtel sperren und diese in einer sumpfigen Stelle auf der Wiese hineintreten. Dann solle er so schnell als möglich diesem Orte entfliehen, heimwärtseilen, aber sich niemals umdrehen. Heimerl tat alles nach dem Rate des Geistlichen. Auf dem Heimwege hörte er aber hinter sich Flintenschüsse und Musik. Er drehte sich aber nicht um und erreichte glücklich sein Haus. So wurde er von dem Hausteufel für immer befreit.

Gew.: Diwald Franz, Tautendorf. Aufz.: Ramminger Hilde, 1952.

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345

DIE TEUFELSBURG ZU SCHONBÜHEL

   Im Bereiche des Schloßgartens von Schönbühel stand einst ein alter Turm, der des „Teufels Burg“ hieß. Hier geisterte es in früherer Zeit, solange der Turm emporragte. Es zeigte sich daselbst wiederholt der Leibhaftige. Durch diese Erscheinung wurden die Schiffer auf dem Donaustrome in argen Schreck versetzt. Heute steht an dieser Stelle eine Kirche.

Aue Kisslings „Frau Saga“, 1. Reihe, Nummer 10.

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356

DIE GESTOHLENE TABAKSDOSE

   Als eines Tages dem Weinhauer Höß aus Spitz seine silberne Tabaksdose abbandengekommen war, ging dieser voll Jammer zu einem Teufelsbeschwörer. Derselbe versprach ihm Hilfe. Er befahl dem Hauer, an einem bestimmten Tage um Mitternacht in seinen Keller zu gehen, denn es werde ihm die Dose vom Dieb gebracht werden. Höß ging tatsächlich in seinen Weinkeller im Gassl hinter dem Schlosse bei der Quiten, setzte sich darin nieder und wartete. Da kam Schlag zwölf Uhr nachts auf einem Gaisbocke ein Spitzer Schneider geritten und warf die Tabaksdose beim Fenster herein. Manche sagen gar. er sei bei der Türe hereingeritten gekommen, habe das gestohlene Wertstück auf ein Faß gelegt und wäre auf dem Bocke wieder davongeeilt.

Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“, Seite 54. Nr. 44.

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357

DAS TEUFELSTOR

   Nahe dem Schanzriedl bei Senftenberg sieht an jenem Holzwege, der zum Schanzriedl führt, ein Felsgebilde, das einem großen Tore gleicht. Dieses Steingebilde heißt das Teufelstor. Hier gehen sich der Sage nach Teufel und Hexen ein Stelldichein. Diese empfangen hier ihren Herrn, den Teufel.

Nach Kisslings „Frau Saga“, 5..Reihe, Seite 72, Nr. 101.

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358

DAS ZAUBERFLÄSCHCHEN

   In der Zeit, als noch keine Dampfschiffe die Donau befuhren, mußten die Schiffleute, welche Holz nach Wien geflößt hatten, zu Fuß heimwärts wandern. Um zu übernachten oder um Hunger und Durst zu stillen, kehrten sie auf der Wanderung gar oft ein. Leicht kam es dabei zu gewaltigen Wirtshausraufereien, bei welchen die Spitzer Flößer gewöhnlich daraufzahlten. Namentlich ein gewisser Schütz trug stets Wunden und Beulen davon. Als er wieder einmal schlecht weggekommen war und deshalb recht fluchte und lästerte, kam er zu einer alten Magd, die gerade Vieh hütete. Auf ihre Frage klagte er sein Leid. Da tröstete sie ihn und gab ihm ein kleines Fläschchen. Sooft er dieses nun bei sichz trug, waren die Spitzer immer Sieger im Raufen. Als Schütz alt wurde und das Schifferhandwerk aufgab, dachte er wieder an Gott, um den er sich bisher wenig gekümmert hatte. Wie er bei seinem ersten Kirchgange in die Nähe des Gotteshauses kam, wurde er plötzlich auf den nahen Burgberg versetzt. So geschah es ihm jedesmal, wenn er in die Kirche gehen wollte. Man gab dem geheimnisvollen Fläschchen die Schuld und des alten Schiffers Frau warf es darum weg. Es kehrte aber immer in unerklärlicher Weise in eine alte Truhe im Schifferhause zurück.. Dies wiederholte sich mehrmals. Die Schützin warf das Zauberding in den heißen Backofen. Auch dabei blieb es unversehrt. Schließlich wandte man sich an den Kooperator Anderl um Hilfe. Ihm gelang es, das geheimnisvolle Ding in die Donau zu versenken. Die Wellen brausten und schäumten dabei gewaltig über dem Fläschchen auf, als man es hineinwarf, und ein Getöse entstand, wie wenn der Leibhaftige wütend würde. Das Zauberfläschchen kehrte aber nimmer zurück.

Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“, Seite 53, Nr.43.

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359

DAS SCHIFFERLIEBCHEN

   Ein alter Schwallenbacher SchifferknEcht erzählte einst von einem Donauschiffer, der in Marbach sein Liebchen hatte. Einmal weilte dieser in Altenwörth auf einem Tanze. Da sagte einer seiner Kameraden: „Du, Paul, wenn Du jetzt Dein Mädel hier hät!“ Der aber erwiderte: „Sie in Marbach, ich in Altenwörth, das ist, eine große Entfernung.“ Doch der Freund versprach ihm, in einer halben Stunde die Braut herbeizuschaffen. Paul schalt seinen Freund einen Narren und Aufschneider. Aber dieser sagte ein Sprüchlein und bald darauf kam die Braut auf einem Bocke einhergeritten, voll Angst im Gesichte, mit zerrauftem Haar und zerfetzten Kleidern. Sie sagte zu ihrem Geliebten: „Paul, mehr hättest Du mir nicht antun können“. Dann fiel die tief Beschämte tot zu Boden.

Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“, Seite 44, Nr. 36.

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360

DIE TEUFELSVERSCHREIBUNG
DES KRÄMERS

   Einst reiste ein Krämer mit seinem vollbeladenen Esel vom Markte Aggsbach gegen Krems hinab. Bei St. Michael blieb dort, wo sich neben der Straße die hohen Felsen erheben, das Lasttier auf einmal stehen und war trotz aller Schläge nicht weiter zu bringen. Ja, es stürzte sogar zusammen. Der Krämer wußte sich nicht zu helfen. Er begann furchtbar zu fluchen. Im nächsten Augenblick, hörte er ein gewaltiges Sausen und der Leibhaftige stand vor ihm. Dieser fragte, was der Händler denn habe. Derselbe brachte den Mut auf, dem Teufel sein Leid zu klagen, welcher sogleich versprach, den Esel wieder so gesund zu machen, daß er ihn zeitlebens benützen könne. Der Händler überdies werde schr reich werden, nur müsse er mit seinem Blute eine Schrift unterfertigen. Der geldgierige Krämer machte dies ohne Zaudern und der Teufel verschwand mit der Urkunde.

   Der Esel stand nun sofort auf, die Handelsfahrt ging weiter und brachte großen Gewinn ein. Auch bei allen anderen Unternehmungen hatte der Krämer Glück und wurde immer reicher. Als er aber alt war, wurde ihm vor dem Sterben sehr bange, darum ging er zum berühmten Einsiedler auf der Pankrazkapelle in Burg bei Goßam. Diesem erzählte er sein Erlebnis mit dem Teufel und bat inständig um Rat und Hilfe. Er erhielt von ihm ein Stück geweihte Kreide, sowie die Weisung, er solle zu derselben Stelle bei St. Michael gehen, dort mit der Kreide einen Kreis ziehen, sich hineinstellen und den Teufel rufen. Der Alte befolgte alles genau. Der Teufel erschien auch wirklich und wollte sich auf ihn stürzen. Doch der Krämer rief ihm zu: „Du kannst mir nichts anhaben, ich stehe im Geweihten.“ Mit Fluchen verschwand darauf der Höllenfürst und der Krämer war gerettet. Er starb eines seligen Todes.

Aus.: Dr. Plöckingers „Wachausagen“ Seite 58, Nr. 48.

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Diese Seite wurde am 2. August 2006 erstellt.