Teufelswerke
Heft Nr. 9 (Doppelheft)
Teil 7
von Sage 361 bis Sage 370
361 DER SCHWARZLACKEN-TEUFEL
Bei der „Schwarzen Lacke“ am Loibnerberg erscheint alle Tage des
Nachts ein kleines Männlein mit spitzem Hut und langer Feder, das
den Leuten bald Gutes, bald Böses antut. Es ist der Teufel, der an
jener Stelle sich zeigt, wo einst ein Ort gestanden haben soll, dessen
Kirchturmspitze an hellen Tagen aus der dunklen Lacke emporragt.
Dann hört man auch die Glocken des versunkenen Ortes klingen.
Nach Dr, Plöckingers „Wachausagen“, Seite 83, Nr. 75. |
362 DER TEUFEL AM ALTARE
In der Gruftkirche zu Dürnstein hockte der Teufel als
Symbol des Bösen am Altare. Schiffleute rissen ihn herab und
ertränkten ihn. Die barmherzige Schöfflin rettete ihn aus Wassernot,
trocknete ihn und - hieb ihm das Kreuz ab, damit er niemand mehr
hole.
Gew.: Georg Kernstock, Dürnstein. Aufz.: Rudolf Riedel, Dürnstein. 1920. |
363 DIE TEUFELSKIRCHE
Hoch oben in den Felswänden an der Großen Krems nächst
Hartenstein befindet sieh ein besonderes Felsgebilde, das im Innern
eine Höhle birgt. Diese Örtlichkeit führt den
Namen Teufelskirche. Sie soll deshalb so heißen, da hier
der Teufel alle Jahre einmal eine Messe lese. Wenn jemand
diese Messe anhöre, erlange der Teufel über ihn Gewalt und kasse ihn so lange nicht von dannen ziehen, bis der Festgehaltene
einen Vertrag über seine Seele mit ihm abgeschlossen, sie ihm verschrieben habe. Seit mehr als neunhundert Jahren heißt diese
Felsgruppe „die Teiifelskirche“. Nach anderer Ansicht soll diese
Felshalle, die einem gotisehen Kircheninneren ähnle, dem Teufel
gehören. Verirre sich ein Wanderer in diese Höhle, so lasse ihn der
Teufel so lange nicht frei, bis er ihm seine Seele verschrieben habe.
Aus der Sammlung Dr. H. Plöckinger. Gew.: Anton Karl und N. Pachschwöll, 1926,
und Kisslings „Frau Saga“, 6. Reihe, Seite 61, Nr. 82.
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364 DIE TEUFELSKIRCHE AN JAUERLING
Nahe bei Mlaria, Laach am Jauerling steht eine alte Kapellenruine, die
den Namen Teufelskirche führt. Hier treibt der „Gottseibeiuns“ oft sein
Unwesen. So sahen schon zu wiederholten Malen zu gewisser
Jahreszeit, um die Mitternachtsstunde, nächtliche Wanderer den
Teufel eine Messe lesen. Seine Zuhörer waren Menschengestalten, die
an Stelle des Kopfes einen Ochsen-, Hirsch- oder Pferdeschädel
hatten.
Nach Kisslings „Frau Saga“, 5. Reihe, Seite 20, Nr. 18. |
365 DIE TEUFELSMAUER
Uralt ist die Sage von der Teufelsmauer. Wie Grimms „Deutsche Sagen“ berichten (1863), wollte der Teufel die Donau abmauern, aber die Steine entglitten seiner Hand, wenn er sie zusammenfügen wollte.
Arndts Reise von Bayreuth nach Wien. Leipzig, 1801, Seite 169. |
2. Erzählform
Auf die vielen Wundertaten des heiligen Albinus hin wurde die Kirche zu St. Johann im ganzen Donautal sehr bekannt und große Wallfahrerscharen zogen dorthin. Das war dem Teufel, der viel in der Wachau verweilte, ein Dorn im Auge und er beschloß eine Mauer vom Grat des Schloßberges unter Schwallenbach durch die Donau bis zur Roten Wand unter St. Johann zu bauen, um so jeden Zugang nach dem Kirchlein abzusperren. Der Herr erlaubte es ihm unter der Bedingung, wenn er in einer Nacht bis zum ersten Hahnenschrei mit dem Aufbau der Mauer fertig würde. Der Teufel begann voll Mut eilends seine Arbeit, und beim Morgengrauen war er damit fast fertig, als ein Hahn vom Kirchturm in St. Johann sich hören ließ und damit dem Teufel seinen Plan zerstörte. Wütend über das Mißlingen schoß der Teufel dem Hahn einen Pfeil in den Hinterleib. Seit dieser Zeit hat der Hahn des Kirchturmes einen Pfeil durch den Leib.
Aus Mailly Nö. Sagenschatz Nr. 224 |
3. Erzählform
Als der Teufel in der Wachau die Donau aufstauen wollte, baute er zu diesem Zwecke eine Mauer durch die Donau. Als er sie aufführte, krähte ein weißer Hahn drei mal und am andern Tag ein schwarzer Hahn. Der Teufel meinte, er höre nur zu bauen auf, bis ein roter Hahn krähe. Da erschien am dritten Tag ein roter Hahn am Kirchturme zu St. Johann und krähte dreimal. Nun mußte der Teufel sein Werk aufgeben und aus Zorn schoß er dem Hahn einen Pfeil durch den Hinterleib, der noch heute zu sehen ist.
Nach Vernalecken, Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Wien, 1859, Seite 369, Nr. 5. |
4. Erzählform
Die Ritter von Aggstein und Hinterhaus bewarben sich um die schöne Tochter des Ritters von Aggsbach. Da ihr beide gleich lieb und wert waren, entschied ein Turnier, wem die Holde zur Frau gehören sollte. Der Aggsteiner siegte und schon am nächsten Tag durfte er Hochzeit feiern. Der Herr von Hinterhaus war über all das so betrübt, daß er sich in die Donau stürzen wollte. Da vertrat ihm der Teufel in Gestalt eines seltsamen Männleins den Weg und machte sich erbötig, quer durch die Donau eine Mauer zu hauen. Bis zur Burg Aggstein sollte dadurch die Donau emporgeschwellt und mit jener zusammen der Nebenbuhler vernichtet werden. Dann könne die schöne Aggsbacherin doch noch des Hinterhausers Frau werden. Freudig willigte dieser in den Teufelsplan, doch sollte die Mauer während der Nacht bis zum ersten Hahnenschrei fertig werden. Sofort ging der Böse mit seinen Handlangern an die Arbeit. Mächtige Felstrümmer wurden von den Bergen unter gewaltigem Getöse herabgestürzt. Der Teufel selbst türmte hastig die Steine aufeinander. Unheimlich schnell schritt das Werk vorwärts. Doch fehlte noch ein gutes Stück, als der Turmhahn von St. Johann den neuen Tag ankündigte. Wutentbrannt schoß ihm der Teufel einen Pfeil in den Hinterleib und kehrte in die Hölle zurück. Der Hinterhauser Ritter bereute seine böse Absicht sehr, machte zunächst eine Bußfahrt in das Heilige Land und trat dann ins Kloster Aggsbach ein, wo er als frommer Mönch hochbetagt starb.
Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“ Seite 49, Nr. 39, 3. Absatz; und Pöttinger, Nö. Volkssagen, Seite 189. |
366 DER GEIZIGE BAUER UND DER DUMME TEUFEL
Zu einem reichen Bauer kam einst der Teufel und versprach ihm
einen schönen Acker, wenn er ihm seine Seele verschreibe. Ferner
begehrte er einen Anteil an den Früchten des Ackers. Sie
vereinbarten daher miteinander in einem Vertrag, daß dem Teufel
alles gehören solle, was unter der Erde, dein Bauer aber alles gehöre, was ober der Erde sei.
Der Landmann baute nun auf dem Acker Korn und nahm
sich das ganze Getreide. Dem Teufel blieben nur die Wurzeln. Da verlangte der Teufel das nächste Mal alles über
der Erde befindliche Gut. Da baute der Bauer aber Erdäpfel an und der Teufel bekam wieder das wertlose Kartoffelkraut. Darüber wurde der Teufel, wütend und fuhr
mit Gestank in die Hölle.
Gew.: Karoline Löffler in Eisengraberamt. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, 1953. |
367 DER TEUFEL PUTZT SILBERGELD
Unter den Trümmern der Dobraburg am Kamp liegt ein großer Schatz
vergraben, den noch niemand gehoben hat. In der Umgebung dieses
alten Gemäuers war es in früherer Zeit nicht recht geheuer. Leute,
die in mondhellen Nächten durch das Tal gingen, sollen zuweilen blaue
Flämmchen gesehen und dabei ein fürchterliches, schauriges
Geschrei vernommen haben. Es erscholl von einer seltsam geformten
Felswand, gegenüber der Burg Dobra, von der sogenannten
„Teufelskirche“ herab. Wenn die Leute es hörtea, so sagten sie:
„Heute putzt der Teufel seine Silberzwanziger und jauchzt dabei vor
Vergnügen, weil der Schatz der Dobraburg noch sein Eigentum ist.“
Es ging im Volke die Kunde, nur der könne den Schatz heben, der in
einer Wiege aus besinuntem Holze gelegen sei. Das Holz mußte von
einein Baum stammen, der auf dem Ruinenturm gewachsen war.
Darum hätte sich oft der Teufel auf den Turm geschwungen und
dort Nachschau gehalten, ob sich diese Bedingung nicht bald erfülle.
Lange Zeit wucherte nur Gras und Kräuter am Turmesrande. Als
nun doch einmal eine Föhre auf den Zinnen Wurzeln faßte und höher
und höher wurde, da wußte sich der Teufel leicht zu helfen, damit
ihm der Schatz nicht verloren gehe. Bevor noch der Baum so groß war, daß man eine Wiege daraus hätte zimmern
können, kam der Teufel als Sturmwind dahergebraust, riß die Föhre mit all ihren Wurzeln aus dem Gestein und selileuderte sie
zornig in das Tal hinab. Dabei jauchzte er vor Freude, daß wieder
auf lange Zeit kein Menschenkind den Schatz heben könne.
Aus Pöttingers „Nö, Volkssagen“, Seite 191 und „Frau Saga“, 1. Reihe, Nr. 77. |
368 DIE SCHNEIDERWICHSE
Einst kam der Meidlinger Schneider zu einem Bauern, welcher
gerade Butter rührte. Merkwürdigerweise griff dieser dabei
mehrmals auf den Stellen hinauf und entnahm einer Schachtel eine
schwarze Schmiere, die er in das Butterfali warf. Zum Staunen des
Schneiders entnahm ihm der Bauer bald einen riesigen
Butterstriezel. Den Meister verlockte das zu einem Versuch und es
gelang ihm, die Schachtel mit der Schmiere unter seinem Rocke
verschwinden zu lassen. Er eilte damit heim und obwohl es schon
recht spät war, mußte seine Frau noch das Butterfafi herrichten.
Der Schneider gab etwas schwarze Schmiere hinein, rührte eine
Weile und wirklich bekam auch er ein schönes Stück Butter.
Hochbeglückt über dieses Wunder gingen die Schneidersleute
schlafen. Um Mitternacht klopfte es aber an ihrem Fenster, eine
Stimme forderte, es zu öffnen und etwas zu unterschreiben. In
seinem Schrecken zögerte der Schneider. Auf immer dringenderes
Mahnen öffnete er endlich und sah einen schwarzgekleideten Mann
vor sich, der ihm ein Buch vorhielt. Der Meister schrieb in dieses:
„Jesus Christus“. Da wurde das Buch dem Schwarzen, es war der
Teufel, so schwer, daß er es nicht mehr tragen konnte. Er ließ es
auf dem Fenster liegen und verschwand unter fürchterlichem
Fluchen. In dem Buch konnte der Schneider am nächsten Morgen
lesen, wer aller schon des Teufels Schmiere benützt hatte. Sie
bekam dann den Namen Schneiderwichse, und so wurde auch der listige Meister genannt,
als die Begegnung mit dem Teufel bekannt wurde.
Aus Dr. Plö&ingers unveröffentl. Sagenstoffsammlung, Gew.: Franz Bamberger,
Meidling i. T., i926. |
369 BURG PLANK UND DER TEUFEL
Als vor vielen Jahren die Burg Plank (Plänich) erbaut wurde,
ging es dabei nicht mit rechten Dingen zu. Was man bei Tage baute,
wurde des Nachts von unbekannter Hand wieder abgerissen.
Unheimliche Mächte zerstörten das Gebaute. Selbst die
Grundmauern wurden nachts immer wieder vernichtet, und zwar
geschah dies mit fürchterlichem Getöse. Der Teufel und seine bösen
Geister kamen um die Mitternacht und rissen Stück für Stück, nieder.
Zorn erfaßte die Maurer, als sie am Morgen Tag für Tag das Werk
des Vortages zerstört vorfanden. Doch sie ließen sich bei ihrer
Arbeit nicht stören und bauten weiter. Rastlos schufen sie in einem
Monat die Grundmauern trotz dem zerstörenden Teufelswerk. Als
nun auf den festgefügten Grundmauern sich endlich die Burg erhob,
waren sie zufrieden. Doch kamen bald böse Zeiten über die
mächtige Feste. Der Teufel mit seinen Gesellen ließ von seinem
Zerstörungswerk nicht ab und belagerte die Burg. Tapfer wehrten
sich die Ritter. Der Kampf wogte hin und her. Da beschoß der
Höllenfürst die Feste mit höllischem Feuer. Dies brachte der Burg
Verderben. Die Belagerten mußten flüchten, die Burg verlassen.Als
Luzifer in dieselbe eindrang, wollte er auch die Burgkapelle mit
Feuer vernichten. Doch die Kapelle trotzte dem Teufel. Sie blieb bis
heute erhalten. Der Teufel war darüber erzürnt und fuhr mit Blitz
und Donner in die Hölle.
Gew. Anna Kain, Oberplank. Aufz.: Werner Fritsche. 1952. Eingesendet von der
Schulleitung Plank |
370 DER TEUFEL BAUT BURG LICHTENFElS
Die alte, Burg Lichtenfels am Kamp war dem Verfall nahe. Der
Burgberr hatte viel guten Mut aber wenig klingende Münze, un
einen Baumeister bezahlen zu können. Da er sehr fromm war, sah
der Teufel für sich eine gute Gelegenheit, die in Not geratene Seele zu
erlangen. Er trat an den Burgherrn heran und versprach ihm, die
Burg innerhalb der von ihm gewünschien Zeit, nämlich zwischen
dem Abendsegen und der Frühmesse, wieder aufzubauen,
zwischen zwei Gottesdiensten, die in einer nahegelegenen Waldkapelle
täglich stattfanden und durch Glockengeläute angekündigt wurden.
Der Ritter war aber der Meinung, daß der Teufel zwar sehr viel
bauen, in dieser kurzen Zeit aber unmöglict den ganzen Bau
vollenden könnte, und daß daher seine Seele nicht gefährdet sei.
Kaum war der Abendsegen vorüber, da begann schon der Böse mit
viel hunderten höllischen Geistern den Bau, der während der Nacht
unheimlich rasch fortschritt. Als nur noch wenige Minuten zur
Frühmesse fehlten, hatte er die Burg bis auf ein paar Dachziegel
auf dem Wartturme fertig. Dem Burgherrn gefiel zwar anfangs der
rasche Baufortschritt, aber später wurde ihm um seine Seele bange. Er
fiel daher im Burghofe auf die Kniee und betete inbrünstig zu Gott um
Hilfe. Da, auf einmal ertönte von der Waldkapelle herüber das
Glöcklein, das zur Frühniesse lud. Da der Teufel sein Werk nicht
vollenden und daher die Seele des Ritters nicht mehr gewinnen
konnte, stürzte er sich vom Turme, dem nur mehr wenige Dachziegel
fehlten, in die Tiefe der Schlucht neben dem Burgfelsen.
Arndts Reise von Bayreuth nach Wien. Leipzig, 1801, Seite 169. |
2. Erzählung:
Der Burgherr von Lichtenfels schloß mit dem Teufel einen Vertrag,
in welchem sich der Teufel verpflichtete, die Burg Lichtenfels neu zu erbauen. Als der Ritter sah, daß des
Teufels Werk gut vorwärts ging, reute es ihn. Um seine
Sünde zu sühnen, trat er als dienender Bruder in das Kloster der Mönche zu Zwettl.
Beide Fassungen aus Kisslings „Frau Saga“, 3. Reihe, Seite 99, Nr. 103. |
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