Teufelswerke
Heft Nr. 9 (Doppelheft)
Teil 5
von Sage 338 bis Sage 347
338 DER TEUFEL LÄUFT IN DIE DONAU
Einst saßen einige Unterloibner im Gasthause beisammen. Sie waren
schon durch reichlichen Trunk bei guter Laune, sodaß es fröhlich und
lauf herging. Da öffnete ein kleiner, unscheinbarer Unterloibner die
Tür des Gastzinrmers und trat ein. Da er so klein von Gestalt war,
wurde er oft verlacht und man nahm seine Rede nie ernst. Er setzte
sich zum Tisch der frohen Runde und fragte sie nun, ob sie vielleicht
den Teufel sehen wollten. Die Zecher, welche bisher schon immer
den Kleinen als einen vom Teufel besessenen Mann betrachtet
hatten, gingen auf sein Angebot ein und bejahten. Sie wollten den
Teufel leibhaftig sehen. Sie standen auf und gingen mit ihm. Als sie
schon ein Stück Weges gegangen waren und in die Nähe des
„Grabels“ kamen hörten sie ein sonderbares Geräusch. Dieses
verstärkte sich immer mehr, und plötzlich sahen sie den Teufel an
sich vorbeilaufen. Dies hatten sie nicht erwartet und sie erbleichten
vor Schreck. Verstört kehrten sie in das Gasthaus zurück und
erzählten ihr Erlebnis. Nun wollten auch die Zurückgebliebenen
Luzifer sehen und eilten zur Stelle an der Lände beim Grabl, wo der
Teufel den Neugierigen begegnet war. Die Spur der Ziegenfüße des
Teufels zeigten sich deutlich im Sande und wiesen zur Donau, wohin
sich der Leibhaftige begeben hatte.
Gew.: Anna Pichler und Josefa Stöger, Oberlolben. Aufz.: Margarete Pichler, 1953. |
339 DER MAUTNER UND DER TEUFEL
In früheren Zeiten, als noch die Meidlinger Maut einhoben. fuhr einst
der Teufel nach Meidling, um die Sünder abzuholen. Da es aber spät
am Abend war, fand er die Straße vom Mautner daselbst gesperrt.
Um sie für die Heimfahrt seiner Sünder frei zu bekommen, pochte er an
das Fenster des Mauthauses, da der Zöllner im tiefen Schlafe lag. Als
er sich von seinem Lager erhob, rief er gleich dem Höllenfürsten seine
Schuldigkeit zu. Da der Teufel vom Zahlen hörte, entgegnete er:
„Rückwärts zahle ich!“ Doch rückwärts fuhr er nie. „Heimzu zahl ich!“
Aber heimwärts fuhr er auch nie.
Gew. und Aufz.: Bauer Johann, Paudorf. Eingesendet von der Schule Paudorf. 1952. |
340 WIE DER TEUFEL GEPRELLT WURDE
Im kleinen Wachaudörfchen Förthof wohnte einst ein Weinhauer. der
auch als Donauschif fer Dienste leistete. Als Nauführer geleitete er die
Ruderschiffe donauabwärts durch die Holzbrücke in Stein bis nach
Wien. Nicht immer ging die Fahrt ohne Unfall vonstatten, denn
manches Hindernis lauerte im Strome. Auch der hölzerne Gattern stand
oft im Wege. Um eine gute Fahrt zu haben, verschrieb sich einmal der
Schiffer dem Teufel. Er führte denselben stets in einem kleinen
Fläschchen mit sich. Wenn er nun so seinen Talisman im Sacke
mitführte, geschah weder dem Schiffe noch ihm ein Leid. Er blieb vor
allem Unglück verschont. Dies sprach sich herum und sein Ansehen
stieg, sodaß er gerne für die Fahrten eingestellt wurde.
Gew.: Franz Wallechner, Stein. Aufz.: Wallechner, 1953.
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341 DER TEUFEL UND DER LISTIGE SCHMIED
Es lebte einst ein Schmied, welcher sich sehr kümmerlich fortbrachte. Die Zeiten waren schlecht. Obwohl genügend Arbeit vorhanden war, wurde die Not sehr groß,
denn die Kunden des Handwerkers konnten nicht zahlen.
Eines Tages stand der Meister verdrießlich in der Werkstätte und sinnierte. Da kam auf einmal ein kleines, verhuzeltes Männlein bei der Tür herein und fragte den Schmied, warum
er so traurig und verdrossen dreinschaue. Da erzählte er demselben
seinen Kummer. Kein Geld sei im Hause, die Schulden wüchsen
täglich und er bekomme nichts mehr zu borgen. Da lächelte das
Männchen und sprach: „Da kann ich Dir leicht helfen! Du kannst von
mir Geld haben soviel Du willst, aber Du mußt mir versprechen, daß
Du, wenn ich nach Jahren wiederkomme, mit mir gehst.“ Der
Schmied willigte ein und das Männlein warf ihm einen Haufen Geldes
auf den Tisch. Seit dieser Zeit war die Not aus dem Hause des
Dorfschmiedes gewichen. Nach mehreren Jahren, der Schmied hatte
schon längst auf sein Versprechen vergessen, erschien wieder das
kleine Männchen bei ihm und erinnerte ihn an seine Zusage. Doch
der Handwerker wollte nichts davon wissen und auch nicht mit ihm
gehen. Da er gerade eine Mistgabel anfertigte, schoß ihm ein guter
Gedanke durch den Kopf und listig sagte er zum Teufel, denn das
war der Versucher, daß er gerne mitgehen wolle, wenn er ihm sagen
könnte, was er soeben anfertige. Luzifer lächelte und sagte: „Nun,
das ist nicht schwer zu erraten! Eine Mistgabel machst Du gerade.“
Da lachte der Schmied und entgegnete, während ,er die Zargen der
Gabel nach abwärts bog: „Nein, fehlgeraten! Das wird eine
Mistkralle.“ Der Listige kreuzte Hammer und Werkstück. Und als
der Teufel dies sah, sowie seinen Irrtum erkannte, verschwand er auf
Nimmerwiedersehen.
Gew.: TraxIer Eduard, Schallemmersdorf. Aufz.: TraxIer Antonie, 1952.
Ober-Meisling. |
342 DER TEUFEL UND DER SÄGEFEILER
Wie die Ritter.
abgekommen sind und das alte Schoß auf dem Berge verlassen
wurde, ist es darin immer umgegangen. Schwarze Hunde und andere
Geistererscheinungen haben sich gezeigt. Man bekam Gebrüll und
Getöse zu hören sodaß sich namentlich In der Nacht niemand dort zu bleiben getraute.
Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“, Seite 76, Nr. 67. Gew.: Georg Kernstock, Dürnstein. Aufz.: Rudolf Riedel, Dürnstein, 1920. |
343 DER TEUFEL IM GLASE
In Dreihütten bei Tautendorf lebte vor vielen Jahren ein Mann, der seine Seele dem Teufel verschrieben hatte. In einem Glas hielt er Luzifer eingesperrt. Wenn es ihm an Geld fehlte, griff er
nun nach dem Glase und schon war ein Goldstück in seiner Hand.
Öfter ließ er den Teufel auch heraus und dieser wurde dann so groß
wie er selbst war. Beim Begräbnis des Mannes hatte der Sarg aber
ein unheimlich schweres Gewicht, doch auf dem Wege nach
Tautendorf wurde er immer leichter. Die Träger wunderten sich
darüber, stellten den Sarg nieder und öffneten ihn. Zu ihrem
Erstaunen waren nur einige Holzscheite darinnen. Alle liefen voll
Angst davon.
Gew.: Franz Diwald, Tautendorf. Aufz.: Ramminger Hilde. 1952. |
344 DER TEUFEL FAHRT EXERZIEREN
Auf der „Gänsweid“ im Kremstale kam es oft vor, daß der Teufel in
Jägertracht erschien und dortselbst mit einem Genossen um
Mitternacht exerzierte. Er fuhr dahin auf einem feurigen Wagen und
nahm seinen Weg durch die Lederergasse. Seine feurigen Rosse
jagten mit großem Lärm dahin und vom Wagen scholl lautes Gejohle
und Ceschrei. Sahen die aufgescheuchten Schläfer zum Fenster
hinaus, so bekamen die Neugierigen einen Schlag ins Gesicht.
Aus Dr. Plöckingers unveröffentlichtem Sagengut. Aufgezeicbnet von Schulwart Karl
Seif, Krems. 1926. |
345 DAS TEUFELSGESPANN
Vor langer Zeit standen an einem Sonntagsabend Burschen auf der
Straße in Reichau und plauderten miteinander. Plötzlich hörten sie
einen großen Lärm und lautes Rufen. Da sahen sie auch schon den
Leibhaftigen mit einem Wagen daherrasen. vor dem feurige Pferde
gespannt waren. Der Teufel schrie fortwährend: „Hü, hü. hü“, so daß die feurigen Rösser schon ganz nahe bei der linken
Häuserreihe waren. Ohne Angst zu haben, schrie ein Bursche dem
Teufel zu: „Ruf‘ doch einmal holt!“ Der Teufel befolgte diesen Zuruf
und trieb von nun an seine Rösser mit lautem „Hot, hot, hot“ an. Die
Pferde fuhren daraufhin nach rechts, galoppierten an der Schule
vorbei und bogen zwischen Schule und Kapelle rechts ein. Sie
stürmten auf dem Wege nach Ostra weiter. Einen Augenblick
später waren Teufel und Gespann verschwunden.
Gew.: Karl Klinglhuber, Reichau. Aufz.: Maria Klingelhuber, 1952. |
346 DIE TEUFELSBESCHWÖRUNG
In der Mooshammermühle im Kremstale ging es oft nicht mit
rechten Dingen zu. Ein Müllerbursche, der dortselbst bedienstet
war, stand mit dem Teufel im Bunde. Um die Mitternachtsstunde,
wenn alle Leute in der Mühle bereits im Schlummer lagen, soll er
seine Teufelsbeschwörungen vorgenommen haben. Ein
Schusterlehrling soll dabei durch mehrere Tage den nächtlichen
Besuch des Leibhaftigen erhalten haben. Bei der Beschwörung
mußte man eine Litanei vor- und rückwärts beten. Während des
Betens trachtete der Teufel zu stören. Gelang es ihm, so hatte er
Gewalt über den Menschen erlangt.
Aus der Sagengutsammlung P. Leeb. Manuskript in Göttweig. |
347 DER TEUFELSTISCH
Eine „unheimliche Gegend“ könnte man den mittleren Teil des
Loistales nennen. Der Teufel soll einst in grauer Vorzeit hier sein
Wesen getrieben haben. Ein Felsen erinnert noch daran. Auf der
Höhe dieses Felsens, der dicht an die Straße herantritt und mauergleich abfällt, liegt eine
Felsplatte, die im Volksmund der Teufelstisch heißt.
Gew.: Ignaz Trimbacher, Langenlois, Aufz.: Dir. Gruber, Langenlois; 1952. |
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