Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 9

Teufelswerke
Heft Nr. 9 (Doppelheft)

Teil 4

von Sage 327 bis Sage 337


327

DER DENGLER VOM LICHTSTEIG

   Am Vießlinger Jauerling hörte man des öfteren bei Nacht, am sogenannten Lichtsteig, dengeln, ohne daß man eines Denglers gewahr wurde. Alte Leute wissen zu berichten, daß der Dengler der Geist des Viehhirten Nagelmayer sei, der einst bei seinen Lebzeiten mit dem Teufel im Bunde gestanden habe. Nagelmaier war der beste Mahder des Jauerling, der einen ganzen Tag zu mähen im Stande war, ohne auch nur einmal seine Sense wetzen zu müssen. Einmal steckten übermütige Burschen ihm einen Reibnagel in seine Mahd, den er, ohne seine Sense zu beschädigen, ummähte. Führte er sein Heu heim, so vollbrachte er weitere geheimnisvolle Dinge. Er verstand es, seine Peitsche in die Luft zu werfen, die dortselbst dann hängen blieb. Sein Bündnis mit dem Teufel wurde ihm aber zum Verhängnis, denn in einer fürchterlichen Gewitternacht verschwand Nagelmaier spurlos von dieser Welt, ohne jemals wiederzukommen.

Gew.: Hönig Margarete. Aufzeichner: E. Schöner.

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328

WIE DIE WOLFENREITHER DEN
TEUFEL ÜBERLISTETEN

   Die Wolfenreither Bauern wollten einmal eine Holzbrücke über den reißenden, schluchtenreichen Mißlingbach bauen, um mit ihren Fuhrwerken leichter nach Spitz gelangen zu können. Sie konnten aber nicht darüber einig werden, wie sie die Sache anpacken sollten. Da riefen sie den Teufel zu Hilfe, damit er ihnen die Brücke baue. Dieser war sofort damit einverstanden, stellte aber die Bedingung: das erste Lebewesen, das die neue Brücke betrete, müsse als Entlohnung für seine Arbeit ihm gehören.

   Die Wolfenreither waren damit einverstanden, und der Teufel erbaute in einer finsteren stürmischen Nacht die Brücke über den wild dahinbrausenden Mißlingbach. Kaum graute der Morgen, so war die Arbeit vollendet, und der Teufel setzte sich nun mitten auf die Brücke, um auf sein Opfer zu warten. Bald ließ ihn lautes Stimmengewirr aufhorchen, und voll wonniger Freude rieb er sich seine Hände. Als nun knapp vor der Brücke Leute auftauchten, stellte er sich breitspurig hin, um seinen Lohn in gebührender Weise in Empfang zu nehmen. Der Teufel erlebte aber eine arge Enttäuschung, denn die schlauen Wolfenreither jagten einen alten Ziegenbock über die Brücke.

   In seiner Wut packte der Betrogene das Tier bei den Hörnern und flog damit, begleitet vom schallenden Gelächter der Wolfenreither, durch die Lüfte davon.

Aufz.: Franz Kranister, 1952, Gew.: ein alter Mann. Eingesendet von der Schule St. Johann.

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329

DER TEUFEL UND DIE BRAUT

   Eine Braut zu Spitz verschwieg ihrem Bräutigam, daß sie aus ihren Jungfrauentagen ein Kind, und zwar ein Mädel, in die Ehe mitbringe. Das Kind bat seine Mutter flehentlich, daß es an der Hochzeit teilnehmen dürfe. Als das Brautpaar auf dem Gang zur Trauung am "Zuckerhügel" anlangte, erschien plötzlich der Teufel und nahm die Braut mit sich fort durch die Lüfte. Ratlos eilten die Hochzeitsgäste zum Pfarrer in Spitz und fragten ihn um Rat. Er riet ihnen, sie sollten wieder zu jener Stelle des Weges zurückkehren, wo vorhin der Teufel die Braut entführt habe. Dort angekommen, sollten sie sich in einem Kreise aufstellen, lustig musizieren und der Bräutigam solle den Teufel auffordern, die Braut wieder zu bringen. Da aber der Bräutigam sagte, daß, wenn der Teufel die Braut lieber habe, er sie behalten könne, kehrte sie nie mehr wieder.

Gew.: Frau Raidl. Aufzeichner: E. Schöner.

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330

DER TEUFEL HILFT EINE KIRCHE
BAUEN

   Zu der Zeit, in der die Meislinger und die Bevölkerung von Nöhagen und Umgebung eine Kirche hauen wollten, wählte man eine Stelle in der Nähe des heutigen Nöhagen. Dort sollte das Gotteshaus erbaut werden.

   Die Baumaterialien lagen bereits an Ort und Stelle, und man begann mit den schweren Arbeiten. Schon nach ein paar Tagen stellte man verärgert fest, dalß sich ein Teil des Bauholzes und Steine an der Stelle in Ober-Meisling befanden, auf der jetzt die Kirche von Obermeisling steht. Die Nöhagener brachten das Material wieder nach Nähagen. Aber schon am nächsten Morgen war wieder ein Teil davon in Meisling. Endlich erblickte ein Nöhagner Bauer, als er spät nachts heimlehrte, eine Gestalt, die wie der Teufel aussah, und die eben dabei war, Steine nach Ober-Meisling zu tragen, die vom Kirchenbau in Nöhagen stammten. Es war wirklich der Teufel, der sogar die Mauern der eben erst begonnenen Kirche von Nöhagen abtrug und nach Ober-Meislinig schaffte. Weil die Nöhagener erkannten, daß es ein verderbliches Spiel sei, dem Teufel zu trotzen, so überließen sie das Bauen der Kirche den Bewohnern von Ober- Meisling. Diese errichteten das Gottesbaus an der Stelle, die ihnen die Teufelsgestalt andeutete.

Aufz.: Stöger Adelheid, 1952. Gew.: Josef Schiller, 72 Jahre alt. Einsender: Schule Ober-Meisling.

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2. Erzählform

   Vor vielen Jahren wollten die Bewohner von Nöhagen eine Kirche bauen. Die Kirche sollte am südlichen Ortsausgang erstehen. Mit dem Bau ging es aber nicht vorwärts. Was die Maurer bei Tag bauten, trug der Teufel bei Nacht mit einer Butte nach Ober-Meisling. Da der Weg nach Ober-Meisling sehr weit ist, mußte der Teufel mit seiner schweren Last auf einem Stein rasten. Auf diesem Stein sieht man heute noch Eindrücke, wo der Teufel saß und wo die Butte stand. Der Stein führt den Namen Heidenstein. Die Umgebung des Steines bat den Flurnamen Kirchtonöd.

   Der Kirchenbau in Nöhagen wurde schließlich eingestellt und die Kirche in Ober-Meisling gebaut.

Aufz.: Johann Hengstberger, Gew.: Seine Mutter, 1952. Eins.: Schule Nöhagen.

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331

VERZAUBERTE KOHLENSTÜCKE

   Vor langer Zeit ging ein armer Mann nächst der Hundsmühle durch den Wald am Jauerling. Da gewahrte er neben einem Baumstamm eine Butte Holzkohlen. Er nahm einige dieser Brocken an sich und steckte sie in die Tasche. Er setzte seinen Weg fort, ohne weiter an diese schwarzen Dinge zu denken. Als er später in die Tasche griff, um die Kohlenstücke herauszunehmen, da sie ihm den Sack allzusehr hinabzogen, hielt er statt der Kohle pure Goldstücke in der Hand. Seine Not war nun dahin. Der Teufel hatte die Kohlenstücke in Gold verzaubert.

Gew.: Franz Steger aus Schwallenbach. Aufz.: Erich Schöner in Spitz.

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332

DIE HOLZFUHRLEUTE UND DER
TEUFEL

   Zwei Bauern aus Gut am Steg, der Brustbauer Naz und der Kausl Poldl, fuhren mit einem Ochsengespann auf den "Schachat" um Holz. Da die Ochsen unwillig waren und die Arbeit nicht recht vorwärts ging, brachen die bei den Fuhrleute in gottesläsierliches Fluchen aus. Einer von ihnen, Brustbauer, war der ärgste Lästerer. In seinem Zorn kniete er nieder, hob die Hände zum Himmel und rief: „Wenn es einen Teufel gibt, wirklich gibt, so soll er kommen.“ Kaum waren die Worte über seine Lippen gekommen, so wurde aus dem heiteren Tage eine schreckliche, düstere Gewitternacht. Blitze zuckten und der Donner rollte. Plötzlich stand vor den Lästernden ein kleines Männlein in Jägertracht, das um sie herumhüpfte. Jetzt sahen die beiden Gesellen, was sie heraufbeschworen hatten, ließen Gespann und Holz im Stich und liefen davon. Brustbauer wurde bald ob dieses Erlebnisses trübsinnig und starb.

Gew.: Karl Donabaum. Aufz.: Erich. Schöner, Spitz, 1926.

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333

DIE MARKTFAHRT NACH
LANGENLOIS

   Als einst der Hauer Graf aus Unterloiben auf der Straße mit seinem Schubkarren nach dem Langenloiser Markt fuhr, was er regelmäßig machte, wenn in Krems der Markttag ausfiel, begegnete er auf der Straße einem Fuhrmann. Dieser frug ihn um den Weg nach Langenlois. Weitere Fragen beantwortete Graf nicht. Er warf aber den Schubkarren auf den Wagen. Als Graf ein Stückchen Weg mitgefahren war, sah er plötzlich den Wagen gegen das Donauufer fahren. Da sprang er vom Wagen. Dies geschah gerade in letzter Minute, denn das Gespann fuhr schnurstracks in die Donau, wo es mit seinem Fuhrmann verschwand.

Gew.: Brigitte Pauser, Unterloiben. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, Krems, 1925.

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334

DAS TEUFELSGESPANN VON
UNTERLOIBEN

   Ein Unterloibner wollte eines Tages frühmorgens nach Dürnstein geben, um dort eine Kuh zu kaufen. Als er bei seinem Haustor hinaustrat, kam gerade ein Pferdegespann daher. Er setzte sieh auf den Wagen, nachdem er den Fuhrmann gebeten hatte, mitfahren zu dürfen. Doch der Kutscher sprach kein einziges Wort, setzte aber seine Fahrt fort. Die Geschwindigkeit des Wagens steigerte sich fortwährend. Plötzlich bog das Gespann nach links durch einen Schwibbogen ein und fugr mit rasendem Tempo der Donau zu. Nun wurde dem Manne doch etwas bange. Als der Wagen den Wurf hinabfuhr packte ihn das Grausen und er rief vor Angst: "Jessas, Marand Josef!" Er sprang vom Wagen und wurde mit Gewalt zu Boden geschleudert, wo er bewußtlos liegen blieb. Sein Stoßgebet hatte ihn davor bewahrt, von dem Teufelsgespann in die Donau mitgenommen zu werden. Der Wagen samt seinem Kutscher verschwand im Strome.

Aufz.: Margarete, Pichler, Oberloiben, 1953. Gew.: Anna Pichler und Josefa Stöger.

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335

DER UNERSCHROCKENE TEUFELS-
BESCHWÖRER

   Nächst Krumau am Kamp lebte einst ein unerschrockener Mann, der, in Geldnot geraten, den Teufel beschwor, daß er von ihm Geld haben wolle. Er zwang den Höllenfürsten durch Christophorusgebet, Weihwasser und Geweihte Kerzen, sowie Zauberkreis zum Erscheinen. Dem Zwange gehorchend, erschien alsbald der Teufel im Jägerkleide mit seinem Jagdgetier Falk und Hund. Als der Beschwörer seinen Wunsch ihm durch Zeichen bekanntgegeben hatte, ließ Satan seine Tiere gegen den Mann los. Dieser fürchtete sich aber nicht, denn er war durch den Zauberkreis geschützt. Der Falke griff in grimmer Wut an und wollte die Augen des Mannes aushacken. Der Hund griff geifernd mit gefletschten Zähnen den Mann an. Aber alles brachte diesen nicht aus seiner Ruhe. Zauberkreis, Weihwasser und geweihte Kerzen machten ihn unverwundbar. Da das Höllengetier somit gegen den Mann machtlos war, gab sich der Teufel geschlagen, warf dem Unerschrockenen einen Beutel Geldes zu, daß die Dukaten nur so klirrten, und verschwand mit seinen Begleitern in die Hölle.

Nach Kisslings „Frau Saga“, 9. Reihe, Seite 45, Nr. 76.

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336

DIE TEUFELSVORSPANN

   In früheren Zeiten kamen aus der Gegend von St. Pölten regelmäßig große Wagen, die mit Kalk beladen über die Donau ins Weinland fuhren. Von dort nahmen sie große Ladungen Wein mit nach Hause. Über den Göttweiger Berg brauchten sie bei ihren schweren Lasten Vorspann, die gewöhnlich die Bauern von Hörfarth leisteten. Sie verdienten damit manchen Gulden, der daheim gute Verwendung fand. Einmal mußten sie sogar dem Teufel diesen Vorspanndienst leisten. So schwer war noch nie ein Wagen gewesen, als der des Höllenfürsten. Die Pferde drohten schier zusammenzubrechen. Als Das Fuhrwerk auf der Höhe ankam, fuhr der Teufel mit Windeseile über alle Felder gegen Tiefenfucha. Garstiger Schwefelgestank machte seinen Weg kenntlich.

Aufz.: Dr. H. Plöckinger, Krems, 1926. Gew.: Pamberger.

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337

DER GELDBETER UND DER TEUFEL

   Wenn man durch zehn Tage vor Mitternacht, gegen Sonnenaufgang gewendet, eine Stunde betet und nach Mitternacht ebensolange gegen Sonnenuntergang gewendet, ohne dabei irgend etwas anderes zu reden, so bekommt man nachher viel Geld. So sagte man, und ein armer Familienvater mit zahlreichen Kindern wollte sich so aus großer Not helfen. Er ging daher betend gegen Dürnstein hinab. Da schlug es auf dem Kirchturme zu Rossatz elf Uhr nachts. Doch verzählte sich der Geldbeter und er glaubte bereits die Mitternachisstunde gekommen. Er kehrte daher um, um nach Westen hin zu beten. Als er das Gebet verrichtete, kam ihm ein Jäger entgegen, der ihn fragte, was auf dem Wattsteine stehe. Zornig darüber, in seinem Gebet gestört zu werden, gab er zur Antwort: „Ich weiß es nicht, was das für ein Galgen ist!“ Da gab ihm der Jäger eine schallende Ohrfeige und verschwand. Es war der Teufel, der den armen Mann um den Erfolg des Geldbetens gebracht hatte.

Aus Anton Mailly „NOe. Sagen“, Seite 75, Nr. 148. Gew.:Koppensteiner in Weißenkirchen.

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Diese Seite wurde am 26. April 2006 erstellt.