Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 8

Versunkene Schätze
Heft Nr. 8 (Doppelheft)

Teil 2

von Sage 231 bis Sage 245



231

DER GEIST UND DIE SCHIFFLEUTE

    Im „Glöcklein von Schwallenbach“, das einst einem Schiffmeister gehörte, geisterte es um die Mitternachtsstunde. Die Knechte des Schiffmeisters schliefen gemeinsam in einer Kammer. In jeder Nacht kam ein unheimlicher Jäger, der den Schlafenden die Decke wegzog. Unter den Schiffsknechten herrschte große Angst, bis endlich einer, der als Kretin galt, die Peitsche nahm und den unheimlichen Besucher auspeitschte. Bald darauf entdeckte eine alte Magd hinter einem Mehlbehälter eine verborgene Falltür. Die Tür wurde gehoben und eine große Kiste mit Gold und Silber gefunden. Das Geld wurde bei Gericht abgegeben. Seit dieser Zeit war der Geist aus dem „Glöckchen von Schwallenbach“ verschwunden. Die Leute sagten, daß der gespenstige Jäger der Geist eines Verstorbenen sei, der einst das Geld auf unrechtmäßige Weise erworben hatte und darum im Grabe keine Ruhe finden konnte.


Gew.: R. Thorwärtl, Scnwallenbach, aufgezeichnet 1925.

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232

DER HUND MIT DEM SCHATZ

    Einst ging ein Mann an der Klosterruine Unterranna, dem einstigen Paulanerkloster, vorbei. Da gewahrte er einen Hund, der eifrig neben einer Kiste scharrte, sodaß diese immer mehr in den Boden sank. Aus der Kiste gleißte es wie pures Gold. Der Mann, der dies sah, war darüber so erschrocken, daß er sich beeilte, aus der Nähe des unheimlichen Geschehens zu kommen. Doch auf seinem Heimwege erwachte in ihm die Habsucht und er eilte mit einem Sacke zurück, um die Goldstücke in diesen zu scheffeln. Als er an der Stelle anlangte, war der Schatz schon tief in den Boden gesunken, sodaß der Habgierige ihn nicht mehr erreichen konnte.


Gew. und Aufz.: Hermann Auer in Oetz. 1952.

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233

DIE GELDGRUBE

    Als noch die alte Straße am Nordrande des sogenannten Vierzigerwaldes bei Langenlois von hier über Schiltern nach Gföhl führte, befand sich bei einer sehr steilen Straßenstelle ein „Grand“, d. i. ein Trog aus Holz, in den das Wasser eines Bacherls rann, damit sich hier die Zugtiere den Durst löschen konnten. Neben dieser Straße war noch vor Jahren eine Vertiefung, die von einem Bauern herrührte, der hier einmal um Mitternacht nach dem Schatze suchte, der da verborgen war, aber vom Teufel bewacht wurde. Eben wollte der Bauer den mit Dukaten gefüllten Topf herausheben, da sprang urplötzlich ein Bock mit feurigen Augen und feuriger Zunge gegen ihn, als ob er ihn niederstoßen wollte. Der Schatzgräber erschrak erst, stieß aber dann einen grimmigen Fluch aus und - der Goldtopf und der Bock waren auf Nimmerwiedersehen verschwunden, denn der Mann hatte auf das Gebot tiefsten Stillschweigens, das zum Schatzheben gehört, wie das Christophorusgebet und den Zauberkreis mit geweihter Kreide, vergessen.

Aus Kisslings Franz „Frau Saga“, 7. Reihe Nr. 17.

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234

DER GOLDSCHATZ IN DER KREMSER BURG

    Von der Kremser Burg erzählt das Volk gar geheimnisvolle Dinge. So weiß es zu berichten, daß tief drunten in den Burgkellern, die oft zwei Stockwerke hinabreichen, ansehnliche Schätze an Gold und Silber versteckt seien, die noch der Hebung harren. Viele versuchten sich schon in der Hebung dieser Schätze, aber nur wenigen war ein Fund beschieden. So grub man einst nach den geheimnisvollen Kostbarkeilen, wie der Königskrone, der Wenzelskrone und noch anderen Kleinodien, da das heftige Pochen in der Burgkapelle dafür sprechen sollte, daß im weiten Gebäu solche Schätze vergraben seien. Und als man dann einen schönen, verzierten Kupfertopf mit Goldmünzen fand, war die Ruhe dahin. Man suchte nun unentwegt, doch wurde die Sucharbeit nicht gelohnt. Wohl fand man der geheimnisvollen unterirdischen Gänge eine ganze Menge, die man aber einst vermauerte, da sie zum Teile schon eingestürzt waren. Man erzählte auch, daß diese bis in die entfernte Teufels- und Wohlschlägermühle geführt hätten. Ja selbst in dem Wald ober Rehberg sollen solche Gänge geendet haben. Dort sah man an den Ausgängen sogar feurige Männer zu nächtlicher Stunde sich umhertreiben.


Familienüberlieferung Plöckinger-Kunitzky, Krems. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, 1925. Entnommen der N.Oe. Landzeitung 1954 (Spalte „Aus der Heimat“)

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235

DIE WENZELSKRONE

    Gar mancher Schatz soll in der Kremser Burg verborgen liegen, den man einst in Notzeiten dortselbst versteckte. So wurde auch die Wenzelskrone hier verborgen, als man sie vor den Feinden sichern wollte. Da die tiefen Brunnenschächte der Burg gute Verstecke abgaben, wurde sie in einen derselben hinabgelassen und eingemauert. Dann schüttete man den Brunnen zu und machte so die Krone unerreichbar. Als man sie später wieder heben wollte, gelang es nicht, denn sie war unauffindbar. Selbst einer Abordnung aus Böhmen war es unmöglich, sie zu finden.


Nach Dr. Plöckingers „Wachausagen“.

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236

DER BLAUE DIAMANT

    Frau Stöger bemerkte eines Nachts in der Kremser Burg, wie ein dortselbst wohnender Mann auf einer Leiter an der Hofmauer des Burghofes emporkletterte und aus der Mauer einen hellglänzenden Stein herausmeißelte. Als die Frau den Mann fragte, was er da mache, winkte sie der Mauerbrecher zu sich herab und machte ihr den Vorschlag, zu ihm in die Wohnung mitzukommen. Dort gab es reichliche Bewirtung, aber sie wurde eindringlichst ermahnt, ja niemand in den nächsten Tagen etwas vom Funde zu sagen. Am Morgen darauf war der Mann verschwunden. Bald nachher wurde bekannt, daß ein großes Schiff im Ozean untergegangen sei, auf dem auch der verschwundene Burgbewohner mitgereist war. Nun wurde erst bekannt, daß der in der Burgmauer gefundene glänzende Stein der unheilbringende „Blaue Diamant“ gewesen sei, der das Schiffsunglück verursacht habe.


Gew.: Maria Gruber, Krems. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, 1926. Aus der n.ö. Landzeitung entnommen. 1954.

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237

DIE KRONE DER KÖNIGIN

    In der Kremser Burg, die gar manches historische Geschehnis zu vermerken hat, gibt es viele geheimnisvolle Örtlichkeiten. So klingen manche Mauerstellen, wenn man daran klopft, hohl und man weiß von manchem Kleinod zu berichten, das hier im starken Mauerwerk verborgen sein soll. Manchmal hört man es auch geheimnisvoll in den Mauern klopfen und das Volk erzählt, daß eine Königin aus Böhmen in der Kremser Burg ihre Krone versteckt habe, um sie dem Zugriff ihrer Feinde zu entziehen.


Gew.: Maria Kutschera, Krems. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, 1926. Entnommen der n.ö. Landzeitung 1954.

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238

DER SCHATZ IN VIERZIG TÖPFEN

    Einst lebte zu Langenlois ein Mann, dessen Wohlhabenheit einer Räuberbande bekannt geworden war. Er wurde von den Mitgliedern derselben erschlagen und sein Besitz ausgeplündert. Als der Eigentümer getötet und seine greifbare Habe von den Räubern gestohlen war, erzählten sich die Langenloiser, daß der Reiche in seinem Hause einen Großteil seines Geldes in vierzig irdenen Topfen vergraben und versteckt gehalten habe. Diesen Schatz hätten aber die Mörder nicht gefunden, sodaß er im Hause verborgen liege. Als lange nach dem Tode des Besitzers einmal das Haus einer gründlichen Wiederherstellung unterzogen wurde, stieß man tatsächlich auf vierzig alte Töpfe, die, mit Deckel versehen, wohlgeordnet im Lehmfußboden des Hauses sich befanden. Zum Leidwesen der Schatzsucher waren sie aber alle leer. Einige dieser Töpfe sollen sich noch heute im Museum der Stadt Langenlois befinden.


Aus Kisslings „Frau Saga“, 9. Reihe, Seite 53, Nr. 99.

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239

VERGRABENE SCHÄTZE IN DER
KREMSER BURG

    Die Anwohner der alten Kapelle in der Kremser Gozzoburg vernahmen des Nachts oft ein arges Poltern, das sich anhörte, als wenn Türen heftig zugeschlagen würden. Das Vorkommnis jagte ihnen großen Schrecken ein und wurde von den Bewohnern als ein Hinweis darauf ausgelegt, daß es von den dort verborgenen Schätzen herrühre, die einst die ßurgeigentümer bei Feindesnot vergraben hätten.


Gew.: Maria Spanseiler und Rosa Kollitsch, Krems. Aufz.: Dr. H. Plöckinger. 1926.

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240

GEHOBENE SCHÄTZE

    So viele Schätze das Volk in der Kremser Burg vermutet, erzählt es sich aber auch von bedeutsamen Funden. Insbesondere in dem düsteren Verbindungsweg zwischen dem großen Arkadenhofe und dem kleinen Hof vor dem Burggarten hatte sich einmal unter der Wäscherolle sehr viel gefunden. In einer Kiste lagen schöne Meßgewänder, eine goldene Monstranze und ein Prälatenkreuz mit langer, goldener Kette. Daneben stand ein Schaff voll Kupferkreuzer.


Gew.: Maria Spanseiler, Krems. Aufz.: Dr. H. Plöcknger, 1926. Aus der n.ö. Landzeitung entnommen 1954

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241

DIE SCHÄTZE DER BURGKAPELLE

    Jene Leute, die in den an die Burg östlich angrenzenden Häusern wohnten, hörten oft in der Nacht aus der Burgkapelle ein heftiges Poltern, wie wenn Türen zugeschlagen würden. Man glaubte, mit dieser Erscheinung würden Schätze angekündigt, die einst von den Rittern im Gotteshause vergraben worden seien.


Gew.: Josef Kunitzky, Krems. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, 1926. Entnommen der n.ö. Landzeitung 1954.

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242

DER SCHATZ IM VERLIES

    So unheimlich auch die Verliese der Burgen sein mögen, sie locken immer die Burgbesucher an und reizen sie zum Nachforschen. Auch in der Kremser Burg war einst, ein Verlies, das recht unheimlich war. Es ließen sich aber öfter kühne Männer an Seilen und Strickleitern hinab, denn vom Kerker führte ein Gang zu einem Gewölbe, das voll Schätze sein soll. Es hat aber noch niemand den Eingang zum Schatzgewölbe finden können.


Aus Dr. Plöckingers „Wachausagen“ 1926.

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243

DER SCHATZ IN DER SCHMIEDGASSE

    Vor Zeiten sah man im Hause Krems, Schmiedgasse Nr. 9, an jedem Adventfreitagabend beim Keller ein Lichtlein erscheinen. Man glaubte, daß dortselbst ein Schatz vergraben sei.


Aus der Sagensammlung Dr. Plöckinger. Aufzeichnung durch Herrn Schulwart Karl Seif im Jahre 1926.

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244

DER SCHATZ IM GOLDBERGFELSEN

    In Stein an der Donau lebte einst ein armer Mann, der sein Leben gerne durch einen Schatzfund besser gestalten wollte. Einmal geschah es nun, daß er im Walde ein altes Weiblein traf, das ihm reiche Schätze verhieß, wenn er das blaue Wunderblümlein finde, das die Macht habe, den Schatzfelsen am Steiner Goldberg aufzuschließen. Unermüdlich suchte seit dieser Begegnung der Mann nach diesem Blümlein, das er auch wirklich eines Tages in einem Gestrüpp verborgen auffand. Als er es nun in Händen hielt, wartete er mit Ungeduld auf die herannahende Vollmondnacht, in der sich sein Leben durch gewonnene Schätze glücklicher gestalten sollte. Er befolgte den Rat der Alten, stieg den Goldberg empor, wartete bis daß der Glockenschlag die Mitternachtsstunde der Vollmondnacht kündete. Dann schlug er, als die Schläge vom Steiner Kirchturme verhallt waren, mit dem Blümlein dreimal an den Felsen. Dieser öffnete sich mit lautem Gepolter auf geheimnisvolle Weise und gab den Weg in sein Inneres frei. Wie staunte nun der Arme, als ihm pures Gold entgegenleuchtete. Er eilte in den Fels, raffte soviel zusammen als er nur tragen konnte, und eilte damit wieder dem Ausgang zu. Die Gier nach Geld und Gut hatte ihn erfaßt. Als er den ersten Schritt ins Freie machte, schlugen aber die Felsen mit Gewalt zusammen und klemmten seinen Rock an dessen Schössein ein. Da er die zusammengerafften Schätze in Händen hielt, und das Zusammengescharrte bei Nacht nicht verlieren wollte, mußte er eingeklemmt den Morgen erwarten, da seine Hilferufe ungehört verhallten. Am Morgen fanden ihn die zur Arbeit schreitenden Weinhauer im Fels eingeklemmt, noch immer die Schätze in seinen Händen haltend. Sie befreiten ihn aus der qualvollen Lage. Er eilte nun heim und wollte nie wieder an die Schatzsuche erinnert werden.

Zum steten Gedenken soll seit dieser Zeit die Örtlichkeit „Im Schreck“ heißen. Da im Berge auch noch später Goldschätze vermutet wurden, zu denen der Weg durch den Schatzfelsen führt, soll der Berg den Namen Goldberg erhallen haben.


Gew.: Florian und Leopoldine Bayer, Förthof, und Ing. Heinrich Werner, Stein. Aufz.: Gottwald Leopold und Benesch Ingrid. 1952.

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245

DER ENTWISCHTE SCHATZ

    Als einst einem Weinhauer aus Loiben im Scheibenpfluggraben beim Rotenhof eine Weingartenmauer einstürzte, räumte er das nachrieselnde, Geröll ab, um seine Mauer neu aufrichten zu können. Als er nun das Erdreich des dahinterliegenden Weingartenbodens abschürfte, stieß er plötzlich auf den Stiel einer großen, mächtigen Eisenpfanne. Er legte sie frei, und gewahrte zu seiner Überraschung und Freude, daß diese mit Silberstücken angefüllt war. Der glückliche Finder rief in seiner Seligkeit freudig aus: „Jessas Marand Josef! So viel Gold!“ Er faßte nach dem Stiel der Pfanne, doch entglitt ihm dieser. Und als er wieder darnach greifen wollte, griff er in's Leere, denn die Pfanne war zur Erde gefallen. Das Geld kollerte heraus und rollte wieder in das Erdloch zurück, woher es gekommen war. Alles weitere Suchen war vergebens. Sein Silberschatz und der damit erhoffte Reichtum waren dahin, endgültig verloren.


Aus Dr. Plöckingers Sagensammlung. 1925 aufgezeichnet.

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Diese Seite wurde am 3. Januar 2005 erstellt.