Versunkene Schätze
Heft Nr. 8 (Doppelheft)
Teil 3
von Sage 246 bis Sage 253
246 DER SCHATZ BEIM LATOSCHENKREUZ Auf dem Wege von Mautern nach Hundsheim, der längs der Donau verläuft, stand einst nahe Hundsheim ein Holzkreuz, das den Namen „Latoschenkreuz“ führte. Als einmal ein Weinhauer bei diesem Kreuz den Grund umbrach, stieß er auf eine eiserne Truhe. Er versuchte sie aus dem Boden zu heben, was ihm jedoch nicht gelang. Da sein Sohn in einem nahen Weingarten arbeitete, so rief er diesen zu Hilfe. Als er wieder an die Hebung der Truhe schreiten wollte, war diese spurlos verschwunden. Vor Schreck und Gram sank der Alte tot zusammen.
Aus der Sagensammlung Dr. Plöckinger. Aufgezeichnet vom Schulwart Karl Seif im Jahre 1926.
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247 DIE GOLDWÄSCHERIN VON TRANDORF
Vor vielen Jahren standen am Großen Berg, nördlich von Trandorf drei Bauernhöfe, deren Besitzer sehr reich waren. Das Ansehen dieser „Herrn von Trandorf“ war so groß, daß der Pfarrer von Meisling, zu welcher Pfarre Trandorf damals gehörte, nicht eher die Sonntagsmesse beginnen durfte, bevor nicht einer der drei „Herrn von Trandorf“ anwesend war.
Aufgezeichnet von Helga Göls. (1952). überliefert von Herrn Ignaz Salzer, 75 Jahre alt, und Frau Pauline Salzer, 46 Jahre alt. |
248 DER SCHATZ IN DER RUINE ZU NEUBAU
Wenn man von Gföhl kommend, vor Moritzreith rechts abbiegend, die Straße benützt, die in das Mottinger Amt hineinführt, kommt man nach einem viertelstündigen Marsch nach Neubau. Hier führt die Straße hart an einem Teich vorüber, in dessen trübem Wasser sich geheimnisvoll eine altersgraue Ruine spiegelt.
Gew.: Anna Grubmiller und Herta Schmidt. Aufz.: Walter Landertshammer, 1952. |
249 VERGRABENE SCHÄTZE
Verheerung und Tod kamen über Rastbach, als der Ruf ertönte: „Die Schweden kommen!“ Rastbach war damals ein ziemlich großes Dorf, dessen Einwohner durch eine Silberader, die am Nordabhang des Schloßberges angeblich ausgebeutet worden war, zu Wohlstand gelangt waren.
Gew.: Schiller Leopold und Schiller Rudolf, Rastbach. Aufz.: Walter Landertshammer, 1952. |
250 DIE GEHEIMNISVOLLE SCHATZHÖHLE
Ein elternloser, armer Junge von Groß-Heinrichschlag hütete einmal am Fuße der "Roten Wand" die Kühe seines, Kostherrn. Er lag rücklings jm Grase und schaute den dahineilenden Wolken nach. Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch wie das Knarren einer Tür. Hastig sprang der Knabe auf und schaute um. Da bemerkte er in der Bergwand eine kleine, eiserne Tür, die offen stand. Neugierig trat er näher und konnte nun in eine große, hell erleuchtete Höhle blicken, die von purem Golde glänzte. Da stand auf einmal, wie aus dem Erdboden gewachsen, ein Männlein mit einem langen, silberweißen Bart vor dem Jungen und forderte ihn auf, in die Höhle zu kommen.
Aufz.: Direktor Johann Handler |
251 DER GOLDBOTTICH IN DER BUSCHANDLWAND Vor langer Zeit lebte in Spitz ein habgieriges Weib. An einem Karfreitag ging es mit seinem Kinde zur Buschandelwand, um Holz zu sammeln. Da sah die Frau, daß in der Felswand eine Öffnung sei. Sie trat mit dem Kinde durch diese in die hohle Wand und bemerkte in der Höhle einen Bottich, der mit Goldstücken gefüllt war. Durch den reichen Schatz geblendet, setzte sie das Kind im Raume auf die Erde und füllte ihre Schürze mit Goldstücken. Als sie aus der Höhle eilte, vergaß sie vorerst ihr Kind. Sie wollte es nunmehr aus der Felsöffnung holen, fand aber diese verschlossen. Die Wand hatte sich zugetan, und ihr Kind gefangen. Laut jammernd lief sie nach Hause und klagte allen Leuten ihr Leid. Auch dem Pfarrer erzählte sie ihr Unglück. Dieser riet ihr ernstlich, nichts vom Golde zu verbrauchen, sondern es am gleichen Tage des kommenden Jahres wieder dorthin, woher sie es genommen hatte, zurückzutragen. Sie tat wie ihr geheißen. Am Karfreitag des nächsten Jahres ging sie wieder zur Buschandelwand und trug die Goldstücke zurück. Die Höhle war wieder offen und sie schüttete das Gold in den Bottich zurück. Da gewahrte sie in einer Ecke ihr spielendes Kind, das sie an sich nahm und eilends die Höhle verließ. Das Kind hielt ein Stück Brot in den Händen.
Gew.: Leberzipf Franz aus Mühldorf, gebürtig aus Spitz. Aufz.: Erich Schöner in Spitz. |
252 2. Erzählform: DIE WEISSE FRAU VON DER BUSCHANDLWAND
Vor vielen Jahren, es war an einem Karfreitag, ging eine arme Witwe mit ihrem zweijährigen Kinde zur Buschandlwand, um dort Reisig zu sammeln. Da bemerkte sie am Fuße des Felsens einen Bottich stehen. Neugierig trat sie hinzu und sah nun mit Erstaunen, daß dieser mit Gold- und Silbermünzen gefüllt war. Schon wollte sie ihre Schürze damit füllen, überlegte es sich jedoch und ging an die Arbeit. Um dabei unbeschwert zu sein, setzte sie ihr Kind neben den Bottich.
Aufz.: Walter Hellerschmid, 1952. Gew.: Großvater hat es erzählt. |
253 DIE ENTSCHWUNDENE SCHATZTRUHE Zwei Männer gingen einst spät abends über den Kaibling ihrem Heim zu. Da hörten sie plötzlich unter der Erde ein Stimmengewirr, das aber, wie gekommen, wieder plötzlich verstummte. Als die Männer daheim ankamen, erzählten sie von diesem Vorkommnis dortselbst nichts, denn es dünkte ihnen zu unheimlich. Viele Tage später träumte eines Nachts einem der Männer, daß an der Stelle, wo einstmals Stimmen aus dem Boden drangen, ein Schatz verborgen sei. Die Männer beschlossen nun, heimlich nach dem Schatz zu suchen. Sie stiegen bei dunkler Nacht zum Kaibling empor und gruben an der Stelle. Sie gruben ein tiefes Loch und fanden wirklich eine schwere Truhe, die mutmaßlich Geld enthielt. Die Männer faßten sie an den beiden eisernen Handgriffen und hoben sie an den Rand der Grube empor. Doch wollte sie nicht über diesen. Da wandten die Schatzgräber ihre letzten Kräfte an, um sie an die Oberfläche zu bringen. Ein anfeuernder „Ho-ruck!“-Ruf ließ alle Kraft anspannen, aber im nächsten Augenblick war die Truhe entschwunden und die Männer hielten nur die schweren eisernen Griffe in den Händen. Enttäuscht kehrten Sie nach ihrem Heim zurück. Sie hatten das Schweigen, das für das Heben eines Schatzes unerläßlich ist, gebrochen, und damit den Schatz verloren. Die eisernen Griffe schenkten sie der Kirche von Maria Laach, wo sie noch heute an der Kirchentüre als Türgriffe dienen sollen.
Aufz. und Gew.: Norbert Braun aus Aggsbach. 1925. Enthalten ferner in F. Kisslings „Frau Saga“, 8. Reihe, Nr. 18. |
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