Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 4

MUTTER DES HERRN
Heft Nr. 4 (Doppelheft)

Teil 6

von Sage 189 bis Sage 196


189

DER UNEHRLICHE GLÄUBIGER

    Zu Mautern begab es sich im Jahre 1729, daß ein ehrliebender Mann seinem Gläubiger die gemachte große Geldschuld vollkommen bezahlte. Wegen allzugroßen Vertrauens forderte er aber keine Bescheinigung von ihm. Darum wurde von dem ehr- und glaubensvergessenen Mann die schon bezahlte Geldsumme abermals gefordert. über dieses ungerechte Verfahren wurde der betrübte Mann sehr geängstigt, so daß er sich nicht zu helfen wußte. Doch nahm er seine Zuflucht zu (dem Spiegel aller Gerechtigkeit) Maria von Bründl, besuchte den Gnadenort öfters, und zwar mit bester Wirkung. Der ungerechte Forderer und Ankläger, gleichsam durch himmlische Gewalt gezwungen, bekannte vor dem Richter und aller Welt, daß er getreulich und aufrichtig bezahlt worden sei. Nach diesem so glücklich gewonnenen Handel opferte der freudenvolle Mann ein silbernes Herz, erzählte den ihm geleisteten Beistand Mariens an gehörigem Ort und bekräftigte seine Erzählung bei seiner Treu in dem Jahr 1729.


Aus dem Mirakelbuch 1775 von "Maria Bründl", Seite 160, Nr. 1.

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190

DER PFERDEDIEB

    Müde waren Roß und Reiter geworden. Den ganzes Tag hindurch hatten die starken Pferde des Schiffknechtes Andreas Brand von Passau das schwere Ruderschiff die Donau heraufgezogen, bevor sich Mensch und Tier in einer Aue nächst Krems zu nächtlicher Zeit an dem Gestade zur Ruhe legten. Der Knecht hatte seine zwei Pferde an einen Stock gebunden. Da er eingeschlafen war, hatte ihm ein Bösewicht beide Pferde in höchster Stille hinweggeführt. Als nun Andreas erwachte, den Verlust seiner Pferde bemerkte und nach langem Suchen keine Spur derselben finden konnte, nahm er in dieser Angst seine Zuflucht zu "Maria Bründl". Er verlobte sich mit einer Messe dahin. Kaum war das Gelübde gemacht, wurde er durch innerlichen Antrieb zu jenem Haus gewiesen, wo beide Pferde verborgen waren. Obwohl der Hausherr und seine Untergebenen durch vieles Schwören selbe verleugnen wollten, hat doch durch stetes Schreien das vernunftlose Vieh sich selbst geoffenbart. Hierauf hatte er die Pferde mit Freuden wiederum zu sich genommen, nach Maria Bründl geführt, dort alles erzählet und sein Gelübde abgestattet (den 10. November 1744).


Aus dem Mirakelbuch 1775 von Maria Bründl wörtlich entnommen, Seite 162.

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191

DER STETIG FLIESSENDE BRUNNEN

    Schon viele Monate war im Jahre 1762 kein Tropfen Regen vom Himmel gefallen. Große Trockenheit ließ alle Frucht verdorren und alle Brunnen versiegen. Nur wenige Wässerlein sprudelten noch aus ihren Quellen. Auch das Gnadenbrünnlein von Maria Bründl hatte noch nicht zu sprudeln aufgehört. Da kam eines Tages die Gastwirtin Katharina Sartori aus Wien wallfahrend zum Gnadenbild. Als sie am klaren Quell sich labte und hierauf vor dem Bildnis der Gottesmutter kniete, überfiel sie Wehmut, wenn sie daran dachte, daß die Heil spendende Quelle so überreich fließe und nicht versiege, während bei ihr daheim zu Wien alle Brunnen ausgetrocknet waren. Das lebenspendende Naß mußte von weit entfernten Orten zu den Menschen gebracht werden, die darnach dürsteten. Die Wassernot ging der Wirtin so zu Herzen, daß sie vor dem Gnadenbild ein so festes Vertrauen zur Himmelskönigin faßte, daß sie ein Verlöbnis machte. Sie bat Maria inständig um Hilfe für sich und die Ihren zu Wien. Sie flehte, die Gottesmutter wolle auch ihren Brunnen daheim so reichlich fließen lasen als die sprudelnde Quelle bei Maria Bründl. Eine Messe wollte sie opfern, wenn auch ihr Brunnen wieder Wasser geben würde. Als nun die Wirtin bald darauf heimkehrte, eilte man ihr freudestrahlend entgegen und meldete, daß der Hausbrunnen wieder Wasser spende, obwohl alle Brunnen der Umgebung noch immer trocken stünden. Das Wasser war auf wunderbaer Weise genau zur selben Zeit zum Fließen gekommen, als die Gastgebin zu Und ihr Versprechen machte. Niemand hatte am Brunnen Hand angelegt. Die Wirtin dankte Maria aus vollem Herzen.


Nach dem Mirakelbuch 1775 von "Maria Bründl", Seite 164, Nr. 6.

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192

GESCHÜTZT VOR SCHUSS UND STICH

    Gar wechselvoll sind die Geschicke des Soldaten zu jeder Zeit. So kam eines Tages 1676 im Pilgergewande ein gebürtiger Schweizer, der Soldat Johann Rudolf Schmied, nach Krems zum Gnadenorte Maria Bründl. Er war aus dem Orte Arlessheim im Bistum Brundruth in der Schweiz zu den Soldaten gekommen, hatte 1674 im Starhembergschen Regimente als Führer gedient und war zu Dürnstein im Quartier gelegen. Damals hatte er das Gnadenbrünnlein besucht und hatte Maria, der Gottesmutter, sich anvertraut und ihrem Schutze sich empfohlen. Er hatte auch eine Erinnerungstafel dahin gespendet und wollte nun sehen, ob sie noch am Platz sei. Als er sie vorfand, nahm er sie herab und brachte sie den Hütern des Gnadenbrünnleins. Dabei berichtete er auch über die wunderbare Errettung aus großer Lebensgefahr, die er Maria verdanke. Als er vor eineinhalb Jahren im Jahre 1674 von hier mit den Kriegsvölkern nach Spanien gereist war, sei er zu Neapel von einem Corporal während eines erregten Wortwechsels aus geringer Ursache mit einem "Feuerrohr", das ihm dieser auf die Brust setzte, angeschossen worden. Auch mit einem Degen wurde er von diesem durch Rock und Hose gestochen. Doch habe ihn die Zuflucht zur wundertätigen "Lieben Frau von Bründl" vor dem sicheren Tode bewahrt. Es sei ihm durch ihren Schutz nichts Schädliches an seinem Leib widerfahren. Nur das Hemd sei ihm zerrissen worden und dies bringe er zum Zeichen hieher. Er opfere dies. Da gerade der Weihbischof zugegen war, hörte auch er die wunderbare Begebenheit. Der fromme Soldat dankte Maria, der Gottesmutter, für wunderbare Errettung seines Leibes vor Verwundung, Krankheit und Tod. Er empfahl sich auch weiterhin ihrem Schutze.


Aus dem Mirakelbuch 1684 von Maria Bründl, Seite 260, Nr. 322.

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193

WUNDERBAR GEHEILTE PFERDE

    Einst zogen aus dem weiten Land um Krems, aus dem Waldviertel und aus Böhmen, viele Fuhrwerke zu den Märkten der Stadt Krems heran. So geschah es auch, daß vor fast zweihundert Jahren ein Landkutscher aus dem böhmischen Land nach Krems seine Pferde lenkte. Die Osterzeit des Jahres 1764 brachte noch Schnee und Eis, sodaß der Weg über das weite Hochland des Waldviertels gar beschwerlich war. Mit vier Pferden war daher der Kutscher Georg Schneider aus Karlsbrunn losgefahren, damit er die geladenen Güter rechtzeitig und sicher nach der Stadt bringen könnte. Gar manchen Sturz hatten seine geliebten Tiere schon gemacht, aber immer wieder hatte er sie mit guten Worten aufgerichtet, sodaß er stetig vorwärts kam. Doch hatten die Füße der Pferde arge Schrammen vom scharfkantigen Eise davongetragen. Ihre Unruhe war durch den schlechten Weg immer größer geworden, und wild schlugen sie deshalb um sich, sodaß sie neben den sie bedrohenden Eisschrollen sich noch gegenseitig gefährdeten. Zwei Tiere hatten dadurch schon sehr wehe Füße abbekommen, sodaß der Landkutscher sie zu verlieren befürchtete. Dies raubte ihm auch die Zuversicht, sein Ziel, die Stadt Krems zu erreichen. In dieser Not fiel er auf seine Knie und gelobte, vom festen Vertrauen zur hilfreichen Lieben Frau vom Bründel erfüllt, bei glücklicher Beendigung seiner Fahrt der hilfreichen Gottesmutter seinen Dank abzustatten. Kaum hatte er das Gelöbnis getan, stand er auf und trieb seine Pferde an, die willig seinem Rufe folgten. Er erreichte ohne Säumen die Stadt und wider Erwarten wurde keines seiner Pferde krumm oder lahm. Alle kehrten frisch und munter nach Hause zurück. Auf wunderbare Weise waren ihre arg verwundeten Beine geheilt. Der Kutscher aber dankte der Gottesmutter durch Messe und Opfertafel.


Mirakelbuch 1775 von Maria Bründl, Seite 165, Nr. 7.

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194

VERDORBEN - GESTORBEN

    Mit Bangen blickten die Bauern und Herren um Johanni des Jahres 1749 zum Himmel empor, denn Stunde für Stunde konnten am Firmament gar gefährliche Wolken sich zeigen, die nicht Regen für die Frucht des Landmannes, sondern Verderben für sein Feld bedeuten konnten. Weit und breit hatten sich die bösen Tiere, die Heuschrecken, niedergelassen, die in rauschenden Schwärmen, gleich Wolken, herangezogen, sich auf Felder und Wiesen niederließen und nicht eher von diesen Stätten verschwanden, bis kein grünes Hälmchen mehr zu sehen war. Die Heuschrecken hatten allerorten gewaltige Schäden verursacht und auch zu Krems und Stein sah man mit banger Sorge dem Auftauchen dieser Schreckenschwärme entgegen. Die Bewohner der beiden Städte und die ihrer unmittelbaren Nachbarorte riefen daher in der Stunde größter Not am Gnadenbründel die Gottesmutter um ihren Beistand an. Man zog in zwei gewaltigen und herrlichen Prozessionen am Tage des Vorläufers Christe, dem Feste Johannes des Täufers, zu der Gnadenstätte und erflehte den Schutz und Schirm der Gnadenmutter. Die Zünfte, die Schüler der hohen Schulen und das Volk waren gekommen, um die Hände dorthin zu erheben, woher der einzige Trost und die einzige Hilfe kommen konnte. Tagelang wallten die frommen Menschen heran und beteten zur Gottesmutter um ihren Schutz. Bis Ende Juli dauerte dieses Rufen nach Hilfe. Und es fand auch gütige Erhörung, denn während auf Stunden im Umkreis millionenweise die Schwärme Feld und Wiese vernichteten, blieben die Städte und ihre nächste Umgebung vom Unglück augenscheinlicherweise verschont. Die Gottesmutter hatte ihren Schutz reichlichst gewährt.

    Noch lebte im Volke die Erinnerung an diese traurige Zeit, als erneut Unglück über das Land hereinbrach, indem das Vieh in Massen von einer grauenhaften Seuche dahingerafft wurde. Tausende Rinder starben unter dieser Geisel. Wieder wallten die Menschen hilfesuchend zur Gottesmutter und erbaten beim Gnadenbründl Schutz und Hilfe. Wallfahrer kamen aus Gföhl, Senftenberg, Droß, Stratzing, Imbach Egelsee, Rehberg. Gedersdorf, Brunn im Felde und Krems. Sie fanden wieder Erhörung in ihrer Not und kein Stückchen Vieh fiel bei jenen, die wallfahrend ihre Schritte 1765 zur Gnadenstätte gelenkt hatten. Maria befreite sie von Not und Elend.


Aus Mirakelbuch 1755 von M. Bründl, Seite 166, Nr. 5 und 8.

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Laß uns auch Erbarmung finden,
Wenn du wegen unsrer Sünden,
Undgnädig du geworden bist,
Und der Feind uns schädlich ist.

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Kalvariberg zu
St. Lorenzi


195

DIE VERHEIMLICHTE ENGELSMUSIK

    Bevor noch die Kalvarienbergkapelle zu Lorenzi bestand, welche heute (1954) wieder in Trümmer gesunken ist, grasten einmal zwei Frauen an dieser Stelle. Sie hießen Maria Körner und Barbara Steyrer. Während der Arbeit hörten sie plötzlich vom Himmel herab "englische Musik". Voll Furcht flohen beide. Da nun letztere das Erlebnis dem Pfarrer von Rossatz verheimlichte, fiel sie im Jahre 1695 in eine schwere Krankheit, daß man drei Stunden kein Leben in ihr fand. Als das Bewußtsein wieder eingekehrt war, fühlte sich die Kranke innerlich angetrieben, jene Begebenheit dem Seelsorger zu erzählen. Darauf erhielt sie wieder ihre Gesundheit und stiftete zum Danke hierfür im Jahre 1699 in der damals erbauten Kalvarienbergkapelle ein Bild.


Entnommen einer Beilage zum Mirakelbuch des Kalvarienberges zu Sankt Lorenzi in der Pfarre Rossatz, die von Pfarres Klemens Mück verfaßt wurde.

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196

LOSGEBETET

    Ein herrlicher Spätsommertag lag über dem Land. Schwerbeladen standen die Obstfuhren in den Gärten am Strande der Donau bei Mautern, und die Kinder tollten lustig in den Gärten herum. Fiel doch bei manchem Obstbaum noch dann und wann ein kleines übersehenes Aepfelchen oder Birnlein aus der Krone, das mit Freude aufgelesen wurde.

    Während die gesunden, bausbäckigen Buben und Mädel sich im hellen Sonnenschein herumtrieben, kam der Bäckermeister Johann Buchtinger und rief die Buben heran. Bald umringten sie ihn wie ein Bienenschwarm und fragten nach dem kleinen siebenjährigen Hansi, den Sohn des Bäckers, den sie schon lange nicht mehr beim fröhlichen Spiel gesehen hatten. Doch des Meisters Blick wurde traurig, als er den Kindern mitteilen muhte, daß es dem Hänschen gar nicht gut gehe, und er einige von ihnen bitten müßte, für ihren kleinen Spielkameraden einen recht verantwortungsvollen Weg zu machen. Sieben aus ihrer Schar sollten nach dem Kalvarienberg in Sankt Lorenzi eilen, um den kleinen Hansi loszubeten. Nun wollten alle Knaben für ihren Spielkameraden dahineilen, um ihm die Gesundheit zu erbitten. Bald wollten sie aufbrechen, damit er wieder gesund beim Spiele mithalten könnte.

    Der kleine Hansi lag einstweilen schwer krank daheim im Bettehen, an dem die Mutter Wache hielt. Die Augen des Mütterleins waren rotgeweint, denn ihr Liebling drohte zu sterben, da er bereits durch lange Zeit nichts mehr gegessen hatte. In dieser Todesnot hatte nun der Mann der Frau Magdalena die Buben für das Losbitten ihres Kindes gewonnen und sie eilten bereits zum Gnadenberg, um dort ihr Anliegen vorzubringen. Ihr Gebet wurde von Gott erhört und der Knabe genas von der schweren, tödlichen Krankheit. (10. 9. 1694).


Nach dem Mirakelbuch "NOTATA MONTIS CALVARIAE­ 1693. Mirakel 60. (In Hinkunft abgekürzt: N. M. C. 1693, Mir. 60.)

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Diese Seite wurde am 29. Dezember 2002 erstellt.