Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 4

MUTTER DES HERRN
Heft Nr. 4 (Doppelheft)

Teil 5

von Sage 181 bis Sage 188


181

WUNDERBARE HEILUNG DES
SCHIFFMANNES

    Als der Schiffmann Exl aus Passau auf der Fahrt nach Wien war, wurde er am 9. Oktober 1657 plötzlich von heftigen Fuß-Schmerzen befallen. Die auf seinem Schiffe reisenden gemeinen Leute rieten dem Schiffer, der vor rasendem Schmerze wehklagte, er solle seine Krankheit durch "Ansprechen" heilen lassen. Der auf dem Ruderschiff mitreisende Dechant des Stiftes Mattsee, Herr Johannes Georg Merz, hörte von diesen abergläubischen Reden und Taten. Er verwies dem Volke mit scharfen Worten ihre Rede und riet dem Passauer Schiffmann Exl die Anrufung der Lieben Frau von Maria Bründl. Als das Schiff in Stein anlegte und die Gäste beim "Goldenen Straußen" einkehrten, ließ sich der Schöffmann zum Gnadenbründl bringen, machte hier ein Gelübde und betete innig flehend um seine Gesundung. Seine Bitte wurde erhört und sein Fuß gesundete, sodaß er seinen Dienst auf dem Ordinarischiff wie der selbst versehen konnte. Er übergab den Kapuzinern einen "Wachsfuß" als Gedenkgabe. Exl setzte seine Fahrt nach Wien fort und brachte die Gäste wohlbehalten ans Gel.


Mirakel, 1684, Seite 66, Nr. 62.

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182

MUSIKUS IN TODESNOT

    Als Ferdinandus Gering, ein Musikus, nach Rom pilgerte, und die heiligen Länder und Orte besuchte, ist er, ungefähr eine deutsche Meile Weges vor Rom entfernt, unter die Mörder geraten, welche ihn dermaßen geschlagen haben, daß sie selbst vermeinten, er sei schon tot. Darum sind sie unterdessen seinem Kameraden nachgelaufen, den sie aber nicht bekamen. Inzwischen aber kroch Ferdinandus, weil ihm die nötigen Kräfte zum Gehen mangelten, auf allen Vieren in eine Sandgrube, wo ihn die Wegelagerer mit zwei Hunden suchten. Sie waren kaum zwei Schritte von ihm entfernt, fanden ihn aber dennoch nicht. Während ihn die Mörder geschlagen hatten, hatte er die „Gnadenreiche Jungfrau Maria" und seine Patrone Franziskus und Sebastian angerufen, damit sie beistehen sollten. Dadurch hatte er auch die Leiden ertragen können. Er gelobte bei Errettung aus dieser Todesnot und guter Heimkehr sowie Genesung, bei den Kapuzinern eine Erinnerungstafel zu stiften. Er wallfahrte daher nach seiner Heimkunft zur Bründelkapelle und erfüllte sein Gelübde.


Mirakel, 1684, Seite 71, Nr. 68.

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183

VOM TODE ERWACHT

    Zu Mannsdorf (Mayrsdorf) bei Heiligenblut am Jauerling lebte vor mehr als zweihundert Jahren ein Bauer namens Johann Steiner mit Frau und Kind. Die fünfzehnjährige Tochter Maria Theresia lag ein ganzes Jahr hindurch an einer schrecklichen Krankheit darnieder, die sie an ihrem Leib so schwächte, daß sie unfähig war, Hand und Fuß zu bewegen. Gleich einem unmündigen Kind mußte sie von ihrer Mutter und Schwester gespeist und gepflegt werden. Als einmal die Mutter aus dem Gnadenbuch von Maria Bründl dem Mädchen vorlas, bat dieses die Eltern inständig, eine Wallfahrt dahin zu unternehmen. Sie sagten ihr auch zu, wurden aber durch Arbeit davon abgehalten. Sie mußte daher verschoben werden. Unterdessen unterließ es das Mägdelein nicht, im täglichen Gebete die Gottesmutter um Hilfe in seiner Not anzurufen. Es ersuchte die Eltern darum, wenigstens Wasser vom Gnadenbrünnlein holen zu lassen. Die Mutter erfüllte den Wunsch des kranken Kindes, ließ Wasser herbeischaffen, und die Schwester wusch die Glieder der Kranken mit so guter Wirkung, daß sie bald allein essen und trinken konnte. Doch die Eltern verschoben die Wallfahrt von Tag zu Tag, da sie dafür keine Zeit finden konnten. Da ereignete sich an einem trüben Novembertage ein trauriges Geschehen. Als Mutter und Schwester mit dem kranken Kinde beim Abendessen saßen, sank das Mädchen wie leblos zu Boden. Die Eltern erkannten darin eine Strafe Gottes für die Nichterfüllung ihres Versprechens. Sie erneuerten ihr Gelübde und die Mutter erfüllte bei Schnee und Regenwetter das Versprechen. Das Mädchen gesundete aber von der schweren Krankheit.


Aus dem Mirakelbuche von Maria Bründl 1775, Seite 146, Nr. 10.

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184

VON SIECHTUM UND BETRÜBNIS
GEHEILT

    Die Hausfrau Apollonia des Christian Haim, gewesener Pfleger zu Nußdorf (a. d. Traisen), der nun im Förthof wohnte, hatte zwei herzliebe Kinder, einen Knaben und ein Mägdelein, ihrem Manne gegeben. Doch sie ward krank und siech, so verderbt, daß alle Menschen, die sie sahen, Mitleid mit ihr hatten. Sie konnte kaum aufrecht stehen noch gehen. Auch der Arzt Schwarzmann aus Krems, ein berühmter Doktor, konnte nicht helfen. Viele mitleidige Frauen kamen ins Haus und gaben Ratschläge, doch auch sie konnten keine Besserung bewirken. Viel Geld mußte man dem Doktor und dem Apotheker geben. Das Gemüt der Frau wurde traurig und sie klagte Gott ihr Leid. Geduldsam ertrug sie dieses ohne zu murren. Da wollte nun ihr Mann eines Tages im Jahre 1664 verreisen. Als er sein Weib elender an Körper und Geist als je zuvor sah, sprach er zu ihr voll Wehmut im Herzen: "Mein Weib! Ach, Gott sei es geklagt. Was ist das für ein Elend! Was mich am meisten betrübt, ist, daß nichts helfen will. Ich habe keine Hoffnung mehr, daß du gesund werdest. Es ist schon verhaust, denn du wirst mir dein Leben lang so elend zu nichts mehr nützen. Siehe, deine Kinder werden ohne Mutter sein und ich soll mit dir also müllselig leben oder sterben. Mein Weib, so stirb nur in Gottes Namen fein bald, weil du doch die Gesundheit von Gott nicht erbitten kannst." Diese Worte aus des Mannes Mund raubten der Frau Jede Zuversicht und vermehrten ihren Schmerz und Kummer. Da sie nun bei den Menschen keinen Trost mehr finden konnte, wandte sie sieh an die Trösterin aller Betrübten und suchte bei der Mutter der Barmherzigkeit Hilfe. Sie bat um die Verleihung der nötigen Kräfte, um zu „Maria Bründl" wallfahren zu können, damit sie das Gnadenbild schauen könne. Sie versprach, daß sie ihr Gebet und Opfer andächtig verrichten wolle. Maria erhörte sie und das Weib fand die Kraft, zum Bründl zu wallfahren. Dort angelangt, bat sie um die Erlaubnis, auf bloßen Knien um den Altar gehen zu dürfen. Man gewährte es ihr. Als sie dies getan hatte, sah sie die Gottesmutter sich ihr huldvoll zuneigen und immer schöner werden. Voll Freude und Zuversicht darüber, sich völlig gesund fühlend, stand sie auf und rief: "O, ich bin ganz gesund gemacht! O, was wird mein Mann dazu sagen. O, Jesus Maria, wie ist mir!" - Nun war sie durch ihr Vertrauen gesundet und dankte der Gottesmutter.


Mirakel, 1684, Seite 107, Nr. 109.

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185

MARIA BEWAHRT VOR SCHADEN

    Als im Jahre 1663 die Donau aus ihren Ufern trat und die Stadt Stein überflutete, zogen die vom Hochwasser betroffenen Menschen aus ihren Wohnungen. Die Donau ergoß sich dermaßen, daß in der Stadt alle Häuser mit ihren Kellern vollgelaufen waren. Die Menschen hausten in den oberen Stockwerken ihrer Häuser, während in den Kellern alle Vorräte zugrundegingen. Zu dieser Zeit wohnte auch zu Stein eine Wirtin namens Elisabeth Prinz. Diese wandte sich in ihrer Not an ihre große Patronin "Maria bei dem Bründl". Sie empfahl all ihre Habe und ihr ganzes Haus dem Schutz und Schirm dieser großen Helferin in aller Bedrängnis. Die Wirtin war so zuversichtlich, daß ihr die Gottesmutter helfen würde, daß sie, als man ihr auf der Gasse zurief, sie solle doch ihre Habe in Sicherheit bringen und ihre Fässer im Keller wohl verwahren, antwortete: "Ich habe sie schon unserer lieben Frau beim Bründl allbereit befohlen und der überlasse ich alle Sorge." Sie rührte darum auch keine Hand zur Bergung der Dinge, sondern kniete, als die Not immer größer wurde, mit all ihrem Hausgesinde nieder und betete inbrünstig zur "Lieben Frau von Bründl". Und siehe da. Überall war der Schaden, den das Wasser anrichtete, gewaltig groß, nur die scheinbar vermessentlich vertrauende Gastwirtin blieb wunderbarerweise vor Schaden bewahrt. Nicht einmal in ihren Keller war das Wasser eingedrungen. Die vor Schaden bewahrte Wirtin Elisabeth Prinz ließ daher zur ewigen Erinnerung an dieses Glück im Unglück eine Erinnerungstafel malen und stiftete sie in die Wallfahrtskirche zu Und bei den Kapuzinern. Als man sie enthüllte, waren ihre Kellner Thomas Fuchs und Ruprecht Reschweiter zugegen.


Nach Mirakel 1684, Seite 102, Nr. 105.

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186

VOR DEM VERBLUTEN GERETTET

    Vor dreihundert Jahren lebte in Krems eine Malermeisterin, die Christiana Anderschin. Sie hatte eine Dienstmagd, die aus dem Waldviertel zu ihr in Dienste gekommen war und Agatha Menlin hieß. Diese ging eines Tages, als Herr und Frau Malermeisterin nicht daheim waren, aus, um zur Frauenbergkirche emporzusteigen. Als sie über die Piaristenstiege hinaufstrebte, trat ihr ein Soldat in den Weg, der die Magd ergriff. Sein entblößter Degen durchbohrte ihr den linken Schenkel und öffnete eine Ader, sodaß das Blut sehr stark herausfloß. Sie eilte aus den Armen des Soldaten und wollte sich verbinden lassen. Sie kam auf den "Töglichen Markt", wo sie in einem Brotladen vor Mattheit, durch den Blutverlust hervorgerufen, zusaminenbrach und das Bewußtsein verlor. Sie erlitt auch einen Fraisenanfall, sodaß sie schrecklich zu brüllen anhob. Neugierige Menschen eilten heran und sahen das viele Blut am Boden. Hilfsbereite holten den Barbier Georg Frank, der auch Chirurgus war, herbei, damit er die Todwunde verbinde. Auch ihrer Herrin hatte man die Botschaft überbracht, daß ihr Dienstmädel fast tot auf dem Markte liege, wo sie verblute. Sie eilte nun gleichfalls dahin, wo sie voll Schreck das Unglück sah. Tiefer Schmerz ergriff sie. In ihrer Verzagtheit wußte sie keine andere Hilfe, als daß sie die barmherzige Frau von "Maria Bründl" um Beistand in schwerer Not anrief und versprach, eine Erinnerungstafel in der Kirche der Kapuziner zu stiften. Kaum hatte sie ihr Gelübde gemacht, als das bisher bewußtlose Mädchen die Augen aufschlug und verwundert um sich blickte. Man trug die Magd nun in einem Trog heimwärts, wo sie durch göttlichen Beistand alsbald von ihrer schweren Wunde genas. Ihre Herrin erkannte in der wunderbaren Heilung eine Gnade der Gottesmutter und stiftete die versprochene Erinnerungstafel. Sie dankte Gott und Maria durch eine Dankmesse. Viele Menschen, die Zeuge des Unglücks und der wunderbaren Heilung waren, fanden sich ein, als man die Tafel 1662 anbrachte. Es waren dies der Chyrurgus Georg Frank, der Gatte der Malerin Hans Wilhelm Anderschin und dessen Freund der Maler Jakob Kropfmayer.


Mirakelbuch 1684, Seite 95, Nr. 99.

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187

WUNDERBARE ERRETTUNG EINES
ERTRINKENDEN

    Ungestüm wälzten sich die hochgehenden Donauwogen an den festen Stadtmauern der alten Stadt Stein am 19. September des Jahres 1659 vorbei. Im Zimmer des Salzamtsgegenschreibers Karl Kniel spielte der kleine Toni, während seine Mutter in der Küche das Mittagmahl bereitete. Das Rauschen der Wogen drang zum Fenster herein und der kleine Bub stieg, um die Donau besser sehen zu können, auf das Fensterbrett. Gerade trieb auf dem Strom ein großer entwurzelter Baum vorbei. Da öffnete das Kind das geschossene Fenster und sah den mächtigen Stamm am Fischerturme anprallen. Um noch besser zu sehen, beugte es sich weit hinaus. Da, plötzlich rutschten seine Händchen vom Fensterbrett ab und es stürzte vier Klafter tief in die gurgelnden Fluten. Seinen heiseren Hilferuf, den der Knabe im Versinken ausstieß, hörte der Wolf Preser. Dieser große, starke Bub wollte gerade mit dem Boote zum Baumstamm am Fischerturm fahren. Schnell entschlossen steuerte er seine Zille an die Stelle des Unglücks und zog den kleinen Felix Antonius Kniel aus den Fluten. Doch dieser rührte sich nicht mehr. Wolf trug ihn in das Elternhaus, wo die Mutter vor Jammer händeringend um Hilfe rief. Den ganzen Vorgang hatte der Simon Barthel mitangesehen. Dieser traf den Salzamtsschreiber in der Stadt und erzählte vom schrecklichen Ereignis eines Kindes, das vom Fenster in die Donau gefallen war. Von böser Ahnung erfaßt, eilte der geängstigte Vater heimwärts. Auf dem Wege dahin versprach er der Gottesmutter von "Maria Bründl", eine gute Tat zu vollbringen, wenn sie, falls es sein Sohn gewesen sei, dem dieses Unglück zugestoßen sei, diesen am Leben erhalte. Als er heimkam, fand er tatsächlich seine jammernde Frau beim Bettehen des Kleinen knien. Schnell lief nun des Kindes Vater zum Stadtbader, um Hilfe herbeizuholen. Als dieser das Kind untersuchte, seine Händchen und Füßchen bewegte, sowie sonst den zarten Körper des Bübehens untersuchte, fand er trotz des hohen Sturzes keinen entstandenen Leibessehaden. Der Knabe schlief ruhig die ganze Nacht und erwachte des anderen Tages frisch und munter. Das Versprechen des Vaters an die Gottesmutter hatte wunderbarerweise seinen Sohn am Leben erhalten. Während einer Messeandacht ließ der Vater zur ewigen Erinnerung bei "Maria Bründl" eine Gedenktafel anbringen, die länger als hundert Jahre vom Geschehen Kunde gab.


Mirakel 1684, Seite 75, Nr. 73.

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188

DAS GESTRANDETE LOHESCHIFF

    Vom Eise befreit, floß die von der Schneeschmelze sehr wasserreiche Donau durch das liebliche Tal der Wachau. Der Lederermeister Georg Gutleder von Persenbeug hatte sein großes Ruderschiff reisefertig gemacht, hatte Lederlohe für Wien geladen, und war von daheim am frühen Morgen abgestoßen.

    Es war der 6. April des Jahres 1666, ein herrlich schöner Frühlingstag. Schon hatte das Ruderschiff einen Teil des Weges hinter sich gebracht, als bei Stein der hölzerne Gattern ihm größte Vorsicht bei der Durchfahrt gebot. Werden wir gut hindurchgelangen? So dachte der Meister und warf einen scheuen Blick auf den Schiffmann, der sein Schifflein steuerte. Er hatte halt wieder einmal zu tief ins Glas geguckt, der gute Jörgl. Rasch kam die alte Holzbrücke heran. Das Herz klopfte dem Gutlederer bis zum Halse empor und furchtsam schmiegte sich seine Tochter an ihn. Da - ein furchtbarer Stoß erschütterte das Schiff. Die unsichere Hand des Ruderknechtes hatte es nicht vermocht, das Ruderschiff an den Brückenjochen vorbeizubringen. Er war an ein Joch angefahren. Krachend barsten die Planken des Trauners und ließen Ladegut und Besatzung im Wogenschwall versinken. Von den sieben Menschen, welche sich auf dem Schiffe befanden, konnten sich vier am Joch der Brücke anklammern, während die anderen abgetrieben wurden. Gutlederer, seine Tochter und der nun nüchtern gewordene Schiffmann wurden weit donauabwärts getrieben. In den trüben Fluten drohten sie zu versinken, wenn nicht bald Hilfe gebracht würde. Gottergeben und die "Liebe Frau von Maria Bründl" anrufend, rannen sie weiter ab. Die inständige Bitte des Lederermeisters, daß die Gottesmutter solange die schützende Hand über ihn und seine Tochter sowie den Schiffmann halten wolle, bis daß rettende Boote sie erreichten, fand Erhörung. Schon nahten die Retter. Kleine Zillen, von Schiffleuten gesteuert, kamen heran, und zogen die Schiffbrüchigen aus dem Wasser. Man brachte sie an Land, wo Gutlederer zu Maria Bründl seinen Dank für die wunderbare Rettung der Gottesmutter darbrachte.


Mirakel 1684, Seite 140, Nr. 144.

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Diese Seite wurde am 29. Dezember 2002 erstellt.