MUTTER DES HERRN
Heft Nr. 4 (Doppelheft)
Teil 3
von Sage 165 bis Sage 173
Maria Laach |
165 MARIA MIT DEN SECHS FINGERN ZU MARIA LAACH
In der Wallfahrtskirche zu Maria Laach am Jauerling findet
sich ein wundertätiges Marienbild, das als besondere Eigenheit
sechs Finger aufzuweisen hat. Über dieses Gnadenbild erzählt
man nachstehende Sagen: |
2. Erzählform:
Der Maler des Laacher Madonnenbildes war bei dessen
Schaffung angeheitert. Er gab Maria sechs Finger. Als er seinen
Mißgriff bemerkte, rief er aus:
Beide Fassungen aus: Mailly Nr. 157. |
3. Erzählform: Ein Maler malte das Gnadenbild von Maria Laach. Als er nach getaner Arbeit eines Tages sein Werk betrachtete, gewahrte er zu seinem Entsetzen, daß er der Gottesmutter sechs Finger gemalt hatte. Als ihn auch andere Leute darauf aufmerksam machten, daß er Maria sechs Finger gemalen hätte, sprach er: "Das macht nichts, die Bauern können so nicht so weit zählen." Später versuchte er wohl den sechsten Finger zu entfernen, doch gelang ihm das Vorhaben nicht mehr. Er kam immer wieder zum Vorschein. Auf das hinauf soll der Maler gesagt haben: "Na Mariel, jetzt lach über deine sechs Finger!" Fortan blieben dem Gnadenbild die sechs Einger als besondere Eigenheit und des Malers Ausspruch! "Maria lach!" wurde zum Namen des Gnadenortes Maria Laach am Jauerling.
Gew.: Johann Wagner in M. Laach (80 Jahre alt). Aufz.: Wagner Ludmilla, 1952. |
166 DIE GEBLENDETEN SOLDATEN Ein Bauer von Ranna wurde von Soldaten überfallen. In seiner Not rief er den Schutz der heiligen Gottesmutter von Marie Laach an und wurde auf wunderbare Weise gerettet, indem die Soldaten augenblicklich erblindeten und daher der Gnade oder Ungnade des Bauern ausgeliefert waren, den sie bedroht hatten.
Allgemeines Volksgut des Spitzer Grabens. Aufzeichnung durch Schüler der
Schule Niederranna, 1952. |
167 DIE WALLONEN AUF DEM JAUERLING Die wilden Kriegerscharen der Wallonen kamen vor Jahrhunderten ins Donaugebiet und bedrängten auch die Bewohner des Jauerlings sehr. In dieser Not begab sich der Gutsherr der verzagten Jauerlingleute, Graf Kueffstein, dem das Schloß Zeissing gehörte, in die Kirche nach Maria Laach und betete dort drei Tage lang. Sein Flehen fand Erhörung. Ein starker Nebel ließ sich herab und lagerte sich zwischen die Jauerlinger und die Feinde. Unter seinem Schutz gelang es den Einheimischen jene zu besiegen und zu vertreiben. Zum Danke sei dann dem Grafen Kueffstein im Laacher Gotteshause das schöne Denkmal gesetzt worden.
Aus: Dr. Plöckingers "Wachausagen" Nr. 20, S. 29. 1926. |
168 DER RITTER VON MARIA LAACH Der Ritter Hans Georg von Kiiefstein war ein großer Verehrer der Mutter Gottes von Maria Laach, welche ihm oft auf wunderbare Weise geholfen hatte. Er wollte darum auch in dieser Kirche begraben sein. Er bestimmte bereits vor seinem Tode, auf welchem Platz sein Grabmal stehen sollte. Als es dann errichtet war, hielt der Pfarrer die Stelle nicht für geeignet und ließ das Ritterstandbild nach rückwärts versetzen. Wie er aber den nächsten Tag die Kirche betrat, stand dieses weder auf seinem alten Platz. Der Geistliche ließ den Ritter abermals zurückbringen, aber am andern Morgen war er wieder in der Mitte der Kirche. Dies wiederholte sich nochmals. Seither behauptet der Kueffsteiner unangefochten seinen Platz.
Aus: Dr. Plöckingers "Wachausagen", Nr. 18, Seite 27. Gew.: Norbert
Braun in Aggsbach-Markt. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, 1925. |
169 DER KUFSTEINER ALS STIFTER DES MARIENBILDES Ein frommer Herr von Kufstein gab, nachdem er die Kirche aufgebaut hatte, dem Maler V e i t zu Pöchlarn den Auftrag, ein schönes Marienbild zu malen. Nun war aber der Meister ein freund eines guten Tropfens, und so kam er in der Weinlaune auf den Einfall, der heiligen Maria sechs Finger an die rechte Hand zu malen. Nun sollte das Bild "Maria in der Mutterfreude" mit dem spielenden Kinde am Arme darstellen und die Mutter Gottes ein freundliches Gesicht machen. Aber so sehr sich auch der frevelhafte Maler Mühe gab, dem Wunsche seines Auftraggebers auf ein heiter blickendes Antlitz der Mutter zu entsprechen, so gelang ihm dies nicht, denn Maria grollte auf ihrem Bilde dem Maler. Ja, in seinem Übermute rief er der Heiligen mit Bezug auf den sechsten Finger zu: "Maria. lach!" - Aber sie blieb ernst. Ernüchtert wollte Meister Veit den sechsten Finger übermalen, jedoch so sehr er sich auch Mühe gab, ihm und keinem anderen Maler gelang es, den gemalten Makel zum Verschwinden zu bringen. Veit starb in tiefster Reue. Sein Bild, „Maria Lach" genannt, kam in die Kirche "Maria im Gebirg" und schaut noch heute von der Wand. "Wenn aber einmal ein frommer Künstler kommt, mit einem Herzen engelrein, vermag nur dessen Kunst zu tilgen Veitens Schand und Schmach, dort an Mariens Hand . . ." Und dann wird ihr Antlitz auch wieder freundlich auf dein Bilde blicken.
Aus: Frau Saga, II. Reihe, S. 14, Nr. 12. |
170 DIE MUTTERGOTTES ZU LAACH UND DER RITTER Ein Ritter des Jauerlinggebietes, der dem Pxotestantismus anhing, war einst von seinen Feinden arg bedrängt, so daß er fast verzweifelte. Bange Träume quälten ihn des Nachts, daß er nur selten Ruhe finden konnte. Als er wieder einmal aus schrecklichem Traum erwachte, lag auf der Decke seines Bettes das Bildnis der sechsfingrigen Gottesmutter vom Jauerling. Niemand vermochte anzugeben, auf welche Weise dieses an die Stelle gekommen war. Da erkannte der Ritter darin einen glückhaften Fingerzeig, der ihn dazu bewog, in seiner Not zur Gnadenstätte zu pilgern. Obwohl er Protestant war, empfand er durch diese Wallfahrt solche Stärkung und Aufrichtung seiner Seele, daß er im bald hernach folgenden Kampfe siegessicher sein Ziel verfolgte und auch den Sieg über seine Feinde errang.
Aus: "Frau Saga". |
171 DAS WUNDERTÄTIGE GNADENBILD VON MARIA LAACH
Zu Spitz lebte der Bürgermeister Leopold Hofstätter mit
Frau und Kind. Da geschah es, daß sein dreijähriges Kind eines
Tages erblindete. Mutter und Vater waren darüber untröstlich. In
ihrer Not pilgerten sie zum Gnadenbild in Maria Laach und
gelobten, falls ihr Kind das Augenlicht wieder erbalten würde,
Maria Dank zu sagen. Nach diesem Gelöbnis wurde das Kind
wieder sehend. Dies geschah am 25. Februar 1719, wie eine
Urkunde des Pfarrers Josef Schwenk berichtet.
Gew.: Pfarrer Karl Marschik aus M. Laach zeichnet diese Mirakl nach Urkunden
und Votivbildern auf (Diözesankal. 1954). |
172 DIE MUTTERGOTTES UND DER KÖHLER Nächst Preisreichs bei Krumau stand beim Klausenhof einst eine vielbesuchte Wallfahrtskirche mit einem wunderbaren Muttergottesbild. Ein junger Kohlenbrenner machte sich darüber öfters lustig; doch wurde er bald bekehrt. Als er einmal mitten in der Nacht bei seinem Kohlmeiler Wache hielt, kam der Teufel in Gestalt eines Pferdes ohne Kopf auf ihn zu; der Köhler flüchtete sich hinter den Kohlhaufen, aber das Untier verfolgte ihn; so jagten sie im Kreise herum. Dem Kohlenbrenner lief der Angstschweiß über den Rücken und er war bereits todmüde; da erinnerte er sich der Muttergottes und bat sie um Hilfe. In demselben Augenblicke erschien eine lichte Frauengestalt, die im Gesichte ganz dem wundertätigen Marienbilde aus der nahen Gnadenkirche glich, erhob gegen das schwarze Pferd die Hand, worauf dieses stille stand. Dafür sprengte aus dem Walde ein weißes Pferd daher; auf dieses setzte sich die Muttergottes, hob dann den zu Tode gehetzten Köhler ebenfalls hinauf und ritt mit ihm davon. Während des Rittes schlief aber der Köhler ein. Als er wieder erwachte, lag er vor der Türe des Marienkirchleins. Er kniete nun nieder und dankte der Muttergottes für ihre Hilfe. Als er hierauf zu seinem Kohlhaufen zurückkehrte, den er schon verloren glaubte, sah er dieselbe weißgekleidete Frauengestalt gerade beschäftigt, den glühend gewordenen Meiler abzulöschen. Als er jedoch ganz nahe gekommen war, verschwand die Erscheinung. Der Köhler wurde nun fortab ein frommer Mann und tat viele gute Werke. Einmal erschien bei ihm wieder ein weißes Pferd. Der Köhler setzte sich darauf und ritt davon. Er kehrte nie mehr zurück.
Aus: Frau Saga, VIII. Reihe, S. 97, Nr. 153.
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Maria Bründl |
173 DER KRUMME VEIT
Einem krummen und lahmen Mann, namens Veit Kopfmüller,
aus Pfaffenhofen in Bayern gebürtig, der im sechsunddreißigsten
Jahre seines Lebens stand, waren die Knie gegen die Erde
gebogen, daß er weder aufrecht stehen noch gehen konnte. Und
da er sein Brot mit keiner Handarbeit sich verdienen konnte, aber
auch nicht vom Bettel leben wollte, ließ er sich auf dem
Stadtturme von Krems als Turmwächter verwenden. Obwohl er
von Jugend auf krumm und lahm war, bemühte er sich seit seiner
Jugend um die Heilung seines Leidens. Doch die Wundärzte und
andere Heilkundige vermochten ihm auf natürliche Weise nicht zu
helfen. Darum setzte der krumme Veit seine ganze Hoffnung auf
eine wundertätige Heilung durch Gott und die heilige Maria, die er
flehentlich oft in stiller Stunde innigst darum bat. Und nun wollen
wir vernehmen, was sich dem Krüppel Wunderliches zugetragen
hat.
Aus dem "Mirakelbuch von Maria Bründel 1684", Seite 12, Mirakel 1 (fortan
abgekürzt: Mirakel 1684, S. 12, Mir. 1). |
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