Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 4

MUTTER DES HERRN
Heft Nr. 4 (Doppelheft)

Teil 3

von Sage 165 bis Sage 173


Maria Laach


165

MARIA MIT DEN SECHS FINGERN ZU
MARIA LAACH

    In der Wallfahrtskirche zu Maria Laach am Jauerling findet sich ein wundertätiges Marienbild, das als besondere Eigenheit sechs Finger aufzuweisen hat. Über dieses Gnadenbild erzählt man nachstehende Sagen:

    Ein Künstler malte einst das Marienbild und gestaltete die Hand der Muttergottes sechsfingrig. Als er seinen Fehler bemerkte, Maria sechs Finger gemalt zu haben, wollte er den sechsten Finger entfernen. Er übermalte diesen. Als er aber am folgenden Tage das Bild betrachtete, fand er wieder die sechs Finger vor. Er entfernte ihn nochmals, aber wieder war er des andern Tages zu sehen. Ein drittes Mal bearbeitete er das Bild mit gleichem Erfolg. Immer wieder kam der sechste Finger zum Vorschein. Nun wurde das Wunder offenbar: Der sechste Finger kam und blieb. Der Künstler beließ dem Madonnenbild den Finger, denn er erkannte in der steten Wiederkehr desselben ein Zeichen Gottes.


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2. Erzählform:

    Der Maler des Laacher Madonnenbildes war bei dessen Schaffung angeheitert. Er gab Maria sechs Finger. Als er seinen Mißgriff bemerkte, rief er aus:
"M a r i a   l a c h !" Und wie gewünscht, lachte die Gottesmutter auf dem Bildnis. Als er den sechsten Finger übermalen wollte, kam dieser immer wieder zum Vorschein, so daß er den Fehler belassen mußte.
So entstand das Gnadenbildnis von "M a r i a   L a a c h".


Beide Fassungen aus: Mailly Nr. 157.

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3. Erzählform:

    Ein Maler malte das Gnadenbild von Maria Laach. Als er nach getaner Arbeit eines Tages sein Werk betrachtete, gewahrte er zu seinem Entsetzen, daß er der Gottesmutter sechs Finger gemalt hatte. Als ihn auch andere Leute darauf aufmerksam machten, daß er Maria sechs Finger gemalen hätte, sprach er: "Das macht nichts, die Bauern können so nicht so weit zählen." Später versuchte er wohl den sechsten Finger zu entfernen, doch gelang ihm das Vorhaben nicht mehr. Er kam immer wieder zum Vorschein. Auf das hinauf soll der Maler gesagt haben: "Na Mariel, jetzt lach über deine sechs Finger!" Fortan blieben dem Gnadenbild die sechs Einger als besondere Eigenheit und des Malers Ausspruch! "Maria lach!" wurde zum Namen des Gnadenortes Maria Laach am Jauerling.


Gew.: Johann Wagner in M. Laach (80 Jahre alt). Aufz.: Wagner Ludmilla, 1952.

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166

DIE GEBLENDETEN SOLDATEN

    Ein Bauer von Ranna wurde von Soldaten überfallen. In seiner Not rief er den Schutz der heiligen Gottesmutter von Marie Laach an und wurde auf wunderbare Weise gerettet, indem die Soldaten augenblicklich erblindeten und daher der Gnade oder Ungnade des Bauern ausgeliefert waren, den sie bedroht hatten.


Allgemeines Volksgut des Spitzer Grabens. Aufzeichnung durch Schüler der Schule Niederranna, 1952.

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167

DIE WALLONEN AUF DEM JAUERLING

    Die wilden Kriegerscharen der Wallonen kamen vor Jahrhunderten ins Donaugebiet und bedrängten auch die Bewohner des Jauerlings sehr. In dieser Not begab sich der Gutsherr der verzagten Jauerlingleute, Graf Kueffstein, dem das Schloß Zeissing gehörte, in die Kirche nach Maria Laach und betete dort drei Tage lang. Sein Flehen fand Erhörung. Ein starker Nebel ließ sich herab und lagerte sich zwischen die Jauerlinger und die Feinde. Unter seinem Schutz gelang es den Einheimischen jene zu besiegen und zu vertreiben. Zum Danke sei dann dem Grafen Kueffstein im Laacher Gotteshause das schöne Denkmal gesetzt worden.


Aus: Dr. Plöckingers "Wachausagen" Nr. 20, S. 29. 1926.

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168

DER RITTER VON MARIA LAACH

    Der Ritter Hans Georg von Kiiefstein war ein großer Verehrer der Mutter Gottes von Maria Laach, welche ihm oft auf wunderbare Weise geholfen hatte. Er wollte darum auch in dieser Kirche begraben sein. Er bestimmte bereits vor seinem Tode, auf welchem Platz sein Grabmal stehen sollte. Als es dann errichtet war, hielt der Pfarrer die Stelle nicht für geeignet und ließ das Ritterstandbild nach rückwärts versetzen. Wie er aber den nächsten Tag die Kirche betrat, stand dieses weder auf seinem alten Platz. Der Geistliche ließ den Ritter abermals zurückbringen, aber am andern Morgen war er wieder in der Mitte der Kirche. Dies wiederholte sich nochmals. Seither behauptet der Kueffsteiner unangefochten seinen Platz.


Aus: Dr. Plöckingers "Wachausagen", Nr. 18, Seite 27. Gew.: Norbert Braun in Aggsbach-Markt. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, 1925.

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169

DER KUFSTEINER ALS STIFTER DES
MARIENBILDES

    Ein frommer Herr von Kufstein gab, nachdem er die Kirche aufgebaut hatte, dem Maler   V e i t   zu Pöchlarn den Auftrag, ein schönes Marienbild zu malen. Nun war aber der Meister ein freund eines guten Tropfens, und so kam er in der Weinlaune auf den Einfall, der heiligen Maria sechs Finger an die rechte Hand zu malen. Nun sollte das Bild "Maria in der Mutterfreude" mit dem spielenden Kinde am Arme darstellen und die Mutter Gottes ein freundliches Gesicht machen. Aber so sehr sich auch der frevelhafte Maler Mühe gab, dem Wunsche seines Auftraggebers auf ein heiter blickendes Antlitz der Mutter zu entsprechen, so gelang ihm dies nicht, denn Maria grollte auf ihrem Bilde dem Maler. Ja, in seinem Übermute rief er der Heiligen mit Bezug auf den sechsten Finger zu: "Maria. lach!" - Aber sie blieb ernst. Ernüchtert wollte Meister Veit den sechsten Finger übermalen, jedoch so sehr er sich auch Mühe gab, ihm und keinem anderen Maler gelang es, den gemalten Makel zum Verschwinden zu bringen. Veit starb in tiefster Reue. Sein Bild, „Maria Lach" genannt, kam in die Kirche "Maria im Gebirg" und schaut noch heute von der Wand. "Wenn aber einmal ein frommer Künstler kommt, mit einem Herzen engelrein, vermag nur dessen Kunst zu tilgen Veitens Schand und Schmach, dort an Mariens Hand . . ." Und dann wird ihr Antlitz auch wieder freundlich auf dein Bilde blicken.


Aus: Frau Saga, II. Reihe, S. 14, Nr. 12.

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170

DIE MUTTERGOTTES ZU LAACH
UND DER RITTER

    Ein Ritter des Jauerlinggebietes, der dem Pxotestantismus anhing, war einst von seinen Feinden arg bedrängt, so daß er fast verzweifelte. Bange Träume quälten ihn des Nachts, daß er nur selten Ruhe finden konnte. Als er wieder einmal aus schrecklichem Traum erwachte, lag auf der Decke seines Bettes das Bildnis der sechsfingrigen Gottesmutter vom Jauerling. Niemand vermochte anzugeben, auf welche Weise dieses an die Stelle gekommen war. Da erkannte der Ritter darin einen glückhaften Fingerzeig, der ihn dazu bewog, in seiner Not zur Gnadenstätte zu pilgern. Obwohl er Protestant war, empfand er durch diese Wallfahrt solche Stärkung und Aufrichtung seiner Seele, daß er im bald hernach folgenden Kampfe siegessicher sein Ziel verfolgte und auch den Sieg über seine Feinde errang.


Aus: "Frau Saga".

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171

DAS WUNDERTÄTIGE GNADENBILD
VON MARIA LAACH

    Zu Spitz lebte der Bürgermeister Leopold Hofstätter mit Frau und Kind. Da geschah es, daß sein dreijähriges Kind eines Tages erblindete. Mutter und Vater waren darüber untröstlich. In ihrer Not pilgerten sie zum Gnadenbild in Maria Laach und gelobten, falls ihr Kind das Augenlicht wieder erbalten würde, Maria Dank zu sagen. Nach diesem Gelöbnis wurde das Kind wieder sehend. Dies geschah am 25. Februar 1719, wie eine Urkunde des Pfarrers Josef Schwenk berichtet.

    Maria hielt auch ihre schützende Hand über die Menschen von Krummnußbaum, denn als im Jahre 1669 die Pest dortselbst wütete, erlosch die Seuche, als die Krummnußbaumer als Dankgabe ein Ölbild nach Maria Laach stifteten.

    Auch die schwer erkrankte Spitzer Bürgersfrau Maria Hochleitner, die von den Ärzten nicht mehr geheilt werden konnte, fand Besserung und Heilung daselbst, als man sie nach dem Gnadenorte Maria Laach brachte, durch die Fürbitte der Gnadenmutter.


Gew.: Pfarrer Karl Marschik aus M. Laach zeichnet diese Mirakl nach Urkunden und Votivbildern auf (Diözesankal. 1954).

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172

DIE MUTTERGOTTES UND DER KÖHLER

    Nächst Preisreichs bei Krumau stand beim Klausenhof einst eine vielbesuchte Wallfahrtskirche mit einem wunderbaren Muttergottesbild. Ein junger Kohlenbrenner machte sich darüber öfters lustig; doch wurde er bald bekehrt. Als er einmal mitten in der Nacht bei seinem Kohlmeiler Wache hielt, kam der Teufel in Gestalt eines Pferdes ohne Kopf auf ihn zu; der Köhler flüchtete sich hinter den Kohlhaufen, aber das Untier verfolgte ihn; so jagten sie im Kreise herum. Dem Kohlenbrenner lief der Angstschweiß über den Rücken und er war bereits todmüde; da erinnerte er sich der Muttergottes und bat sie um Hilfe. In demselben Augenblicke erschien eine lichte Frauengestalt, die im Gesichte ganz dem wundertätigen Marienbilde aus der nahen Gnadenkirche glich, erhob gegen das schwarze Pferd die Hand, worauf dieses stille stand. Dafür sprengte aus dem Walde ein weißes Pferd daher; auf dieses setzte sich die Muttergottes, hob dann den zu Tode gehetzten Köhler ebenfalls hinauf und ritt mit ihm davon. Während des Rittes schlief aber der Köhler ein. Als er wieder erwachte, lag er vor der Türe des Marienkirchleins. Er kniete nun nieder und dankte der Muttergottes für ihre Hilfe. Als er hierauf zu seinem Kohlhaufen zurückkehrte, den er schon verloren glaubte, sah er dieselbe weißgekleidete Frauengestalt gerade beschäftigt, den glühend gewordenen Meiler abzulöschen. Als er jedoch ganz nahe gekommen war, verschwand die Erscheinung. Der Köhler wurde nun fortab ein frommer Mann und tat viele gute Werke. Einmal erschien bei ihm wieder ein weißes Pferd. Der Köhler setzte sich darauf und ritt davon. Er kehrte nie mehr zurück.


Aus: Frau Saga, VIII. Reihe, S. 97, Nr. 153.

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Maria Bründl


173

DER KRUMME VEIT

    Einem krummen und lahmen Mann, namens Veit Kopfmüller, aus Pfaffenhofen in Bayern gebürtig, der im sechsunddreißigsten Jahre seines Lebens stand, waren die Knie gegen die Erde gebogen, daß er weder aufrecht stehen noch gehen konnte. Und da er sein Brot mit keiner Handarbeit sich verdienen konnte, aber auch nicht vom Bettel leben wollte, ließ er sich auf dem Stadtturme von Krems als Turmwächter verwenden. Obwohl er von Jugend auf krumm und lahm war, bemühte er sich seit seiner Jugend um die Heilung seines Leidens. Doch die Wundärzte und andere Heilkundige vermochten ihm auf natürliche Weise nicht zu helfen. Darum setzte der krumme Veit seine ganze Hoffnung auf eine wundertätige Heilung durch Gott und die heilige Maria, die er flehentlich oft in stiller Stunde innigst darum bat. Und nun wollen wir vernehmen, was sich dem Krüppel Wunderliches zugetragen hat.

    Den 23. August 1643 frühmorgens sah Veit Kopfmüller an diesem schönen Tage einen übernatürlichen Glanz, der aber nicht lange verblieb. Und nachdem er seinen Dienst, das Breinglöckel zu läuten, erfüllt hatte, begab er sich wieder zur Ruhe. Da träumte ihm, als gehe er, doch nicht nach seiner krummen Art, mit anderen in einer Prozession. Nachdem aber diese zurückgekehrt war, dünkte es ihm, als wenn er vor allen anderen mit seinem Krückel vorgesprungen wäre, und deshalb von den anderen Leuten verlacht worden wäre. Sobald Veit aus dem Schlaf und Traum erwacht war, beschloß er, sich in die Kirche der Jesuiten, die an den Turm angebaut war, und in welcher er als Wächter wirkte, zu begeben. Da er aber mit Mühe heruntergekommen war und den schönen trockenen Weg, den man zu den Kapuzinern ging, gesehen hatte, besann er sich anders und ging dem vorgenannten Orte, so gut er konnte, zu. Er kroch mehr zur Kapelle   M a r i a   B r ü n d l    als er ging. Endlich erreichte er sie, hörte dortselbst drei heilige Messen und betete drei Rosenkränze. Nachdem er seine Andacht verrichtet hatte, begab er sich zum Bründel bei den Kapuzinern und begann nochmals einen Rosenkranz zu beten. Ehe er aber diesen vollendet hatte, bekam er unversehens Fieber und fiel in Ohnmacht. Doch kam er bald zu sich. Da gewahrte er Frau Rosina Wengerin, eine Bürgerin zu Krems, Christoph Weiß und Christoph Kellner, die beide Wächter bei den Kapuzinern waren. Da dünkte es ihm, als ob ihn jemand zum Aufstehen ermahne. Er rief Weiß herbei und bat, ihm aufzuhelfen. Dieser tat es. Da fiel Veit abermals in Ohnmacht, kannte keinen Menschen, doch glaubte er aufrecht zu stehen. Man rief die Mönche herbei. Nach einiger Zeit kam er zu sich und erzählte, wie wunderlich ihm zu Mute sei, da er nun aufrecht stehen und gehen könne. Er dankte Gott und Mariä, der Himmelskönigin. Er ging ohne Stock und fremde Hilfe in die Sankt Veits-Pfarrkirche zu Krems, von dort aber wieder in den Stadtturm zu seinem Dienste. Von dieser Zeit an besserte sich sein Befinden von Tag zu Tag. Er brauchte fürderhin keine Krücke und keinen Stock mehr. Er war auf wunderbare Weise gesundet.


Aus dem "Mirakelbuch von Maria Bründel 1684", Seite 12, Mirakel 1 (fortan abgekürzt: Mirakel 1684, S. 12, Mir. 1).

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Diese Seite wurde am 29. Dezember 2002 erstellt.