WIE MEIN LEBEN WIEDER HELL
WERDEN KANN
von Prof. Dr. Klaus-Peter Hertzsch

Teil 1 (Titelseite bis Seite 6)



Bild, Titelseite

Eine Einladung zur Beichte
in der evangelisch-lutherischen Kirche

KLAUS-PETER HERTZSCH



veldk, Titelseite



Titelseite





Hier soll von der Beichte die Rede sein. Ich bin sicher, wir müssen dabei ganz von vorn anfangen. Denn den meisten von uns ist die Beichte wahrscheinlich sehr fremd, viele wissen nichts mit ihr anzufangen, halten nichts von ihr und lehnen sie ab. Dabei könnte sie für uns zu einer wichtigen Lebenshilfe werden. Worin sie besteht, davon soll im Folgenden die Rede sein.



Titelseite innen




Bild, Seite 2

WIE DAS BEICHTEN VOR SICH GEHT

    Wer auch nur ein bisschen Lebenserfahrung hat, weiß: Es ist wichtig, sogar lebenswichtig, dass ich jemanden habe, mit dem ich reden kann, und das Leben wird schwer, manchmal beinahe unerträglich, wenn solch ein Mensch mir völlig fehlt. Es geht nicht nur darum, dass mir jemand etwas erzählt, mich auf dem Laufenden hält, mir einen Rat gibt das kann allenfalls auch die Zeitung oder das Fernsehen leisten.

    Es geht vor allem darum, dass jemand mir zuhört, dass ich ihm sagen kann, was mir passiert ist und wie mir zumute ist. Manchmal wird das ganz dringlich. Ich empfinde deutlich: Ich muss jetzt etwas loswerden, etwas, das mich bedrückt: eine schlimme Ahnung, eine Angst, einen Zweifel, das Gefühl, etwas ganz falsch gemacht zu haben. Denn wenn ich es nicht loswerde, dann arbeitet all das in mir. Eine Weile kann ich es durch Vergnügen oder durch Beschäftigung verdrängen; aber es meldet sich doch immer wieder wie ein lästiges Tier, das ich im Keller eingesperrt habe.

    Darum kann ich dankbar sein, wenn ich eine Ehepartnerin, einen Ehepartner habe, Mutter oder Vater, Freund oder Freundin, auch eine Nachbarin oder einen Bekannten, die ein Ohr für mich haben und sich für mich und meine Sorgen interessieren.



Seite 1



Bild, Seite 2

WO ICH EIN OFFENES OHR FINDE

    Wer zur christlichen Gemeinde gehört oder Kontakt zu ihr unterhält, hat dort die Möglichkeit, solche Gesprächs- partnerinnen oder -partner zu finden. Im Laufe der Zeit lernt man sich da ganz gut kennen und gewinnt Vertrauen zueinander.

    In der Gemeinde geht es aber um mehr als Sympathie und Vertrauen: Hier kommen Menschen zusammen, die sich darum bemühen, im Geist Jesu und nach seinem Vorbild miteinander umzugehen. Es gibt viele biblische Geschichten, in denen von Jesus berichtet wird, wie er mit den Menschen im Gespräch war: mit einer Frau am Brunnen, einem Ratsherrn bei Nacht, mit seinen Jüngern auf der Wanderung. Dort wird berichtet, wie er ein offenes Ohr und einen sehr wachen Blick für Menschen in Not hatte, für ihre Krankheit, für ihre Angst, für ihre Ausweglosigkeit, und wie er ihnen daraus geholfen hat.

    Die christliche Gemeinde hat sich seitdem bemüht, es ihm so gut wie möglich nachzutun, Menschen in seinem Namen zu helfen, indem sie ihnen gleichsam mit seinen Ohren zuhört, mit seinen Augen auf ihre Nöte blickt, mit seinen Worten ihnen heraushilft. Ja, die Christen waren und sind davon überzeugt, dass er selber am Werk ist, wo sie all das tun.

    So ist die Kirche Jesu Christi ein Ort geworden, an dem ich ansprechen kann, was mich bedrückt, wo ich es loswerde.



Seite 2



WEM ICH VERTRAUEN KANN

    Manches kann man erfahrungsgemäß gut in einer Gruppe vorbringen und dort mit andern beraten.

    Die schwierigsten und persönlichsten Dinge aber werde ich am liebsten mit einem Menschen unter vier Augen besprechen wollen. Das kann jemand in der Gemeinde sein, der mir besonders nahe steht oder zu dem ich besonderes Vertrauen gefasst habe; denn Christus hat zugesagt, in allen Menschen wirksam zu sein, die auf seinen Namen getauft sind.

    Immer aber kann ich natürlich auch zu einer Pfarrerin oder einem Pfarrer gehen. Es gehört zu ihrem Beruf, zu solchen Gesprächen jederzeit bereit zu sein. Sie haben eine Ausbildung, die ihnen dabei hilft; vor allem aber sind sie von ihrem Amt in besonderer Weise dazu verpflichtet und beauftragt, im Namen der ganzen Kirche und das heißt zuletzt: im Namen Jesu, im Namen Gottes zu hören, zu reden und zu handeln. Dies ist auch die Grundlage für die Beichte, und hier hat sie ihren Platz. Worum geht es dabei?



Seite 3



WAS MIR IM INNERSTEN ZU SCHAFFEN MACHT

    Es geht bei solchen Gesprächen im Namen und Auftrag Jesu nicht nur um allgemeine Beratung und Problembesprechung. Auch dies kann seinen Platz in der Gemeinde oder im Pfarrhaus haben. Aber dafür sind ja auch andere da, in vielen Fällen sogar noch eher zuständig: Ärzte, Psychologen, Fachberater.

    In der Kirche geht es um etwas ganz Besonderes und nicht Austauschbares. Sie nennt das "Seelsorge". Mit "Seele" ist hier der innerste Kern des Menschen gemeint, jener tiefste Bereich seines Wesens und seines Daseins, in dem er mit sich selber zurechtkommen muss, wo seine geheimsten Ängste und Sehnsüchte wohnen, wo seine tiefste Einsamkeit lauert und sein Denken ein ewiges Selbstgespräch ist, wo ich gleichsam mit meinem eigenen Ich eingesperrt bin, auch wenn ich an ihm leide.

    Die Bibel redet an vielen Stellen von diesem tiefsten, untersten Bereich des Menschenlebens, und sie weiß auch von der Unordnung und oft qualvollen Spannung, von der Friedlosigkeit und der Hilflosigkeit, die in dieser Tiefe unseres Lebens zu Hause sind. Denn "es ist das Herz," so sagt sie in ihrer anschaulichen Sprache, "ein trotziges und verzagtes Ding".

    All dies ist uns natürlich im Getriebe des Alltags oder in den glücklichen Zeiten unseres Lebens kaum bewusst.

    Erst wenn wir in kritischen Lebenslagen ins Grübeln kommen oder wenn uns langsam das Gefühl bedrückt oder plötzlich überfällt, wir kommen mit den Problemen unseres Lebens nicht mehr zurecht, erst dann regt sich diese dunkle Welt bemerkbar in uns, und wir fragen uns, wie wir damit fertig werden sollen. Dann ist es aber auch schon höchste Zeit.



Seite 4



Bild, Seite 5

WAS UNS DIE BIBEL ÜBER UNS SELBER SAGT

    Die Bibel weiß etwas, das uns in der Regel nicht deutlich ist und das uns gesagt werden muss. Genau in diesen tiefsten Gründen unseres Daseins, in diesem trotzigen und verzagten Herzen ist der Ursprung für die Art und Weise, wie wir unser Leben führen, wie wir unsre Tage zubringen, wie wir in dieser Welt handeln, wie wir es mit Gott und unseren Mitmenschen halten.

    Und wenn wir uns nicht selbst betrügen, dann wissen wir ganz gut, dass wir eigentlich anders sein müssten, als wir sind. Wir nehmen uns ja auch vor, das Gute, das Richtige, das Menschenfreundliche zu tun, und sind doch so oft daran gescheitert, dass viele sogar den Mut zu den guten Vorsätzen inzwischen verloren haben.

    Der Apostel Paulus sagt von seinem eigenen Leben: "Das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich."

    Keinem von uns geht es anders als ihm. Wir leiden darunter, wir müssen die Folgen davon tragen, und wir wissen doch nicht, wie wir es ändern sollen.



Seite 5



Bild, Seite 6

WO DIE WURZEL DES ÜBELS STECKT

    Für diesen Zustand hat die Bibel ein eigenes Wort. Sie nennt ihn "Sünde".

    Damit ist also noch etwas anderes gemeint als das, was man landläufig unter diesem Wort versteht. Natürlich geht es dabei auch um unser tägliches Tun, um all das, womit wir unseren Mitmenschen Unrecht getan und geschadet haben, sie belogen, enttäuscht, im Stich gelassen haben, um alles, was wir heute bereuen und gern ungeschehen machen würden. Aber all das ist nicht die Sünde selber, sondern das sind schon ihre zwangsläufigen Folgen. Die Sünde ist vielmehr ein Schaden in jener Tiefe meines Daseins, dort, wo der Ursprung meines Lebens und meines eigenen Ich liegt, wo wir es mit dem Schöpfer und Herrn alles Lebens zu tun haben - mit Gott. Der uns das Leben geschenkt hat, fragt: Wie bist du damit umgegangen?



Seite 6


zum Teil 2


Dieses Heft wird im Auftrag der Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) herausgegeben. Es ist zu beziehen durch:

Lutherisches Kirchenamt der VELKD, Referat Gottesdienst,
Richard-Wagner-Straße 26
30177 Hannover,
Tel.: 0511-6261237
Fax: 0511-6261211;
eMail: krech@velkd.de
Internet: www.velkd.de


zur Home Page       zu den Katholischen Aktionen       zur Ökumeneauswahl


Diese Seite wurde am 23. Februar 2003 von Familie Wimmer erstellt.