Martin Luther sagt: Genau genommen, gibt es zwei Ur- und Wurzelsünden, aus denen alles andere dann hervorgeht: Überheblichkeit und Verzweiflung. |
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Dann haben wir eine wirklich neue Ausgangslage, und alle Probleme unseres Lebens und unseres Sterbens stellen sich anders dar, können neu angegangen werden, sind nicht mehr hoffnungslos. |
Die Beichte hat in früheren Zeiten andere Formen gehabt, die uns heute fremd wären. Sie ist im Lauf der Geschichte auch missverstanden und missbraucht worden und so in Verruf gekommen. Sie hat in der römisch-katholischen Kirche einen viel festeren Platz als bei uns und gilt deshalb vielen als "typisch katholisch". |
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Praktisch geschieht das so, dass ich mich an eine Pfarrerin oder an einen Pfarrer wende - es kann auch ein Gemeindemitglied sein, wenn es dazu bereit ist und sich in der Lage sieht - und darum bitte, dass wir miteinander Beichte halten. |
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Für den Ablauf der Beichte gibt es verschiedene Formen:
Sie kann mit einem ausführlichen Gespräch verbunden sein, das wir über mein Leben führen. Wir können miteinander um Gottes Beistand beten. Wir können Texte der Bibel lesen und hören, die von den inneren Zwängen und der göttlichen Befreiung reden. Wir können auch eine Weile still beieinander sitzen und die Dinge bedenken.
Das kann dieser andere Mensch tun. Denn, wie wir wissen, wirkt Christus in seiner Gemeinde selber weiter, hört mit den Ohren seiner Beauftragten selber zu und redet selber in dem, was sie anderen in seinem Namen zusprechen. | ||||||||
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Es gibt Stellen im Neuen Testament, in denen wird berichtet, wie er dies ausdrücklich bestimmt hat: "Wer euch hört, der hört mich." Und: "Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben." Er selber hat uns ja das Vorbild dafür gegeben. - "Deine Sünden sind dir vergeben", hat er zu den Verzagten und Hilfesuchenden gesagt, und damit begann die Heilung ihres Lebens. Martin Luther sagt deshalb über die Beichte: "Darum ist es zu tun, dass du deine Not klagst, dass du dir helfen und ein fröhliches Herz und Gewissen machen lässt." Die Beichte ist ein ernster Vorgang; aber sie macht fröhlich. Was dunkel war, wird hell. |
Es gibt auch in der evangelischen Kirche Menschen, die regelmäßig zur Beichte gehen, um immer neu Licht in ihr Leben fallen zu lassen, wo es sich wieder verdunkeln will. Es gibt andere, die zur Beichte gehen, wenn sie merken: Jetzt bin ich ganz festgefahren, und jetzt brauche ich wirklich jemanden, der mir nicht nur oberflächlich, sondern auch in den dunklen Gründen meines Lebens hilft, Lasten loszuwerden. |
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Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass solch eine Beichte nicht unter vier Augen stattfindet, sondern dass wir als Glieder der christlichen Gemeinde uns in einem Gottesdienst gemeinsam auf das besinnen, was uns bedrückt und belastet, was wir als Einzelne, aber auch als Kirche und als Menschheit versäumt und missachtet, getan und geduldet haben. |
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Es ist nicht leicht, in dieser unsrer Welt zu leben und zu sterben, mit unsrer Vergangenheit und unsrer Zukunft, mit unsern Mitmenschen und mit uns selber zurechtzukommen. Wir werden schon erwartet. |
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