"Seelsorge?" - das ist nicht
leicht in ein paar Worte zu
fassen, obwohl fast jeder ein
Gefühl dafür hat, was
Seelsorge ist.
Es gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen,
sich aussprechen zu können;
nicht nur über Banales zu
reden, sondern auch über
Persönliches, über Ärger,
Freude und Leid; jemand zu
haben mit einem offenen Ohr.
Man sagt, es tut gut, wenn
man "sich etwas von der Seele
reden" kann.
Hier auf Station sind es oft
Kontakte und Gespräche, die
sich "zufällig" ergeben,
manchmal sind sie bewusst
gewollt oder eigens vereinbart,
auch in einem Sprechzimmer
der Klinikseelsorge (Haus 47, I. Stock).
In diesen Gesprächen geht um
das Zwischenmenschliche, das
ganz Persönliche, um
Begegnung, um Spiritualität in
einem sehr weiten Sinn. Mit
Therapie und sozialen Belangen
gibt es Überschneidungen, aber
eher am Rand. Gebet und Segen
haben ihren Platz, wo die
Gesprächspartner sich
gemeinsam vor Gott wissen.
Natürlich "machen" Seelsorge
nicht bloß "die Pfarrer" oder die
Hauptamtlichen. Auch Patienten
sind Seelsorgerinnen und
Seelsorger, Pfleger, Ärztinnen,
Ergotherapeuten, Putzfrauen,
Sozialarbeiter;
jeder Mensch tut das mehr oder
weniger, freilich auch mehr oder
weniger gut. Da passt ein Satz,
den ich einmal gelesen habe:
Wenn ich mir etwas von der Seele
reden will, brauche ich eine
Seele, die Anteil nimmt, ein Ohr
genügt nicht.
Immer aber ist wirkliches Zuhören
das Wichtigste.
Für die Kirche ist Seelsorge
- neben Verkündigung (in
Gottesdienst und Unterricht)
einerseits
und tätiger Nächstenliebe
(Diakonie oder Caritas) andererseits
- ein dritter Grundpfeiler, der
manchmal übersehen wird.
Es ist das Miteinander (-Leben) von
Christen, das In-Beziehung-Sein,
auch ohne speziellen Zweck,
lebensfreundliche, offene,
wahrhaftige, freimachende
Kommunikation.
Und das geht immer auch über die
Kirchengrenzen hinaus, sonst wäre
Kirche nicht mehr Kirche, sondern
eine Sekte.
Sehr oft misslingt
das Kommunizieren, das
Zusammenleben, (gerade auch bei
Christen). Deswegen brauchen wir
einander, um voneinander zu
lernen und Fehler wieder gut zu
machen.
Und manchmal brauchen wir auch
professionelle seelsorgerliche Hilfe.