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St. Michael

ST. MICHAEL

Wilhelm-Marx-Str. 38  -  90419 NÜRNBERG



St. Michaels Bote
 

St. Michaels Bote
 
 
Der St. Michaels-Bote
Aus der Ausgabe September 1938


 
Laßt das Gotteshaus
zu Euch sprechen!
 
Alles in der Kirche hat seinen tieferen Sinn. Die Kirche ist Gottes Haus mit dem hochwürdigsten Gut und dem Ewigen Licht. Hier grüßt uns das wunderbare Geheimnis des Glaubens, daß der lebendige ewige Gott hier mitten unter uns wohnt. Hier ist die heiligste gottgeweihte Stätte, da das Opfer der Erlösung immer neu gefeiert wird.
 
Da ist der Turm, der hochragende Kirchturm, einst in frommer Kindheit unser besonderer Stolz, in seiner lebendigen Sprache und Symbolkraft. Wie ein Wachtturm steigt er kühn empor, Wächter am Heiligtum gegenüber den Fährnissen dieser Welt, und schaut überlegen hinweg über das Häusermeer der Großstadt, hinweg über das Schaffen und Ringen für das nur Diesseitige, weithin sichtbar und das Auge auf sich ziehend durch seine anmutigen feinen Linien, wie ein Himmelsstürmer, der das Ganze überragt, der zu schwindelnder Höhe, zum blauen Wolkenhimmel emporstrebt. Ein lebendiges unvergeßliches Sursum corda, eine lebendige Mahnung, über den Sorgen der Zeit die ewige Wahrheit nicht zu vergessen: „Eins nur ist notwendig.“ Und der Wetterhahn auf der Spitze so vieler Türme draußen im Lande, hört ihr nicht seinen eindringlichen Ruf: „Wachet, denn ihr wisset weder den Tag noch die Stunde, da der Menschensohn kommt“. Und hoch oben das Kreuz auf dem Kirchdach, es kündet von Geschlecht zu Geschlecht die Wahrheit, die die letzte sein wird, die über Himmel und Erde leuchtet: „Im Kreuz ist Heil!“
 
Und im Turm hängen die Glocken, die zum Gottesdienst rufen, die die Lebenswende anzeigen, Geburt, Hochzeit, neues Leben, Vergehen und Sterben. Und sie schwingen und klingen, als wollten sie die ganze stumme Natur und die Welt da draußen durchdringen und einbeziehen in Gottes Reich.
 
Und die Uhr des Kirchturms kündet mit dem tiefen Ernst ihres Stundenschlages immer wieder in Arbeit und Lärm, in Freud und Not des Lebens hinein die Botschaft: „Schnell flieht die Zeit, – halt dich bereit – o Mensch, bedenk die Ewigkeit!“
 
Wenn wir in das Innere des Heiligtums schreiten, so öffnen wir die große eichene Pforte, die uns sagt: „Nun verlasse ich das Draußen! Ich trete ein in Gottes Haus!“ Ja, wie wundervoll wissen nicht selten die Pforten der alten Dome diesen Weg von außen nach innen, von der Aeußerlichkeit zur Innerlichkeit darzustellen.
 
Am Weihwasserbrunnen schreiten wir vorbei. Und der Christ, der Gottes Haus betritt, taucht seine Finger in die Schale mit dem geweihten Wasser, netzt Stirne, Brust und Schulter mit Wasser und dem heiligen Kreuzzeichen, um sein ganzes Wesen mit dem reinigenden Wasser zu läutern, auf daß seine Seele licht, hell und lauter werde. Spüren wir bei den tausendsachen, gedankenlosen Mißbrauch noch etwas von dem tiefen Anruf, dieser stillen Erinnerung des geweihten Wassers an das Höchste und Tiefste jedes Christenlebens? Jedes Krezzeichen am Weihebrunnen ist eine leise, lichte Erinnerung an jenes heilige Taufwasser, an jene große Stunde unserer Eingliederung in Christus: „Wir sind getauft. Wir sind auserwählt und erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“
 
Und nun treten wir durch die Pforte in das „Schiff“ der Kirche, ein Gleichnis der Kirche Gottes, das Schiff, wie die Arche Noes, ein Ort der Bergung wie im Sturm und wildem Wogendrang. Christus ist noch immer im Schifflein. Auch heute: „Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen?“
 
Wir sehen rechts das ehrwürdige Missionskreuz, von einem schwäbischen Meister gefertigt und Jahrhunderte alt. Es erinnert uns an unvergeßliche Missionstage, an Vorsätze, die so ernst und entschlossen gefaßt wurden ....! Links grüßen wir das schöne Kriegerdenkmal, die schmerzhafte Mutter mit dem Heiland auf dem Schoß. Jene Helden haben überstanden, uns aber wolle der liebe Gott in seiner Güte vor neuer Kriegsnot in unserem Leben bewahren.
 
Das große eiserne Schutzgitter, das wir nun passieren, will uns wahrhaftig nicht sagen: „Bleib hinten stehen!“ In alten Zeiten waren ja die hintersten Räume, zumal in der Vorhalle, der Strafraum für die öffentlichen Sünder, die Kirchenbuße tun mußten. Ob es heute wirklich Buß-Gesinnung ist, die manche veranlaßt, so spät zu kommen oder gar so bescheiden ganz hinten ganz hinten stehen zu bleiben?
 
Und nun umfaßt uns die gewaltige Königshalle des Herrn, weit und hoch, mit ihren kühn aufsteigenden Gewölben wie eine emporreißende Stimme: „Alles muß sich überhöhen, sonst wird es nicht ewig schön.“ Links die Stuhlreihen für die Männer und männliche Jugend, es ist die Evangelienseite und ihr Ehrenplatz. Rechts die Epistelseite für die Frauenwelt, aber nicht darum, daß sie in frommer Andacht die nächste häusliche Strafepistel sich ausdenken.
 
Und wir schreiten die Stufen empor, von der Straße schon geht es höher hinauf zum Chor, zum Heiligtum, und abermals die Stufen hinauf zum Altar, zur Schwelle der Ewigkeit. Alles ist gleichsam ein Aufstieg zum Herrn. „Du gehst hinauf zu Gottes Haus!“ Und der Priester und seine Diener, die die Stufen des Altars hinaufschreiten dürfen, stellen sich unter das Wort, das der Herr an Moses richtete: „Ziehe deine Schuhe aus, der Ort, wo du stehst, ist heiliges Land“.
 
Wir steifen mit einem Blick die weißen Linnen der Kommunionbank. Was könnte sie erzählen von den Hunderttausenden, die hier schon gekniet, um das Lebensbrot zu empfangen, die einst hier heilige Schwüre gelobten, die dem Heiland brachten ihr Glück im Herzen, aber auch ihre Sorgen und herbes Leid.
 
Und die Kerzen auf den Altären, die einsame Kerze vor dem Bilde des Heiligsten Herzens, die stille Kerze so oft auf dem Altare unter dem Muttergottesbild, die Fülle lebendigen Lichtes auf dem Hochaltare, sie alle sind unseres Lebens Bild und Ausdruck, daß auch wir wie eine Kerze hell, stark und gesammelt in der geheimnisvollen Nähe unseres Gottes und Herrn weilen. O, welche Fülle lebendigen Lichtes grüßt und winkt uns entgegen an den Hochfesten des Herrn und seiner Gottesfreunde! Aber lebendiges, sich verzehrendes Licht muß es sein. Kein kaltes elektrisches Licht kann Schmuck des Gotteshauses sein.
 
Wie tief hat es uns als Kinder einst ergriffen, die Fülle des Lichtgewoges der unzähligen Kerzen, die in der Heiligen Nacht oder in der Osterfrühe am Karsamstag flammten. Diese verschwenderische Fülle des lebendigen und verzehrenden Lichtes ist ja nur ein schwaches Sinnbild jenes Lichtes der Welt, das in diese Dunkelheit hineingeboren ist. Und jenes Lichteranzünden der Meßdiener, ist es nicht ein tiefes Symbol dessen, was im Gotteshaus an unser aller Herzen geschehen soll?
 
Im Allerheiligsten brennt und glüht das Ewige Licht vor dem Tabernakel, dieser Künder von Heiliger Wandlung und Erneuerung. Das Ewige Licht, jenes tiefe und echteste Sinnbild unwandelbarer Treue und Gottesliebe. „Ewiges Licht, das sollst du sein! Herr, das ist meine Seele, die ist allzeit bei dir!“
 
Herz der Kirche und Zentralpunkt des Heiligtums aber ist der Altar, der Altar mit dem Kreuz und den steilen wächsernen Kerzen und dem schneeweißen Linnen, mit dem Schmuck der Blumen und dem Grün und den Farben der Gottesnatur draußen. Ja, dort, wo alle Linien der Kirche zusammenlaufen, wohin die Säulen und Gewölberippen den Blick weiten, dort ragt das Kreuz. Auf jedem Altar muß es sein, auf der Stätte des Gebetes und Opfers und dem Tisch des heiligen Mahles.
 
Der Altar steht hoch erhoben. Auf dem Sockel ruht die Tischplatte, die Mensa, darauf das heilige Opfer dargebracht wird. Im Altarstein verborgen aber ruht noch ein großes leuchtendes Geheimnis: das Gebein heiliger Märtyrer und Blutzeugen Christi. Ja, der Altar ist Tisch und Zeugengrab zugleich. Das ist der große heroische Sinn der Eucharistie: Kraft und Stärke zu geben für den König Christus: „Heiliges Märtyrergebein im altartisch, stärke auch die geängstigte Gemeinde, daß ihre Glieder standhalten, wenn die Stunde der Anfechtung schlägt.“
 



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Diese Seite wurde am 28. Juni 2008 erstellt.