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St. Michael

ST. MICHAEL

Wilhelm-Marx-Str. 38  -  90419 NÜRNBERG



 
Der St. Michaels-Bote
Aus der Ausgabe Juli 1937


 
Das Allgemeine Gebet
 
Wir beten es nach jeder Predigt zum Sonntags-Hauptgottesdienst. Jenes Gebet: „Allmächtiger ewiger Gott!“ Wer kennt und fühlt nicht seine Kraft? Dem Ursprunge nach geht es bis in die Zeit der Apostel zurück. Schreibt doch der hl. Paulus: „Vor allen Dingen dringe ich darauf, dass man Gebete, Bitten. Fürbitten sowie Danksagungen verrichte für alle Menschen, für Könige und jede Obrigkeit, damit wir ein stilles und ruhiges Leben führen in jeglicher Gottseligkeit und Ehrbarkeit.“ (1. Tim. 2, 11.) Die ältesten Anklänge des Allgemeinen Gebetes finden wir zu Beginn des Kanons der hl. Messe (Stillmesse G. 96 des Gesangbuches) und in den Schlußbitten der Allerheiligenlitanei. So haben die christlichen Gemeinden bereits gebetet, als sie noch in den Tiefen der unterirdischen Katakomben verborgen zu den heiligen Geheimnissen zusammenkamen, als Konstantin der Große an der Milvischen Brücke über den Christenfeind Marentius siegte, als Alarich Rom erstürmte, als Attila, der Hunnenkönig durch das Abendland stürmte. In seiner heutigen Form stammt das Allgemeine Gebet aus dem 16. Jahrhundert, wahrscheinlich vom hl. Petrus Kanisius, dem Retter des katholischen Glaubens in deutschen Landen, der die Sätze dieses Gebetes gemeißelt und gehämmert und die Quadern getürmt hat dass sie feststehen für Jahrhunderte und, ohne an Wucht zu verlieren, durch ihre Aktualität und Großzügigkeit immer wieder neu wirken.
 
„Allmächtiger, ewiger Gott, Herr, himmlischer Vater!“ Im Geiste der Kirche richtet sich das ganze Gebet durch Christus an den Vater! Seine Allmacht, Ewigkeit und unergründliche Barmherzigkeit rufen wir an in Jammer, Elend und Not. Gott muss helfen, die Menschen versagen; dieses Geständnis ist wertvoll! Das Gebet gehört zu den besten Krisenhilfswerken.
 
„Erbarme über alle Christgläubigen, für welche dein eingeborener Sohn, Jesus Christus, sein kostbares Blut am Stamme des heiligen Kreuzes vergossen hat!“ Das Opfer Christi am Kreuze und damit selbstverständlich seine Erneuerung, die hl. Messe, steht hier im Vordergrund aller Versöhnungswege zum Vater. Etwas Besseres als den Opferkelch mit Christi Blut können wir ihm nicht darbringen. Alle persönlichen Leistungen, und wären sie heroisch, treten hier weit zurück. Der hl. Messe geht nichts vor! Allen menschlichen Bitten haftet die Menschlichkeit an. Christi Gebet und Opfer aber sind restlos vollkommen. Unser Gebet in der hl. Messe, mit dem seinen vereint, erhält glühende Zuständigkeit und leuchtet in der Reinheit göttlicher Heiligkeit. Kein besseres Gebet bei Arbeitslosigkeit, Mißwachs und jeglicher Not als die hl. Messe! Zuerst Christus in seinem Opfer, dann die Heiligen!
 
„Durch diesen Herrn Jesus wende ab, gnädigster Vater, die wohlverdienten Strafen!“ Revolution, Krieg und Teuerung sind vielen willkommen als Gewinnchancen und Treppen zur Macht. Und die übrigen erkennen sie vielfach als Strafen erst, wenn sie schon da sind. Nur die Rückkehr in Christi Ordnung wendet die Geiseln Gottes ab.
 
„Erleuchte und stärke in allem guten die geistlichen und weltlichen Vorsteher!“ Diese Stelle des Gebetes hat im Verlaufe der Zeiten allerhand Veränderung erfahren, denn es wechselt die westliche Regierungsform. Einst beteten wir: „für das ganze königliche Haus“; nunmehr beten wir: „für unser Vaterland. Nimm es in deinen Schutz! Erleuchte seine Führer mit dem Lichte deiner Weisheit.“ Das Regieren ist wahrlich nicht leicht; viel leichter ist das Schimpfen. Wir aber werden besser tun, wenn wir beten: „dass sie alles befördern, was zur göttlichen Ehre, zu unserem Heile und zum allgemeinen Frieden gedeihen mag.“
 
„Belehre unsere Herzen zur wahren Buße und Besserung des Lebens!“ Von Buße hören die Leute nicht gerne. Das rinnt ab, wie Wasser von einem Stein. Aber Gott lässt nicht mit sich spassen und wer da meint, keine Buße zu brauchen, der ist auf dem Holzwege!
 
„Entzünde in uns das Feuer deiner Liebe; gib uns einen Hunger und Durst nach aller Gerechtigkeit!“ In liebekalter Welt bittet das Gebet um das Größte; um die Liebe und um den Hunger nach Gerechtigkeit, b. j. nach dem Besserwerden! Hunger gibt es genug, auch den Hunger nach Geld und Genuß und Macht. Aber dieser Hunger macht steinhart und mörderisch.
 
Das markante Gebet ist ganz für unsere Zeit geschnitten. Wir sollten es jedes Mal voller Gedanken mitbeten.
 



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Diese Seite wurde am 28. Juni 2008 erstellt.