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St. Michael

ST. MICHAEL

Wilhelm-Marx-Str. 38  -  90419 NÜRNBERG



 
Der St. Michaels-Bote
Aus der Ausgabe August 1930


 
Ein gefürchtetes Sakrament.
 
In diese Überschrift scheint etwas nicht zu stimmen. Wie wenn man etwa sprechen würde von einer kranken Gesundheit oder von einem schlimmen Wohltäter oder von einem gefährlichen Freund oder von einem unglücklichen Glück. Begegnet uns wirklich ein Glücksfall, besitzen wir einen aufrichtigen Freund, einen Wohltäter, eine frohe Gesundheit, dann kann man nicht mehr reden von unglücklich, oder gefährlich, oder schlimm oder krank. Nun ist doch jedes christliche Sakrament ein Gnadenmittel, gestiftet vom göttlichen Menschenfreund, was kann da zu fürchten sein?
 
Will ich aber anfangen, ein wenig zu plaudern vom heiligen Sakrament der Oelung, so werden unsere lieben Leser sogleich verstehen, warum ich den Ausdruck gebrauche: ein gefürchtetes Sakrament. Ist es nicht so? Begegnet uns nicht oft genug die erschreckte Frage: Ist es schon soweit? Muss ich wirklich sterben? Die heilige Beichte und Kommunion will ich recht gern empfangen, aber die Oelung, dazu hat es später noch Zeit – Also tatsächlich ein gefürchtetes Sakrament!
 
Woher solche Angstlichkeit, die freilich nicht bei allen, aber doch bei nicht wenigen zu bemerken ist? Ohne Zweifel trägt zu solcher Furcht vieles bei die Bezeichnung: „letzte Oelung“. Da haben wir schon das große, bedauerliche Missverständnis, das zur ganz und gar unbegründeten Angst führt: „Jetzt soll es also Schluß mit meinem Leben werden, meine letzte Stunde kommt, ich soll die letzte Oelung erhalten!“ Warum nicht gar! In Wirklichkeit trägt unser so trostvolles Sakrament seinen Namen einfach aus dem Grunde, weil es unter den drei Salbungen mit heiligem Oel, die für gewöhnlich der Christ empfängt, nämlich bei der Taufe, bei der Firmung und im Falle einer ernstlichen Erkrankung, der zeitlichen Reihenfolge nach naturgemäß die letzte sein. Taufe und Firmung werden doch bekanntlich in der Jugend des Lebens empfangen, die hl. Oelung aber regelmäßig in späteren Jahren, daher der Name letzte Oelung. Und nicht daher, weil mit diesem Gnadenmittel so etwas wie ein Todesurteil verbunden wäre! Oder kennt nicht jeder von uns genug Mitchristen die schon einmal oder auch mehrmals diese hl. Oelung bekommen haben und jetzt wieder der vollen Gesundheit sich erfreuen?
 
Freilich, irgendwann einmal auf die hl. Oelung über kurz oder lang die Todesstunde folgen. Aber das ist denn doch um alles in der Welt kein Grund, einen lieben Kranken ohne die Trostmittel der Kirche, ohne Beicht, ohne Wegzehrung, ohne hl. Oelung so lange liegen zu lassen, bis wirklich der Todeskampf schon eingetreten ist und der Patient infolgedessen der übernatürlichen Hilfe des Glaubens kaum mehr gewahr wird. Aus purer Furcht, ihn ja nicht aufzuregen. Ihn fort und fort anzulügen, ihn bis zum Ende über seinen wahren Zustand hinwegzutäuschen, ihn unvorbereitet, unversöhnt mit dem allwissenden Richter vor das Gericht Gottes kommen lassen – das soll Liebe und Barmherzigkeit sein? Man wolle mir nicht übel nehmen, aber ich halte das für große
 
Treue Liebe hegt und pflegt doch sonst den Kranken mit aller erdenklichen Sorgfalt, will nichts versäumen, was ihm Trost und Hilfe bringt; wie darf sie dann jene von göttlicher Liebe getragene Anweisung des hl. Apostel unberücksichtigt lassen: Ist jemand unter euch krank, so rufe er die Priester der Kirche und sie sollen über ihn beten, indem sie ihn mit Oel salben im Namen des Herrn; so wird das Gebet des Glaubens dem Kranken zum Heile sein und der Herr wird ihn aufrichten und wenn er in Sünden ist, werden sie ihm nachgelassen werden.“ (Jak. 5. 14 u. 15.) Was aber die schon erwähnte angebliche „Aufregung“ des Kranken anlangt, so möchte ich nur folgendes erwidern: Aus einer jahrzehntelangen Tätigkeit als Seelsorger am Krankenbett ist mir kein Fall begegnet, wo die schonende Vorbereitung auf die Ewigkeit den Patienten aufgeregt hätte, wohl aber hat mir hundertmal ein warmer Händedruck und die sichtliche Erleichterung des Leidenden gedankt. Es ist durchaus keine Seltenheit, dass auch die Ärzte sich sehr befriedigt, ja überrascht über die nachfolgende Stimmung und Zuversicht des Kranken aussprachen. „Und der Herr wird ihn aufrichten!“
 
Es ist fernerhin Tatsache, dass gerade auf den Empfang der hl. Oelung hin manchmal eine auffallende Besserung des Allgemeinbefindens, mitunter sogar in verzweifelten Fällen Wiedergenesung zu verzeichnen ist. Wo es geschah, war es der Lohn kindlichen Vertrauens. Hievon Beispiele: Ein Soldat verlangte im Lazarett die heilige Oelung. Hohes Fieber. Er vertraue sehr, dass es dadurch besser werse. Und wirklich. Das Fieber sank unmittelbar nach der hl. Oelung von 40 auf 38 Grad. Ein jüdischer Kamerad, der dabei stand, fiel vor Schreck in Ohnmacht und ein Protestant erklärte: „Nun lasse ich mich nicht mehr von meiner Mutter abhalten, katholisch zu werden.“ (Aus „Pater bonus“ Trier, berichtet von Domvikar Weber). – Ein Student, braver, junger Mensch, erhielt die hl. Oelung. Auch ihn beseelte das kindliche Vertrauen. Es wurde glänzend belohnt, indem ihn das Fieber sofort verließ (Aus „Der Katechet“) Ein gelehrter Priester aus dem Jesuitenorden erzählt aus seiner seelsorgerlichen Tätigkeit: Vor Jahren besuchte ich öfters einen jungen, brustkranken Arzt. Tag für Tag nahmen seine Kräfte ab. Seine Frau suchte vor ihrem Mann heiter zu erscheinen, heimlich aber weinte sie viel. Sie konnte sich über die ernste Gefahr, in der ihr Gatte schwebte, nicht hinwegtäuschen; denn täglich kam Blut. Der Priester betete für den Kranken, wiederholt lud er ihn ein, seine „Medizin“ zu versuchen, da ärztliche Wissenschaft nicht half. Allein der Kranke wollte nichts wissen vom Sakramentenempfang; erst wenn er gesund sei, wolle er Ordnung machen mit seinem Herrgott. Alle Vorstellungen halfen nichts. Allein die Not lehrt nicht nur beten, sondern oft auch beichten. Eines Tages war der Herr recht gedrückt wegen des sich immer erneuernden Blutbrechens. Beim Abschied erklärte der Geistliche: „Mein lieber Herr Doktor, wenn noch einmal Blut kommt, dann müssen sie meine Medizin nehmen“. Der Kranke sagte nicht ja und nicht nein. Aber beim nächsten Besuch war er ohne Widerrede einverstanden, erhielt nach reumütiger Beicht die hl. Oelung, war glücklich - und welche Freude in der Familie; es kam von dieser Stunde kein Blut mehr! Der Kranke erholte sich von seinem Leiden. Die „Medizin“ des Priesters war eine Arznei für Leib und Seele geworden: (Aus Herz Jesu Sendbote, Febr. 1915.)
 



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Diese Seite wurde am 28. Juni 2008 erstellt.