Nürnberg Logo;
St. Michael

ST. MICHAEL

Wilhelm-Marx-Str. 38  -  90419 NÜRNBERG



 
Der St. Michaels-Bote
Aus der Ausgabe Oktober 1927


 
Der Rosenkranz   –  fade?
 
K—  So! So! Gib nur Acht mein lieber Freund, dass Du Dich mit einer solchen Behauptung nicht schwer blamierst! Warum soll er denn fade sein? „Nur weil immer das gleiche gebetet wird, oder doch fast das Gleiche, unaufhörlich ein „Gegrüßet“ nach dem andern.“ Was Du nicht sagst! Die Wiederholung des herrlichen Engelgrußes und der ergreifenden Bitte: Heilige Maria, Mutter Gottes bitte für uns Sünder  —  soll langweilig sein? Nun schau mal an: Im 135. Psalm der Hl. Schrift heißt es 26mal nacheinander! „Denn seine Barmherzigkeit währet ewiglich“ und im Lobgesang der drei Jünglinge im Feuerofen dreißigmal nacheinander: „Preiset den Herrn, lobet und erhebet ihn über alles in Ewigkeit!“ und der Heiland hat am Ölberg immer wieder gebetet: „Mein Vater, nicht wie ich will, sondern wie du willst“  —  traust Du sagen, dass dies „fade“ Gebetchen gewesen wären? Gibt nur acht, dass nicht am Ende Du selbst und Dein bischen Frömmigkeit ein wenig fade geworden sind.
 
Wer über unseren Rosenkranz die Nase rümpft, soll ihn doch erst einmal verstehen lernen. Es ist ja gar nicht wahr, dass wir dabei immer nur das Gleiche „herunterbeten“. Gewiß, wer da glaubt, er bräuchte bloß ein Ave nach dem andern herunterplappern, der soll lieber die Finger vom Rosenkranz lassen. Zu einem wirklich guten Rosenkranz kommt man nämlich wie in die herrlichen Dome aus alter Zeit. Dort gelangt der Besuchern zuerst in die  V o r h a l l e, bewundert das gewaltige Mauerwerk, steht unter reich gegliederten Bögen. Und dann erst betritt er das   I n n e r e  des Heiligtums und seine Brust hebt sich ob der majestätischen Hoheit des Raumes. Nun denk mal: Wie solch ein himmelragender Dom ist der Rosenkranz, d.h. nur dann, wenn er richtig gebetet wird. Die vielen Ave Maria, dazwischen die Vater unser und „Ehre sei dem Vater u.s.w.“, das sind die   V o r h a l l e,  sind die Granitquadern des göttlichen Wortes, sind die wuchtigen Pfeiler, die Dein Gebet tragen. Du aber darfst nicht in der vorhalle stehen bleiben.  D u  m u ß t  i n  d a s  I n n e r e  d e s  H e i l i g t u m s e i n t r e t e n,  das will sagen: Du musst  n a c h d e n k e n  ü b e r  d i e  h e i l i g e n G e h e i m n i s s e,  von denen je eines jedes Ave eingeschaltet wird. „Den du o Jungfrau vom Hl. Geist empfangen hast usw.“ also die Geheimnisse von Nazareth und Bethlehem. „Der für uns Blut geschwitzt hat usw.“ also die Geheimnisse des Leidens Christi und der Erlösung. „Der von den Toten auferstanden ist usw.“ also die Geheimnisse des Himmels und der Ewigkeit. Verstehst Du den herrlichen geistigen Dom dieses erhabenen Gebetes? Sei überzeugt! Weder ich noch Du wärest Du auch ein gelehrtes Haus und stünden vor Deinem Namengleich sieben Dr., können auch nur den hundertsten Teil erfassen von der immensen Weite dieses betrachtenden Gebetes.
 
So was lernt sich überhaupt nur mit Uebung und gutem Willen und unter dem Hauch der göttlichen Gnade. Da steht oft ein einfältiges Weiblein hoch über dem stolzen Professor. Darum, mein Lieber, hüte Dich vor schnellem Urteil, hüte dich vor schnellem Urteil, sondern mache lieber den ernsten Versuch und komme in die Rosenkranzandachten, die während des Monats Oktober täglich abends 7 Uhr in unserer Pfarrkirche gehalten werden. Mit jeder Andacht schenkt Dir die heilige Kirche einen Ablass von sieben Jahren und sieben Quadragenen  —  wenn diese Ausdrücke Dir spanische Dörfer geworden sein sollten, musst halt ein Schulkind fragen —  und wenn Du am Rosenkranzfest beichtest und kommunizierst, und dazu zehnmal den Rosenkranz in der Pfarrkirche besuchst, kannst Du sogar einen vollkommenen Ablaß gewinnen. Was Deiner armen Seele sicher nicht schaden wird.
 



zu Kirchen in Nürnberg       zu St. Michael       zum St. Michaels-Bote

zur Home Page       zur zur Ortsauswahl       zur Nürnberg Seite



Cat Logo

Copyright © Familie Wimmer. All rights reserved.
Diese Seite wurde am 28. Juni 2008 erstellt.