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Der St. Michaels-Bote Aus der Ausgabe Mai 1927 |
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Zum Gruß der Maienkönigin.
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(Altes Wallfahrer-Lied.) |
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Wir ziehen zur Mutter der Gnade,
Zu ihrem hochheiligen Bild,
O lenke der Wanderer Pfade
Und segne, Maria, sie mild!
Damit wir das Herz Dir erfreuen,
Uns selber im Geiste erneuen,
Wir ziehen zur Mutter der Gnade,
Zu ihrem hochheiligen Bild. |
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Mit Kummer und Schulden beladen,
Mit gläubig vertrauendem Sinn,
Wir ziehen zur Mutter der Gnaden
Die Pfade der Buße dahin.
O führe, Maria, die Blinden,
Dass den Weg zum Himmel sie finden,
Mit Kummer und Schulden beladen,
Mit gläubig vertrauendem Sinn. |
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Und was wir ersehnen hienieden,
Erflehen am heiligen Ort,
den himmlischen seligen Frieden,
Verleihe uns Armen einst dort!
Damit wir zur Ruhe gelangen,
Die müd sich auf Erden gegangen,
Und was wir ersehnen hienieden,
Erflehen am heiligen Ort.
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Ist jemand krank unter Euch? |
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Der dritte Sonntag bringt den Schluß der österlichen Zeit. Die heilige Kirche ist nämlich eine unübertrefflich kluge Erzieherin ihrer Kinder. Sie hat ihre guten Gründe, warum sie für Osterbeicht und Osterkommunion eine genau umschriebene Zeit festsetzt. Täte sie das nicht, so würden noch viele mehr Schlafhauben das ein wenig unbequeme Opfer der Osterbeicht von einem Monat auf den anderen und schließlich auf den Nimmerleinstag verschieben. Also, Nachbar, der letzte Sonntag kommt mit Riesenschritten. Hast Du schon dein Beichtbildchen dir geholt? Oder gehörst am Ende zu den — pardon, so sagt man blossauf dem Lande etwas gar derb — zu den „Roßdieben“ oder „Osterböcken“? |
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Doch wohin gerate ich, ich wollte doch nur ein gutes Wort einlegen für wirklich arme, bedauernswerte und hilflose Wesen, nämlich für eure kranken und alten Leutchen, die nicht mehr zur Kirche gehen können, um dort ihrer Osterpflicht zu genügen. Selbstrebend kommen wir Seelsorger mit freudiger Bereitwilligkeit, ihnen den lieben Heiland mit dem besten trost an das Krankenlager zu bringen. Aber wie können wir, wenn uns die Angehörigen nicht rufen? Könnt ihr wirklich so hart und herzlos gegen den Leidenden oder das alte Mütterchen sein und sie jahrelang ohne die himmlische Seelenspeise der heiligen Kommunion liegen lassen? Nein, solche Unbarmherzigkeit, solche Barbarei trau ich euch gewiss nicht zu. Also bitte: Ist jemand krank unter euch, so seid lieb und gut zu ihm und sorgt nicht nur für den geplagten wurmstichigen Leib, sondern erst recht für seine schwer heimgesuchte Seele. Und holt ihm den Priester.
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