Titelseite Riesen und Zwerge

Riesen u. Zwerge
Heft Nr. 11 (Doppelheft)

Teil 5

von Gedicht und
Sage 503 bis Sage 514


GESCHICHTE  UND  DENKMAL


Ein rotes Tor   —   —   —   —
Aus alten Zeiten ist zurückgeblieben
Ein steinern Tor am grünen Hügel oben,
von Wettershlag und Stürmen nicht zerrieben.

Des Tales Schutz, die Mauer, ist zerstoben
Mit all den Feinden, die hier eingedrungen,
Mit manchen Bauten, die sich stolz erhoben.

Ich schaue hier, von Staunen ganz bezwungen,
Wie dieses Tor mit ausgezackten Rahmen
Ein reichgeschmücktes Bildnis hält umfangen . . .

Mein Auge kann bewundernd nicht erlahmen,
Die Hügel all und Täler zu durchschweifen
Vom Wald bis zu den Schiffern auf den Prahmen

Wie glänzt der Donau breiter Silberstreifen,
Wo Berge trutzig aneinanderrücken,
Die nie der Strom vermag hinwegzuschleifen . . .

Du schönes Land, mit Schmuck gefüllte Lade,
Beglücke manchen Geist in fernen Wochen!
Und Leben blühe noch am Stromgestade,
Wenn längst des Tores Rahmen hier gebrochen.

Anton  Bruckner.
Aus „Goldene Wachau“


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503

DREI STEINE

    Innerhalb der Gemarkung des alten Städtchens Dürnstein gab es einst drei Malsteine, und zwar den Adlerstein, den Watstein und den Amperlstein. Zwei von diesen Wahrzeichen sind beute verschwunden und der Watstein wurde zum größten Teil zerstört. Nur sagenhaftes Geraune kündet noch von ihnen. Der „Adlerstein“ lag vor Dürnsteins Mauern im Donaustrome, wie alte Bilder es darstellen. An ihm sollen viele Schiffe zerschellt sein, sodaß man am Ufer Warnlichter unterhalten mußte. Der „Amperlstein“ bildete Dürnsteins Grenzstein gegen die Stadt Stein. Er ragte knapp oberhalb des „Fergenhäusels“ (Gasthof Hillinger in Förthof) aus dem Wasser. Mancher Sünder gegen die Gesetze der Stadt Stein floh dahin, denn dort durfte ihn der Richter der Stadt Stein nicht mehr ergreifen. So soll es einst gewesen sein.

(Riedel)

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504

DREIMAL UM DIE LINDE

    Zu Albrechtsberg an der Krems stand bis zum Jahre 1809 eine uralte Linde. Dem Ortsbrauch entsprechend, setzte man an der Stelle der gefällten alten Linde wiedarum einen neuen lindenbaum, denn die Linde hatte für das Volk eine große Bedeutung. Seit altersher hatte nämlich jeder Albrechtsberger, wenn er in den Stand der heiligen Ehe trat, mit seiner angetrauten Gemahlin dreimal um die Linde ein Tänzchen zu wagen. Die Linde wurde dadurch zu einem steten Erinnerungsmal für alle Albrechtsberger Brautleute.

Gew.: Josef Rabl. Entnommen C. Callianos Niederösterreichischen Sagenschatz, 5. Bändchen, Seite 130.

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505

DIE JUDEN ZU SCHÖNBÜHEL

    Bei  S c h ö n b ü h e l  in der Wachau gibt es unweit des kleinen Servitenklösterchens eine Flur, die den Namen „Judenfreithof“ führt. Dort soll man die Juden begrabenhaben, welche einst in den Schönbüheler Synagogen, welche in zwei uralten Häusern des Ortes eingerichtet waren, ihren Gottesdienst gehalten hatten. Es soll daselbst eine elir große Judengemeinde bestanden haben.

Aus Schmidl, Wiens Umgebung auf 20 Gehstunden Umkreis. 1. Band Seite 403.

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506

DER JUDENTEMPEL ZU SPITZ

    Zu Spitz erzählt man, daß einst im Orte eine große Judengemeinde bestanden habe, der ein Tempel eigen war. Dieser wurde einst von den wohlhabenden Spitzer Juden erbaut und sehr schön ausgeschmückt. Er fand sich inmitten des Marktes, nahe dem Schlosse. Als aber die Schweden Spitz eroberten, drangen sie beim „Roten Tor“, das auch „Schwedentor“ heißt, in den Markt ein und zerstörten den Judentempel, von dem man heute noch bescheidene Reste zeigt. Als man auch die Juden vertrieben hatte, wurde dieses jüdische Bethaus nicht mehr aufgebaut.

Aus Kisslings „Frau Saga“, 7. Reihe, Seite 22, Nr. 22.

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507

DAS WAPPEN MONTECUCOLLI

    Als am 17, Juni 1718 um drei Uhr nachmittags die Brüder des Stiftes Göttweig die Vesper sangen, kam ein Bote zum Prior gelaufen, der sagte: „Hochwürden im Stifte brennt es!“ Bei Ausbruch des Feuers setzte gleichzeitig ein starker Sturm ein, der das Feuer mächtig anfachte, sodaß, das ganze Bergkloster ein Raub der Flammen wurde.

    Tief betrübt und von schwerer Sorge gequält, begab sich der Abt Gottfried Bessel um die Mitternachtsstunde nach Furth. Trotz arger Not entschloß er sich aber bald zum Neubau des Stiftes. In dieser schweren Zeit bot die Gräfin, Montecucolli zu Mitterau dem Abt eine große Geldsumme zum Neubaue des Klosters an, aber unter der Bedingung, daß ihr Wappen über dem Stiftseingang angebracht werde.

    Der Abt wies dieses Ansinnen zurück und verzichtete damit auf die Geldhilfe von Seite der Gräfin.

Nach Schweikhardt.

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508

DIE GOBELSBURGER JUDEN

    Vor langer Zeit gab es zu Gobelsburg viele Juden, die auch im Markte einen Tempel besaßen. Auch das Schloß im Orte gehörte einem Juden. Die Gemeinde derselben soll so zahlreiche gewesen sein, daß sie sogar ein eigenes Recht besaß.

Nach F. Kisslings „Frau Saga“, 4. Reihe, Seite 97, Nr. 128.

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509

DIE JUDEN ZU LANGENLOIS

   In Langenlois waren in alten Zeiten so viele Juden, daß sie hier sogar einen eigenen Tempel hatten. Das soll nach der Zerstörung Jerusalems gewesen sein. An Stelle des Loiser Tempels sieht jetzt das Gasthaus zur „Weißen Rose“. Damals aber gehörten alle Häuser nebenan den Juden, und hieß diese Gasse (bis um 1885 auch Judengasse. Mit dem Tempel war ein Haus verbunden, das unterirdische Kammern hatte, wo die Juden geheime Sachen getrieben haben sollen. - Einmal sollen sie in die Brunnen Pestgift gegeben haben, sodaß dann ein großes Sterben in Langenlois entstanden ist. Ganze Häuser wurden menschenleer und die Sachen darin konnten die Juden umsonst oder um billiges Geld von den verzweifelten Christen erhalten. Später sind diese über die Juden hergefallen, haben sie vertrieben und ihre Häuser angezündet. Hernach sind aber die Juden doch wieder nach Langenlois gekommen.

Aus F. Kisslings „Frau Saga“, 5, Reihe, Seite 21, Nr. 21.

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510

DER FÜRCHTERLICHE BRATEN

    Als einst der Dreißigjährige Krieg in unserer Heimat wütete, kam einmal ein Soldat, der durch Groß-Motten nach Krems reiten wollte, an einem Hause vorbei, aus dem es herrlich nach Braten roch. Da er großen Hunger hatte, trat er in dieses, um ein gutes Essen zu erbitten. Als er aber in die Stube kam, aus der der Geruch quoll, sah er mit Entsetzen Bauer und Bäuerin halb verbrannt am Boden liegen. Zwischen beiden saß ein weinendes Kind. Da ergriff den rauhen Krieger großes Mitleid mit dem verwaisten Kinde. Er hüllte es in seinen großen Soldatenmantel, da es gerade Winterszeit war, und brachte es fort in das Nachbarsdorf. Hier übergab er es einem Bauern zur Pflege. Was seine unbarmherzigen Kameraden verschuldet hatten, hatte er teilweise gutgemacht.

Aus „Frau Saga“, 3. Reihe, Seite 44, Nr. 39.

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511

DIE ALTEN ZIEGELSCHLÄGER

    Auf der Straße von Kammern nach Langenlois bemerkt man beim Vorbeigehen auf den Äckern zur Rechten im Gelände eine alte Uferböschung des Kamp, der Äcker anliegen, welche einen durch Asche heller gefärbten Ackerboden aufweisen. Hier fand man einst viele zerschlagene Tongefäße, Tierknochen und andere Scherbenreste. Als diese zum Vorschein kamen, erzählte das Volk, daß hier einst ein alter Ziegelofen gewesen sei und die gefundenen Tonkrüge Kochgeschirre der alten Ziegelschläger gewesen seien, die auch ihre abgenagten Knochen daselbst liegengelassen hätten.

Nach F. Kisslings „Frau Saga“, 6. Reihe, Seite 72, Nr. 110. (Vorzeitliche Siedung!)

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512

DIE HÜGELGRÄBER VON
OBERBERGERN

    Im Volksmunde führt eine Örtlichkeit bei Oberbergern den Namen „Zu den sieben Gräbern“. Von dieser Stelle in der Landschaft erzählt man nachstehende Sage.

    Sieben Riesen kämpften miteinander und erschlugen sich gegenseitig. Man begrub sie am Orte ihres Kampfes. Darüber errichtete man sieben Hügel, die vorgenannten Namen erhielten.

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2. Erzählform:

    Sieben Ritter kämpften um eine minnigliche Maid an diesem Orte. Sie fanden aber im Kampfe alle den Tod.

    Hier begrub man sie auch. Ihre Begräbnisstätte benannte man mit dem Namen „Zu den sieben Gräbern“.

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3. Erzählform:

    Bei den „Sieben Gräbern“ wurden einst sieben Türken begraben, die man hier erschlagen haben soll.

Nach den Blättern des Vereins für Landeskunde N.F., II. Jg., 1868, Nr. 7, Seite 100. (Vorzeitliche oder Römergräber?)

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513

DAS GOSSAMER KELTENGRAB

    Einst fand man zu Gossam einen alten Grabstein aus uralter (Kelten-) Zeit. Dieser Grabschmuck wurde als Altarstein für die Pankrazikapelle verwendet. Er soll, wie das Volk zu berichten weiß, von einer Mutter ihren zwei frühverstorbenen Kindern, einem Buben und einem Mädel, gesetzt worden sein.

Nach Topographie, NÖ., III. Bd., Seite 597.

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514

DIE ÄLTESTE GOSSAMERIN

    Die Gossamer erzählen, daß die älteste Frau Gossams siebentausend Jahre alt sei.  –  –  –  Man hatte sie einst nahe am heutigen Bahndamm begraben, wo man ihr Gerippe nunmehr gefunden hat.

Nach F. Kisslings „Frau Saga“, 6. Reihe, Seite 41. Nr. 49. (Keltenzeitlicher Fund!)

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Diese Seite wurde am 21. September 2006 erstellt.