Riesen u. Zwerge
Heft Nr. 11 (Doppelheft)
Teil 5
von Gedicht und
Sage 503 bis Sage 514
GESCHICHTE UND DENKMAL
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503 DREI STEINE
Innerhalb der Gemarkung des alten Städtchens Dürnstein gab es einst
drei Malsteine, und zwar den Adlerstein, den Watstein und den
Amperlstein. Zwei von diesen Wahrzeichen sind beute
verschwunden und der Watstein wurde zum größten Teil zerstört. Nur
sagenhaftes Geraune kündet noch von ihnen. Der „Adlerstein“ lag vor
Dürnsteins Mauern im Donaustrome, wie alte Bilder es darstellen. An
ihm sollen viele Schiffe zerschellt sein, sodaß man am Ufer
Warnlichter unterhalten mußte. Der „Amperlstein“ bildete Dürnsteins
Grenzstein gegen die Stadt Stein. Er ragte knapp oberhalb des
„Fergenhäusels“ (Gasthof Hillinger in Förthof) aus dem Wasser.
Mancher Sünder gegen die Gesetze der Stadt Stein floh dahin, denn
dort durfte ihn der Richter der Stadt Stein nicht mehr ergreifen. So soll
es einst gewesen sein.
(Riedel) |
504 DREIMAL UM DIE LINDE
Zu Albrechtsberg an der Krems stand bis zum Jahre 1809 eine uralte
Linde. Dem Ortsbrauch entsprechend, setzte man an der Stelle der
gefällten alten Linde wiedarum einen neuen lindenbaum, denn die
Linde hatte für das Volk eine große Bedeutung. Seit altersher hatte
nämlich jeder Albrechtsberger, wenn er in den Stand der heiligen Ehe
trat, mit seiner angetrauten Gemahlin dreimal um die Linde ein
Tänzchen zu wagen. Die Linde wurde dadurch zu einem steten
Erinnerungsmal für alle Albrechtsberger Brautleute.
Gew.: Josef Rabl. Entnommen C. Callianos Niederösterreichischen
Sagenschatz, 5. Bändchen, Seite 130. |
505 DIE JUDEN ZU SCHÖNBÜHEL
Bei S c h ö n b ü h e l in der Wachau gibt es unweit des kleinen
Servitenklösterchens eine Flur, die den Namen „Judenfreithof“ führt.
Dort soll man die Juden begrabenhaben, welche einst in den
Schönbüheler Synagogen, welche in zwei uralten Häusern des Ortes
eingerichtet waren, ihren Gottesdienst gehalten hatten. Es soll
daselbst eine elir große Judengemeinde bestanden haben.
Aus Schmidl, Wiens Umgebung auf 20 Gehstunden Umkreis. 1. Band Seite 403. |
506 DER JUDENTEMPEL ZU SPITZ
Zu Spitz erzählt man, daß einst im Orte eine große Judengemeinde
bestanden habe, der ein Tempel eigen war. Dieser wurde einst von den
wohlhabenden Spitzer Juden erbaut und sehr schön ausgeschmückt.
Er fand sich inmitten des Marktes, nahe dem Schlosse. Als aber die
Schweden Spitz eroberten, drangen sie beim „Roten Tor“, das auch
„Schwedentor“ heißt, in den Markt ein und zerstörten den
Judentempel, von dem man heute noch bescheidene Reste zeigt. Als
man auch die Juden vertrieben hatte, wurde dieses jüdische Bethaus
nicht mehr aufgebaut.
Aus Kisslings „Frau Saga“, 7. Reihe, Seite 22, Nr. 22. |
507 DAS WAPPEN MONTECUCOLLI
Als am 17, Juni 1718 um drei Uhr nachmittags die Brüder des Stiftes
Göttweig die Vesper sangen, kam ein Bote zum Prior gelaufen, der
sagte: „Hochwürden im Stifte brennt es!“ Bei Ausbruch des Feuers setzte gleichzeitig ein
starker Sturm ein, der das Feuer mächtig anfachte, sodaß, das ganze
Bergkloster ein Raub der Flammen wurde.
Nach Schweikhardt.
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508 DIE GOBELSBURGER JUDEN
Vor langer Zeit gab es zu Gobelsburg viele Juden, die auch im Markte
einen Tempel besaßen. Auch das Schloß im Orte gehörte einem
Juden. Die Gemeinde derselben soll so zahlreiche gewesen sein, daß
sie sogar ein eigenes Recht besaß.
Nach F. Kisslings „Frau Saga“, 4. Reihe, Seite 97, Nr. 128. |
509 DIE JUDEN ZU LANGENLOIS
In Langenlois waren in alten Zeiten so viele Juden, daß sie hier sogar
einen eigenen Tempel hatten. Das soll nach der Zerstörung
Jerusalems gewesen sein. An Stelle des Loiser Tempels sieht jetzt
das Gasthaus zur „Weißen Rose“. Damals aber gehörten alle Häuser nebenan den Juden, und
hieß diese Gasse (bis um 1885 auch Judengasse. Mit dem Tempel war
ein Haus verbunden, das unterirdische Kammern hatte, wo die Juden
geheime Sachen getrieben haben sollen. - Einmal sollen sie in die
Brunnen Pestgift gegeben haben, sodaß dann ein großes Sterben in
Langenlois entstanden ist. Ganze Häuser wurden menschenleer und
die Sachen darin konnten die Juden umsonst oder um billiges Geld von
den verzweifelten Christen erhalten. Später sind diese über die Juden
hergefallen, haben sie vertrieben und ihre Häuser angezündet.
Hernach sind aber die Juden doch wieder nach Langenlois
gekommen.
Aus F. Kisslings „Frau Saga“, 5, Reihe, Seite 21, Nr. 21. |
510 DER FÜRCHTERLICHE BRATEN
Als einst der Dreißigjährige Krieg in unserer Heimat wütete, kam
einmal ein Soldat, der durch Groß-Motten nach Krems reiten wollte,
an einem Hause vorbei, aus dem es herrlich nach Braten roch. Da er
großen Hunger hatte, trat er in dieses, um ein gutes Essen zu erbitten.
Als er aber in die Stube kam, aus der der Geruch quoll, sah er mit
Entsetzen Bauer und Bäuerin halb verbrannt am Boden liegen.
Zwischen beiden saß ein weinendes Kind. Da ergriff den rauhen
Krieger großes Mitleid mit dem verwaisten Kinde. Er hüllte es in
seinen großen Soldatenmantel, da es gerade Winterszeit war, und
brachte es fort in das Nachbarsdorf. Hier übergab er es einem Bauern
zur Pflege. Was seine unbarmherzigen Kameraden verschuldet hatten,
hatte er teilweise gutgemacht.
Aus „Frau Saga“, 3. Reihe, Seite 44, Nr. 39. |
511 DIE ALTEN ZIEGELSCHLÄGER
Auf der Straße von Kammern nach Langenlois bemerkt man beim
Vorbeigehen auf den Äckern zur Rechten im Gelände eine alte
Uferböschung des Kamp, der Äcker anliegen, welche einen durch
Asche heller gefärbten Ackerboden aufweisen. Hier fand man einst
viele zerschlagene Tongefäße, Tierknochen und andere
Scherbenreste. Als diese zum Vorschein kamen, erzählte das Volk,
daß hier einst ein alter Ziegelofen gewesen sei und die gefundenen
Tonkrüge Kochgeschirre der alten Ziegelschläger gewesen seien, die
auch ihre abgenagten Knochen daselbst liegengelassen hätten.
Nach F. Kisslings „Frau Saga“, 6. Reihe, Seite 72, Nr. 110. (Vorzeitliche Siedung!) |
512 DIE HÜGELGRÄBER VON OBERBERGERN
Im Volksmunde führt eine Örtlichkeit bei Oberbergern den Namen
„Zu den sieben Gräbern“. Von dieser Stelle in der Landschaft erzählt
man nachstehende Sage. |
2. Erzählform: Sieben Ritter kämpften um eine minnigliche Maid an diesem Orte. Sie fanden aber im Kampfe alle den Tod. Hier begrub man sie auch. Ihre Begräbnisstätte benannte man mit dem Namen „Zu den sieben Gräbern“. |
3. Erzählform: Bei den „Sieben Gräbern“ wurden einst sieben Türken begraben, die man hier erschlagen haben soll.
Nach den Blättern des Vereins für Landeskunde N.F., II. Jg., 1868,
Nr. 7, Seite 100. (Vorzeitliche oder Römergräber?) |
513 DAS GOSSAMER KELTENGRAB
Einst fand man zu Gossam einen alten Grabstein aus uralter (Kelten-)
Zeit. Dieser Grabschmuck wurde als Altarstein für die Pankrazikapelle
verwendet. Er soll, wie das Volk zu berichten weiß, von einer Mutter
ihren zwei frühverstorbenen Kindern, einem Buben und einem Mädel,
gesetzt worden sein.
Nach Topographie, NÖ., III. Bd., Seite 597. |
514 DIE ÄLTESTE GOSSAMERIN
Die Gossamer erzählen, daß die älteste Frau Gossams siebentausend
Jahre alt sei. – – – Man hatte sie einst nahe am heutigen Bahndamm
begraben, wo man ihr Gerippe nunmehr gefunden hat.
Nach F. Kisslings „Frau Saga“, 6. Reihe, Seite 41. Nr. 49. (Keltenzeitlicher Fund!) |
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