Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 8

Versunkene Schätze
Heft Nr. 8 (Doppelheft)

Teil 5

von Sage 263 bis Sage 272



263

DER SCHATZ IN DER MISTGRUBE

    In der Mistgrube der Kremser Burg erschien in früheren Zeiten stets ein Lichtlein, das dortselbst unruhig hin- und herschwebte. Die Bewohner vermuteten, daß dieses einen verborgenen Schatz anzeige, der an der Stelle der Lichterscheinung vergraben sei.


Volksüberlieferung.

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264

DER SCHATZ IM FALKENBERG

    Einst hausten auf dem Falkenberger Schlosse zwei Raubritter, die große Schätze aus ihrem Raubgut anhäuften, die sie ihrer Schwester zur Hut übergaben. Als der Feind die Burg zerstörte, wurde der Schatz samt seiner Hüterin verschüttet, die im Angesichte der Schätze verhungern und verdursten mußte. Darum liegt noch heute der Schatz im Schlosse ungehoben.


Aus Kisslings „Frau Saga“, 5. Reihe, Nr. 148.

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2. Erzählform:

    Ein Hirtenknabe, der einst auf dem Burgberge zu Straß seine Herde hütete, fand vereinzelte Geldstücke im Geröll der Ruine Falkenberg. Einige Tage später hörte er eine Frauenstimme, die ihm reiche Schätze versprach, wenn er sie erlösen würde. Er dürfe aber weder Furcht noch Neugierde zeigen. Er gelangte in einen finsteren Gang. Da überkam ihn aber Angst und Neugierde. Als er sich trotz des Verbotes umsah, wurde er niedergeschlagen und verfiel in Bewußtlosigkeit. Der verheißene Schatz war so für ihn verloren, denn er hatte auch der unerlösten Seele nicht Erlösung verschafft.


Aus Kisslings „Frau Saga“, 5. Reihe, Nr. 149.

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3. Erzählform:

    Ein dem Suffe ergebener Knecht fand einst auf Burg Falkenberg zu Straß ober der verfallenen Ringmauer Geldstücke, die er in seinem Leichtsinn vertrank. Des anderen Tages fand er abermals drei Geldstücke. Als er sie vom Boden aufgelesen hatte, fragte ihn eine Frauenstimme, was er mit dem gefundenen Gelde an guten Werken vollbracht habe. Er gab eine freche Antwort und erhielt daraufhin viele Schläge von unsichtbarer Hand, sodaß er sich heimschleppen mußte. Nach wenigen Tagen war er spurlos verschwunden.


Aus Kisslings „Frau Saga“, 5. Reihe, Nr. 150.

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265

DER SCHATZ DER DREI JUNGFRAUEN

   Im Schwedenkriege wurden im alten Schlosse zu Straß Schätze vergraben. Drei verwünschte Jungfrauen müssen sie bewachen. Diese waschen sich oft bei Nacht ihre weißen Gewänder. Oft zeigt sich auch ein schatzkündendes Licht. Hirten fanden oft Geldstücke, die aber, leichtsinnig ausgegeben, dem Finder kein Glück brachten.


Aus dem Jahresbericht des Gymnasiums Krems. 1869. Aufz. und Gew.: K. Landsteiner.

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266

DIE GOLDGRUBE

    Auf dem Gipfel des Waxenberges, dem Göttweigerberge gegenüber, befindet sich eine große, tiefe Grube, dievon den Leuten die „Goldgrube“ geheißen wird. Sie ist heute zum Teile mit Steinen ausgefüllt. Man erzählt von dieser Örtlichkeit, daß an dieser Stelle reiche Schätze im Boden lagern, die um die Mitternachtsstunde der Mettennacht sichtbar werden und gehoben werden können.

    Einmal soll ein Weib mit seinem Kinde dahingegangen sein. Sie sah in der Dunkelheit die Schätze schimmern. Das Gleißen des Goldes machte sie so habgierig, daß sie ihr Kind an den Grubenrand setzte und in die Grube stieg, um von den Schätzen zu nehmen. Sie füllte ihre Schürze und trug die Kleinodien abseits. Sie wollte abermals in die Grube steigen, um noch mehr vom Golde zu heben. Doch da war der Schatz verschwunden. Als sie nach ihrem Kinde Ausschau hielt, war auch dieses nicht auffindbar. Die Mutter war untröstlich und wurde an den eingeheimsten Schätzen nicht froh. Als sie in der Mettennacht des nächsten Jahres abermals zur „Goldgrube“ eilte, fand sie ihren Liebling am Grubenrande sitzen. In seinem Händchen hielt das Kind einen goldenen Apfel und es lächelte der Mutter entgegen. Froh, ihren größten Schatz wieder gefunden zu haben, eilte sie mit dem Kinde heimwärts.


Aufz. und Gew.: Karl Landsteiner. Aus dem Jahresbericht des Kremser Gymnasiums 1869, Seite 50/51, u. Kisslings „Frau Saga“, 4. Reihe, Nr. 57.

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267

DIE SCHATZGRUBE

    Vor langer, langer Zeit spielten einst Bauernkinder in der Sommerau bei Furth. Während ihre zu hütenden Ziegen und Kühe das saftige Gräslein rupften, trieben sich die Kinder im lustigen Spiel auf dem Berge herum. Da sahen sie plötzlich ein Leuchten und Funkeln im Gerölle. Sie sammelten die gleißenden Dinge, um sie heimzutragen. Sie glaubten, glühende Kohlen in Händen zu halten. Da erhob sich plötzlich ein fürchterlicher Sturm, der sie über den Hang hinunterzuwerfen drohte. Doch trotz ihrer großen Angst hielten sie die glänzenden Dinge fest in Händen. Da erstrahlte mit einem Male ein heller Schein und eine liebliche, schöne, weiße Frauengestalt stand vor ihnen. Diese verwandelte die Kohlenstückchen in pures Gold. Aus dem Jahresberichte des Kremser Gymnasiums 1869. Seite 50/51. Aufz. und Gew.: Karl Landsteiner u. F. Kisslings „Frau Saga“, 7. Reihe, Nr. 168.

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268

DER SCHATZ IM JUDENHAUS

    Als im Jahre 1470 das Bürgerspital mit der Martinskirche zu Krems, die sich vordem außerhalb der Stadt befand und viele Jahre vorher von den Hussiten zerstört worden war, an der Stelle, wo sie jetzt steht, erbaut wurde, brach man mehrere kleinere Häuser, die früher Juden gehörten, ab. Dabei stieß man auf einen Schatz in einem Gefäß aus Zinn, in dem sich Goldstücke und sechshundert Silbergulden befanden. Die Zinnbüchse mit dem Golde lieferte man dem Kaiser ab, der auch zwei Drittel des Silberschatzcs begehrte. Den Rest des Silbers verwendete man zum Bau der Kirche.


Aus F. Kisslings „Frau Saga“, 4. Reihe, Nr. 125.

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269

DIE WASSERMANDELGRUBE

    Wo der Abkürzungsweg von Emmersdorf nach Mödelsdorf führt, befindet sich neben dem Marterl im Walde eine tiefe Grube. Hier grub man einst nach Schätzen. Zwei Männer hatten in Erfahrung gebracht, daß man an diesem Orte, und zwar in einer Vollmondnacht, einen vergrabenen Schatz heben könne. Sie zogen deshalb in einer Vollmondnacht, als der Mond sein silbriges Licht über die Landschaft goß, hinaus in den Wald, um den Schatz zu heben. Sie hatten schon eine tiefe Grube gegraben, da stießen sie auf eine eiserne Truhe, die großes Gewicht hatte. Sie mühten sich sehr, doch wollte ihnen das Heben nicht gelingen. Einer hielt vom andern, daß er zu wenig sich mühe und einer rief: „Heb auf!“ Kaum waren die Worte über seine Lippen gelangt, fiel die Schatztruhe zurück und hundert Klafter tiefer in den Boden, ein großes Loch hinterlassend. Mutlos über ihren Mißerfolg kehrten die beiden Männer heim.

    Da die Kinder gerne ihr Wassermandlspiel in dieser Grube vollführten, nannte das Volk, ob groß oder klein, die Grube die „Wassermandelgrube“.


Gew.: Ertl Maria, Mödelsdorf. Aufz.: Franz Ertl, 1952.

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270

DER SCHATZFELSEN

    An der Straße, welche von Rossatzbach nach Oberbergern führt, ragen im Windstalgraben Felsen empor, von denen sich einer in der Mettennacht um die Mitternachtsstunde öffnen soll. In dieser Wand befindet sich eine tiefe Höhle, die voll Gold und Edelgestein ist. Diese Höhle kann aber nur der sündenreine Mensch betreten. Hier kann er nach Herzenslust einheimsen, was sein Herz begehrt, nur muß er, bevor er nach den Schätzen langt, diese mit Weihwasser besprengen. Wenn aber die erste Morgenstunde vom Turme ertönt, schließt sich die Felswand wieder. Wer nicht rechtzeitig die Höhle verläßt, wird eingeschlossen und muß im Berge verbleiben.


Gew.: Moser Robert, Rossatz. Aufz.: 1930 durch, Dr. H. Plöckinger.

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271

DIE GELDWAND

    Vom schönen Windstalgraben bei Rossatzbach zweigt das im Volksmunde als „Goaßtalgraben“ bezeichnete Seitental ab. Eine in diesem Tale aufragende Felswand heißt die „Geldwand“, da hinter ihr Schätze verborgen sein sollen, welche nur während der Christmette oder der „Passion“ am Karfreitag sichtbar werden. Man erzählt von Bottichen voll Silbergeld. Von dieser Geldwand, die sogar ein Schlüsselloch auf weist, werden mehrere Sagen erzählt.

    Einmal kam ein Weib mit seinem Kinde dahin, sah die Schätze, nahm sich eine ganze Schürze voll und eilte damit heim. Auf das Kind hatte sie in ihrer Geldgier ganz vergessen. Zu Hause entdeckte sie in ihrer Schürze nur Mist, Kot, Kohle, Streu und dergleichen. Die enttäuschte Frau wurde sich jetzt erst bewußt, daß das Kind bei der Geldwand zurückgeblieben sei. Sie lief sofort zurück, allein dieses und alle Schätze waren verschwunden. Als das Weib im nächsten Jahre um dieselbe Zeit zur Felswand kam, war das Kind wieder da. Auf die Frage, wo es gewesen sei, antwortete es: „Bei einer schönen Frau, die mir zu essen gab.“


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2. Erzählform:

    Ein anderes Jahr sind zur gewissen Zeit drei Männer gegen die Geldwand gegangen, unter welchen einer eine rote Haube auf dem Kopfe hatte. Auf diese Männer kamen die bösen Geister zu, von denen einer sagte: „Nehmen wir halt den“. Er wies dabei auf den Mann mit der roten Haube. Dieser aber schrie: „Ja, warum denn gerade mich?“ Im Nu war darauf der Spuk aus. Jener hätte nichts reden sollen, dann würde er die Bekanntschaft mit den Geistern gemacht haben.

    Gegen diese konnte man sich nach der Ansicht alter Leute auch sichern, wenn zu der unheimlichen Wand ein Rosenkranz oder andere geweihte Gegenstände, selbst Semmelbrösel, hingetan würden.

    Einstens sei aus ihr sogar ein Geistlicher herausgewandelt gekommen.


Aus Dr. H. Plöckingers „Sagen der Wachau“, Seite 73, Nr. 65. Gew.: P. Clemens Mück, Pfarrer in Rossatz und Leopold Graf, Dürnstein. Aufz.: 1926 durch Muck und Rud. Riedel, Dürnstein

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272

DIE GOLDENEN APOSTEL

    In einer geheimen Kammer des Stiftes Göttweig haben die Benediktiner ihre goldenen Apostel, deren Bärte immer nachwachsen. Nur der Abt, Prior und Kämmerer kennen das Versteck und diese steigen in der Johannisnacht alljährlich zu den Aposteln hinab und scheren ihnen den goldenen Bart. Es heißt, daß jetzt nur mehr elf Aposteln da seien. In einer bedrängten Zeit mußten die Stiftsherren einen Apostel „versilbern“ und das soll der Judas gewesen sein.


Aus Mailly „N.Oe. Sagen“ 226.

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2. Erzählform:

    Tief drinnen in den unterirdischen Gängen und Höhlen des Göttweigerberges hausten die zwölf goldenen Aposteln, denen alljährlich die Bärte geschoren wurden, welche ihnen aber wieder nachwuchsen. Die Mönche schnitten mit einer Schere die Barthaare und nahmen das schwere Gold nach oben. Dieser Reichtum ermöglichte ihnen ein sorgloses, gutes Leben. Auch der Wohlstand des Stiftes wuchs von Jahr zu Jahr, sodaß man ihm den Beinamen „Zum klingenden Pfennig“ gab. Eines Tages wollten der Abt und Prior wieder die Goldhaare scheren, doch fanden sie die goldenen Jünger Christi nicht mehr in ihrem Gelaß. Sie waren verschwunden und blieben es bis heute.


Gew.: Tiefenböck, Furth. Aufz.: Ingrid Edlinger, Furth, 1953.

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3. Erzählform:

    Ein angesehener Maurermeister des Marktes Furth, der zugleich Kastner des Stiftes Göttweig war, wurde als besonderer Vertrauensmann einst in der Johannisnacht mit Maurerzeug in das Kloster hinauf berufen. Oben gingen der Abt, der Prior und der Stiftssenior mit ihm in den Keller, verbanden ihm dort die Augen und führten den Meister dann lange in schmalen Gängen herum. Endlich nahm man die Binde ab. Er sah sich nun in einem ganz aus dem Felsen gehauenen Raume, der nach seiner Vermutung tief im Innern des Berges gelegen sein mußte. An der einen Seite war eine vermauerte Türöffnung, welche er aufzubrechen hatte. Nun trat man in eine Felsenkammer, in der zwölf Apostelstandbilder aus purem Golde aufgestellt waren. Die Stiftsherren zählten sie, besahen sie genau und schoren ihnen die Bärte. Nachdem die goldenen Haare sorgsam verwahrt waren, mußte der Maurer die Kammeröffnung durch genaues Verputzen wieder von außen ganz unkenntlich machen. Hierauf wurden ihm abermals die Augen verbunden und nach langem Hin- und Herführen gelangte er mit den Herren ans Tageslicht. Lange Zeit stieg der Maurermeister alljährlich mit hinab zu den goldenen Aposteln. Jedesmal gab es reichen Ertrag, da die goldenen Bärte stets nachwuchsen. Anläßlich des Klosterneubaues mußte allerdings ein Apostel ganz „versilbert“ werden, da sehr viel Geld gebraucht wurde, das Scheren der übrigen brachte aber noch immer Geld genug in das Stift ein.


Aus Dr. H. Plöckingers „Sagen der Wachau“, Seite 90, Nr. 85. Gew. Franz Pfannl, Krems. 1920.

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4. Erzählform:

    In einer Schatzhöhle im Innern des Göttweigerberges, die durch einen Geheimgang zugänglich ist, stehen zwölf Apostelstandbilder in Lebensgröße. Diese sind aus purem Golde. Alljährlich steigen der Stiftsabt und der alte Schatzmeister in die Schatzhöhle und scheren den „Zwölfpoten“ den Goldbart, der immer übers Jahr wieder nachwächst. Davon wurde einst in schwerer Notzeit ein Apostel im Schwedenkriege verkauft, daher sollen es heute nur mehr elf sein. Aus dem geschorenen Goldhaar münzt man immer Goldgeld, das jede Not behebt. Vom Schatzort weiß nur der jeweilig älteste Stiftsherr Bescheid. Bevor der ältere von den beiden Mönchen stirbt, muß er unter einem heiligen Eid vom Schatzort Mitteilung machen. Zu gewisser Zeit gehen alljährlich die Schatzkundigen zur nächtlichen Zeit ohne Wissen der anderen Stiftangehörigen in den Berg, verrichten zuerst im Schatzgewölbe ihre Andacht und scheren hierauf den Aposteln den Bart.


Aus Kisslings „Frau Saga“, 6. Reihe, Nr. 31, 7. Reihe, Nr. 15.

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Diese Seite wurde am 4. Januar 2005 erstellt.