Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 7

Burgen und Ritter
Heft Nr. 7 (Doppelheft)

Teil 4

von Sage 174 bis Sage 186



174

DES UNGARNKÖNIGS BURG ZU STEIN

   Als einst der Ungarnkönig die Stadt Stein eroberte, gefiel es ihm zu Stein so gut, daß er sich die heute noch in ihren Ueberresten vorhandene Burg innerhalb der Stadt Stein erbaute. Wie in jeder Burg, finden sich auch in der zu Stein „Geheime Gänge.“ So soll einer, der durch eine tiefe Felskluft zugänglich ist, bis nach Burg Aggstein führen. Der Gang soll aus der Zeit Schreckenwalds stammen, der ungesehen durch diesen Gang von einem Donauufer zum andern gelangen konnte.


Aus Kießlings „Frau Saga“ 5. Reihe Seite 56 Nr. 75.

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175

DAS VERLIESS AUF BURG DÜRNSTEIN

   Im höchstgelegenen Hofe der Burg Dürnstein birgt ein Fels einen aus Stein gemeißelten Raum, der der Sage nach das einstige Verließ der Burg darstellen soll, in dem auch Richard Löwenherz gefangengehalten worden sein soll. Eine schwere Eisengittertür schließt den Raum ab.


Aus dem Volksmund

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176

WARUM BURG DÜRNSTEIN ZERFÄLLT

   Als man einst die Felsenburg Dürnstein erbaute, soll der Erbauer bei der Bereitung des Mörtels nicht, wie es damals üblich war, Wein, sondern nur gewöhnliches Wasser verwendet haben. Darum verfällt der Dürnstein, Hartenstein aber hält.


Aus dem Volksmund.

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177

BURG UND STADT DÜRNSTEIN

   Von der Burgfeste Dürnstein sollen unterirdische, in Fels gemeißelte Gänge zur Stadt, und weiter bis zur Donau hinabführen.


Aus dem Volksmund.

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178

DER MÖNCHSFELSEN AM
SCHLOSSBERG

   Am Wege zur Burg Dürnstein steht am Schloßbergsteig ein Felsgebilde, das ein versteinerter Mönch sein soll, wie seine Formen erkennen lassen.


Gew.: Jos. Maurer d. Ae. Dürnstein. Aufz. Riedel Rudolf, Dürnstein.

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179

DIE WEISSE FRAU AUF
DÜRNSTEIN

   Auf der alten Bergfeste Dürnstein steht an der Westseite eine zu Stein gewordene „Weiße Frau“, die, in einen Mantel gehüllt, Ausschau hält. In stürmischen Nächten soll sie ein wehmütig Lied singen.


Aus dem Volksmund.

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180

DIE BUSSE DER RITTER

   Zwei Ritter hatten große Gewalttaten verübt, über welche sie spater tiefe Reue empfanden. Darum wollten sie dafür selbstauferlegte, harte Buße tun. Sie begaben sich nach Sankt Michael in der Wachau in die Kirche und verrichteten dortselbst ihre Andacht. Diese Stätte dünkte ihnen auch als der geeignetste Ort, ihre Buße zu tun. Dazu hielten sie eine Kammer bei der Kirche für sehr geeignet, die eine feste Türe hatte. Für diese ließen sie ein kunstvolles Schloß anfertigen und einen sehr komplizierten Schlüssel dazu machen. Als alles fertig war, wurden einige Leute vom Orte Sankt Michael gerufen. Die Ritter baten sie, daß man sie in der Kammer einschließe und den kunstvollen Schlüssel in die Donau werfe, wenn man die Türe versperrt habe. Man solle selbst dann nicht öffnen, wenn auch darum von ihnen gebeten, geschrieen und gejammert werde. Die bußfertigen Ritter gingen nun wirklich in die Kirchenkammer, die daraufhin versperrt wurde. Getreulich warfen die Michaeler den Schlüssel in die Donau. Nach einigen Tagen hörten die Kirchenbesucher schon flehentliche Bitten der Eingeschlossenen, die Türe wieder aufzusperren. Man tat es dem Gebote getreu nicht. Später war lautes Klagen zu hören, dann gräßliches Schreien und Brüllen und schließlich Stöhnen, das nach einigen Tagen auch verstummte. Viele Jahrzehnte später wurde die geheimnisvolle Kammer doch geöffnet und darin fanden sich zwei vertrocknete menschliche Leiber. Da erinnerte man sich jener beiden Büßer und brachte ihre Leichname in die Karnerkapelle neben der Kirche, wo sie heute noch als Mumien zu sehen sind.


Gew.: Elisabeth Hofmann, Krems. Aufz.: Dr. H. Plöckinger, Krem". 1953.

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181

DER SCHLOSSGEIST VON
HINTERHAUS

   Ober Spitz bewacht den Eingang des Spitzergrabens die alte Kuenringerburg Hinterhaus. Hier saß zur Zeit Rudolfs v. Habsburg der tapfere und kaisertreue Kuenringer Heinrich der Eiserne. Dieser war mit Adelheid v. Feldsberg verheiratet, die ihm aber nach kurzer Ehe verstarb. Schon wenige Monde nach dem Tode seiner jungen Gemahlin heiratete er bereits wieder. Das Volk, welches der hilfsbereiten und milden Frau des Ritters sehr zugetan war, hielt Heinrichs Beginnen nicht für richtig, gedachte mit Trauer der Toten und zürnte dem Ritter ob seiner Lieblosigkeit. Die Bewohner des Tales sahen im Geiste immer wieder die tote Schloßherrin vor sich und erzählten:

   Seit der Zeit der zweiten Verehelichung des eisernen Heinrich ging es auf der Burg Hinterhaus nicht mehr mit rechten Dingen zu. Alljährlich erschien in der Todesnacht der Schloßherrin eine Gestalt in schneeweißem Totenkleid und zeigte sich in den Fenstern. Von dort winkte sie mit ihrer weißen Totenhand, als wollte sie ihren einstigen Gemahl heranwinken. Da starb der Schloßherr. Der Tod des Kuenringers wurde vom Volke als die Strafe angesehen, die Heinrich v. Kuenring von Gott für seine Hartherzigkeit empfing. Noch heute spukt es der Sage nach in der Burgruine und besonders in der Todesnacht des Kuenringers, wenn der silbrige Mond die Burgtrümmer in geisterhaftem Licht erstrahlen läßt, kommt Frau Adelheid und winkt aus den öden Fensterhöhlen des Schlosses. Die alte Wimmerin im Erlaahofe zu Spitz sah einst, so behauptete sie, Frau Adelheid selbst, als sie verspätet vom Walde heimkehrte. Die Schloßfrau soll immerzu gejammert haben: „Nit ein Jahr! Nit ein Jahr!“

   Arge Zweifler vermeinen zwar, es sei das geisterhafte Spiel des Mondes und das Raunen des Windes gewesen, welche die Wimmerin narrten.


Aus J. Widmer, „Wachausagen“, Seite 61, entnommen. Dr. H. Plöckingers „Wachausagen“ Nr. 40, Seite 50 „Frau Saga“ 7. Reihe Nr. 172

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182

DER RITTER UND DIE
MUTTER GOTTES

   Ein Ritter, der auf dem Jauerling seine Burg besaß und von seinen Feinden arg bedrängt wurde, war darüber von schwerer Sorge erfüllt. Als er einmal einige Stunden erquickenden Schlummers fand, träumte er, daß Maria an seinem Lager stünde. Als er erwachte, fand er auf seiner Bettdecke wunderliebe, kleine Marienbildnisse. All diese Geschehnisse sah er als Hinweis an, wohin er sich in seiner Not wenden solle. Obwohl er protestantischen Glaubens war, eilte er, zur sechsfingrigen Maria nach Maria Laach am Jauerling oder zu „Maria im Gebirge“, wie es früher geheißen wurde, und bat sie um ihren Beistand im Kampfe gegen seine Feinde. Da überkam ein sonderbares Gefühl der Sicherheit den Ritter. Er zog mutig in die Schlacht und blieb Sieger. Maria, die Gottesmutter, hatte seine Bitte erhört und ihm durch ihre Fürbitte in seiner gerechten Sache den Sieg verliehen. Der Ritter dankte der „Lieben Frau von Maria im Gebirge“ aus vollem Herzen.


Nach Kißlings „Frau Saga“ 2, Reihe, Seite 17 Nr. 14.

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183

DIE TODBRINGENDEN LILIEN

   Der mächtige Ritter Hadmar von Kuenring liebte neben dem rauhen Handwerk des Kriegers die Schönheit der Blumen. Er sah es sehr gerne, wenn sich seine Gattin mit Blumen und edlem Gestein schmückte, und er bat sie immer und immer wieder, herrliche Blumen zum Kranze zu winden, damit sie sich mit diesen bekränze. Eines Tages war aber die holde Frau sehr traurig und wollte von nun ab keine Blumen mehr in ihr Haar flechten, denn ein böser Traum hatte ihr kundgetan, daß ihr Gemahl durch prächtige Lilien Unglück haben und sogar dadurch den Tod erleiden werde. Als Hadmar ihre Traurigkeit wahrnahm, frug er nach deren Grund. Seine Gemahlin teilte ihm nun den furchterregenden Traum mit und sagte, daß sie aus Liebe zu ihm nie mehr Blumen zum Schmucke haben wolle. Hadmar wollte aber die herrlichen, schmückenden Blüten nicht missen und bat sie innig, den Traum nicht ernst zu nehmen, denn Blumen könnten doch kein Ungemach über ihn bringen. Doch nur zu bald sollte dennoch das im Traum vorgeahnte Unglück über ihn kommen. Und das kam so: Hadmar war dem Landesherrn, Herzog Friedrich, grimmig feind. Er störte diesem zum Trotz Handel und Landfrieden. Vor allem die Schiffsherren auf der Donau mußten oft die ungestüme Hand des Ritters von Aggstein und Dürnstein fühlen, wenn er ihre Schiffe samt Fracht plünderte und hohe Freigabegelder begehrte. So trug es sich auch zu, daß eines Tages ein reich beladenes Kauffahrtsschiff vor dem Aggstein zum Anlegen gezwungen wurde. Willig war es dem Befehl gefolgt, doch widersetzte sich der Kaufmann der Auslieferung der mitgeführten Ware. Durch diese Weigerung veranlaßt, kam Hadmar selbst auf das Schiff, um die Beute zu besehen. Da gewahrte er einen herrlichen Gürtel, auf dem drei Lilien aus Perlen gestickt waren. Er nahm ihn an sich und versuchte ihn anzulegen, doch zu seinem Befremden glitt das fremde Schiff vom Ufer immer schneller in den Strom. Seine Mannen standen am Ufer und konnten ihrem Herrn nicht helfen; er wurde von Kriegern des Herzogs, welche das Schiff begleitet hatten, überwältigt und gefangen genommen. Hadmar, der starke Ritter, war einer List des Herzogs erlegen. Er wurde vor des Herzogs Gericht gestellt, verurteilt und erlitt den Tod. Drei Lilien waren ihm zum Verhängnis geworden. Des Weibes Traum war Wirklichkeit geworden.


Entnommen dem Volkszeitungskalender 1933.

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184

DER ÜBERLISTETE RAUBRITTER

   Als sich die Kuenringer gegen den Landesherren erhoben, seufzte das ganze Land unter den Räubereien und Gewalttaten, die sie verübten. Sie zerstörten und verbrannten selbst die Städte Krems und Stein. Durch eine eiserne Kette sperrte Hadmar unter der Burg Aggstein die Donau und plünderte die vorbeiziehenden Schiffe. Noch jetzt heißt die Ruine der Warte zwischen Schönbüchl und Aggsbach, wo das Horn seiner Wächter die nahenden Schiffe verkündete, das Blashaus. Lange trieben sie ihre Gewalttaten. Endlich machte Friedrich der Streitbare der Willkür der Burgherren auf dem Aggstein ein Ende. Mit Friedrich im Einvernehmen begab sich der Wiener Kaufmann Rüdiger, der wiederholt von den Kuenringern ausgeraubt worden war, nach Regensburg, rüstete dort ein stattliches, starkes Schiff aus, in dessen unterem Raum sich dreißig Reisige verbargen,und fuhr mit einer großen Warenladung die Donau herunter gegen Wien. Das Schiff wurde bei Aggstein angehalten und die Kunde von der reichen Beute lockte Hadmar selbst hinab zum Strom. Kaum war er an Bord gestiegen, so stürzten die Bewaffneten hervor und nahmen ihn gefangen. Das Schiff stieß zugleich vom Lande ab, während die Bogenschützen und Schleuderer die nachsetzenden Knappen des Raubritters abwehrten. Hadmar wurde nach Wien gebracht und Aggstein von Friedrich erstürmt und zerstört. Leben und Freiheit wurden zwar den Hunden geschenkt, doch mußten sie Geiseln stellen.


Aus Mailly, nö. Sagen Nr. 236.

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185

DIE HUNDERITTER

   Seit vielen Jahrhunderten sind die Burgen zu Dürnstein und Aggstein zerfallen. Einst hausten dort Ritter mit ihren Knappen, die oft Reisende überfielen, die nicht gleich ihnen gesinnt waren. Man fürchtete sie wie Hunde gefürchtet werden, die Menschen anfallen. Man nannte sie daher auch Hunderitter. Ein solcher besaß Aggstein. Er plünderte auch vorbeifahrende Schiffe und nahm Kaufleute gefangen. Die Seelen der Ritter finden keine Ruhe und ihre Geister treiben noch im zerfallenen Gemäuer der Burgen ihr Unwesen. Man hört sie wie Hunde heulen.


Nach Kißlings „Frau Saga“ 6. Reihe, Seite 64 Nr. 90 und A. Schmidl, Ausflüge in die Umgebung Wiens bis auf 20 Wegstunden Umkreis.

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186

SCHRECKENWALDS ROSENGARTEN

Rosengarten ist's geheißen,
Doch vieldeutig klingt das Wort,
Nur die dornig wilden weißen
Todesrosen blühen dort.
Mancher stand hinausgestoßen,
Auf der Kuppe steilem Rand,
Bis ihn Sturm und Wettertosen
Und der Hunger übermannt;
Mancher, seine Qual zu kürzen,
Zog den Sprung zur Tiefe vor,
Wo zerschellt in jähem Stürzen
bald sich sein Gebein verlor.

Vikt. v. Scheffel.

   Unterhalb Melk, in Oesterreich, auf dem hohen Aggstein, wohnte vor Zeiten ein furchtbarer Räuber, namens Schreckenwald. Er lauerte den Leuten auf, und nachdem er sie beraubt hatte, sperrte er sie oben auf dem steilen Felsen in einen engen, nicht mehr als drei Schritte langen und breiten Raum, wo die Unglücklichen vor Hunger verschmachteten, wenn sie sich nicht in die schreckliche Tiefe des Abgrunds stürzen, und ihrem Elend ein Ende machen wollten. Einmal aber geschah es, daß jemand, kühn und glücklich springend, auf weiche Baumwipfel fiel und herabgelangte. Dieser offenbarte nun nach vollbrachter Rettung das Raubnest und brachte den Räuber gefangen, der mit dem Schwerte hingerichtet wurde. Sprichwörtlich soll man von einem Menschen, der sich aus höchster Not nur mit Leibes- und Lebensgefahr retten mag, sagen: „Er sitzt in Schreckenwalds Rosengärtlein.“


Aus Grimms „Deutsche Sagen“ 2. Auflage, 2. Band, 1865. Berlin. Dortselbst als Quellen angegeben: Pseleonorus Lustgarten, Straßburg, 1621, Seite 681.

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Diese Seite wurde am 20. März 2004 erstellt.