Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 7

Burgen und Ritter
Heft Nr. 7 (Doppelheft)

Teil 2

von Gedicht und
Sage 149 bis Sage 160


B U R G E N   U N D   R I T T E R


Schwarze Felsenzacken ragen
Um die Burg von Dürenstein -
Längst schon schliesen Herr und Knecht         
In Gelaß und Kammern ein.

Nur im Turme klopft und bangt
Noch ein stolzes Herz in Qual.
König Richard schauet sehnend
weit hinab auf Strom und Tal.

„Englands Herr ich! Und gefangen!
Wo die Freunde, ungezählt?“
Da - in lautlos hellem Bogen,
Sieh, ein Stern vom Himmel fällt.

„Ist's ein Zeichen“, ruft der König,
„Das der Himmel gnädig gibt?
Mags bedeuten, daß mein Hoffen
Gleich dem Stern in Nichts zerstiebt.“

Und er rüttelt freiheitsdürstend
An dem Fenstergitter sein;
San und Mörtel bröckeln leise,
Fallen rieselnd auf's Gestein . . .

A. Schroth-Ulkmar

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149

DER MÖNCH ZU KREMS

   Als die Preußen im Jahre 1866 auch in Krems mit Bangen erwartet wurden, geschah es, daß in der alten Stadtburg daselbst, dem festen Haus des Bürgers Gozzo, die Bewohner durch das Erscheinen eines gespensterhaften Kapuzinermönches in Angst und Schreck versetzt wurden. Man sah dessen unheimliche Gestalt des Nachts in einer Mauernische sitzen. Er verließ auch diesen Platz des öfteren und wandelte schlürfenden Schrittes gespensterhaft durch die Burg. Der Geist schritt in diesem Falle aus dem großen Arkadenhof und wandte sich dem kleinen, rückwärtigen Hof zu. Viele Jahre beunruhigte der geisterhafte Mönch die Bewohner, die ihn selbst noch in den frühen Morgenstunden erblicken konnten, wenn er in der Mauernische saß oder durch die Burg wandelte. Heute ist er verschwunden und keines Menschen Auge vermag ihn mehr zu erspähen, Einst hatte man mit Bangen den Kapuziner geschaut, der Unheil kündete.


Aus der nö. Landzeitung (Krems), entnommen. Gew.: Maria Spanseiler. Aufsatz Dr. H. Plöckinger, „Burgsagen der Kremser Burg.“

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150

DIE WEISSE UND SCHWARZE FRAU

   In den einst weiten Hallen und großen Gemächern der Kremser Burg trieben geheimnisvolle Frauen, gleich Nornen, ihr sonderbares Gebaren. Sie erschienen oft den Bewohnern des alten Hauses um Mitternacht. Wurde man ihrer ansichtig, war man dessen gewiß, daß in Kürze ein freudiges oder ein trauriges Ereignis über die Städte hereinbrechen würde. Je nachdem, ob sich die weiße oder die schwarze Gestalt zeigte, war man frohen Mutes oder banger Sorge. Geisterte die weiße Frau mit ihrem weißen, wallenden Kleide durch den Bau, so war man guter Dinge, denn sie kündete ein frohes Ereignis und erschien besonders hoffenden Frauen. Diese waren dann voll Zuversicht. Wallte aber die schwarzgekleidete Gestalt heran, dann kündete sie Unglück. So geschah es auch vor etwa sechzig Jahren. Zum allgemeinen Schrecken erschien der Hoffenden die Schwarze, und sie kündete wirklich Unglück, denn das neugeborene Mägdelein verstarb.


Aus der n.ö. Landzeitung (Krems) 1953. Familienüberlieferung Kunitzky und Plöckinger.

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151

DIE GEFÜRCHTETE NONNE

   Unter den Burgbewohnern der Burg zu Krems, deren Fenster in das Burggärtlein hinausgingen, war eine Frau, die ein Kindlein sich erhoffte. Plötzlich sah sie in jenem grünen Eiland des steinernen Mauergewirres der Stadt aus einer Mauer eine Nonne heraustreten und vor ihren Augen herumwandeln. Nach kurzer Zeit verschwand die Erscheinung in einer vermauerten Türe. Dieser Geist hatte die wartende Mutter in große Furcht versetzt, denn sie glaubte, es sei ihr damit Schlimmes angezeigt worden. Doch bald darauf hielt ein herziges Kindlein Einzug in der Stube der Kremser Burg, welche die Frau bewohnte.

Aus der n.ö. Landzeitung (Krems) 1954. Gew.: Maria Spanseiler.

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152

DER HERRENHUTER IN DER
KREMSER BURG

   In einem kleinen Kämmerlein, in der Kremser Stadtburg, kam eines Nachts eine geheimnisvolle Gestalt aus der Mauer, woher man schon vorher heftiges Pochen gehört hatte. Der Geist beugte sich über das Bett, welches sich in dem Zimmer befand, und klopfte die Mauer an einer bestimmten Stelle ab. Als es daraus hohl klang, nickte er zufrieden vor sich hin und verließ das Gemach. Auch in anderen Zimmern der Burg vernahm man sehr oft aus den Mauern heraus ein Klopfen, sodaß es den Bewohnern recht unheimlich wurde. Als eines Tages das Pochen besonders heftig war, zeigte sich ein Mann mit einem großen Hute, ein Herrnhuter, wie man sagte. So sah auch jener Geist aus, der einst das kleine Kämmerlein besucht hatte.


Aus der n.ö. Landzeitung (Krems) 1954. Gew.: Anna Maria Mohs, geb. Kutschera.

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153

DAS WIMMERN DER UNERLÖSTEN

   Wenn man das Totenfest „Allerseelen“" begeht, wird es auch in der alten Kremser Burg recht unheimlich. Um diese Zeit sagt man, höre man im einstigen Burgfriedhof, der an der Ostseite der Burg gelegen hatte, und heute ein recht anheimelndes Gärtchen ist, die Seelen der Unerlösten Wehklagen. Besonders um die Mitternachtsstunde wimmern sie ohne Unterlaß. Dieses Gärtlein mieden vor Zeiten die Bewohner, denn aus dem Boden dortselbst grub man viele Menschenknochen.


Aus der n.ö. Landzeitung (Krems) 1954. Gew.: Maria Gruber.

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154

DIE ROTE KATZE

   Wenn um die Mitternachtsstunde jemand den großen Hof der Kremser Burg durchreiten mußte, dann kam aus der Mauer plötzlich eine große rote Katze mit buschigem Schweif im Mondlichte herausgesprungen. Das Tier lief unheimlich schnell, sprang über große Kisten und anderes Gerümpel, das gerade im Hofe lag, in hohem Bogen hinweg und verschwand wieder in der Mauer. Alle Hausbewohner flüchteten vor dieser Erscheinung und fürchteten das Auftauchen dieses Tieres, denn damit wurde stets ein Unglück angekündigt.


Gew.: Anton Schöbinger, Krems. Aus der n.ö. Landzeitung entnommen 1954.

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155

DAS MITTERNÄCHTLICHE
KEGELSPIEL

   Oft hörte man in den alten Mauern der Kremser Burg ein Klopfen, und ein Donnerrollen, ging über die Köpfe hinweg. Einmal aber saß ein Mädchen im hübschen Turmvorbau bis spät in die Nacht bei einer Arbeit. Da vernahm es deutlich, wie im Turmzimmer ober ihm sich zwei Männer begrüßten. Es kamen noch andere dazu und lautes Gespräch wurde vernehmbar. Weiters konnte man erkennen, daß Kegel aufgestellt wurden und lebhaftes Scheiben begann. Dabei klang es so, als ob die Kugeln sich an Fußbodenbuckeln stießen oder die Kugeln Ecken hätten, und darum beim Rollen hüpften. Auch das Umfallen der Kegel war hörbar und bald darauf ein lauter Streit, der in eine arge Schlägerei ausartete. Plötzlich wurde ein Schrei ausgestoßen, dann trat Stille ein. Vergebens erkundigte man sich nach dem rätselhaften Spiel, das auch andere oft hörten, sich aber nicht zu erklären vermochten.


Gew.: Josef Kunitzky, Krems, und Karl Heinz, Krems. Entnommen der n.ö. Landzeitung. 1954.

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156

DIE GEISTERSTIEGE

   In der Burg zu Krems, die sich auf dem „Hohen Markt“" befindet, geistert es auf einer steinernen Wendeltreppe, so daß sich Kinder und furchtsame Weiber scheuten, in der Nacht diese Stiege zu benützen. Oft erschien dort die vermummte, weiße Gestalt einer Frau, die alle Furchtsamen in Angst und Schrecken versetzte. Zeigte sich der Geist, so gab es im alten Gozzohaus bald einen, dessen Tage auf Meister Heins Sanduhr abgelaufen waren. Man trug ihn aus dem alten, trauten Bau hinaus ins kühle Grab.


Aus der nö. Landzeitung (Krems) 1954. Hermine Kutschera.

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157

DER GEISTERGANG IN DER BURG
ZU KREMS

   Auch ein anderer Teil der Gozzoburg zu Krems war den Bewohnern derselben ein recht unheimliches Oertchen. Und zwar war es jenes düstere Gewölbe hinter dem großen Tore unter dem Lamm Gottes, in welchem es geisterte. Dort „ging es um“, wie jeder mit Bestimmtheit versicherte. Das Gruseln überlief den Rücken der Furchtsamen, wenn sie durch diesen Gang mußten. Die Angst beflügelte ihre Schritte.


Aus der nö. Landzeitung (Krems) 1954. Gew.: Karl Heinz.

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158

DER RAUCHENDE BURGGEIST

   Frau Stöger, die Bewohnerin des Kämmerleins an der hinteren Wendeltreppe der Burg zu Krems, hörte einst an ihrer Türe starkes Pochen. Sie bekam aber auf ihre Frage, was los sei, keine Antwort. Mutig öffnete sie die Pforte, vor der eine große, dunkle Gestalt stand. Rasch schlug die Tapfere wieder die Türe zu. Darauf hörte sie etwas die Stiege hinabpoltern und von ihrem Fenster aus sah sie dann im kleinen Hofe eine Gestalt mit großem Hute und mit einer brennenden Pfeife im Munde. Weil das unheimliche Wesen immer zu ihrem Fenster heraufstarrte, getraute sich die Frau nicht, das Bett aufzusuchen. Andere sahen diesen Geist gleichfalls, wie er stets seine brennende Pfeife im Munde hatte. Ein unerlöster Geist soll es gewesen sein.


Aus der nö. Landzeitung (Krems) 1954. Gew.: Anna Hollitsch.

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159

DER TODESSCHREI VON DER
BURGSTIEGE

   Auf der alten Stiege, die zur Kremser Stadtburg hinaufführt und sich zwischen den Häusern Nummer 29 und 31 der Unteren Landstraße zu Krems befindet, hört man zeitweise des Nachts, besonders wenn es sehr stürmisch ist, unheimliche Laute. Sie gleichen einem Trippeln von eiligen Füßen, einem Seufzen, Stöhnen und Wehklagen, einem Todesschrei und dem Kommen und Gehen schwerer Schritte, sowie Waffengeklirr. Mit dem verzweifelten Todesschrei endet dieser Spuk zu mitternächtlicher Stunde, den manche Bewohner der Umgebung mit Bestimmtheit gehört zu haben schwören. Man schreibt diese unheimlichen Erscheinungen den Seelen jener Menschen zu, die einst zur Zeit der Judenverfolgung in der Stadt Krems im Jahre 1349 ihr Ende fanden. Seit dieser Zeit finden die Seelen der Getöteten keine Grabesruhe und irren ruhelos an der Stätte ihrer Todesnot herum.


Gew.: J. B. Klingohr, Krems. 1932

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160

DER SCHLOSSBERGGEIST VON
STEIN

   Vor manchem Jahr hörten die Anwohner des Schloßberges zu Stein an der Donau aus dem Innern des Schloßberges ein unheimliches Pochen zu mitternächtlicher Stunde. Die Kunde von diesem Ereignis lockte viele Neugierige an und auch sie vernahmen den nächtlichen Spuk. Man hörte ein Pochen, das sich oft wiederholte. Man fand jedoch die Ursache der Erscheinung nicht. Wie gekommen, verschwanden die Geräusche wieder und die Anwohner hatten ihre Ruhe, die sie so lange entbehrt hatten.


Aus „Frau Sage“ 6. Reihe, Nummer 37, Seite 35.

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Diese Seite wurde am 20. März 2004 erstellt.