Titelseite Geschichte und Sagen des Kremser Bezirkes, Heft 4

MUTTER DES HERRN
Heft Nr. 4 (Doppelheft)

Teil 1

von Lied und
Sage 148 bis Sage 154


M U T T E R   D E S   H E R R N

Glorwürdige Königin, himmlische Frau
Milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o wende voll seliger Ruh,
Deine barmhergigen Augen uns zu!

Mutter der Gütigieit, Mutter des Herrn,
Über den Himmel weit leuchtender Stern!
Wende, o wende, o weiseste Führerin Du,
Deine barmhergigen Augen uns zu!

Mutter in Todesnot, Mutter des Lichts,
Wenn uns die Hölle droht, fürchten mir nichts.
Wendest Du führend zur seligen Ruh',
Deine barmherzigen Augen uns zu.

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Maria Langegg


148

DIE GRÜNDUNG VON MARIA LANGEGG

    Als einst das Töchterlein des Oberamtmannes der erzbischöflich-salzburgischen Herrschaft zu Arnsdorf und Traismauer schwer erkrankte, bangte dessen Vater, Herr Mathias Haring, um das Leben des kaum einjährigen Kindes. Im weiten Dunkelsteinerwald reich begütert, besaß er,den Langeggerhof bei Geyersberg. Hier hielt er sich sehr gerne auf, denn die Abgeschiedenheit des Hofes ließ den besinnlichen Mann die nötige Muße, um seinen Neigungen zu leben. Er war fromm und mildtätig. In seinem Archivzimmer in Langegg besaß er ein sehr wertvolles Marienbild, vor dem er besonders in schweren Zeiten gerne zur Muttergottes um Hilfe betete. Auch die schwere Erkrankung seines Kindes veranlaßte den liebenden Vater, die Fürbitte der heiligen Maria zu erflehen. Als er in innigem Gebet vor dem Bilde betete, gelobte er, für den Fall, daß die Himmelskönigin seinem bereits aufgegebenen Kinde das Leben erhalte, als Dank auf dem Hügel, der seinem Landsitz nahe gelegen war, eine Kapelle zu Ehren der Gottesmutter zu errichten. In diese wollte er das schöne Marienbildnis stiften. Dort sollte es der öffentlichen Verehrung ausgesetzt werden. Als die flehentliche Bitte des Mannes ihre Erfüllung fand, das Kind wieder genas und zur Freude der Eltern sich entwickelte, schritt der glückliche Vater zur Einlösung seines Versprechens. Er errichtete auf der in Aussicht genommenen Stelle zu Langegg die Kapelle, in der das Marienbild aus dem Schlosse zur Verehrung ausgestellt wurde.


Aus: Dr. Plöckingers Sagensammlung (Quelle: altes Volksbüchlein eines Servitenpriesters.)

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149

DER ENTFLOHENE TÜRKENSKLAVE

    Als die Türken im Jahre 1683 Wien belagerten, streiften plündernde Tartarenhorden durch das Land und kamen auch weit donauaufwärts. Was nicht geflohen war oder sich im sicheren Verstßeck vor dem Feinde wußte, fiel diesen Mordbrennern zum ßOpfer. Viele waren schon im Lande ermordet und viele verschleppt worden. So kamen auch die Streifscharen nach Michelhausen. Dort trieb das alles vernichtende Feuer die versteckten Bewohner aus den Schutt und Asche sinkenden Häusern. Da wurden sie vom Feinde gefaßt und mit der Beute ins türkische Lager geschleppt. Die Gefangenen, unter denen auch Georgius Premauer war, wurden an die Türken um fünfzehn Reichstaler für jeden Mann verkauft. Der Türke führte sie als Sklaven in das türkische Land. Dort wurden die Armen an eiserne Ketten geschmiedet, um ihre Flucht aus der Gefangenschaft zu verhindern. Da geschah es eines Tages, daß dem Premauer die Flucht durch Losbrechen von der Eisenfessel gelang. Er kam bis zur Staat Waitzen, wo man ihn aber wieder ergriff und neuerlich in Eisen legte. Man schleppte ihn bis nach Neusatz, wo er schwerste Arbeit verrichten mußte. Da geschah es eines Nachts, daß Georg aus dein Schlafe erwachte und einen Fesselring aufgesprungen vorfand. Da kein Helfer den Liebesdienst erwiesen hatte, konnte nur ein Wunder geschehen sein. Da erinnerte sich Premauer, daß ihm hin Traume die Liebe Frau von Langegg, zu der er so oft um Hilfe gefleht hatte, erschienen war. Er sandte Lob und Dank zur himmlischen Mutter. Vom inneren Drange getrieben, bereitete er seine Flucht vor. Er löste die Kette von dem zweiten Fesselring, ließ sich an einem Heustrick über die Bastei dieser Festung hinab, und floh zum christlichen Heere in Ungarn. Diesmal kam er glücklich durch die Vorposten des Feindes zu den christgläubigen Völkern nach Parcan. Vier Tage und vier Nächte hatte er ohne Nahrung, von der Angst getrieben, seinen Weg genommen. Seine Bitte galt der Gottesmutter, die ihn sicher leitete und keinen Hunger verspüren ließ. Bei den kaiserlichen Truppen angekommen, wies man ihn zum Kommandanten Maximilian v. Starhemberg. Dieser ließ den Erlösten laben, befreite ihn von seinem zweiten anhaftenden Fesselring, beschenkte ihn reichlich, und entließ ihn in die Heimat. Hier angekommen, pilgerte der Mann zu seiner Retterin aus schwerster Not und opferte zu Maria Langer die eiserne Fußschelle. (12. 11. 1684).


Aus dem Buche "Hilf- und Heilsberg Langegg", erschienen 1741. Mirakel 208. Künftig abgekürzt: Heilsberg Langegg 1741, Mir. 208.

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150

VOM HÖLLISCHEN GEIST BESESSEN

    Einst kam nach Maria Langegg eine Jungfrau, welche bei der Gnadenmutter vom Heilsberg Hilfe erflehte.

    Schon viele Wochen lang wurde sie vom "Bösen Geiste" geplagt, der ihr eines Tages in der Gestalt eines schwarzen Käfers begegnet war. Wie ihre Mutter immer wieder sagte, sei dieser "Schwarze" mit der genossenen Speise in ihren Leib geraten und hätte sie nun besessen gemacht. Ihr Körper wurde immer beschwerlicher, denn der Böse äußerte sieh durch Gebärden und andere boshafte Dinge, die er durch sie den Menschen gegenüber vollführte. Auch ihre Seele geriet immer in größere Bedrängnis. Schon hatte sie an vielen Gnadenorten ihr Heil gesucht, doch hatte der Leibhaftige über sie so große Gewalt, daß er nicht aus ihrem Leibe wich. Luzifer wollte es nicht zulassen, daß die Jungfrau nun nach Maria Langegg um Hilfe wallfahre. Darum brachte man die Besessene mit Gewalt dahin. Dort angekommen, strebte sie auf den Knien dem Gnadenbilde zu und erflehte Hilfe von der Gottesmutter. Da entwich der Teufel ihrem Leibe. Die Maid war nun froher Dinge, als sie erkannte, daß der Böse über sie die Macht verloren hatte. Man glaubte ihr jedoch nicht und befahl ihr, sich nach sechs Wochen abermals am Gnadenorte einzufinden. Sechs lange Wochen war sie besessen gewesen und nun sollte sie dem Teufel abermals widerstehen und warten, bis man ihr die Befreiung wirklich glaubte. Als sie nach dieser Bewährungszeit im Gnadenorte erschien, war sie voll Freude über die Erlösung von aller Pein, die ihr der Teufel bereitet hatte. Zum Schutz vor dem Bösen erhielt sie einen Talisman, das "Schwarze Skapulier" (1723).


Aus "Heilsberg Langegg 1741"; Mir. 339.

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151

GROSSES UNHEIL VERHÜTET

    Vor mehr als zweihundert Jahren lebte in Mautern der Kaufmann Franz Xaver Suchenboth, der einen Seidenladen sein Eigen nannte, den er gemeinsam mit seiner Gemahlin Anna Ursula und einem Lehrjungen betrieb. Da geschah es einmal, daß der Lehrjunge im Laden zündelte und einen glimmenden Zündel in ein Lädlein steckte, worin er weiterglomm. Bei Nacht erwachte der Handelsmann und gewahrte Feuer in seinem Laden. Der Glimmstengel hatte bereits Warenstellen im Gewölbe in Brand gesetzt, und namenloses Unheil wäre über die Stadt gekommen, wenn nicht Suchenboth aus dem Schlafe erwacht wäre. Im Laden lagerten nämlich auch achtundvierzig Pfund Schießpulver, die zu explodieren drohten, falls sie das Feuer erreichte. Schon brannten die Gestelle nahe den Pulversäcken, da erkannte der Händler die Gefahr und gelobte Maria von Langegg eine Kirchfahrt zum Heilsberge, wenn er noch das Pulver aus dem Geschäft schaffen könnte. Man entfernte nun dieses noch glücklich aus dem Laden. Damit wurde großes Unheil verhütet. Der gnadenvollen Gottesmutter Hilfe und Beistand hatte auch vor großem Schaden bewahrt. Der allerseligsten Jungfrau Befehl gehorchen alle Engel, Menschen und Elemente. (1722).


Aus "Heilsberg Langegg, 1741", Mir. 376.

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152

STURZ IN DEN STADTGRABEN

    Die Nacht drohte hereinzubrechen, als der Ratsbürger Johann Albrecht Perzl mit seinem müden Pferdchen auf staubiger Straße St. Pölten zustrebte. Er trieb sein Roß unablässig zur Eile an, doch vermochte er dennoch erst die Stadt zu erreichen, als der Pförtner am Kremsertore bereits die schwere Zugbrücke aufgezogen hatte, welche den Zutritt in die Stadt ermöglichte. Nun stand er am tiefen Stadtgraben und begehrte Einlaß. Der späte Abend war bereits zur stockdunklen Nacht geworden, als endlich der Pförtner den Ruf des Heimkehrenden vernahm. Knarrend senkte sich nun die Brücke und legte sich über den Graben. Doch ein Versehen des Torhüters ließ sie gleich wieder emporschnellen. Dem Reiter, welcher sich währenddessen zu seinem Rößlein begeben hatte, war letzteres entgangen, und er ritt in der Dunkelheit auf die Brücke zu. Da, ein Aufschrei, ein Fall und dumpfes Aufprallen im tiefen Graben vor dem Tore. Dann herrschte lautlose Stille. Bange Minuten gingen vorüber, dann hörte man ein leises Wimmern und Stöhnen aus dem Stadtgraben. Roß und Reiter waren in diesen gestürzt und lagen nun hilflos und wehklagend darin. Im Falle noch hatte der Reiter, das Bild der Gottesmutter von Langegg vor Augen, dieser sich empfohlen und sie um ihre Hilfe angerufen. Das Pferd hatte sich totgefallen und lag nun mit seiner ganzen Körperschwere auf seinem Herrn. Dieser hatte sich Arme und Beine gebrochen und dazu noch zwei Rippen zertrümmert. Betäubender Schmerz ließ dem Mann im Stadtgraben das Bewußtsein schwinden, als das Unglück bemerkt wurde und Retter nahten. Der Verrrnglückte erwachte erst wieder, als er in seinem Heim, von seinem Weibe und dem Bader betreut, zu Sinnen kam. Schwer waren die Wunden und groß die Schmerzen. Doch bald zeigte sich, daß das vertrauensvolle Bitten des Mannes zur Gottesmutter vom Heilsberge zu Langegg nicht fruchtlos war. Er genas glücklich innerhalb weniger Wochen durch Hilfe Mariens. (1677).


Aus "Heilsberg Langegg, 1741", Mir. 203.

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153

SCHIFFBRUCH VOR SANKT SIGISMUND

    Der große Krieg mit allen seinen Schrecken war endlich zu Ende. Nun galt es die Not zu überwinden, die er hinterlassen hatte. Das Volk ging an die Arbeit und wieder fuhren auf dem Strome die Ruderschiffe mit dem munteren Schiffervolk stromab und stromauf.

    So rüstete auch im Maien 1649 in Oberfucha der Tachertführer Martin Rosenbauer sein Schiff, nahm seine vier Ruderknechte und fuhr mit einer Fuhre Töpferton nach Wien. Frühmorgens hatte man abgestoßen, um das schwere Gefährt noch bei Tage nach Wien an die Lände zu bringen. Schon hatte man Tulln erreicht, hatte die Stadt hinter sich gelassen und kam eben am Kirchlein von Sankt Sigismund vorbei. Die Glocke klang soeben vom Kirchlein herüber, als das Schiff plötzlich einen argen Stoß verspürte. Ein Baumstock war in der Donau vom letzten Hochwasser liegen gehlieben, denn kein Scharler hatte in der schweren Kampf- und Notzeit auf den Strom geachtet. Nun war es geschehen. Schon gluckste es im Schiffe und aus dem durchlöcherten Schiffshoden stieg gleich einem Springbrunnen das eindringende Wasser. Die Schiffsknechte schafften dasselbe aus dem Ruderschiffe, doch ihre Arbeit konnte die Zille nicht retten, denn das Wasser stieg immer höher. In dieser Lebensgefahr riefen Herr und Knechte in inbrünstigem Gebet zur Mutter des Gottessohnes um Hilfe und baten Maria vom Heilsberge in Langegg, wohin sie schon so oft hilfeflehend gekommen waren, um Errettung aus dieser Not. Kaum hatten sie sich im gläubigen Vertrauen an die Himmelskönigin gewendet, als auch schon ihre Schiffsfuhre auf einer Untiefe im Strome aufsetzte und alle in Lebensgefahr schwebenden Männer das sichere Gestade erreichen konnten.


Aus "Heilsberg Langegg, 1741", Mir. 220.

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154

WALLFAHRER IN NOT

    Viel gläubiges Volk wollte eine Kirchfahrt nach Maria Langegg zur Gnadenmutter unternehmen. Darunter waren auch die Magdalena Fürtingerin aus Spielberg und die Barbara Spitzhoferin aus Trochstein. Als nun diese andächtige Schar auf dem Steg über den Spitzerbach, unweit der Mühle, ging, fielen die beiden Frauen in der Mitte des Steges in den vom langandauernden Regen angeschwollenen Spitzerhach. Dieser führte seine Wasser in reißenden und gurgelnden Fluten dahin. Die erste Frau verschwand bald nach dem Sturz in den trüben Wellen, sodaß nichts mehr von ihr zu sehen war. Die andere Frau hielt zwar den Kopf noch über dem Wasser und schwamm immerwährend um Hilfe rufend in den reißenden Fluten der Donau zu, da man ihr keine Rettung bringen konnte. Der mächtige Schwall des Wassers verhinderte es, daß die Frauen festen Fuß fassen und an das Land gelangen konnten. Drei Stunden lang währte ihr Bemühen und das der anderen Wallfahrer. Doch alles blieb vergebens. Immer weiter rannen sie der Donau zu. Die tapfere Spitzhoferin hielt das Haupt ihrer verunglückten Mitfahrerin stets empor, sodaß sie nicht ertrinken konnte. Endlich nahte den beiden Hilfe. In ihrer Not hatten sie die Liebe Frau von Maria Langegg angerufen. Sie baten um mütterlichen Beistand und gelobten ein gutes Werk zu vollbringen. Kaum hatten die Herzen sich dem Schutze Mariens empfohlen, als sie der Wasserschwall ans Gestade trug. Dort zog einer der Wallfahrer die Angetriebenen aus den Fluten. Michl Häckl von Pertensehlag konnte sie in Sicherheit bringen. Die fromme Erhebung der Herzen in der Todesnot zu Maria, der Mutter aller Bedrängten, war sichtlich erhört worden und hatte die glückliche Rettung herbeigeführt. Beim Eintreffen der Beterschar am Heilsberge zu Maria Langegg, brachten sie der Gottesmutter in innigem Gebet ihren Dank für die wunderbare Errettung aus Todesnot dar. (30. 6. 1714).


Aus "Heilsberg Langegg, 1741", Mir. 367.

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Diese Seite wurde am 28. Dezember 2002 erstellt.