Katholische Aktionen

r. k. Predigt am Ostermontag

Gehalten am 10. April 2023 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Lk 24, 13-35 *     
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
* Ist in allen Lesejahren gleich.
 
Thema: Evangelium
Sich von dem Vertrauen auf den
Vater tragen und halten lassen.
Jesus ist an unserer Seite.
   

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Jeder von uns kennt Verlusterfahrungen im Leben, die erst einmal bewältigt werden möchten. Das sind Enttäuschungen, Abschiede von Menschen, Verlust des Arbeitsplatzes, ein böses Wort, das sich tief ins Herz hineingegraben hat. Was langfristig und auf Dauer hilft und sich als heilend erweist, zeigen die Jünger, die auf dem Weg nach Emmaus sind. Ihr Trauma war der Verlust ihres Herrn und Meisters.
 
So viele Hoffnungen hatten sie auf ihn gesetzt. Sie hatten gemeint, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Alles sollte durch ihn neu werden. Das Land sollte von den Römern befreit werden. Sie wollten in Frieden und Freiheit leben. Jesus sollte der erwartete Messias sein. Doch dann ist alles anders gekommen. Ihr Herr und Meister, der von ihnen vermutete Messias, stirbt am Kreuz. Mit seinem Tod mussten sie alle ihre Hoffnungen begraben. Was sollten sie jetzt tun?
 
Gott sei Dank blieben sie nicht stehen. Sie gehen weiter ihren Weg und kommen heraus aus ihrer Ohnmacht. Dabei reden sie, fragen, hören, denken, erinnern sich, klagen und trauern. Einer geht noch mit. Erstaunlich, dass die beiden ihren Begleiter nicht erkennen. Als Begründung ist zu lesen: Ihre Augen waren gehalten. Sie waren also innerlich festgehalten von den furchtbaren und grausamen Bildern seiner Hinrichtung, von Erinnerungen und Enttäuschungen und der Trauer. Sie schauen nur rückwärts und sind unfähig, den Blick in die Zukunft zu richten. Sie sind gefangen in ihrer Erinnerung.
 
Nur ganz vorsichtig tasten sie sich voran auf dem Weg der Heilung. Viele Schritte brauchen sie auf dem Weg, der ihren Kopf frei werden lässt und viele Worte, um erzählen zu können. Viele Gespräche sind notwendig, um sich zu erinnern. Es braucht viel geduldiges, stilles, aufmerksames Zuhören. Der Auferstandene selbst ist der Dritte im Bund. Sie merken zunächst gar nicht, wer der Dritte ist. Zu sehr sind sie in ihre Erinnerung gebunden. Doch der Auferstandene geht mit, er hört und versteht. Als die Männer ihr Ziel erreicht haben, hat der Panzer um ihre Herzen schon erste Risse bekommen. Die Gesellschaft und Begleitung des Fremden hat ihnen unendlich gut getan.
 
Denn er hat dies alles selbst durchgestanden und bewältigt. Dabei hat er das Vertrauen auf den Vater im Himmel nie verloren. Das hat ihn getragen und gehalten. Er hat nie aufgehört zu hoffen. Sein Glaube war stärker. Seine Liebe hat nie geendet. Sie ist kraftvoller als der Tod. Das wird den beiden Wanderern offenbar, als der Fremde das Brot nahm, den Lobpreis sprach, das Brot brach und ihnen gab. Da wurden ihre Augen aufgetan. Nicht aus eigener Kraft klärt sich ihr Blick und wird frei.
 
Der Auferstandene schenkt ihnen einen neuen Anfang. So können sie echte Heilung erfahren. Sie erleben, wie durch seine Geduld und Fürsorge, durch sein Mitleid, sie hörend und sehend werden. Das Feuer seiner Liebe beginnt auch in ihnen zu brennen, lässt sie aufstehen und losgehen – zurück ins Leben. Möge es auch uns geschenkt sein, solche tiefe Erfahrung machen zu dürfen. Nicht beim Erlebten stehen bleiben, schauen wir nicht nur zurück, sondern gehen wir bei allen großen und kleinen Traumata mit ihm, dem Herrn, der uns immer neu begegnen und uns an Leib und Seele heilen möchte.


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Diese Seite wurde am 23. April 2023 von Familie Wimmer erstellt.