Katholische Aktionen

r. k. Predigt am Gründonnerstag

Gehalten am 06. April 2023 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Joh 13,1-15 *    1. Lesung Ex 12,1-8.11-14 *
2. Lesung 1 Kor 11,23-26 *
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
* Ist in allen Lesejahren gleich.
 
Thema: Evangelium, 1. und 2. Lesung
Füreinander da sein
und sein Leben für andere hingeben.
   

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Die Lesungen, die wir gehört haben, zeigen uns die Bedeutung dieser heiligen Feier, zu der wir versammelt sind. Ihr Ursprung reicht weit zurück in die Geschichte.
 
Während einer Hungersnot ziehen Jakob und seine Söhne nach Ägypten, um zu überleben. Sie siedeln im Land Goschen. Als Bürger minderen Rechts werden sie zu Fronarbeiten verpflichtet. Sie werden immer grausamer unterdrückt und ausgebeutet.
 
Gott schickt Mose, um das Volk zu befreien. Mit guten Worten ist der Pharao nicht bereit, das Volk ziehen zu lassen. Er muss dazu gezwungen werden. In der Lesung wird uns das erste Paschamahl geschildert. Das Blut an den Türpfosten beschützt das Volk Gottes und bringt Verderben für die Ägypter. Gott greift ein zugunsten des Lebens und der Freiheit. In der Folge willigt der Pharao ein, das Volk ziehen zu lassen. Die Umstände, wie das Mahl gefeiert werden soll (Gegürtet, Schuhe an den Füßen, Stab in der Hand, in Eile essen) zeigen, dass es nicht zuerst um das Essen geht, sondern um den Aufbruch danach.
 
Ziel ist die Befreiung, der Aufbruch in das verheißene Land. Das gilt auch für die Eucharistie. Jesus Christus verbindet sich mit uns in der hl. Kommunion, kehrt bei uns ein, damit wir aufbrechen, den Willen das Vaters erkennen und entsprechend handeln. Der Auszug Israels aus Ägypten geschieht wahrscheinlich unter Pharao Ramses II. (1301-1234 vor Christus).
 
Das Paschamahl soll nach der Weisung des Herrn jährlich gefeiert werden. So kommt auch Jesus mit seinen Jüngern zusammen, um dieses Erinnerungsmahl zu feiern, um Gott zu danken und zu preisen, für die Befreiung des Volkes aus der Sklaverei Ägyptens. Paulus berichtet uns, was er selbst vom Herrn empfangen hat. Es ist das älteste Zeugnis der Hl. Schrift über die Feier der Eucharistie, um das Jahr 53/54 geschrieben.
 
Etwa 20 Jahre nach Jesu Tod am Kreuz wurde die Eucharistie gefeiert mit den Worten, wie wir sie bei den Synoptikern finden und bis heute bei der Eucharistiefeier den Kern bilden. Jesus hat dem Paschamahl einen neuen und endgültigen Sinn und Inhalt gegeben. Er selbst ist der Knecht Gottes, der sein Leben zur Sühne für die Vielen hingibt, ER ist das Lamm, das geopfert wird und mit seinem Blut den Neuen Bund begründet.
 
Die Kirche hat den Auftrag „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ sehr ernst genommen und durch die Jahrhunderte hindurch bis in die Gegenwart erfüllt. Tut dies zu meinem Gedächtnis, bedeutet aber nicht nur auf die Feier der Eucharistie zu schauen, sondern auf das ganze Geschehen dieses Abends im Abendmahlssaal. Es geht um liebende und dienende Hingabe. Sie zeigt sich im Handeln Jesu durch die Einsetzung der Eucharistie und des Priestertums. Das wird deutlich im Evangelium.
 
Johannes spricht nur allgemein, indem er sagt: Es fand ein Mahl statt. Und dann berichtet er von der Fußwaschung. Das verwundert. Aber Johannes hat im 6. Kapitel seines Evangeliums ganz ausführlich schon über das Brot gesprochen, das er geben wird. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, für das Leben der Welt. Die Fußwaschung ist, wie das Abendmahl Jesu, Vorausnahme und Darstellung dessen, was am Kreuz geschehen wird: dienende Liebe, Hingabe bis in den Tod, Liebe bis zur Vollendung, bis ans Ende, bis zum Äußersten seiner göttlichen und menschlichen Möglichkeit.
 
Erstaunlich genau wird geschildert, wie Jesus vom Mahl aufsteht, sich gürtet, die Schüssel mit Wasser füllt und dann beginnt, den Aposteln die Füße zu waschen, also den üblichen Sklavendienst zu leisten. Bei Petrus, der diesen Dienst Jesu nicht gestatten will, wird deutlich, dass es Jesus um mehr als Reinigung und Reinheit geht. Die Reinigung des Körpers geschieht im Bad, hier aber geht es um die Reinheit des Herzens. Die äußere Fußwaschung ist nur ein Zeichen der inneren Läuterung. Nur reine Menschen sind bereit und empfänglich für das Große, das Jesus seinen Aposteln zum Abschluss seines Lebens schenken und sagen will.
 
Nach der Fußwaschung fragt Jesus nach dem Verständnis seiner Jünger: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so. Wenn nun ich, der Herr und Meister euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Einander die Füße waschen. Das ist ein Bild dafür, dass die Welt uns Christen daran erkennt, weil wir das, was im Abendmahl geschah und in jeder Eucharistiefeier gegenwärtig wird, leben: liebende und dienende Hingabe. Das ruft Widerstand in uns hervor, nicht nur, weil es unsere Kräfte übersteigt. Doch das Wort Jesu steht. Es gilt für alle Getauften und Geweihten. Die Kraft für solches Leben miteinander können, ja müssen wir uns immer wieder vom Herrn selbst geben lassen, in jeder hl. Kommunion vereinigt er sich mit uns, stärkt er uns für dieses Leben seiner Nachfolge an jedem Ort, an dem wir stehen. Was beim Abendmahl geschah, ist für Jesus ganz wichtig. Darum redet er nicht nur von Liebe, sondern gibt ein Beispiel, was es bedeuten kann, aus Nächstenliebe zu handeln. Wenn wir unser Herz öffnen und uns auf seine Weisung einlassen, dann werden wir mehr und mehr begreifen, was er meint mit füreinander da sein und sein Leben für andere hingeben.


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Diese Seite wurde am 23. April 2023 von Familie Wimmer erstellt.