Katholische Aktionen

r. k. Predigt am Palmsonntag

Gehalten am 02. April 2023 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 26,14-27,66    1. Lesung Jes 50,4-7 *
2. Lesung Phil 2,6-11 *
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
* Ist in allen Lesejahren gleich.
 
Thema: Evangelium, 1. und 2. Lesung
Das Kreuz auf sich nehmen –
aus Liebe zu Jesus.
   

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Johannes Chrysostomus (* 344/354 † 14.09.407) gilt als der größte Prediger der morgenländischen Kirche. Deshalb erhielt er den Beinamen Chrysostomus : Goldmund. Er war Bischof von Konstantinopel. Er bemühte sich, den Heiden das Evangelium zu verkünden. Er sorgte durch Hospize und Spitäler für die Kranken und die Armen. Er predigte gegen den Luxus der Reichen, welche die Armen in Elend und Hunger verkommen ließen. Dabei wurde er sehr deutlich, wie wir gleich hören werden. Diese Direktheit und Deutlichkeit gefiel der feinen Gesellschaft am kaiserlichen Hof in Konstantinopel nicht. Deshalb wurde er nach Armenien verbannt, wo er starb.
 
Aus seinen Predigten stammt der folgende Text. Ich denke, er ist in vielen Teilen fast nahtlos in unsere Zeit zu übertragen, und er mahnt uns, unseren Glauben ernsthaft zu leben, ernsthafter, als wir meist denken. Hören wir seine Predigt, die das, was wir in der Passion gehört haben vertieft.
 
Nichts ist so ungereimt und so unverträglich mit dem Wesen eines Christen, als wenn er Ruhe und Müßiggang sucht. Nichts ist so unvereinbar mit seiner Aufgabe, seinem Kriegsdienst, als wenn er dem gegenwärtigen Leben verfallen ist. Dein Herr hat sich kreuzigen lassen, und du suchst die Ruhe? Dein Herr wurde ans Kreuz genagelt und du führst ein Leben in Üppigkeit? Ist das das Verhalten eines edlen Kriegers? Deswegen schreibt Paulus: „Viele, von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche, leben als Feinde des Kreuzes Christi.“ Es gab Christen, deren Christentum geheuchelt war. Sie lebten in Bequemlichkeit und Üppigkeit. Das aber widerspricht dem Kreuz! Deshalb sprach er dieses Wort. „Kreuz“ aber heißt im Kampf stehen, nicht nach einem lockeren Leben, sondern nach dem Tod verlangen. Jene aber tun das Gegenteil. Wenn sie auch behaupten: Wir gehören zu Christus, so sind sie doch Feinde des Kreuzes. Denn liebten sie das Kreuz, so müssten sie sich um ein Leben des Kreuzes bemühen. Wurde dein Herr nicht gekreuzigt? Wenn du es auf seine Weise nicht kannst, ahme ihn so nach: Wenn dich kein anderer kreuzigt, kreuzige dich selbst! Ich sage: Kreuzige dich selbst! Aber das heißt nicht: Töte dich selbst! Nein, das nicht! Das wäre frevelhaft. Halte es wie Paulus, der sagt: „Mir ist die Welt gekreuzigt und ich der Welt!“
 
Wenn du deinen Herrn liebst, dann stirb seinen Tod! Lerne, welche Kraft das Kreuz hat und wie viel Gutes es gewirkt hat und wirkt, wie sehr es eine Sicherung des Lebens bedeutet. Durch das Kreuz wird alles vollendet. Die Taufe kommt durch das Kreuz – man muss die Besiegelung mit dem Kreuzzeichen erhalten. Die Handauflegung geschieht in der Form des Kreuzes. Ob wir unterwegs sind oder zu Hause oder irgendwo sonst, immer ist das Kreuz ein hohes Gut, eine Rettung bringende Waffe, ein unüberwindlicher Schild im Kampf gegen den Teufel. Wenn du also gegen ihn kämpfst, dann trägst du das Kreuz. Bezeichne dich nicht bloß mit dem Zeichen des Kreuzes, sondern ertrage die Leiden des Kreuzes. Christus nannte die Leiden "Kreuz", als er sagte: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt“, das heißt: wer nicht zum Tode bereit ist.
 
Das sind die Missratenen, die Leib und Leben lieben, und sie sind die Feinde des Kreuzes. Jeder, der Wohlleben und irdische Sicherheit liebt, der ist ein Feind des Kreuzes, in dem Paulus sich rühmt, das er umfasst, dem er gleichförmig sein möchte, wenn er schreibt: „Mir ist die Welt gekreuzigt und ich der Welt.“
 
Nun schreibt er: „Ich spreche unter Tränen.“ Warum? Weil sich das Übel verbreitet hat und weil diese Christen beweinenswert sind. Sie sind wirklich zu beweinen, die ein Wohlleben führen, die ihr Äußeres, den Leib, pflegen. Um ihre Rechtfertigung vor dem kommenden Gericht kümmern sie sich nicht.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Deutliche Worte aus der frühen Zeit der Kirche. Kreuzige dich selbst! Ähnliches, freilich mit völlig anderen Worten sagt Therese v. Lisieux, wenn sie Gott Blumen streuen will, indem sie alles aus Liebe zu Gott tut. Alles, was ihr begegnet, alle Schwierigkeiten des Alltags, im Umgang mit Menschen, alles tun aus Liebe zu Jesus, der selbst aus Liebe für uns gestorben ist. Wenn wir das tun, dann haben wir Jesus verstanden. Dann lebt er in uns, weil seine Liebe in uns ist.


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Diese Seite wurde am 23. April 2023 von Familie Wimmer erstellt.