Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 1. Fastensonntag

Gehalten am 26. Februar 2023 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 4, 1-11    1. Lesung Gen 2, 7-9; 3, 1-7
2. Lesung Röm 5, 12-19
oder Röm 5, 12.17-19
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Traditionell gibt es zum Beginn der Fastenzeit einen Fastenhirtenbrief der am 1. Fastensonntag an Stelle einer Predigt verlesen wird. Da es aber in der Fastenzeit 2023 in Bamberg kein Erzbischof gibt, gibt es keinen Fastenhirtenbrief.
 
Thema: Evangelium, 1. und 2. Lesung
  Lass uns nicht in Versuchung geraten.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Versuchungen gehören zum menschlichen Leben. Kaum waren Adam und Eva erschaffen, kam die erste Versuchung durch die Schlange, die schlauer war als alle Tiere des Feldes, die Gott gemacht hatte. Erst verunsichert sie Eva mit der Frage: Hat Gott wirklich gesagt, ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? Und dann macht die Schlange Reklame, indem sie die Frucht des verbotenen Baumes anpreist, sodass diese Frucht für Eva zur Augenweide wird und begehrenswert, so dass sie danach greift und isst und dann auch der Mann, der bei ihr, war nahm die Frucht und aß.
 
Die ersten Menschen waren der Schlauheit der Schlange, des Versuchers, nicht gewachsen. Und seitdem zieht sich Versuchung und fallen in der Versuchung durch die Welt und die Zeit. Auch Jesus wird versucht. Wie könnte es anders sein, denn er ist ein Mensch geworden, wie wir. Er wird vom Teufel versucht. Der Teufel ist keine Gestalt mit Hörnern, Schwefelgeruch und schwarzem Pelz. Der Versucher und Verführer dieser Welt kommt ganz anders, oft mit schmeichelnden und mit betörenden Worten daher. So schildert es auch die Schrift. Dieser Teufel führt keine bösen Worte im Mund. Er verführt Jesus mit Dingen, von denen er glaubt, dass er dafür empfänglich ist.
 
Genauso geschieht es mit uns Menschen. Der Versucher packt uns dort, wo wir empfänglich sind, für Karriere, Wohlstand, sexuelle Verführung. Das alles geschieht nicht durch einen gehörnten Versucher, hat aber teuflische Folgen, weil es den Menschen kaputt macht und sein Leben ruinieren kann. Jesus bleibt in der Auseinandersetzung mit dem Versucher Sieger, weil er festhält an Gott, seinem Vater, am Wort und Gebot Gottes, das zu erfüllen er gekommen ist. Jesus geht den Weg der Bescheidenheit, des Gottvertrauens und der Verbindung mit Gott.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Da wir in beiden Lesungen von Versuchung gehört haben, will ich hier über Versuchung sprechen, die ja jeden von uns immer wieder heimsucht. Zunächst ist ganz klar festzustellen: Eine Versuchung ist keine Sünde, auch wenn sie oft sehr lästig ist. Eine Versuchung ist auch keine uns von Gott gestellte Falle. Eine Versuchung ist ein Angriff des Versuchers auf die menschliche Freiheit, der zur Sünde verleiten will. Versuchungen gehören zum Leben eines Menschen in dieser Welt.
 
Jesus durchlebte das Leben eines Menschen bis hin zu seinem qualvollen Sterben und als Mensch erlebte er auch Anfechtung und Versuchung. Die Versuchung Jesu gehört zu der mit der Menschwerdung begonnenen Hingabe Jesu Christi, deren Höhepunkt das Kreuz war. Die Versuchungen gehören zum Leiden, das Jesus aus Liebe auf sich nahm. Alle drei Versuchungen unseres Evangeliums sind ein Angriff auf die Gottessohnschaft Jesu. Die Forderungen des Teufels: Wenn du Gottes Sohn bist, entsprechen der Verhöhnung Jesu am Kreuz durch die Hohepriester und Schriftgelehrten: Ist er der Christus (Messias), so steige er nun vom Kreuz, damit wir sehen und glauben.
 
Versuchungen und Anfechtung sind menschliche Herausforderungen, die natürlich auch demjenigen, der Christus nachfolgt, nicht erspart bleiben. Versuchungen gehören zum Kreuz. Jeder, der in der Nachfolge Jesu steht, und das sind wir als Christen seit unserer Taufe, ist bereit, dieses Kreuz auf sich zu nehmen und Versuchungen zu ertragen.
 
Versuchungen brauchen nicht gesucht zu werden, sie tauchen von alleine auf, meist dann, wenn sie uns am meisten stören. Wie sollen wir damit umgehen? Im Vater unser beten wir immer: und führe uns nicht in Versuchung. Wir bitten damit Gott, den Vater, der uns liebt, um Bewahrung in der Versuchung. ER führt uns nicht in Versuchung, darum ist diese Bitte missverständlich. Vielleicht sollte sie lauten: Lass uns nicht in Versuchung geraten. Aber andererseits sind Versuchungen hilfreich; sie helfen uns zu erkennen, wo unsere Schwächen sind, gegen die wir angehen müssen. Deshalb sagen manche: Versuchungen sind eine Art Fitnessstudio für die Seele. Der Apostel Jakobus rät: Leistet dem Teufel Widerstand, dann wird er vor euch fliehen.
 
Im 1. Petrusbrief lesen wir: Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann. Leistet ihm Widerstand in der Kraft des Glaubens. Und im 1.Korintherbrief: Gott ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch mit der Versuchung auch einen Ausweg schaffen, sodass ihr bestehen könnt. Widerstand, in der Kraft des Glaubens und Vertrauen auf die Treue Gottes.
 
Wie kann das geschehen? Hier sind wir gefordert. Eine Versuchung ist noch keine Sünde. Ich bin zum Widerstand zur Versuchung gefordert, indem ich nicht auf die Versuchung eingehe und sie sofort abwehre. Bei Versuchungen sollen wir ganz entschiedene Nein-Sager sein, denn sie wollen uns wegführen von unserem Ja zu Jesus, unserem Ja zum Vater im Himmel, unserem Ja zur Gemeinschaft der Erlösten, letztlich von unserem Ja zu einem Leben, das wirklich Leben ist und durch unser Nein zu den Versuchungen erst möglich wird. Es ist ein Ja zu einem Leben in Frieden mit Gott, mit uns und den Menschen um uns.
 
Eine Hilfe bei Versuchungen ist es, die Heiligen anzurufen, die ja auch durch die Versuchungen gehen mussten, unsere Namenspatrone, unsere Schutzengel und natürlich die Gottesmutter Maria. Nicht wenige haben die Erfahrung gemacht, dass es sehr hilfreich ist, in Versuchungen voll Vertrauen den Namen Jesus anzurufen. Jesus heißt: Gott rettet. Wenn ich Jesus rufe, ja, zu ihm schreie, durchaus öfter, dann vertraue ich darauf, dass Gott mich durch Jesus aus dieser Versuchung rettet. Denn Jesus ist der Herr, und der Versucher weiß das und weicht.


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Diese Seite wurde am 6.März 2023 von Familie Wimmer erstellt
und am 14. März 2023 zuletzt bearbeitet.