Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 7. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 19. Februar 2023 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 5,38-48    1. Lesung Lev 19,1-2.17-18
2. Lesung 1 Kor 3,16-23
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Evangelium, 1. und 2. Lesung
  Feindesliebe ist Gottesliebe.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Das heutige Evangelium ist schwer zu verdauen. Kann Jesus das allen Ernstes fordern: Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte auch die andere hin? Wird da dem Bösen nicht Tür und Tor geöffnet. Kann da das Unrecht nicht geradezu Triumphe feiern? Steht das nicht gegen alle Erfahrung in Politik und Wirtschaft? Steht das nicht gegen alle unsere Erfahrung? Überall zählen doch Stärke, Gewalt, Überlegenheit.
 
Das sind ernste Fragen. Da sind auf der einen Seite die Forderungen Jesu. Und da ist auf der anderen Seite die Welt, in der wir leben und in der wir diese Forderungen Jesu verwirklichen sollen. Und immer neu merken wir: Es geht nicht, das passt nicht zusammen. Denn sowohl in der großen Welt, wie auch im Alltag, gelten ganz andere Gesetze.
 
Da lautet die Devise: Wie du mir, so ich dir! Man kann sich doch nicht alles gefallen lassen. Man kann doch nicht immer nachgeben, alle Hiebe einstecken, alle Beleidigungen hinnehmen, alle Gehässigkeiten hinunterschlucken. Ist man da nicht der Dumme? Wird solche Gutmütigkeit nicht ausgenutzt? Wer Frieden will, muss aufrüsten wie sein Gegner. Nur das Gleichgewicht der Kräfte sichert den Frieden.
 
Gegenüber diesen „Realitäten“ mutet die Bergpredigt Jesu an wie die hoffnungslose Illusion eines pazifistischen Schwärmers. So kann man doch nicht leben, sagen viele. Geht es wirklich nicht? Wo käme man denn hin, wenn man sich danach richten würde, fragen viele. Ja, wo kämen wir hin? Wo kommen wir hin, wenn wir nach dem Motto handeln: „Wie du mir, so ich dir“? Wo kommen wir denn hin, wenn wir nur ans Heimzahlen denken? Wird dann nicht alles noch viel schlimmer? Führt das nicht zu einer nie endenden Kette von Unrecht, zu einer Eskalation von Hass, zu einem Teufelskreis von Rache und Vergeltung?
 
Merken wir es nicht bei den blutigen Tragödien in unserer Welt, wie sich dieses System buchstäblich totläuft, weil es im Tod endet? Ist das die Ordnung, die die Welt zusammenhält? Geht es wirklich nicht anders? Jesus jedenfalls meint seine Worte sehr ernst. Er will uns unruhig machen. Er fordert uns auf, unsere allzu selbstverständlichen Reaktionen und Verhaltensmuster zu überprüfen. Muss es denn wirklich sein, dass du dem anderen alles heimzahlst? Muss es denn wirklich sein, dass ihr hauptsächlich in den Kategorien von Macht, Stärke und Vergeltung denkt? Könnt ihr euch gar nicht vorstellen, dass es auch anders geht?
 
Jesus lebt und zeigt die Alternative. Sie ist Gewaltverzicht. Sie ist ein Herzstück seiner Verkündigung. Jesus durchbricht den Mechanismus der Vergeltung. Er hebt das Freund-Feind-Schema aus den Angeln. Gewaltverzicht im Sinne Jesu ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Passivität. Gewaltverzicht im Sinne Jesu ist mehr als Verzicht auf Widerstand.
 
Jesus sagt nicht: Wenn dich jemand schlägt, dann steck’s halt ein. Er sagt auch nicht: Ertrag’s in Geduld! Opfere es auf! Jesus plädiert nicht dafür, sich rein passiv zu verhalten! Und schon gar nicht verkündet er eine Moral für Duckmäuser und Feiglinge. Er sagt ja eben nicht: Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann nimm’s hin, sondern: dann halte auch die andere hin! Geh zwei Meilen mit! Gib zum Mantel auch das Hemd! Damit sagt Jesus uns: Werde aktiv! Lass dir was einfallen! Tu das Überraschende! <> Jesus sagt nicht nur ein eindeutiges NEIN zur Gewalt, sondern fordert das JA zum Frieden.
 
Er ermuntert zu einem Mehr, zu einem Darüber hinaus, zu einer ungewöhnlichen neuen Initiative. Das neue Verhalten, das über das Bisherige hinausgeht, hat seinen Grund. Welchen? Gott! Gott handelt so. Er lässt die Sonne aufgehen über Guten und Bösen und lässt es regnen über Gerechten und Ungerechten. Er ist gütig, auch gegenüber den Undankbaren.
 
Die Aufforderung zur Feindesliebe ist ganz tief im Glauben an Gott begründet. Sie wurzelt in der Erfahrung, dass ich selbst ganz unverdient und trotz meiner Sünden von Gott geliebt bin, dass er mich annimmt und bejaht, obwohl ich mich selbst oft nicht annehme. Ich kann nicht beten: Vater unser, und dabei die Faust in der Tasche geballt halten. Vielmehr gilt: Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist, oder wie es die 1. Lesung sagte: Seid heilig, denn ich, der HERR, euer Gott bin heilig. Oder in der 2. Lesung: Ihr seid Gottes Tempel und der Geist Gottes wohnt in euch.
 
Vertrauen wir uns dem Heiligen Geist an, bitten wir ihn, in uns zu wirken, nach dem Wort Jesu, damit der Wille des Vaters sich in und durch uns erfüllen kann.


zur Home Page       zu den Katholischen Aktionen       zur Predigtauswahl

      zur Predigtauswahl Lesejahr A 2022 - 2023


Copyright © Richard Staudigel. All rights reserved.
Diese Seite wurde am 19. Februar 2023 von Familie Wimmer erstellt
und am 13. März 2023 zuletzt bearbeitet.