Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 4. Sonntag im Jahreskreis

Gehalten am 29. Januar 2023 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 5,1–12a
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Zur Bedeutung des Wortes Gottes
  im Glauben der Katholiken.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Papst Franziskus hat den heutigen Sonntag zum "Tag des Wortes Gottes" erklärt. Offensichtlich hat für ihn das Wort Gottes noch zu wenig Bedeutung im Glauben der Katholiken. Das haben schon die Konzilsväter des II. Vaticanum erkannt. Deshalb beschlossen sie, der "Tisch des Wortes Gottes" solle reicher gedeckt werden. Wir leben ja nicht nur vom Altar, dem Tisch der Eucharistie, sondern auch vom Wort Gottes, das uns, wenn wir nur wollen, zu jeder Zeit zur Verfügung steht und unseren Glauben stärken will. Die Eucharistie zu feiern und sie zu empfangen ist nicht jederzeit möglich, wohl aber ist es jederzeit möglich, eine Bibel, evtl. im handlichen Format, aus der Tasche zu ziehen und darin, vom Hl. Geist geführt, zu lesen.
 
Der Aufforderung des Konzils, "den Tisch des Wortes reicher zu decken" wurde umfassend Folge geleistet. Während vor dem Konzil an den Sonntagen und Werktagen jedes Jahr die gleichen Lesungen aus der Bibel zu hören waren, hat sich das dann grundlegend geändert. Nun gibt es für die Werktage zwei Lesejahre, bei denen das Evangelium immer gleich ist, während für die Lesungen im Zweijahreszyklus wichtige Abschnitte aus dem Reichtum der Bibel ausgewählt wurden. Für die Sonntage wurde der Tisch des Wortes noch umfangreicher gedeckt. Grundsätzlich gibt es an den Sonntagen drei Lesungen, eine aus dem Alten Testament mit Bezug zum Evangelium, dazu noch eine fortlaufende Lesung, meist aus den Briefen der Apostel und natürlich das Evangelium.
 
Es wurden drei Lesejahre eingerichtet, in denen jeweils eines der synoptischen Evangelien vorrangig verkündet wird: Matthäus, Markus und Lukas. Das Johannesevangelium ergänzt die Lesejahre, vor allem das Markusevangelium, das zu kurz für ein ganzes Jahr ist. Heuer, im Lesejahr A, hören wir das Matthäusevangelium. Deshalb am Anfang des Lesejahres einige einführende Gedanken zum Matthäusevangelium. Es ist sicher nicht das älteste Evangelium. Wenn man Matthäus, Markus und Lukas nebeneinander stellt und vergleicht (synoptisch), dann fällt auf, dass das Markusevangelium ganz und gar im Matthäusevangelium und im Lukasevangelium enthalten ist. Daneben haben Lukas und Matthäus noch Zitate aus einer frühen Sammlung von Reden und Aussprüchen Jesu und darüber hinaus haben Matthäus und Lukas noch Texte, die jeweils nur bei ihnen allein zu finden sind. Nicht zuletzt schöpft Matthäus aus der jüdischen Tradition, in der er aufgewachsen ist. Man kann sicher sagen, dass Matthäus kein Augenzeuge Jesu ist. Die Exegeten gehen davon aus, dass Matthäus sein Evangelium erst nach der Zerstörung Jerusalems und des Tempels durch die Römer (70 nC) vermutlich zwischen 80 und 90 nC geschrieben hat. Man vermutet als Autor einen christlich gewordenen Juden aus Damaskus oder Antiochia. Er schreibt stilsicher in griechischer Sprache, er schreibt für ehemalige Juden und Heiden. In seinem Evangelium zeigt Matthäus, wie sehr Jesus im Glauben Israels verwurzelt ist und bleibt. In seiner Polemik gegen die Pharisäer geht es Jesus um den richtigen Umgang mit der Überlieferung, also um den ursprünglichen Willen Gottes: Ich aber sage euch! Es geht IHM um die Einheit von Lehre und Leben der Gläubigen gemäß der Lehre. Durch diese Einheit wird der Glaube überzeugend für die Nichtglaubenden. In der Gemeinde Jesu Christi sollen alle Menschen Platz finden, die an ihn glauben, Heiden wie Juden. Sie alle gehören zum Volk Gottes.
 
In seinem Evangelium zeigt der Verfasser an vielen Stellen, Leben und Wirken Jesu ist die Erfüllung der Verheißung an Israel. So bringt er gleich zu Beginn ein Wort des Jesaja mit dem neugeborenen Jesus in Verbindung: Sie werden ihm den Namen Immanuel geben, übersetzt: Gott mit uns. Dieses Wort des Propheten findet seine Entsprechung im letzten Wort des Matthäusevangelium: Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Die frohe Botschaft richtet sich ausdrücklich an alle Völker. Das klingt schon an im ersten Vers des Evangeliums, wo im Stammbaum die Rede ist vom Ursprung Jesu, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Als Nachkomme Davids ist Jesus derjenige, der Israel als Messias versprochen ist. Gleichzeitig ist er der Nachkomme Abrahams, des glaubenden Nichtjuden. In Abraham wurde allen Völkern Segen verheißen. Die Liebe Gottes gilt allen Menschen. Das gilt damals, das gilt bis heute. Matthäus setzt an den Beginn des Evangeliums den Stammbaum Jesu. Er will damit zeigen, dass Gott von allem Anfang an in der menschlichen Geschichte wirkt. Erstaunlich ist, dass in der patriarchal geprägten Welt im Stammbaum, außer Maria, der Mutter Jesu, vier Frauen genannt werden: Tamar, Rahab, Ruth und Batseba. Alle sind sie Fremde und haben ungewöhnliche Lebenswege. Im Evangelium finden wir fünf große Reden Jesu, in denen er lehrt, den Willen seines Vaters zu tun.
 
Die Bergpredigt mit dem Vater unser, mit der Goldenen Regel, den Seligpreisungen und detaillierten Handlungsanweisungen gilt als einer der zentralen Texte des Christentums. Wir haben heute den Anfang davon gehört. Der Evangelist ist überzeugt, dass wir Menschen in der Lage sind, die Worte Jesu, des Lehrers, zu hören und zu verstehen. Es ist uns möglich, Einsicht zu gewinnen in die Lebensmöglichkeiten, die er uns eröffnet. Das führt uns zum rechten Tun. In Worten und Taten sollen wir nach seinem Beispiel in dieser Welt die Gerechtigkeit Gottes verwirklichen. Dazu ermutigt uns, dass Jesus der Immanuel ist, der Gott mit uns.


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Diese Seite wurde am 3. Februar 2023 von Familie Wimmer erstellt
und am 14. März 2023 zuletzt bearbeitet.