Katholische Aktionen

r. k. Predigt am Fest des Hl. Stephanus

Gehalten am 26. Dezember 2022 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 10,17-22    1. Lesung Apg 6,8-10; 7,54-60
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Evangelium und 1. Lesung
  Steht zu eurem Glauben
und in Verbindung zu Heroldsbach.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Nach dem gestrigen Hochfest der Geburt des Herrn, wird uns mit den Lesungen des heutigen Tages der hl. Stephanus vor Augen gestellt, und damit der erste Märtyrer der Kirche. Als einer der sieben Diakone wurde er von den Aposteln zum Dienst an den Tischen für die Witwen bestimmt, damit die Apostel ihrer eigentlichen Aufgabe, dem Gebet und dem Wort Gottes ungehindert dienen konnten. Die Diakone waren aber keine einfachen Tischdiener. Es waren Männer von gutem Ruf und voll Gnade und Kraft, voll Geist und Wahrheit. Diese Bedingung stellten die Apostel für die Berufung durch die Gemeinde.
 
Ihr Auftreten war dem der Apostel ähnlich, aber mehr durch Tat als durch Wort warben sie für Jesus Christus und seinen Weg, der für sie alle Hoffnung in sich schloss. Der bedeutendste dieser Diakone war Stephanus, ein großer Prediger der Frohen Botschaft, durch den viele Menschen zum Glauben an Jesus Christus kamen. Genau das zog den Hass der Menschen auf ihn. Er stieß auf heftigen Widerstand bei griechisch sprechenden Juden aus der Diaspora.
 
Die hasserfüllte Menge, die sich immer mehr in Wut hineinsteigert, greift schließlich zu den Steinen, um zu töten. Wie passt das alles mit dem Weihnachtsfest zusammen, mit dem Kind in der Krippe? Warum diese Rede von Hass und Wut gegen die Christen, schon einen Tag nach dem Christfest?
 
Der heilige Bischof und Kirchenlehrer Augustinus hat sich auch diese Frage gestellt. In einer Predigt, die er dazu gehalten hat, sagt er: Gestern haben wir die Geburt des Herrn gefeiert. Heute feiern wir die Geburt seines Zeugen. Gestern war der Tag, an dem unser Herr das Gewand unseres Fleisches anzog; heute aber ist der Tag, an dem sein Zeuge dieses Gewand auszog. Gestern feierten wir, dass Christus uns gleich geworden ist, heute feiern wir, dass sein Zeuge ihm ganz ähnlich geworden ist.
 
So wie sich Christus durch seine Geburt mit Stephanus verbunden hat, so verbindet sich Stephanus mit Christus durch seinen Tod. Die Krippe von Weihnachten und die Steinigung des hl. Stephanus stoßen nur scheinbar so hart aneinander. Denn so niedlich und herzerwärmend, wie wir sie sehen, ist die Krippe nicht. Das wird deutlich, wenn wir bedenken, was Paulus im Philipperbrief über die Menschwerdung schreibt: Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Es gibt also eine gerade Linie von der Krippe zum Kreuz. Als Jesus Mensch wurde, hat er das ganze Menschsein bis zum Tod auf sich genommen, er hat nichts ausgelassen, außer der Sünde. Das ist die tiefste Bedeutung von Weihnachten. Und darum folgt zurecht das Fest des Blutzeugen Stephanus auf das Weihnachtsfest.
 
Wenn uns heute der hl. Stephanus vor Augen gestellt wird, dann ist das auch immer ein Blick in unsere Zeit. Es ist eine Frage, ob wir bereit sind, für den Glauben einzustehen. Denn die Frage des Leidens und Sterbens für den Glauben an Jesus Christus ist in keiner Weise etwas, was es nur in der Urkirche und frühen Kirche gegeben hat. Das sagt Jesus ja ganz deutlich im Evangelium, dass dies zum Glauben gehört.
 
Und so werden auch heute Christen wegen ihres Glaubens verfolgt, eingesperrt, gequält und hingerichtet, im Nahen Osten und Afrika, in China und Nordkorea oder anderswo. Und selbst bei uns ist die Verteidigung unseres Glaubens und christlicher Werte nicht mehr selbstverständlich. Wenn Schulkinder oder junge Leute dafür gemobbt werden, weil sie glauben, weil sie ministrieren oder in die Kirche gehen, statt auf den Fußballplatz, dann ist das natürlich nicht das Blut der Märtyrer, aber für sie durchaus ein Opfer im Glauben. Und Erwachsene können sicher aus ihrer Welt Vergleichbares berichten.
 
Das Beispiel des Stephanus sagt uns heute: Steht zu eurem Glauben, bleibt fest im Evangelium und seid so der Leib Christi, der die Kirche in dieser Welt ist. Die Lesung endet zwar mit dem Tod des Stephanus, aber sie ist doch ein Wort der Hoffnung, auch für unsere Zeit, denn Stephanus sieht den Himmel offen, und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Diese letzten Gedanken führen mich direkt nach Heroldsbach und zu dem, was damals, vor rund 70 Jahren hier geschehen ist. Hat die Rosenkönigin nicht auch dazu aufgerufen treu im Glauben zu sein? Hat sie nicht aufgerufen zu Umkehr, Buße und Gebet, damit viele bekehrt werden und dem Glauben treu bleiben, bzw. zu ihm zurückkehren? War damals nicht auch der Himmel offen? Stephan sah den Himmel offen, im Blick nach oben. Damals war der Himmel offen, hier auf Erden, denn hier zeigte sich nicht nur Maria Jesus und Josef, ja sogar Gott Vater und die heiligste Dreifaltigkeit, sondern eine Vielzahl von Engeln und Heiligen. Einige waren nicht bekannt. Als man sie fragte, wer sie sind und nachforschte, stellte sich heraus, dass diese Menschen wirklich gelebt hatten, aber nicht heiliggesprochen waren (Allerheiligen).
 
Darum ist dieser Ort zu einem Gnadenort geworden. Nicht wenige Menschen spüren das und kommen immer wieder, zum Teil von weit her. Wir haben die Gnade, vor Ort zu sein, ständig in der Gegenwart der Rosenkönigin, der Gnadenkönigin. Sie hat hier ihren Thron aufgeschlagen und teilt im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit die Gnade aus, denn sie hat die Gnade schlechthin geboren, Jesus Christus. Sie hat es getan nach dem Willen des Vaters in der Kraft des Heiligen Geistes.


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Diese Seite wurde am 17. März 2023 von Familie Wimmer erstellt.