Katholische Aktionen

r. k. Predigt vom Hirtenamt   Messe am Morgen des 25. Dezember

Gehalten am 25. Dezember 2022 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Lk 2,15-20    1. Lesung Jes 62,11-12
2. Lesung Tit 3,4-7
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Evangelium, 1. und 2. Lesung
  Mensch, erkenne deine Würde!
Du bist von Gott gewollt!

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Die Hirtenmesse, die wir jetzt feiern, beginnt nach unserem Evangelium in dem Moment, in dem die Hirten durch die Engel die Botschaft von der Geburt des Retters und Herrn gehört haben. In dieses Geschehen sind wir hineingenommen. Allmählich betrachten wir, bei Licht, was in der Dunkelheit der Nacht geschehen ist. Das Unbegreifliche, das die Menschwerdung Gottes bedeutet, kann nur schrittweise, und meist nur bruchstückhaft in unser Bewusstsein dringen.
 
Aber es will tief in uns eindringen und unser Herz mehr und mehr öffnen für die Botschaft, dass Gott in dieser Welt lebt. Nach dem Lukasevangelium sind Hirten die Ersten, die diese Botschaft hören. Hirten standen damals ganz unten auf der sozialen Stufenleiter. Sie gehören zu den Letzten im Volk. Sie haben weder einen Namen noch ein Dach über dem Kopf. Sie haben ihr Lager bei ihren Herden, oft auf freiem Feld. Sie sind immer im Dienst, auch in der Nacht, um ihre Schafe vor wilden Tieren oder Räubern zu schützen.
 
Zu ihnen kommt ein Engel des Herrn und sagt ihnen, was in ihrer Nähe geschehen ist. Ein Kind ist dort zur Welt gekommen und dieses Kind ist der Retter, der Christus, der Herr. Nicht der Kaiser in Rom, wird damit gesagt, sondern dieses Kind bringt Friede den Menschen und Gott die Ehre. Wie reagieren die Hirten auf diese Botschaft? Sie diskutieren nicht. Sie werden aktiv. Ihr Entschluss steht von Anfang an fest: Lasst uns nach Bethlehem gehen. Und sie finden Maria und Josef und das Kind. Sie sehen und erfahren: Hier ist der vom Engel Angekündigte. Sie erzählen dort, was sie von diesem Kind wissen – und alle, die es hören, geraten darüber ins Staunen. Nur Maria bewahrte alles, was sie hörte, in ihrem Herzen.
 
Die Hirten kehrten zurück zu ihren Tieren. Die Arbeit, die sie dort erwartete, war die Gleiche wie vorher. Aber sie waren nicht mehr die Gleichen. Sie kehrten zurück als Menschen, die Gott rühmten und ihn priesen für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.
 
Von diesen Hirten können wir lernen. Zum einen: Die Begegnung mit Gott verändert uns. Wir begegnen ihm auf vielfältige Weise, im Gebet, in den Sakramenten. Welche Folgen haben diese Begegnungen für uns? Finden wir zu Dankbarkeit und Lobpreis? Zum anderen: Die Verkündigung der Frohen Botschaft ist nicht nur Theologen und wortgewandten Menschen anvertraut, sondern Menschen wie du und ich, wenn wir, wie die Hirten, den Retter erfahren haben.
 
Wer staunen kann, über die unbegreifliche Liebe Gottes, die sich in der Geburt Jesu offenbart, der kann nicht mehr schweigen. Der verkündet mit seinem Leben die Liebe Gottes, die er erfahren hat. Dass Gott, der uns geoffenbart wurde und an den wir glauben, der Gott der Liebe ist, hat er mehr als deutlich unter Beweis gestellt. Er kommt in diese friedlose Welt und erweist sich als der Retter der Menschen. Wie groß muss seine Güte und Menschenfreundlichkeit sein, dass er sich so herablässt – und einlässt auf unser Menschsein. Er tut es in der Menschwerdung seines Sohnes.
 
Noch deutlicher wird dies, wenn wir sagen, in ihm hat er Fleisch angenommen, ist geworden wie einer von uns, in allem uns gleich, außer der Sünde. Verstehen wir, was das bedeutet, oder ist uns diese Aussage nur eine fromme Floskel, ein Begriff, den wir einmal angenommen haben, ohne über seinen Sinn nachzudenken.
 
Paulus, ein gut ausgebildeter Pharisäer, kannte die Geschichte und die Glaubensüberlieferung seines Volkes sehr gut. Darum war er überzeugt, dass sich Gott in der langen Geschichte zwischen Gott und Israel, die im Grund genommen eine Liebesgeschichte ist, immer wieder als der Gott erfahren ließ, der sich dem Menschen bedingungslos zuwendet. In seinem Brief an Titus (2. Lesung) gibt Paulus der Überzeugung Ausdruck, dass in Jesus Christus die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes in menschlicher Gestalt in unsere Welt gekommen ist. Und das nicht, weil wir Menschen durch unser Tun seine Güte verdient hätten. Nein, Gott wird aktiv – ganz und gar aus selbstloser Liebe. Und Gott schenkt uns Anteil an seiner Güte und Menschenfreundlichkeit durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung im Heiligen Geist, also durch die Taufe. Wir haben durch die Taufe den Geist Gottes, den Hl. Geist, in uns, der uns die Kraft gibt, allen Hindernissen zum Trotz als Christen zu leben.
 
Wer so lebt, wird nicht stolz werden, denn er weiß, dieses neue Leben ist ihm aus Gnade und Erbarmen von Gott geschenkt. Wir werden durch die Taufe eins mit ihm, der sich als Mensch in unsere Zeit und Welt hineinbegeben hat und sich den Gesetzen unterstellt hat, denen auch wir unterworfen sind. Wir werden dann, weil wir zu ihm gehören, „sein heiliges Volk sein“ und die „Erlösten des Herrn“. Wir werden dann, weil und soweit wir mit IHM eins geworden sind, auch Anteil haben am ewigen Leben in der Herrlichkeit Gottes, in das ER uns vorausgegangen ist.
 
Wir können also auch sagen: Weil Er uns das schenken will, ist er ein Mensch geworden. Das ist die Zukunft, die uns Weihnachten eröffnet. Deshalb konnte Papst Leo der Große sagen: Mensch, erkenne deine Würde! Du bist von Gott gewollt, du bist es für ihn wert, dass er ein Mensch geworden ist, denn nur so kann der Abgrund der Sünde, der seit dem Sündenfall uns von der Heiligkeit Gottes trennt, überwunden werden. Dieser Jesus, dessen Geburtstag wir heute feiern, ist der Gott mit uns, der Immanuel. Er nimmt uns mit zum Vater, wenn wir uns von ihm führen lassen.


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Diese Seite wurde am 17. März 2023 von Familie Wimmer erstellt.