Katholische Aktionen

r. k. Predigt am 4. Adventsonntag

Gehalten am 18. Dezember 2022 von Pfarrer i. R. Richard Staudigel, Gebetsstätte Heroldsbach / Erzbistum Bamberg / Deutschland
 
Lesejahr A:
 
Evangelium:    Mt 1,18-24    1. Lesung Jes 7,10-14
2. Lesung Röm 1,1-7
 
 
Externer Link zum entsprechenden Festtag mit den Lesungen und dem Evangelium im Schott Meßbuch.
 
Thema: Evangelium, 1. und 2. Lesung
  Ihr seid von Gott geliebt,
ihr seid zur Heiligkeit berufen.

 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Heuer ist die Zeit des Advent eine lange Zeit. Erst am kommenden Samstag ist der Heilige Abend. Wir haben noch eine ganze Woche der Vorbereitung, nicht nur im Haus, daheim, sondern auch in unserem Inneren, im Haus unserer Seele. Dazu wollen uns die Lesungen des heutigen Sonntags helfen. Der König Ahas (1. Lesung) ist voll in Anspruch genommen von seinen politischen Aktivitäten. Er will sein Königreich schützen vor dem Angriff der Nachbarn und sucht Hilfe bei den Assyrern. Jesaja warnt ihn davor. Der Prophet sagt dem König, dass Gott allein die Freiheit und Zukunft seines Landes ist und bietet ihm im Namen Gottes ein Zeichen als Beweis für dessen Treue an.
 
Die Antwort des Ahas auf das Wort des Jesaja klingt fromm, ist aber eine klare Absage. Er will dieses Zeichen Gottes nicht, er verlässt sich nicht auf Gott, sondern auf seine eigene Politik. Gott jedoch wird dennoch und auf jeden Fall das Zeichen gewähren, auch wenn das Haus durch seine Könige Gott ermüdet: Das Zeichen ist ein Kind, ein Sohn, geboren von einer Jungfrau. Der Name des verheißenen Kindes ist eine deutliche Aussage: Gott mit uns.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Gott will auch uns begegnen und helfen, denn ohne ihn können wir nichts tun, wie Jesus sagt. Lassen wir uns helfen? Oder gehen wir, wie Ahas, die Wege, die wir uns ausgedacht haben, folgen wir unseren Plänen oder hören wir auf Gott, der auf vielfache Weise zu uns spricht? Er spricht zu uns, um uns zu helfen. Er will uns helfen, wie es für uns am Besten ist. Er will uns helfen, nicht nur in unserem geistlichen Leben, in unserem Glauben, sondern in unserem alltäglichen Leben, so wie dem Ahas in der ernsten Situation einer Kriegsbedrohung. Die Kirche sieht die Verheißung des Jesaja in Jesus erfüllt. Er ist der Immanuel, der Gott mit uns. Die Menschwerdung des Immanuel hat begonnen mit Marias Wort: Siehe ich bin die Magd des Herrn.
 
Was zwischen Maria und Gott geschehen war, davon wusste Josef nichts. Von ihm wird ausdrücklich gesagt, dass er gerecht war. Das bedeutet, dass er sich in seinem Handeln streng an die Gebote der Tora hielt. Dazu gehörte, eine Verlobte, die von einem anderen als ihrem Verlobten schwanger war, zu verstoßen. Weil aber Josef Maria offensichtlich schützen wollte, beabsichtigte er, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Josef folgt nicht stur geltendem Recht, er verfällt nicht in Panik oder Aktivismus. Er will seine Verlobte nicht bloß stellen – er muss sie sehr geliebt haben.
 
Gott kommt Josef in dieser verstörenden Situation zu Hilfe. Im Traum begegnet er einem Engel, der ihm sagt, was er tun soll: Er soll furchtlos zu seiner Verlobten stehen und das Kind soll er durch die Namensgebung als sein eigenes anerkennen.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Manchmal stehen auch wir, wie Josef, vor Dingen, die lähmende Furcht in uns hervorrufen, die wir weder verstehen noch beherrschen können. Josef zeigt uns, dass all das weicht, wenn wir uns in Gott aufgehoben wissen. So wie er, können wir dann wir selber sein und unserem Herzen folgen. Josef wurde Vater, durch die liebevolle Annahme und Erziehung eines Kindes, durch die gemeinsam erlebte Zeit, mit all ihren Höhen und Tiefen.
 
Dieser alte Text des Evangeliums ist ein sehr schönes Beispiel, dass Vaterschaft und natürlich auch Mutterschaft nicht nur eine biologische Frage sind, sondern auch eine zutiefst geistige, spirituelle Eigenschaft haben. Wie reagiert Josef? Er tat, was der Engel befohlen hat, und nahm seine Frau zu sich. Josef, er ist kein Mann des Wortes, denn von ihm ist uns in der Bibel kein einziges Wort überliefert, aber Josef ist ein Mann der Tat, der Gott gehorsamen Tat!
 
Gott gehorsam war auch Paulus, sowohl vor wie nach der Bekehrung. Bei ihm war es kein Traum, der ihm den Weg wies. Ein Sturz auf den Boden zeigte den Weg, den er in Zukunft gehen sollte. Und er ging ihn als Mann der Tat und als Mann des Wortes. Denn sein Dienst war die Verkündigung des Evangeliums, wie er am Anfang des Briefes an die Christen in Rom sagt. Die Gemeinde dort ist ihm fremd und er stellt sich ihnen mit dem Brief vor, und kündigt seinen geplanten Besuch an.
 
Im Unterschied zu den von ihm selbst gegründeten Gemeinden muss er gegenüber der Gemeinde in Rom seine apostolische Autorität eigens begründen. Deshalb bezeichnet sich Paulus gleich zu Beginn des Briefes als Knecht Christi und durch Christus berufen zum Apostel. Die Vollmacht für seine apostolische Tätigkeit kommt von Gott selbst. Er ist Knecht bzw. Sklave Jesu Christi, so wie die Propheten des Alten Bundes damals Knechte Jahwes genannt wurden.
 
Die Berufung des Paulus ist es, unter allen Heiden Glaubensgehorsam aufzurichten und sie für die Frohe Botschaft zu gewinnen. Und das hat er mit aller Kraft getan. Die ausführliche Selbstdarstellung des Paulus schließt mit einem Gruß und einem Segen.
 
Liebe Schwestern und Brüder!
 
Diesen Gruß können wir durchaus auch auf uns beziehen, denn er sagt allen die glauben: Ihr seid von Gott geliebt, ihr seid zur Heiligkeit berufen. Geliebt, berufen > die Initiative dazu geht von Gott aus, wie bei Jesaja, bei Josef, bei Paulus. Sie haben sich auf Gott verlassen, der uns Menschen gegenüber unbedingt treu ist, und der dafür auf die Treue des Menschen zählt. Wie sieht das bei uns aus? Nützen wir die Zeit, bis wir vor der Krippe stehen, um dann eine Antwort zu haben.


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Diese Seite wurde am 15. März 2023 von Familie Wimmer erstellt.